Hahnenkampf der LeBron-Jäger

Robert Arndt
23. Oktober 201615:47
Die Toronto Raptors und die Boston Celtics kämpfen um die Krone in der Atlantic Divisiongetty
Werbung

In der Atlantic Division wird es zwei spannende Duelle geben: Den Kampf um die Krone zwischen dem Platzhirsch Toronto Raptors und den aufstrebenden Boston Celtics und das Schneckenrennen im Morast des Ostens mit den Darstellern Brooklyn Nets und Philadelphia 76ers. Dazwischen flirten die New York Knicks mit der Postseaseon.

Boston Celtics

POINT GUARD:Isaiah Thomas, Marcus Smart, Demetrius Jackson

SHOOTING GUARD:Avery Bradley, Terry Rozier,James Young, R.J. Hunter

SMALL FORWARD:Jae Crowder, Jaylen Brown, Gerald Green

POWER FORWARD:Amir Johnson, Jonas Jerebko, Jordan Mickey

CENTER:Al Horford, Tyler Zeller, Kelly Olynyk

Darum wird die Saison ein Erfolg: Mit Al Horford kam in der Free Agency der erhoffte Star nach Beantown. Der Center wird an beiden Enden des Feldes das Spiel prägen. Defensiv waren die Celtics bereits im vergangenen Jahr bei den Besten dabei, mit dem mobilen Horford erhält die Verteidigung eine weitere Dimension. Auch offensiv ist der ehemalige Hawk eine große Entlastung für Isaiah Thomas.

Ebenso sollte Marcus Smart einen Sprung machen und die zweite Garde anführen. Der Point Guard wurde in der Vorbereitung von Coach Brad Stevens als "sechster Starter" geadelt. Verbessert er vor allem seinen Dreier, wäre den Kobolden extrem geholfen.

Die Celtics werden in der Spitze der Eastern Conference mitmischen. In der Division wird Toronto der Titel abgeluchst. In den Playoffs marschiert Boston in die Conference Finals, wo es dann zum großen Showdown mit den Cleveland Cavaliers kommt. Ausgang offen.

Darum wird die Saison ein Misserfolg: Heimlich, still und leise verabschiedeten sich Evan Turner und Jared Sullinger aus Boston. Was dabei ein wenig unterging: Beide spielten eine gute Saison, wenn auch für viele unter dem Radar. Vor allem Turner gab in der Second Unit den Enforcer und hielt in Abwesenheit von Thomas die Offense am Laufen. Ob Smart dies nun leisten kann, steht in den Sternen.

Was allerdings auch Turner fehlte, war ein guter Distanzwurf. Dieser wurde schon letzte Saison zur Warze im Spiel der Kobolde. 33,5 Prozent und damit Platz 28 ligaweit wurden notiert, für ein Team mit Ambitionen eine mittlere Katastrophe. Horford kann zwar gelegentlich einen Long Ball einstreuen, gelöst scheint das Problem aber nicht.

Das LIVESTREAM-Programm bei SPOX und DAZN!

Des Weiteren sind die Celtics durch ihre Tiefe und Ausgeglichenheit ein fast perfektes Team für die Regular Season, für die Playoffs fehlt allerdings ein echter Go-to-Guy. Horford hat andere Stärken, Thomas ist durch seine "Größe" naturgemäß etwas limitiert. In der zweiten Runde ist deswegen spätestens Schluss.

Prognose: 1. Platz in der Atlantic Division

Brooklyn Nets

POINT GUARD:Jeremy Lin, Greivis Vasquez, Isaiah Whitehead

SHOOTING GUARD:Rondae Hollis-Jefferson, Randy Foye, Joe Harris, Caris LeVert

SMALL FORWARD:Bojan Bogdanovic, Sean Kilpatrick

POWER FORWARD:Trevor Booker, Luis Scola, Chris McCullough, Anthony Bennett

CENTER:Brook Lopez, Justin Hamilton

Darum wird die Saison ein Erfolg: Schlimmer als in der letzten Saison kann es für Brooklyn nicht mehr werden, das Team geht daher ohne jeglichen Druck in die Saison. Mit Jeremy Lin, Luis Scola und Trevor Booker wurden Veteranen geholt, die für Seriösität stehen.

Dazu wurde mit Kenny Atkinson ein ehemaliger Spurs-Assistent verpflichtet, der unverbraucht und mit neuen Ideen an die Aufgabe herangeht. Nach Jahren mit Pleiten, Pech und Pannen wird wieder, auch dank dem neuen GM Sean Marks, ein echtes Konzept erkennbar sein. Vor allem soll Atkinson die Entwicklung der vorhandenen Youngster wie Rondae Hollis-Jefferson oder Caris LaVert vorantreiben, Lin kennt er bereits aus gemeinsamen Knicks-Zeiten.

Außerdem wird es darum gehen, ein bisschen Begeisterung mit offensivem Basketball zu schüren und die Zuschauer im Barclays Center wieder auf ihre Seite zu ziehen. 30 Siege werden dabei wohl nicht herausspringen, doch dies erwartet auch niemand von dieser Truppe.

Darum wird die Saison ein Misserfolg: Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die Nets haben einfach viel zu wenig Qualität im Kader und aufgrund fehlender Picks auch wenig Hoffnung. Es steht eine weitere Saison mit vielen Niederlagen ins Haus. Speziell beim Wort Defense wird Coach Atkinson bei der Ansprache einige fragende Gesichter sehen.

Zu dieser Kategorie ist auch Lopez zu zählen. Zwar mag er ein solider Center sein, doch ein Team kann und sollte nicht um ihn aufgebaut werden. Sein malader Körper unterstreicht dies noch einmal dick und fett. Es erscheint möglich, dass Lopez stattdessen für einen Pick im Laufe der Saison verschachert wird.

Jetzt anmelden: Dunkest - der NBA-Manager

Durch die katastrophale vergangene Saison wurden viele (der wenigen) Fans vergrault. Es wird eine Herkules-Aufgabe sein, den verspielten Kredit wieder einzuspielen. Brooklyn ist sogar uninteressanter als die über Jahre bemitleidenswerten Philadelphia 76ers. Und das Schlimme: Es wird sich bis frühestens 2019 nicht ändern.

Prognose: 4. Platz in der Atlantic Division

New York Knicks

POINT GUARD:Derrick Rose, Brandon Jennings, Ron Baker

SHOOTING GUARD:Courtney Lee, Justin Holiday, Sasha Vujacic

SMALL FORWARD:Carmelo Anthony, Lance Thomas, Mindaugas Kuzminskas

POWER FORWARD:Kristaps Porzingis, Maurice Ndour, Kyle O'Quinn

CENTER:Joakim Noah, Guillermo Hernangomez, Marshall Plumlee

Darum wird die Saison ein Erfolg: Zwar sind die Knicks kein Superteam, aber dennoch mehr als respektabel auf jeder Position besetzt. Mit Jeff Hornacek steht zudem, im Gegensatz zum Ende der vorherigen Saison (Triangle-Philosoph Kurt Rambis), ein fähiger Coach an der Seitenlinie, der nicht nur eine Marionette des Zen-Meisters Phil Jackson ist.

Mit Derrick Rose, Joakim Noah oder Brandon Jennings wurden Spieler geholt, die sich allesamt nach einer durchwachsenen Spielzeit im grellen Licht des Madison Square Gardens beweisen wollen. Vor allem auf Point Guard haben die Knicks nun deutlich mehr Qualität.

Nicht zu vergessen sind natürlich auch Carmelo Anthony und Kristaps Porzingis. Gerade vom "Lativian Gangbanger" kann an beiden Enden des Feldes einiges erwartet werden. Das reicht locker für die Playoffs und sorgt bei der leidgeplagten Fan-Base für große Euphorie.

Darum wird die Saison ein Misserfolg: Es gibt bekanntlich nur einen Ball und diesen brauchen Rose und Melo in ihren Händen. Ob die beiden wirklich koexistieren können, ist mehr als fraglich. Des Weiteren reden wir nicht mehr von einem D-Rose von 2011 im MVP-Modus, sondern einem der schlechtesten Starting Point Guards der letzten Saison.

Die Tiefe der Bank ist ebenso wenig beeindruckend und könnte ein Faktor werden, sollte der eine oder andere Starter für einen längeren Zeitraum ausfallen. Gerade die Guard-Rotation ist nicht dafür bekannt, über eine lange Saison verletzungsfrei zu bleiben.

Power Ranking: Zwei Champions tanken Super

Es ist und bleibt ein äußerst wackliges Gebilde, das im hypernervösen New York jeden Moment in sich zusammenfallen kann. Die Medienlandschaft im Big Apple wird auch ihren Anteil daran haben, dass die Postseason erneut ohne die Knickerbockers stattfinden wird.

Prognose: 3. Platz in der Atlantic Division

Philadelphia 76ers

POINT GUARD:Jerryd Bayless, T.J. Mc Connell, Sergio Rodriguez

SHOOTING GUARD:Gerald Henderson, Timothe Luwawu, Nik Stauskas

SMALL FORWARD:Robert Covington, Hollis Thompson, Jerami Grant

POWER FORWARD:Dario Saric, Ben Simmons, Richaun Holmes

CENTER:Joel Embiid, Nerlens Noel, Jahlil Okafor

Darum wird die Saison ein Erfolg: Es herrscht so etwas wie Aufbruchstimmung in der Stadt der brüderlichen Liebe. Zwar fehlen Ben Simmons und Nerlens Noel zunächst verletzt, doch vor allem die Leistungen von Joel Embiid machen nach zwei Jahren Wartezeit große Hoffnung. Auch Dario Saric ist endlich in Philly.

Im Gegensatz zur Hinkie-Ära wurden nun unter Jerry Colangelo gestandene Veteranen wie Jerryd Bayless oder Gerald Henderson den jungen Spielern zur Seite gestellt, um diese anzuleiten und so etwas wie eine Kultur und Teamchemie zu etablieren.

Außerdem wird im Laufe der Saison durch den Trade eines Big Man für klare Verhältnisse gesorgt. Für die Playoffs reicht dies natürlich nicht, aber endlich ist zu erkennen, wie dieses Team spielen soll und in welche Richtung der Sixers-Zug fahren wird. Zudem bekommen die 76ers am Ende der Saison einen zusätzlichen Pick von den Lakers, da diese nicht eines der ersten drei Wahlrechte bekommen.

Darum wird die Saison ein Misserfolg: Durch die Verletzungen im Frontcourt sind die Rollen klar verteilt. Wenn Noel und Simmons aber zurückkehren, herrscht Stau auf den großen Positionen. Trade-Gerüchte werden zusätzliche Unruhe schüren und die Stimmung in der Kabine nicht anheben.

Ebenso ist es möglich, dass No.1-Pick Simmons überhaupt kein Spiel absolvieren wird. Sein Agent Rich Paul spielte bereits mit diesem Gedanken. Auch Noel, Okafor und besonders Embiid laufen mit dicker Krankenakte über das Feld. Bei jedem Sturz auf den Boden wird Sixers-Fans das Herz in die Hose rutschen.

Das LIVESTREAM-Programm bei SPOX und DAZN!

Man braucht sich also nichts vormachen, in Philly werden auch in diesem Jahr sehr kleine Brötchen gebacken. Der Kader ist noch nicht ausgewogen. Die Guard-Rotation zählt zu den schlechtesten der Liga, während die großen Jungs Schlange stehen. Keine guten Voraussetzungen. Die Sixers stagnieren erneut auf niedrigstem Niveau.

Prognose: 5. Platz in der Atlantic Division

Toronto Raptors

POINT GUARD:Kyle Lowry, Cory Joseph, Delon Wright, Fred VanVleet

SHOOTING GUARD:DeMar DeRozan, Norman Powell

SMALL FORWARD:DeMarre Carroll, Terrence Ross, Bruno Caboclo

POWER FORWARD:Jared Sullinger, Patrick Patterson, Pascal Siakam

CENTER:Jonas Valanciunas, Lucas Nogueira, Jakob Pöltl

Darum wird die Saison ein Erfolg: Kyle Lowry und DeMar DeRozan. Der Backcourt der Kanadier ist und bleibt einer der besten der Liga. Ihre Qualitäten ergänzen sich im Verbund exzellent und werden Toronto wie im Vorjahr locker unter die Top Drei im Osten katapultieren.

Dies gelang den Raptors auch ohne einen DeMarre Carroll in Topform. Kann er seine Leistungen aus Hawks-Zeiten wieder aufs Parkett bringen, kann #WetheNorth auch dem Champion aus Cleveland Paroli bieten. Carroll kann auch wieder vermehrt auf der Drei auflaufen, da mit Jared Sullinger ein in Boston unterschätzter Power Forward in den Kader geholt wurde.

Ansonsten hat sich wenig verändert. Diese Kontinuität ist im Vergleich zu Boston ein großes Plus, auch mit dem Hintergrund, dass auf der Bank vielversprechende Talente wie Norman Powell, Pascal Siakam oder Jakob Pöltl mit den Hufen scharen. Die Raptors wiederholen ihren Ritt in die Conference Finals und werden die Cavs die komplette Saison jagen.

Darum wird die Saison ein Misserfolg: Mit Bismack Biyombo verließ ein essentieller Teil der Big-Men-Rotation (siehe vergangene Playoffs) die Stadt am Lake Ontario. Hinter Jonas Valanciunas klafft auf Center ein großes Loch. Patrick Patterson oder Sullinger sind nur Verlegenheitslösungen. Ob Lucas Nogueira oder Pöltl schon Impact geben können, darf bezweifelt werden.

Allgemein verhungert Valanciunas in der Offense der Raptors noch viel zu häufig, da Lowry und DeRozan entweder den richtigen Zeitpunkt des Anspiels verpassen oder sich in ineffizienten Isolationen verzetteln. So ist das Team ausrechenbar und leicht zu verteidigen, speziell in der heißen Phase der Saison.

Jetzt anmelden: Dunkest - der NBA-Manager

Die Ansprüche in Toronto sind nach dem Lauf in den vergangenen Playoffs sicher nicht kleiner geworden. Doch auch in der erfolgreichsten Saison der Franchise-Geschichte wurden jeweils sieben Spiele für einen Seriensieg benötigt. Mit Boston wächst ein weiterer Konkurrent heran. Es würde nicht überraschen, wenn in diesem Jahr am Ende das Aus in Runde zwei steht.

Prognose: 2. Platz in der Atlantic Division

Alle Teams im Überblick