Die NBA-Saison steht vor der Tür - Zeit also für die alljährlichen Division Previews! Wir stellen sämtliche Teams vor, blicken auf den jeweiligen Best und Worst Case und wagen eine Prognose. Heute: Die Atlantic Division.
Boston Celtics
Point Guard: Kyrie Irving, Terry Rozier, Shane Larkin
Shooting Guard: Jaylen Brown, Marcus Smart
Small Forward: Gordon Hayward, Jayson Tatum, Semi Ojeleye, Abdel Nader
Power Forward: Marcus Morris, Guerschon Yabusele, Daniel Theis
Center: Al Horford, Aron Baynes
Best Case:
Die Neuzugänge schlagen in Beantown voll ein, Gordon Hayward blüht unter seinem alten College-Coach Brad Stevens noch einmal auf und Kyrie Irving zeigt, dass er tatsächlich aus dem Schatten von LeBron James heraustreten kann. Er entpuppt sich als echter Franchise Player und blüht in einem System auf, das mehr auf Ball Movement beruht als die Systeme seines bisherigen Teams.
Auch das restliche Team findet gut zusammen, die jungen Talente Jaylen Brown und Jayson Tatum machen die Abgänge von Jae Crowder und Avery Bradley vergessen, während Marcus Morris, Aron Baynes und Daniel Theis die eklatante Schwäche beim Rebound beheben. Die Celtics sind tief und können auf unterschiedliche Gegner mit völlig unterschiedlichem Game-Plan reagieren.
Während die Cavaliers mehr mit sich selbst beschäftigt sind und in der Regular Season teilweise eine ruhige Kugel schieben, geben die Celtics Gas und sichern sich erneut Platz 1 in der Eastern Conference. Diesmal reicht es dann tatsächlich auch, um LeBron in den Conference Finals an den Rand der Niederlage zu bekommen - oder ihn vielleicht sogar zu besiegen.
Worst Case:
Brown und Tatum sind noch nicht bereit, wichtige Teile der Rotation zu sein, dadurch fehlt es den Celtics aber an Tiefe auf dem Flügel. Auch Theis und Guerschon Yabusele werden mit einem höheren Niveau konfrontiert und krachen erst einmal in die Mauer. Die Celtics haben zu viele junge Spieler im Kader, die sich an das NBA-Niveau erstmal gewöhnen müssen.
Die größte Gefahr jedoch ist Irving: Schon relativ früh zeigt sich, dass Kyrie einfach kein Playmaker ist und nicht den "Extra-Gang" hat, auf den die Celtics so gehofft hatten. Regelmäßig bremst er die Offense aus, womit er auch die anderen Spieler nach und nach frustriert. Auch sein Auftreten in der Defense hilft nicht bei der generellen Stimmung im Team.
Die Celtics sind so gut besetzt, dass sie die Top 5 im Osten wohl relativ sicher erreichen werden. Angesichts mieser Teamchemie ist jedoch bereits in der ersten Playoff-Runde Schluss. Isaiah Thomas wird mit den Cavs Meister und Markelle Fultz Rookie des Jahres.
Prognose: 1. Platz in der Atlantic Division.
Brooklyn Nets
Point Guard: Jeremy Lin, Isaiah Whitehead, Spencer Dinwiddie
Shooting Guard: D'Angelo Russell, Caris LeVert, Sean Kilpatrick, Joe Harris
Small Forward: Allen Crabbe, Rondae Hollis-Jefferson
Power Forward: DeMarre Carroll, Trevor Booker, Quincy Acy
Center: Timofey Mozgov, Tyler Zeller, Jarrett Allen
Best Case:
Es weht frischer Wind in Brooklyn. Mit Brook Lopez ist zwar der beste Spieler der letzten Jahre weg, dafür ist in D'Angelo Russell nun aber endlich mal wieder ein junger aufregender Spieler am Start, der seine wenig erfreulichen Jahre bei den Lakers vergessen macht und nun auch sein Potenzial abruft. Ohne den langsamen Lopez kann Coach Kenny Atkinson das von ihm bevorzugte schnelle System installieren.
Die Nets sind nicht hochkarätig besetzt, aber jung und hungrig, neben Russell haben beispielsweise auch Neuzugang Allen Crabbe und Caris LeVert viel unausgeschöpftes Potenzial. Russell und Jeremy Lin werden dafür sorgen, dass immer ein mindestens ordentlicher Pick'n'Roll-Playmaker auf dem Feld ist.
Brooklyn dürfte zudem - im Gegensatz zu vielen anderen Teams der niederen Tabellenregionen - kein "Problem" mit dem Einsatz haben, denn: Sie haben keinen eigenen Pick, der an Wert verlieren könnte. Sie brauchen also nicht zu tanken, anders als ein gewisser Nachbar aus Manhattan. Nach dem Sommer 2018 haben die Nets ihre Zukunft dann endlich wieder in der eigenen Hand.
Worst Case:
Die Trades für Russell und Crabbe stellen sich als Fehler heraus - beide sind, was sie sind, und zeigen keine positive Entwicklung. Dafür hat man sich mit dem Vertrag von Timofey Mozgov (noch 3 Jahre) einen Klotz ans Bein gebunden, der den "echten" Rebuild nach der Saison zusätzlich erschwert.
Auch der kaputte Körper von DeMarre Carroll wird noch bis 2019 üppig bezahlt, obwohl er lediglich unmotiviert seine Zeit absitzt und sich auch nicht als Mentor für die jüngeren Spieler hervortut. Brooklyn legt erneut die mieseste Bilanz der Liga hin, zumal sich Lin schon wieder verletzt, und beschert den Cavaliers den No.1-Pick 2018.
Was für GM Sean Marks aber noch schlimmer ist: Nach der Saison steht das Team ohne echte Building Blocks da, dafür aber mit einigen teuren Durchschnittsspielern. Und Russell wird als Restricted Free Agent trotzdem gerne viel Geld einstreichen.
Prognose: 4. Platz in der Atlantic Division.
New York Knicks
Point Guard: Ron Baker, Frank Ntilikina, Ramon Sessions
Shooting Guard: Tim Hardaway, Courtney Lee, Damyean Dotson
Small Forward: Doug McDermott, Lance Thomas, Mindaugas Kuzminskas
Power Forward: Kristaps Porzingis, Kyle O'Quinn, Michael Beasley
Center: Willy Hernangomez, Enes Kanter, Joakim Noah
Best Case:
Melo ist weg, Phil Jackson ist weg. Jeff Hornacek und Kristaps Porzingis können endlich einigermaßen unabhängig handeln. Die Knicks werden nicht wahnsinnig viele Spiele gewinnen, aber das ist akzeptiert, da sie den Fokus endlich auf die jüngeren Spieler setzen. Porzingis, Rookie Frank Ntilikina, Willy Hernangomez und einige andere sehen viele Minuten und machen allesamt einen Schritt nach vorne.
Tim Hardaway überrascht die ganze Welt und deutet an, dass er seinen Mega-Vertrag eventuell doch wert sein könnte, während zwei oder drei der teuren Verträge von Joakim Noah, Enes Kanter und Courtney Lee im Laufe der Saison getradet werden. Nach der Saison verfügen die Knicks über einen guten Lottery-Pick, kaum noch Altlasten und einen waschechten All-Star in Porzingis.
Michael Beasley wirft von der Bank kommend immer dann, wenn er den Ball bekommt. Er führt die NBA bei den Punkten pro 36 Minuten an.
Worst Case:
Nach wenigen Wochen zeigt sich, dass Ntilikina doch nicht der richtige Pick war - zumal Dennis Smith in Dallas die Massen verzaubert. Die Knicks sind auf der Eins vermutlich schlechter besetzt als jedes andere Team. Das Verhältnis zwischen Franchise und Porzingis ist immer noch beschädigt, der Lette hat zudem weiter mit Verletzungen zu kämpfen und kommt nie so richtig in einen Rhythmus.
Das gilt für das gesamte Team, da die Mischung aus teuren Veteranen, Aussortierten und jungen Talenten nie zusammenfindet. Hornacek verzweifelt und wird im Laufe der Saison von James Dolan gefeuert, danach übernimmt Kurt Rambis. Porzingis fängt an zu streiken, als er zum ersten Mal das Wort "Triangle" hört.
Michael Beasley wirft von der Bank kommend immer dann, wenn er den Ball bekommt. Er führt die NBA bei den Wurfversuchen pro 36 Minuten an.
Prognose: 5. Platz in der Atlantic Division.
Philadelphia 76ers
Point Guard: Markelle Fultz, T.J. McConnell, Jerryd Bayless
Shooting Guard: J.J. Redick, Nik Stauskas, Timothe Luwawu-Cabarrot, Furkan Korkmaz
Small Forward: Robert Covington, Justin Anderson
Power Forward: Ben Simmons, Dario Saric, Richaun Holmes
Center: Joel Embiid, Amir Johnson, Jahlil Okafor
Best Case:
Die Sixers haben massenweise Talent und endlich auch mal wieder genug Qualität, um tatsächlich Spiele zu gewinnen. Die Veteranen J.J. Redick und Amir Johnson ergänzen den jungen Kader ideal, gerade Redick macht als Floor-Spacer allen anderen das Leben leichter. Joel Embiid spielt zwar keine 82 Partien, er steht aber regelmäßiger auf dem Court als in seiner Rookie-Saison - und tritt dabei ähnlich dominant auf.
Auch die beiden Rookies schlagen ein. Ben Simmons fungiert als primärer Playmaker des Teams und stürmt mit seiner besten LeBron-James-Imitation zum Rookie-of-the-Year-Award, Markelle Fultz ist lange einer seiner ärgsten Konkurrenten und begeistert mit seinem versierten Scoring. Für den unzufriedenen Jahlil Okafor wird im Lauf der Saison endlich ein Trade-Partner gefunden.
Auch wenn sich die Sixers mit all ihren jungen Spielern erst finden müssen, reicht es am Ende sogar knapp für die Playoffs. Einige Wochen später erhält Philly den No.1-Pick der L.A. Lakers. Bryan Colangelo lässt sich "Trust the Process" auf den Arm tätowieren und holt Sam Hinkie zurück.
Worst Case:
Embiid kann weiter nicht gesund bleiben und knackt nicht einmal die 20-Spiele-Marke. Entnervt beendet er, trotz seines neuen Vertrags, seine Basketball-Karriere und beginnt stattdessen als Social-Media-Manager beim Bleacher Report, wo er umgehend krachende Erfolge feiert. Leider fällt er dort nach einigen Wochen auf unbestimmte Zeit mit einer Sehnenscheidenentzündung aus.
In Embiids Abwesenheit kommen die Sixers nicht in Fahrt. Simmons kann aufgrund seines fehlenden Wurfes nur bedingt Gefahr ausstrahlen, bei Fultz bewahrheiten sich die Gerüchte, er sei charakterlich etwas schwierig und konditionell nicht auf Top-Niveau. Der No.1-Pick geht nur auf den eigenen Wurf und damit den passfreudigen Simmons und Dario Saric auf die Nerven, die Teamchemie gerät aus den Fugen.
Die Sixers kommen erneut in die Lottery, sie gewinnen aber doch zu viele Spiele, um eine Chance auf Luka Doncic zu erhalten. Die Lakers müssen ihren Pick nicht den Sixers, sondern den Celtics geben.
Prognose: 3. Platz in der Atlantic Division.
Toronto Raptors
Point Guard: Kyle Lowry, Delon Wright, Fred VanVleet
Shooting Guard: DeMar DeRozan, Norman Powell, K.J. McDaniels
Small Forward: C.J. Miles, O.G. Anunoby, Bruno Caboclo
Power Forward: Serge Ibaka, Pascal Siakam, Kyle Wiltjer
Center: Jonas Valanciunas, Lucas Nogueira, Jakob Pöltl
Best Case:
Kontinuität ist ein wichtiger Trumpf für die Raptors. Während sich die anderen guten Teams im Osten erst finden müssen, ist Toronto vom Start weg gut drauf und setzt sich an die Spitze der Conference. Das neue System von Coach Dwane Casey greift, die Raptors spielen schneller und treffen endlich häufiger und sicherer von Downtown. C.J. Miles stellt sich als großartige Ergänzung für Kyle Lowry und DeMar DeRozan heraus.
Wie schon in den letzten beiden Jahren holen die Raptors über 50 Siege und damit Heimvorteil mindestens in der ersten Playoff-Runde. Anders als zuletzt gelingt es Casey diesmal zudem, seine Stars Lowry und DeRozan einigermaßen frisch zu halten. Lowry enttäuscht dadurch diesmal nicht und führt sein Team in die Conference Finals, wo gegen Cleveland - diesmal ohne Sweep - aber Endstation ist.
Worst Case:
Der Plan, von nun an etwas moderner zu spielen, entpuppt sich als heiße Luft. Als die ersten paar Spiele verloren gehen, hat DeRozan genug und wirft wieder ausschließlich aus der Mitteldistanz. Jonas Valanciunas ist genervt, weil er weiter kaum den Ball bekommt, und verliert seinen Starting Spot an Lucas Nogueira. Im Anschluss fordert er einen Trade.
Die neuen Verträge für Lowry und Serge Ibaka wirken nach einigen Wochen wie schlechte Ideen, beide befinden sich eher auf dem absteigenden Ast, bekommen 2019/20 aber noch 33 beziehungsweise 23 Millionen im Jahr.
Die Raptors stagnieren mit ihrem aktuellen Kern, allzu bald wird sich daran aber nichts ändern, wenn nicht zufällig ein guter Valanciunas-Trade zustande kommt. Die Playoffs werden natürlich erreicht, dort ist diesmal aber bereits in der ersten Runde Feierabend.
Prognose: 2. Platz in der Atlantic Division.