Die NBA-Saison steht vor der Tür - Zeit also für die alljährlichen Division Previews! Wir stellen sämtliche Teams vor, blicken auf den jeweiligen Best und Worst Case und wagen eine Prognose. Heute: Die Northwest Division.
Denver Nuggets
Point Guard: Emmanuel Mudiay, Jamal Murray, Jameer Nelson
Shooting Guard: Gary Harris, Malik Beasley
Small Forward: Wilson Chandler, Will Barton
Power Forward: Paul Millsap, Kenneth Faried, Trey Lyles, Darrell Arthur, Tyler Lydon
Center: Nikola Jokic, Juancho Hernangomez, Mason Plumlee
Best Case:
Es gelingt den Nuggets, auch ohne den abgewanderten Danilo Gallinari an ihre Sensations-Offense der letzten Saison - Denver hatte die beste Offense der Liga, nachdem Nikola Jokic zum Starter gemacht wurde - anzuknüpfen. Jokic gibt den Maestro, dazu wird Jamal Murray noch gefährlicher und auch Gary Harris legt mit dem Rückenwind der Vertragsverlängerung noch eine Schippe drauf, sodass er endlich auch außerhalb der Rocky Mountains die angemessene Wertschätzung erfährt.
Die Ankunft von Paul Millsap bringt derweil ein enormes Plus an Professionalität. Millsap ergänzt sich nicht nur vorne ideal mit Jokic, er kann ihm auch in der Defense den Rücken freihalten und dem Serben zumindest ein bisschen beibringen. So schaffen es die Nuggets, an diesem Ende des Courts zumindest respektabel zu werden.
Auch die Point-Guard-Frage kriegen sie irgendwie beantwortet - ob durch einen (enormen) Entwicklungssprung von Emmanuel Mudiay oder durch einen Trade, beispielsweise im Gegenzug für Kenneth Faried, sei hier mal dahingestellt. Mit einem dann ziemlich ausgeglichenen Team wird die erste Playoff-Runde erreicht - und auch dort ist man nicht chancenlos.
Worst Case:
Auch mit Millsap bleibt die Defense verheerend, weil Jokic zufrieden damit ist, mit seinen Highlight-Pässen zur Kultfigur zu werden. Faried sorgt derweil für miese Stimmung, weil er hinter Jokic, Millsap, Juancho Hernangomez, Darrell Arthur und Mason Plumlee teilweise nur noch die sechste Geige im Frontcourt spielt, wie schon in den letzten Jahren findet sich aber kein vernünftiges Trade-Paket für ihn.
Denver gehört zu den spektakulärsten Teams der Liga, weil sie in einem Shootout nach dem anderen landen, sie können gegen die Top-Teams im Westen aber einfach nicht gut genug verteidigen. Die Point-Guard-Position bleibt ein Problem, da Mudiay weiter kein Scheunentor trifft und seinen Platz (abermals) an den 35-jährigen Jameer Nelson verliert, dessen Tank aber auch nicht mehr voll ist.
Obwohl die Nuggets laut den Analytics die beste Offense der Liga haben, werden die Playoffs am Ende erneut haarscharf verpasst.
Prognose: 3. Platz in der Northwest Division.
Minnesota Timberwolves
Point Guard: Jeff Teague, Aaron Brooks, Tyus Jones
Shooting Guard: Andrew Wiggins, Jamal Crawford
Small Forward: Jimmy Butler, Shabazz Muhammad, Marcus Georges-Hunt
Power Forward: Taj Gibson, Gorgui Dieng, Nemanja Bjelica
Center: Karl-Anthony Towns, Cole Aldrich, Justin Patton
Best Case:
In der zweiten Saison unter Tom Thibodeau legen auch Andrew Wiggins und Karl Towns endlich einen stärkeren Fokus auf die Defense. Wer nicht spurt, wird von Thibs' Schergen Jimmy Butler und Taj Gibson ohnehin schnell wieder eingenordet. Die Wolves spielen zwar nicht besonders schön, sind physisch aber so stark, dass sie mit Erfolg Bully-Ball spielen können.
Auch das Spacing wird besser. Zwar sind Jeff Teague, Wiggins und Butler allesamt keine großartigen Schützen, man muss ihren Wurf aber zumindest respektieren. Das gilt für Towns sowieso - und wie man in der Preseason bereits sehen kann, hat Gibson neuerdings zumindest auch den Eckdreier im Repertoire. Da so alle Starter zumindest ordentliche Shooter sind, gibt es gleichermaßen viel mehr Platz für Drives als in der letzten Saison.
Auf den Schultern dreier 20+-Punkte-Scorer und All-Stars (Towns, Wiggins, Butler) erreichen die Wolves erstmals seit 2004 (!) die Playoffs. Am 1. Juli 2018 wird sich dann mit Towns auf einen Max-Deal geeinigt, bevor dieser auch nur auf den Gedanken kommt, im Jahr darauf Restricted Free Agent zu werden.
Worst Case:
Thibs' grummelige Art erreicht die jungen Spieler nicht wirklich, Minnesota kriegt weiterhin die Defense nicht in den Griff und innerhalb des Teams findet eine Grüppchenbildung statt. Towns und Wiggins legen zwar abermals gute Zahlen auf, Team-Erfolg ist aber weiterhin Mangelware.
Butler und Wiggins sind sich vom Spielstil her zu ähnlich und stehen sich offensiv ständig gegenseitig auf den Füßen, was zu weiteren Spannungen führt. Spacing bleibt problematisch, alle fünf Wolves-Starter schließen lieber im Zweipunkteland ab.
Beim All-Star Game sorgt schließlich Butler für einen Eklat, als er ausgewechselt wird - er hatte bis dahin keine Minute der Saison verpasst und vergessen, dass die Regeln dies erlauben. Nachdem er West-Coach Billy Donovan wüst beleidigt, wird er für den Rest der Saison gesperrt. Die Wolves verpassen die Playoffs, Thibodeau wechselt als Kandidat zu "The Voice".
Prognose: 4. Platz in der Northwest Division.
OKC Thunder
Point Guard: Russell Westbrook, Raymond Felton, Semaj Christon, Isaiah Canaan
Shooting Guard: Andre Roberson, Alex Abrines, Terrance Ferguson
Small Forward: Paul George, Kyle Singler, Josh Huestis
Power Forward: Carmelo Anthony, Patrick Patterson, Jerami Grant, Nick Collison
Center: Steven Adams, Dakari Johnson
Best Case:
Ego wird bei den Thunder nicht zum Problem - tatsächlich können Russell Westbrook, Paul George und Carmelo Anthony sich ziemlich schnell eingrooven und voneinander profitieren. Westbrook überlässt die Kontrolle gelegentlich mal jemand anderem, alle bekommen ihre Würfe und steigern ihre Effizienz. Gerade Melo wird zu einer Mischung aus Hoodie-Melo und Olympic-Melo und brilliert als Power Forward, ohne über diese Position zu meckern.
Mit George und Andre Roberson kann OKC auf dem Flügel fast jeden Gegner gut verteidigen, unterm Korb hält Steven Adams den Laden dicht - und Neuzugang Patrick Patterson macht sich dort um Welten besser als Vorgänger Enes Kanter. Die Bank ist zwar nicht sonderlich dick besetzt, im Laufe der Saison wird aber durch den einen oder anderen Deal und die Akquise von Buyout-Veteranen noch nachgebessert.
Für die Playoffs sichert sich OKC eine Top-3-Platzierung im Westen und zieht in die Conference Finals ein. Dort ist gegen Golden State zwar Schluss, begeistert von der guten Saison entschließt sich George im Sommer jedoch, auf Hollywood zu pfeifen, und unterschreibt einen neuen Deal in Oklahoma.
Worst Case:
Die Egos sind im Weg. Westbrook hat kein Interesse daran, Stats oder Spielanteile zu opfern, und macht aus George und Melo hochbezahlte Statisten - darauf hat aber keiner von beiden großartig Lust. Nach einem Monat wird ein Team-Meeting einberufen, nachdem George sich weigert, Westbrook im letzten Viertel die 2 Rebounds zu überlassen, die er zum Triple-Double noch gebraucht hätte. Die Wogen werden geglättet, aber nur vorerst.
Auch als die drei Stars etwas besser zueinanderfinden, lassen sich gewisse Schwächen kaum kaschieren. Die Bank ist dünn, Roberson wird an der Dreierlinie überhaupt nicht mehr verteidigt und macht so das Spacing kaputt. Auf dem Flügel kommt nach George und Anthony zu wenig nach, sodass beide viel mehr Regular-Season-Minuten abreißen müssen als geplant.
Die Playoffs werden erreicht, über die zweite Runde geht es aber nicht hinaus, weil alle drei Stars in brenzligen Situationen nur sich selbst vertrauen. Im Sommer wechselt George nach Los Angeles, Melo steigt aus seinem Vertrag aus und unterschreibt zum Minimum bei Team Banana Boat. Russell ist wieder allein.
Prognose: 1. Platz in der Northwest Division.
Portland Trail Blazers
Point Guard: Damian Lillard, Shabazz Napier
Shooting Guard: C.J. McCollum, Anthony Morrow, Pat Connaughton, Archie Goodwin
Small Forward: Maurice Harkless, Evan Turner, Jake Layman
Power Forward: Al-Farouq Aminu, Ed Davis, Noah Vonleh, Caleb Swanigan
Center: Jusuf Nurkic, Meyers Leonard, Zach Collins
Best Case:
Die Hoffnung der Blazers wird Realität - die 20 Spiele, die Jusuf Nurkic vergangene Saison für das Team absolvierte, waren bloß eine Vorschau auf diese Spielzeit. Mit ihm spielt Portland gute Defense und hat vorne endlich ein Gegengewicht für die beiden Star-Guards Damian Lillard und C.J. McCollum. Das Star-Trio ergänzt sich perfekt und auch der Verlust von Allen Crabbe stellt sich als nicht zu schmerzhaft raus.
Die beiden Erstrundenpicks Zach Collins und Caleb Swanigan können sofort etwas beitragen und verstärken das in der vergangenen Saison doch recht dünne Team, Anthony Morrow sorgt für Shooting von der Bank und Noah Vonleh macht einen weiteren Schritt in die richtige Richtung, sodass er womöglich im Lauf der Saison zum Starting Power Forward wird.
Dank MVP-Kandidat Lillard, All-Star McCollum und MIP Nurkic geht es für die Blazers in die Playoffs, wo sie je nach Matchup auch eine Runde überstehen könnten. Im Sommer wird der Nurkic-Vertrag verlängert, während schon im Lauf der Saison nach Abnehmern für die teuren (und langfristigen) Verträge von Evan Turner und Meyers Leonard gefahndet wird.
Worst Case:
Der Beinbruch hat Nurkic nicht nur zurückgeworfen, er hat während der Reha auch den alten Hang zur Lethargie wiedergefunden und ist konditionell mehr auf der Höhe. So verpufft der Effekt aus dem letzten Saisondrittel relativ schnell. Nurkic legt zwar solide Zahlen auf, so stark wie am Ende der letzten Saison tritt er aber nicht mehr auf.
Für die Blazers stellt sich daher mal wieder das alte Problem dar: Es wird zwar um die hinteren Playoff-Plätze mitgespielt, mehr als ein Erstrundenaus ist allerdings realistischerweise auch nicht drin.
Im Sommer muss man sich dann fragen, ob Nurkic gehalten werden soll - und ob man mit dem Duo Lillard/McCollum tatsächlich einen Contender aufbauen kann.
Prognose: 2. Platz in der Northwest Division.
Utah Jazz
Point Guard: Ricky Rubio, Dante Exum, Raul Neto
Shooting Guard: Joe Ingles, Alec Burks, Donovan Mitchell
Small Forward: Rodney Hood, Joe Johnson, Thabo Sefolosha, Royce O'Neale
Power Forward: Derrick Favors, Jonas Jerebko, Joel Bolomboy
Center: Rudy Gobert, Ekpe Udoh, Tony Bradley
Best Case:
Angestachelt von einem mies gelaunten Rudy Gobert, der vor jedem Spiel "Gordon who?" im Huddle brüllt, lassen die Jazz den Hayward-Abgang vergessen und füllen die Lücke im Kollektiv. Gerade Rodney Hood springt ein und steigert seinen Scoring Output auf über 20 Punkte pro Spiel, Alec Burks bleibt ausnahmsweise gesund und liefert von der Bank wichtige Punkte.
Utah stellt zwar keine wunderschöne Offense, defensiv gibt es allerdings kaum ein besser besetztes Team in der gesamten Liga. Auch Ricky Rubio findet sich nach seinem Trade gut ein und legt gegnerische Guards an die Kette, während er vorne ein klares Upgrade als Playmaker darstellt. Hinter ihm warten dann mit Gobert, Derrick Favors und Ekpe Udoh ohnehin noch reihenweise Shotblocker.
Die Jazz überraschen letztendlich alle und holen sich erneut einen Playoff-Platz, Gobert sackt seinen ersten Defensive Player of the Year-Award ein. Mit dem Kern aus ihm, Joe Ingles, Hood, Rubio, Burks und dem dynamischen Rookie Donovan Mitchell gehen die Jazz mehr als optimistisch in die Zukunft.
Worst Case:
Es fehlt einfach an Punch. Während ihre Defense elitär bleibt, haben die Jazz vorne an einigen Tagen Schwierigkeiten, wenigstens 90 Punkte zu erreichen. Das liegt auch daran, dass die Kombination aus Gobert und dem wieder fitten Favors im Frontcourt doch nicht so gut funktioniert, da keiner von beiden Range besitzt. Kombiniert mit Rubio macht das schon drei Nicht-Shooter bei fünf Startern im Lineup, eigentlich ein Unding in der heutigen NBA.
Die Verletzungssorgen werden die Jazz darüber hinaus auch in der kommenden Saison nicht los, bei Exum sieht man das bereits in der Preseason, wo sich der Australier böse an der Schulter verletzte und eventuell die komplette Saison ausfallen wird. Schlussendlich ist Hood noch nicht bereit, die erste oder zweite Option eines Teams zu sein. Seine Effizienz leidet, eine wirklich verlässliche andere Option steht aber auch noch nicht bereit.
Es wird eine schwierige Saison für die Jazz, die außerhalb der Playoffs endet.
Prognose: 5. Platz in der Northwest Division.