Die NBA-Saison steht vor der Tür - Zeit also für die alljährlichen Division Previews! Wir stellen sämtliche Teams vor, blicken auf den jeweiligen Best und Worst Case und wagen eine Prognose. Heute: Die Southwest Division.
Dallas Mavericks
Point Guard: Dennis Smith, Yogi Ferrell, Devin Harris, J.J. Barea
Shooting Guard: Wesley Matthews, Seth Curry
Small Forward: Harrison Barnes, Dorian Finney-Smith
Power Forward: Josh McRoberts, Dwight Powell, Maximilian Kleber
Center: Dirk Nowitzki, Nerlens Noel, Salah Mejri, Jeff Withey
Best Case
Rick Carlisle sieht ein, dass in dieser Saison nicht die Playoffs das Ziel sein sollten, und lässt seine jüngeren Spieler von der Leine. Dennis Smith darf über 30 Minuten im Schnitt ran und liefert mehr Highlights als jeder Maverick seit Josh Howard, in einem Rookie-Jahrgang voller guter Point Guards sticht er noch heraus und wird Jahrgangsbester. Als Seth Curry langsam wieder fit wird, hört sich Dallas heimlich nach Abnehmern für Wesley Matthews um - der Iron Man passt schließlich nicht so recht zum Zeitplan des restlichen Kerns. Für ihn wird noch ein Draft-Pick herangeholt.
Dirk Nowitzki erlebt eine gesunde Saison, an deren Ende er Wilt Chamberlain überholt und sich auf Platz fünf der All-Time-Scoring-Liste vorschiebt. "Macht noch Laune", stellt er fest, und kündigt nach der Saison an, dass er noch mindestens drei Jahre dranhängen wird. Dies wird er allerdings als Bankspieler tun. Denn im Lauf der Saison hat sich Nerlens Noel dann doch wieder durchgesetzt und als Big Man der Zukunft etabliert, im Sommer unterschreibt er einen neuen Deal in Big D.
Harrison Barnes wird derweil zum ersten Mal All-Star. Im starken Westen reicht es zwar nicht ganz für die Playoffs, die Mavs entwickeln sich aber eindeutig in die richtige Richtung. Dazu trägt auch Maxi Kleber bei, der sich nach dem All-Star Break fest in der Rotation etabliert und einen Anschlussvertrag in Dallas erhält.
Worst Case
Smith will mit dem Kopf durch die Wand, und das in jedem einzelnen Angriff. Dadurch legt er zwar vom Start weg imposante 18 Punkte und 5 Assists plus zwei Monsterdunks pro Spiel auf, er verliert aber auch die meisten Bälle der gesamten NBA (6+) und treibt Carlisle in den Wahnsinn. Nach zwei Monaten wird Devin Harris Starting Point Guard in Dallas, wodurch die Mavs zwar kontrollierter spielen, aber nicht wirklich erfolgreich.
Immerhin kommt die Pace Nowitzki nun eher entgegen, der ohnehin nur noch zwischen den beiden Dreierlinien hin- und herpendelt. Es wird dennoch eine verhexte Saison, die Verletzung von Curry war lediglich der Anfang. Auch bei den anderen Leistungsträgern setzt es Verletzungen. Die Defense ist von vorne bis hinten katastrophal, vor allem dann, wenn Nowitzki, Smith und Josh McBob gleichzeitig auf dem Court stehen.
Noel erledigt defensiv zwar einen guten Job, wenn er hereinkommt, das Verhältnis zum Front Office ist aber irreparabel beschädigt. Im Sommer ist er weg, die Mavs sind wieder irgendwo im Nirgendwo gefangen. Mitte Juli flattert ein Fax bei Mark Cuban herein: "Du, Mark, ich glaube, 20 Jahre sind genug ..."
Prognose: 5. Platz in der Southwest Division.
Houston Rockets
Point Guard: Chris Paul, Isaiah Taylor, Bobby Brown
Shooting Guard: James Harden, Eric Gordon, Tim Quarterman
Small Forward: Trevor Ariza, P.J. Tucker, Luc Mbah a Moute
Power Forward: Ryan Anderson, Tarik Blick, Cameron Oliver
Center: Clint Capela, Nene, Chinanu Onuaku, Zhou Qi
Best Case
Es wird Pick'n'Roll zelebriert, bis einer kotzt - und das sind meistens die Gegenspieler. Dank der Paul/Harden-Kombination haben die Rockets immer mindestens einen künftigen Hall-of-Famer auf dem Court, der die Fäden ziehen kann, und auch wenn sie gemeinsam spielen, stehen sie sich nicht auf den Füßen. Beide nutzen vielmehr die Lücken, die der andere reißt, und werfen effektiver denn je aus dem Feld.
Auch die anderen Neuverpflichtungen schlagen ein. Gerade P.J. Tucker und Luc Mbah a Moute verleihen Houston etwas mehr Härte und machen sie vielseitiger, wenn es gegen die Warriors dieser Welt geht. Mit Small-Ball-Lineups, in denen Clint Capela der einzige Big Man ist, stellen die Rockets die gesamte Liga vor größere Probleme.
Das System von Mike D'Antoni profitiert unheimlich davon, nun nicht mehr von einem einzigen Playmaker abhängig zu sein, sondern zwei von Weltklasse-Kaliber zu haben. Diesmal geht Harden nicht völlig ausgelaugt in die Playoffs. Die zweitbeste Bilanz im Westen ist realistisch, sofern sich dann keiner verletzt, dürfte Paul sogar erstmals in seiner Karriere die Conference Finals erreichen.
Worst Case
Die Charaktere Harden, Paul und D'Antoni passen nicht zusammen. Während der Coach schnell spielen lassen will, trägt CP3 den Ball weiter lieber im Schritttempo nach vorne. Dort weigert er sich dann allerdings auch, Harden mal die Kontrolle zu überlassen, und gibt ihm immer erst wenige Sekunden vor Ablauf der Uhr den Ball. Dadurch kriegt Harden zwar gute Würfe, es geht ihm dennoch auf die Nerven, wie Paul mit ihm umgeht.
Das verstärkt sich am anderen Ende des Courts noch mehr. Wann immer Harden defensiv pennt, wird er von Paul vor den Augen der Öffentlichkeit zusammengefaltet. Es dauert nur wenige Wochen, bis das gesamte Team merkt, dass Paul zwar immer noch gut ist - aber auch extrem anstrengend. Die Rockets werden zu einer Neuauflage der Clippers und nerven die gesamte Liga, weil sie sich auf einmal über jeden einzelnen Call lautstark beschweren.
Für die Playoffs reicht es natürlich locker, dafür ist das Talent einfach zu offensichtlich. Dort ist aber schon nach der ersten Runde Endstation, weil Paul und Harden immer noch nicht koexistieren können. Nach der Saison besteht Harden darauf, dass CP3 in Houston keinen neuen Vertrag erhält. Er selbst macht mit D'Antoni eine Kur, um den Tinnitus loszuwerden.
Prognose: 1. Platz in der Southwest Division.
Memphis Grizzlies
Point Guard: Mike Conley, Wade Baldwin, Andrew Harrison, Mario Chalmers
Shooting Guard: Wayne Selden, Tyreke Evans, Ben McLemore
Small Forward: Chandler Parsons, James Ennis, Rade Zagorac, Dillon Brooks
Power Forward: JaMychal Green, Jarell Martin, Ivan Rabb
Center: Marc Gasol, Brandan Wright, Deyonta Davis
Best Case
Das Panzertape hält - sowohl Mike Conley als auch Chandler Parsons und Marc Gasol knacken mindestens 60 Spiele. Und während Gasol und Conley ihre tollen Saisons 16/17 bestätigen, steigt Parsons wie ein Phönix aus der Asche auf und bietet den Grizzlies die dritte Option, die sie in der Vorsaison (vergeblich) in ihm gesehen hatten. Auf einmal ergibt die Abkehr von Grit'n'Grind wesentlich mehr Sinn, die Aufteilung auf dem Court funktioniert und das Spacing ist erstmals besser als in den 50er Jahren.
Tony Allen und Zach Randolph fehlen zwar, allerdings schließen die Grizzlies-Fans auch die neue Truppe schnell ins Herz. Auf dem Flügel kann Ben McLemore dem "Sacramento-Fluch" endlich entkommen und zeigt sein Potenzial als guter Shooter. Tyreke Evans agiert wieder wie in seiner Rookie-Saison und führt die Bench Unit mit seinen dynamischen Drives an.
Auch wenn die Grizzlies weiterhin nicht besonders tief besetzt sind, kommen sie mit ihrem angepassten Stil gut zurecht und schaffen es dank Career Years von Gasol und Conley unter die ersten Acht im Westen. David Fizdale coacht die gesamte Saison in einem "They're not gonna rook us!"-Shirt und wird zum ersten King of Memphis seit Elvis Presley.
Worst Case
Verletzungen machen sich wie so oft breit, außerdem kommt gerade Gasol mit dem schnelleren Stil nicht besonders gut zurecht. Die Teile passen nicht zusammen, gerade auf dem Flügel merkt man, dass das Rezept "unbewiesene Spieler + Parsons" kein besonders gutes ist. Als Gasol für ein paar Wochen ausfällt, ist auch der letzte Zweifel ausgeräumt - in dieser Saison wird nichts gerissen.
Allerdings nicht nur in dieser Saison. Denn angesichts von Alter und Gehalt von Gasol und Conley wird entschieden, dass man von nun an neu aufbauen sollte. Es wird relativ offen nach Abnehmern für beide gefahndet, wobei immerhin ein paar ordentliche Draft-Picks herausspringen.
Für die Franchise ist das sinnvoll, der Basketball-Standort Memphis hat nun aber keine einzige Identifikationsfigur mehr. Als sich Instagram-Star Parsons dafür anbietet, bewerfen ihn diesmal ausnahmsweise nicht die weiblichen, sondern die männlichen Fans mit ihrer dreckigen Unterwäsche.
Prognose: 4. Platz in der Southwest Division.
New Orleans Pelicans
Point Guard: Jrue Holiday, Ian Clark, Rajon Rondo, Frank Jackson
Shooting Guard: E'Twaun Moore, Jordan Crawford, Tony Allen
Small Forward: Dante Cunningham, Darius Miller, Solomon Hill
Power Forward: Anthony Davis, Cheick Diallo
Center: DeMarcus Cousins, Alexis Ajinca, Omer Asik
Best Case
Das Verletzungspech verschont die Pelicans endlich einmal. Der Ausfall von Rajon Rondo bleibt der einzig signifikante, Anthony Davis, DeMarcus Cousins und Jrue Holiday gehen dagegen einigermaßen fit durch die komplette Saison. Und dabei bilden sie ein Trio, das der Small-Ball-NBA im wahrsten Sinne des Wortes das Fürchten lehrt. Auf zwei so imposante und trotzdem vielseitige Big Men haben defensiv nicht einmal die Warriors eine Antwort, obwohl sie von den Pelicans wiederum auch nicht verteidigt werden können.
Dennoch erreichen die Pels Achtungserfolge und die Playoffs, wobei sich auch Ex-Bamberger Darius Miller als Verstärkung entpuppt. Nach der ersten Runde ist Endstation, die Vibes sind aber positiv - und Boogie verlängert in New Orleans. Die Cap-Situation bleibt dadurch zwar angespannt, nach und nach kann New Orleans aber daran arbeiten, dem Top-Trio gute Verstärkungen - also Shooter auf dem Flügel - zur Seite zu stellen. Das wird leichter, nachdem sich das Team mit Omer Asik auf einen Buyout einigt.
Worst Case
Auch nach einer gemeinsamen Vorbereitung ist der Fit zwischen Cousins und Davis nicht ideal. Zwar können beide durchaus auch am Perimeter etwas mit dem Ball anfangen, maximiert kriegen sie ihr jeweiliges Skillset im neuen Pelicans-System aber nicht. Zumal der Kader um sie herum eben auch nicht ideal zusammengesetzt ist. Es fehlt auf allen Positionen an Shooting, insbesondere dann, wenn Holiday seine (obligatorischen) Verletzungspausen hat.
Im Westen verlieren die Pels schon früh den Anschluss, also wird Cousins noch vor der Deadline für einen Dumping-Preis verschärbelt - dass er nach der Saison nicht verlängert hätte, ist ohnehin längst absehbar. Und auch Davis beginnt langsam, mit den Hufen zu scharren, obwohl er noch bis 2021 unter Vertrag steht. Still und heimlich holt er sich bei Carmelo Anthony und Paul George Tipps, wie man sich in so einer Situation verhalten könnte.
Kurioserweise kriegt Rondo Wind davon. Bei einer Runde Schiffe versenken rät der Point Guard Davis, sich nur noch bei Spielen anzustrengen, die im landesweiten Fernsehen gezeigt werden. New Orleans wird bis weit nach unten durchgereicht.
Prognose: 3. Platz in der Southwest Division.
San Antonio Spurs
Point Guard: Tony Parker, Patty Mills, Dejounte Murray, Brandon Paul
Shooting Guard: Danny Green, Manu Ginobili, Bryn Forbes, Derrick White
Small Forward: Kawhi Leonard, Kyle Anderson, Davis Bertans
Power Forward: LaMarcus Aldridge, Rudy Gay
Center: Pau Gasol, Joffrey Lauvergne
Best Case
Das Fehlen von Tony Parker wird kompensiert, ohne dass die Spurs auch nur einen Schritt langsamer werden - als Le Tony zurückkehrt, belegen sie trotzdem Platz 2 der Conference und weisen ein Net-Rating von +15 auf. Das liegt zum einen an Kawhi Leonard, der sogar noch ein Stück besser geworden ist, zum anderen aber auch an Youngster Dejounte Murray, der Parker als Starter herausragend vertreten hat und auch nach dessen Rückkehr sehr viele Minuten erhält.
LaMarcus Aldridge agiert nach seiner Aussprache mit Gregg Popovich derweil wie ein anderer Spieler - stellenweise wirkt er sogar engagiert. Dadurch - kombiniert mit der Tiefe und dem Spurs-System, das sowieso wie ein Uhrwerk funktioniert - legen die Spurs wieder einmal eine extrem erfolgreiche Saison hin und holen zum bereits dritten Mal in Folge mindestens 60 Siege.
In den Playoffs kommt es zum Wiedersehen mit Golden State - diesmal aber in Bestbesetzung. Neuzugang Rudy Gay wird dabei zum X-Faktor. Ein Lineup mit Parker, Murray, Danny Green, Leonard und ihm eröffnet Popovich ganz neue Möglichkeiten gegen das Death Lineup der Warriors. Ein Sweep wird es diesmal nicht.
Worst Case
Natürlich funktioniert das Spurs-System, deswegen ist der "schlimmste Fall" weniger schlimm als bei anderen Teams. Dass die Playoffs verpasst werden, ist eigentlich unmöglich. Allerdings ist es eben auch nicht der Anspruch der Spurs, lediglich die Playoffs zu erreichen. Viel mehr ist in diesem Jahr aber nicht drin.
Parker kehrt nicht in Bestform zurück, erhebt aber Ansprüche und ist nicht begeistert, als Popovich seine Rolle ein wenig reduziert. "Nicht begeistert" trifft auch auf Aldridge zu, der sich auch nach der Aussprache weiter isoliert fühlt. Als Popovich ihn fragt, warum er sich denn immer nur abseits des Feldes so energisch zeige, bricht ein Streit aus. Wenig später wird der Big Man für Boris Diaw zu SIG Strasbourg getradet.
Dadurch kehrt zwar wieder bessere Laune im Team ein, dennoch ist es ein verlorenes Jahr, das mit einem Aus in der ersten Playoffrunde endet. Gerade auf dem Flügel fehlt es einfach an Tiefe, Gasol und Joffrey Lauvergne als Rim-Protectors jagen sowieso niemandem Angst ein. Im Sommer wird einiges umgebaut.
Prognose: 2. Platz in der Southwest Division.