NBA Preview - Pacific Division: Der King wildert im feindlichen Revier

Robert Arndt
11. Oktober 201813:31
LeBron James spielt nun in der Pacific Division.getty
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Die NBA-Saison steht vor der Tür - Zeit also für die alljährlichen Division Previews! Wir stellen sämtliche Teams vor, blicken auf den jeweiligen Best und Worst Case und wagen eine Prognose. Heute: Die Pacific Division.

Golden State Warriors

Der Kader

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Stephen CurryKlay ThompsonKevin DurantDraymond Green(DeMarcus Cousins)
Shaun LivingstonJacob EvansAndre IguodalaJonas JerebkoJordan Bell
Quinn Cook Kevon LooneyDamian Jones

Golden State Warriors: Best Case

Die Warriors sind jünger geworden und das hilft dem Team vor allem in der Regular Season, die nach einem Zwischentief in der vergangenen Saison wieder standesgemäß auf dem ersten Platz beendet wird. Mit Jonas Jerebko haben die Dubs zudem den erhofften 3-and-D-Flügelspieler von der Bank, der unter anderem auch Andre Iguodala entlasten kann.

Und dann ist da auch noch ein Jordan Bell, der in der Offseason fleißig bei Draymond Green gelernt hat. Es kristallisiert sich heraus, dass dem Sophomore die Zukunft gehört und er tatsächlich der legitime Nachfolger von Green ist. So spielt es auch keine Rolle, dass DeMarcus Cousins erst nach dem All-Star Game eingreifen kann.

Der Center groovt sich mit dem Team im Anschluss für die Playoffs ein und hat auch kaum etwas von seiner Explosivität verloren. Mit den fünf All-Stars (Curry, Thompson, Durant, Green, Boogie) marschieren die Dubs souverän zum Titel. Nur Houston und Boston können je ein Spiel klauen. Stephen Curry bekommt derweil endlich seinen ersten Finals-MVP-Titel. Bedeutet dies nun den Abgang von Kevin Durant? Mitnichten! KD will weiter im Silicon Valley sein Business machen und verlängert langfristig in der Bay Area, auch Klay Thompson sowie Green verlängern und setzen die Warriors-Ära auch in der neuen Arena in San Francisco fort.

Golden State Warriors: Worst Case

Das Boogie-Experiment scheitert krachend. Der Center will zu schnell zurück auf das Feld und erleidet immer wieder Rückschläge. Kurz vor den Playoffs meldet sich Cousins dann endgültig fit, doch die Chemie mit den Mitspielern ist einfach nicht da. Der Fünfer lungert zumeist an der Dreierlinie herum, trifft aber unter 33 Prozent seiner Versuche.

Auch das Ball Movement stockt, weil Boogie nicht mit der Offense von Coach Steve Kerr vertraut ist. In den Conference Finals ist diesmal Schluss, da es zu Streitigkeiten innerhalb des Teams kommt. Vor allem Thompson bekommt kaum mehr Touches und ist mit seiner Rolle höchst unzufrieden. In der Free Agency 2019 zieht der Shooter einen Schlussstrich und schließt sich lieber LeBron James und den Los Angeles Lakers an.

Doch das ist nicht alles: Auch Durant macht die Biege, nachdem er in den Playoffs für seine angeblich egoistische Spielweise von den Medien heftig kritisiert wurde. "Hier leben zu viele Blog Boys. Ich will doch einfach nur Basketball spielen", wettert KD auf Instagram. Zwei Stunden später vermeldet Shams Charania (The Athletic), dass sich Durant und die New York Knicks auf einen Vierjahresvertrag geeinigt haben. Die neue Halle in San Francisco wird folgerichtig Curry-Arena getauft.

Prognose: 1. Platz in der Pacific Division

Los Angeles Clippers

Der Kader der L.A. Clippers

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Patrick BeverleyAvery BradleyDanilo GallinariTobias HarrisMarcin Gortat
Milos TeodosicLou WilliamsLuc Mbah a MouteMike ScottMontrezl Harrell
Shai Gilgeous-AlexanderJerome RobinsonWesley JohnsonJohnathan MotleyBoban Marjanovic
Jawun EvansSindarius Thornwell

L.A. Clippers: Best Case

Clamp City ist for real! Keiner will gegen diese unangenehmen Clippers spielen, die mit Patrick Beverley, Avery Bradley und auch Rookie Shai Gilgeous-Alexander unglaublich eklige Verteidiger auf den Guard-Positionen aufbieten können. Noch wichtiger: Die Schlüsselspieler bleiben fit, also auch der gläserne Italiener Danilo Gallinari.

Der Mann der Stunde ist aber ein anderer. Tobias Harris legt in seinem Contract Year noch einmal eine Schippe drauf, wird All-Star und gewinnt den Award des Most Improved Players. Halten können die Clippers den Forward aber nicht. Die Brooklyn Nets bieten dem New Yorker fast einen Maximalvertrag, welchen dieser mit Kusshand unterschreibt.

Aber die Clippers haben ohnehin ein ganz anderes Ass im Ärmel. Das Erreichen der zweiten Runde hat Eindruck bei den Free Agents hinterlassen. Kawhi Leonard identifiziert sich wohl und ganz mit Clamp City und kann auch Jimmy Butler vom anderen Team in L.A. überzeugen. Coach Doc Rivers verfügt nun vielleicht über das beste Defensiv-Team der Liga.

L.A. Clippers: Worst Case

Die Clippers bleiben die Clippers. Gallinari verpasst mal wieder 40 Spiele und auch andere Schlüsselspieler fallen immer wieder aus. Kopfzerbrechen bereitet erneut die Defense in Transition, die schon in der vergangenen Saison die schlechteste der kompletten Liga war. So dümpelt das Team im Niemandsland der Western Conference herum.

Ausschlaggebend dafür ist auch die teils verheerende Quote aus dem Dreierland. Backstein um Backstein klatscht auf den Ring des Staples Centers, wodurch immer weniger Fans zu den Spielen der Clippers pilgern. Da helfen auch PR-Aktionen nichts, in denen Besitzer Steve Ballmer versucht, über Boban Marjanovic in einer Auszeit zu dunken. Er scheitert - trotz Trampolin.

Nach der Saison fordert der Boss darum Veränderungen. Das Problem ist nur, dass alle namhaften Free Agents einen Bogen um die Clippers machen, die Konkurrenz kann schließlich auch genug Geld anbieten. Am Ende verpokern sich die Clippers böse und verlieren in der Free Agency Beverley und Harris. Coach Rivers hat da aber einen defensivstarken Guard aus alten Zeiten im Kopf und reaktiviert Kirk Hinrich, den er Thibodeau und den Wolves tatsächlich wegschnappen kann.

Prognose: 3. Platz in der Pacific Division

Los Angeles Lakers

Der Kader der Los Angeles Lakers

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Rajon RondoKentavious Caldwell-PopeBrandon IngramLeBron JamesJaVale McGee
Lonzo BallJosh HartLance StephensonKyle KuzmaMoritz Wagner
Isaac Bonga Sviatoslav MykhailiukMichael BeasleyIvica Zubac
Travis Wear

Los Angeles Lakers: Best Case

LeBron James macht aus den Youngstern echte Männer. Das Lineup aus Lonzo Ball, Josh Hart, Brandon Ingram, LeBron sowie Kyle Kuzma switcht alles und muss sich auch vor dem Death-Lineup der Warriors nicht verstecken. Die Euphorie in Tinseltown ist grenzenlos, weswegen die Lakers in heimischer Halle eine echte Macht werden.

Doch auch die belächelten anderen Neuverpflichtungen schlagen ein. Lance Stephenson erinnert an alte Pacers-Zeiten, JaVale McGee fängt einen Rondo-Lob nach dem anderen und auch Michael Beasley fügt sich in die Offense von Coach Luke Walton nahtlos ein. Am Ende steht Platz drei in der Western Conference und ein Upset über die Rockets in den Playoffs. Erst gegen die Warriors ist Schluss.

Was bei den Lakers passiert, notiert natürlich die komplette Liga. Am 1. Juli dreht die NBA-Welt komplett durch, als Durant erklärt, sich James in Hollywood anzuschließen. Er wolle mit ihm Titel gewinnen und lernen, was es heißt, ein echter Geschäftsmann zu sein. Wenig später kauft KD Big Baller und schickt LaVar Ball in den Ruhestand.

Los Angeles Lakers: Worst Case

Der Zirkus wandert von Cleveland nach L.A. Nach einem schwachen Saisonstart zeigt sich LeBron schnell frustriert und sendet kryptische Botschaften. "Basketball ist mehr als nur eine gelbe Gummiente", schreibt der King in einer Instagram-Story, bei der man ihn im Jacuzzi chillen sieht. Verstehen tut dies keiner, aber es lenkt ein wenig vom Fehlstart ab, auch wenn es die Probleme nicht löst.

Dem Roster fehlt es an Balance und an Defense. Vor allem die Veteranen zeigen am hinteren Ende des Courts nur wenig Einsatz - da ist auch James keine Ausnahme. Des Weiteren beschweren sich Beasley und Stephenson über zu wenige Touches und beklagen sich über Rondo, der nach ihrem Geschmack den Ball zu lange hält. Der Ex-Pelicans-Guard hatte den Vorzug vor Ball erhalten und übernahm die meisten Minuten als Spielmacher.

Der Big Baller kommt nämlich weiter nicht in Tritt, aus dem Feld trifft Ball gerade einmal 37 Prozent. Es passiert, was passieren muss. LaVar Ball, der gerade mit LiAngelo eine Doku auf Trinidad & Tobago dreht, behauptet, dass Walton seinen Sohn systematisch ausgrenzen würde. In der Folge macht Ball kein Spiel mehr für L.A., die Lakers verpassen die Playoffs.

Prognose: 2. Platz in der Pacific Division

Phoenix Suns

Der Kader der Phoenix Suns

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Elie OkoboDevin BookerTrevor ArizaRyan AndersonDeandre Ayton
Shaquille HarrisonTroy DanielsT.J. WarrenJosh JacksonTyson Chandler
Isaiah CanaanDavon ReedMikal BridgesDragan BenderRichaun Holmes
De'Anthony Melton

Phoenix Suns: Best Case

Deandre Ayton ist tatsächlich der Center der Zukunft und schon in seiner ersten Saison eine 20/10-Maschine. Dazu zeigt er bereits in seiner Rookie-Saison vielversprechende Ansätze, dass er früher oder später die Suns-Defense verankern kann. Deutlich holt sich Ayton die Trophäe des besten Frischlings.

Auch die Spielmacher-Diskussion klärt sich in Phoenix sehr schnell - und dies nicht etwa per Trade. Devin Booker hat sich nämlich während seiner Verletzung einen gewaltigen (imaginären) Rauschebart wachsen lassen und zockt auch auf dem Court ähnlich gut wie der amtierende MVP.

Das ist für die Suns zumindest mal ein Anfang. Die Playoffs werden zwar dennoch nicht erreicht, doch die Hoffnung ist wieder da im Valley. Booker, Josh Jackson und Ayton, darauf lässt sich aufbauen, dazu etabliert sich Igor Kokoskov als Head Coach in der NBA und sitzt fest im Sattel. Es scheint Kontinuität in Arizona einzukehren.

Phoenix Suns: Worst Case

In Phoenix geht es mal wieder drunter und drüber, da war der Rausschmiss von General Manager Ryan McDonough nur der Anfang. Veteranen wie Trevor Ariza oder Ryan Anderson rauben den jungen Spielern wichtige Spielzeit, viele Spiele mehr werden deswegen aber nicht gewonnen.

Ayton steht zwar oft auf dem Court, doch seine defensiven Mängel sind teils eklatant. Erschwerend kommt hinzu, dass der Center in der Offense kaum eingebunden wird. Die Suns konnten das Problem auf der Eins nicht lösen und sind zu sehr von Einzelaktionen von Booker abhängig. Die Guard-Rotation der Suns entpuppt sich als die schlechteste der Liga.

In der Führungsetage rumort es dazu weiter. Besitzer Robert Sarver nimmt immer mehr Einfluss auf das Team und benutzt seinen Liebling James Jones als persönliche Marionette. Zur Trade-Deadline wird darum in der Hoffnung auf einen letzten Playoff-Push ein Trade für Kemba Walker eingefädelt. Die Suns geben dafür einen Erstrundenpick her, doch Walker hat wenig Interesse an einem langfristigen Engagement in Phoenix. Stattdessen verlässt er die Suns bereits in der Free Agency wieder gen New York.

Prognose: 4. Platz in der Pacific Division

Sacramento Kings

Der Kader der Sacramento Kings

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
De'Aaron FoxBuddy HieldBogdan BogdanovicZach RandolphWillie Cauley-Stein
Yogi FerrellBen McLemoreJustin JacksonMarvin Bagley IIIKosta Koufos
Frank Mason IIIIman Shumpert Nemanja BjelicaHarry Giles
Skal Labissiere

Sacramento Kings: Best Case

Sind wir ehrlich: es kann in der Hauptstadt Kaliforniens eigentlich nur besser werden. De'Aaron Fox und Marvin Bagley dürfen sich austoben, während Veteranen wie Zach Randolph vermehrt auf der Bank Platz nehmen. Dadurch gewinnen die Kings zwar wenige bis keine Spiele, die Youngster bekommen dennoch ihre Wiederholungen und sammeln wichtige Erfahrungen.

Es gibt auch Schlimmeres. Das Team spielt nun endlich attraktiven Basketball, bei dem es rauf und runter geht. Neben Fox und Bagley kann auch Harry Giles nach einjähriger Verletzungspause andeuten, warum er in seiner Jugend mit einem gewissen Kevin Garnett verglichen wurde. Viel wichtiger: die Knie halten.

Einen eigenen Pick haben die Kings zwar nicht, aber an Talent haben die Kings auf dem Papier ohnehin schon einiges. Nach einer schier ewigen Durststrecke sind die Playoffs nicht mehr all zu fern und es gibt tatsächlich mal wieder so etwas wie Hoffnung bei der erfolglosesten Franchise der vergangenen 15 Jahre.

Sacramento Kings: Worst Case

Die Kings lernen es einfach nicht und Z-Bo führt das Team erneut in Minuten, Punkten und Rebounds an. Die Folge sind die langsamste Pace der Liga und tonnenweise Mitteldistanzwürfe. Fortschritt ist nicht zu sehen. Gerade Fox und Bagley können ihre Stärken kaum umsetzen, Giles muss seine Saison bereits kurz nach Weihnachten wieder beenden, eine äußerst triste Saison ist die Folge.

General Manager Vlade Divac will darum das Image seiner Franchise ein wenig aufpolieren und läd ESPN zu einer Führung durch die heiligen Hallen der Kings ein. Dabei macht er auch einen kurzen Stopp im Büro von Coach Dave Joerger. Beim Gespräch sieht man im Hintergrund klar und deutlich eine Tafel, auf der fein säuberlich alle taktischen Anweisungen und Systeme zu erkennen sind.

Divac wird daraufhin sofort entlassen und durch Mike Bibby ersetzt, für den erst einmal der Türrahmen verbreitert werden muss, damit dieser überhaupt in sein Büro kommen kann. Positiv: Der Ex-Kings-Guard mimt nebenbei auch den Fitness-Trainer, wodurch Sacramento ein wenig Geld spart. Am Ende werden die Kings zwar Letzter im Westen, doch die Kings haben gar keinen eigenen Draftpick. Bibby wundert sich - das hatte ihm niemand gesagt.

Prognose: 5. Platz in der Pacific Division