Die NBA-Saison steht vor der Tür - Zeit also für die alljährlichen Division Previews! Wir stellen sämtliche Teams vor, blicken auf den jeweiligen Best und Worst Case und wagen eine Prognose. Heute: Die Atlantic Division.
Boston Celtics
Der Kader
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Kyrie Irving | Jaylen Brown | Gordon Hayward | Jayson Tatum | Al Horford |
Terry Rozier | Marcus Smart | Semi Ojeleye | Marcus Morris | Aron Baynes |
Brad Wanamaker | Jabari Bird | Daniel Theis | Robert Williams | |
Guerschon Yabusele |
Boston Celtics: Best Case
An fitten Spielern mangelte es Coach Brad Stevens vor allem in den Playoffs der vergangenen Saison, das ist aber diesmal kein Thema. Mit voller Kapelle walzen die Celtics durch die Saison und können auch in den Playoffs weder von Philly noch von Toronto gestoppt werden. Gordon Hayward kommt verletzungsfrei durch die Spielzeit und erreicht fast das Niveau alter Jazz-Tage.
Da sich auch Jaylen Brown und Jayson Tatum weiter steigern, platzt dieses Boston-Team vor Talent aus allen Nähten. Die Celtics stellen inklusive Stevens gleich fünf Vertreter beim All-Star Game und gewinnen souverän die Eastern Conference. In den Finals haben die Celtics dann wegen der besten Bilanz der Regular Season sogar Heimvorteil und schlagen die Golden State Warriors in sieben Spielen.
Das 18. Banner wird so unter die Hallendecke gezogen und Kyrie Irving verlängert seinen Vertrag in Beantown langfristig. Etwas überraschend steigt dagegen Al Horford aus seinem Vertrag aus (er hatte eine Spieleroption in Höhe von 28,3 Millionen), allerdings nur um wenig später zu reduzierten Bezügen zurückzukehren. Dies hilft den Celtics für ihre weitere Zukunftsplanung enorm. Es scheint, als könne dieses Team nach den Warriors die nächste Dynastie begründen.
Die Offseason-Analyse der Boston Celtics
Boston Celtics: Worst Case
Das Team ist zwar gespickt mit Topspielern, doch zu viele Köche verderben den Brei. Stevens findet nicht genügend Würfe für alle. Irving ist kein echter Spielmacher und setzt seine Mitspieler zu selten perfekt ein. Gerade Jayson Tatum fühlt sich nach seinen starken Playoff-Leistungen zu wenig gewürdigt.
Erschwerend kommt hinzu, dass Hayward seinen Rost nicht abschütteln kann und das bestimmende Thema während der Saison ist. Doch auch in der zweiten Reihe rumort es. Marcus Smart, Terry Rozier und vor allem Marcus Morris beschweren sich öffentlich über zu wenig Spielzeit. Morris, der sich für einen neuen Vertrag zu verbesserten Bezügen empfehlen will, schaut zu sehr auf seine Stats und feuert stets auf den Korb, wenn er den Spalding erhält.
Diese toxische Mischung reicht dann in den Playoffs nicht. Schon in der zweiten Runde müssen die enttäuschten Celtics die Segel streichen. In der Offseason kommt es dann noch dicker: Irving, der vor der Spielzeit noch beteuerte, bleiben zu wollen, schließt sich lieber den New York Knicks an.
Prognose: 1. Platz in der Atlantic Division
Brooklyn Nets
Der Kader
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
D'Angelo Russell | Allen Crabbe | DeMarre Carroll | Rondae Hollis-Jefferson | Jarrett Allen |
Spencer Dinwiddie | Caris LeVert | Joe Harris | Kenneth Faried | Ed Davis |
Shabazz Napier | Treveon Graham | Dzanan Musa | Jared Dudley | |
Rodions Kurucs |
Brooklyn Nets: Best Case
Hello Brooklyn! Nach Jahren der Bedeutungslosigkeit wächst beim anderen Team in New York wieder etwas zusammen. Nach einem schwachen ersten Jahr kann ein fitter D'Angelo Russell endlich zeigen, dass er ein Franchisespieler sein kann. Der Spielmacher zeigt sich verbessert in seiner Entscheidungsfindung und spielt nun endlich auch Defense. Als Belohnung gibt es den MIP-Award.
Doch Russell ist nicht der Einzige, der sich steigert. Caris LeVert macht ebenso einen Sprung und entlastet den ehemaligen No.2-Pick im Playmaking, dazu schwingt sich Jarrett Allen unter Anleitung von Ed Davis zum Fünfer der Zukunft für die Nets auf. Sein Verständnis in der Defense ist schon erstaunlich gut, dazu ist sein Händchen aus der Mitteldistanz und aus dem Dreierbereich noch besser geworden.
Summiert ergibt dies im dezimierten Osten tatsächlich eine Playoff-Teilnahme. Dort ist zwar in Runde eins Schluss, doch die Philosophie, Spiele gewinnen zu wollen anstatt zu tanken, zahlt sich aus. Das Barclays Center ist ausgelastet wie lange nicht mehr, die Franchise ist keine Lachnummer mehr. Der beste Beweis dafür ist die Free Agency, wo Brooklyn mit zwei Max-Slots bestens vorbereitet ist und mit Jimmy Butler wieder einen echten Star holen kann.
Die Offseason-Analyse der Brooklyn Nets
Brooklyn Nets: Worst Case
Was sich in der vergangenen Saison andeutete, wird bittere Realität. Russell macht das Team nicht besser, sondern anfälliger. Defensiv kann der Ex-Lakers-Guard seinen Mann nicht stehen, in der Offensive braucht er stets den Ball, was die Nets zu ausrechenbar macht. Außerdem nimmt Russell noch immer zu viele Midrange-Jumper, die Coach Kenny Atkinson ein Dorn im Auge sind.
Immer mehr Leuten rund um die Franchise wird klar, dass die Verbindung nur noch wenig Zukunft haben wird. Auch Russell selbst ist unzufrieden, da seine Spielzeit im Laufe der Saison abnimmt und Atkinson eher den soliden, aber defensiv guten Spencer Dinwiddie präferiert.
Um ins Tanking-Rennen einzugreifen, sind die Nets aber zu ausgeglichen und gut besetzt. An einigen Abenden schießt Brooklyn aus der Distanz die Lichter aus, weswegen am Ende 31 Siege auf der Habenseite sind. Das bedeutet keine gute Draftposition und auch die großen Free Agents machen einen großen Bogen um diese Nets. Der Kader wird mit mittelmäßigen Spielern aufgefüllt, was Brooklyn für die kommenden Jahre ans graue Mittelfeld fesselt.
Prognose: 4. Platz in der Atlantic Division
New York Knicks
Der Kader
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Frank Ntilikina | Courtney Lee | Tim Hardaway Jr. | (Kristaps Porzingis) | Enes Kanter |
Trey Burke | Ron Baker | Kevin Knox | Noah Vonleh | Mitchell Robinson |
Emmanuel Mudiay | Damyean Dotson | Mario Hezonja | Lance Thomas | Luke Kornet |
New York Knicks: Best Case
Es ist eine Übergangssaison, dem ist sich jeder im Herzen von Manhattan bewusst. Coach David Fizdale entpuppt sich dabei als der perfekte Mentor für das junge und hungrige Knicks-Team. Man lässt sich nicht von den teils leeren Stats eines Trey Burke blenden und setzt konsequent auf Sophomore Frank Ntilikina, der mit dem Pick'n'Roll immer wärmer wird.
Mit Courtney Lee kann man auch einen Veteranen, den man nicht benötigt, abstoßen und heimst so immerhin einen Zweitrundenpick ein. Dies verschafft Rookie Kevin Knox noch mehr Spielzeit, die er in Abwesenheit des verletzten Kristaps Porzingis zu nutzen weiß. Der Flügelspieler wird mit seiner explosiven Spielweise schnell zum Publikumsliebling im Mecca.
Doch auch der andere Rookie, Center Mitchell Robinson, zeigt, dass er tatsächlich DER Steal des Drafts ist. Im Laufe der Saison klaut er Enes Kanter immer mehr Minuten und bietet sich als Alternative der Zukunft an. Diese gehört natürlich weiterhin Porzingis, der langsam wieder herangeführt wird und langfristig den Knicks treu bleibt. Im Sommer platzt dann die Bombe: Den Knicks gelingt es im Sommer tatsächlich, Kevin Durant zu holen. Im Big Apple bricht der Ausnahmestand aus.
Die Offseason-Analyse der New York Knicks
New York Knicks: Worst Case
Eine weitere Saison voller Pleiten, Pech und Pannen kommt in die Bücher. Porzingis kehrt zu früh zurück und erleidet schnell Rückschläge. Es rumort zwischen dem Letten und der Franchise, wobei das Einhorn heftige Kritik an der medizinischen Abteilung übt. Da die Knicks aber weiter die Rechte an Porzingis halten, muss der Lette weitere vier Jahre bleiben - glücklich ist er darüber aber nicht.
Das kriegen natürlich auch die anderen Free Agents mit, die Knicks bekommen nicht einmal ein einziges Meeting mit einem der vertragsfreien Stars. So müssen sich die Knickerbockers mit Tobias Harris zufrieden geben.
Und die Saison? Die beginnt mal wieder ordentlich, doch im neuen Jahr brechen die Knicks wieder ein, weil Knox gegen die Rookie-Wall kracht, Hardaway Jr. sich wieder verletzt und Ntilikina der einzige Spieler ist, der so etwas wie Defense anbietet. New York beendet die Saison außerdem als Team mit der niedrigsten Dreierquote, lässt aber trotzdem einige Teams hinter sich.
Prognose: 5. Platz der Atlantic Division
Philadelphia 76ers
Der Kader
Point Guard | Shooting Guard | Small Foward | Power Forward | Center |
Ben Simmons | J.J. Redick | Robert Covington | Dario Saric | Joel Embiid |
Markelle Fultz | Furkan Korkmaz | Wilson Chandler | Mike Muscala | Amir Johnson |
T.J. McConnell | Landry Shamet | Zhaire Smith | Jonah Bolden | |
Jerryd Bayless |
Philadelphia 76ers: Best Case
Die Vorsaison war nur ein kleiner Vorgeschmack. Philly entwickelt sich zu einem echten Powerhouse, welches vor Talent und Skills nur so trieft. Bemerkenswert ist vor allem die Transformation von Markelle Fultz, der in seiner zweiten Saison aufblüht und den Dreier einigermaßen respektabel trifft, was aber vollkommen ausreicht.
Auch Ben Simmons trifft hin und wieder einen Jumper, was Joel Embiid erlaubt, mehr in der Zone zu agieren. Der Kameruner ist eine Urgewalt und von einem einzigen Verteidiger kaum zu stoppen. 25 Punkte, 12 Rebounds und 3 Blocks legt der Center pro Spiel auf - und sichert sich damit die MVP-Trophäe.
Denn auch die Resultate als Team stimmen, Philly sichert sich die beste Bilanz im Osten und marschiert bis in die Finals vor, wo aber die Golden State Warriors gerade noch den goldenen Abschluss des Process verhindern. Dennoch: Mit diesem Team wird über Jahre zu rechnen sein, die Liga reibt sich aufgrund der sich anbahnenden Rivalität zwischen Boston und Philadelphia die Hände.
Die Offseason-Analyse der Philadelphia 76ers
Philadelphia 76ers: Worst Case
Nach oben zu kommen ist leicht, dort zu bleiben umso schwerer. Das müssen auch die Sixers erfahren, die nach einer fast schon märchenhaften Saison auf den Boden der Tatsachen geholt werden. Das Verletzungspech ist nämlich zurück und es betrifft Joel Embiid, der kurz nach Weihnachten wegen einer Knieverletzung sein Saisonaus bekanntgeben muss.
Eine ganze Stadt steht unter Schock und die Sixers schaffen es mit Ach und Krach in die Playoffs. Schon mit Embiid hatte die Truppe einiges an Schwierigkeiten, vor allem die Berufung von Fultz in die Starting Five entpuppt sich als Rohrkrepierer. Zusammen mit Simmons strahlt der Backcourt keinerlei Gefahr von draußen aus, die Gegner stellen mühelos die Zone zu.
Das Ganze mündet in einer Erstrundenpleite in der Postseason, was Coach Brett Brown schließlich den Job kostet. Als neuer Trainer wird der in Minnesota kürzlich entlassene Tom Thibodeau vorgestellt, der gleich einmal ankündigt, die Minuten weniger zu staffeln und seine Starter mindestens 40 Minuten pro Partie spielen zu lassen.
Prognose: 3. Platz in der Atlantic Division
Toronto Raptors
Der Kader
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Kyle Lowry | Danny Green | Kawhi Leonard | O.G. Anunoby | Serge Ibaka |
Fred VanVleet | Delon Wright | C.J. Miles | Pascal Siakam | Jonas Valanciunas |
Lorenzo Brown | Malachi Richardson | Norman Powell | Greg Monroe | |
Malcolm Miller |
Toronto Raptors: Best Case
Nachdem LeBron James die Eastern Conference verlassen hat, lösen sich alte Blockaden in Kanada. Wie schon im Vorjahr zocken die Raptors in der Regular Season groß auf, doch diesmal können sie dies auch in der Postseason konservieren. Neu-Coach Nick Nurse beweist ein gutes Händchen und bricht die Kombo aus Serge Ibaka und Jonas Valanciunas auf.
Die Raptors spielen nur noch mit einem echten Big und setzen dafür auf mehr Flexibilität auf dem Flügel. Mit Kawhi Leonard und dem verbesserten Sophomore O.G. Anunoby hat Toronto plötzlich viel mehr Alternativen und spielt endlich modernen Basketball. Kawhi präsentiert sich dabei in absoluter Top-Form und zeigt, warum er 2014 mit den San Antonio Spurs zum Finals-MVP gekürt wurde.
Es passiert tatsächlich: Toronto gewinnt den Osten und zieht erstmals in der Franchise-Historie in die NBA Finals ein. Dort sind zwar die Warriors eine Nummer zu groß, doch der Knoten ist geplatzt. Auch Leonard fühlt sich pudelwohl in der kanadischen Metropole und erlangt dank seines charmanten Lächelns Kultstatus am Lake Ontario. Die Klaue unterschreibt folgerichtig einen neuen Max-Vertrag.
Die Offseason-Analyse der Toronto Raptors
Toronto Raptors: Worst Case
Kawhi Leonard hat abgebaut und die Raptors sind meilenweit von der Form der vergangenen Regular Season entfernt. Der Forward ist sehr rostig und hat speziell im athletischen Bereich nicht mehr die Explosivität alter Tage. Erschwerend kommt hinzu, dass die Klaue immer wieder Probleme mit der alten Verletzung hat und so ein Drittel der Spiele verpasst.
So lastet viel Verantwortung auf den Schultern von Kyle Lowry, an dem mit 32 Jahren aber auch langsam der Zahn der Zeit nagt. Das Scoring von DeMar DeRozan wird schmerzlich vermisst und so gewinnt Toronto die Spiele zumeist durch die Defense. Offensiv sind die Limitationen aber erschreckend, es gibt nur wenig leichte Würfe.
Das Resultat ist ein erneutes, krachendes Aus in der zweiten Runde der Playoffs, was mal wieder für riesige Ernüchterung sorgt. Die Ära Leonard ist nach einem Jahr wieder vorbei, der Forward schließt sich erwartungsgemäß den Los Angeles Lakers an, während die fetten Jahre in Kanada vorbei sind. Der Rebuild wird endgültig eingeläutet.
Prognose: 2. Platz in der Atlantic Division