Chad Ochocinco rennt schnell, fängt spektakulär und denkt groß. Das hat ihn zu einer der schillerndsten Figuren der NFL gemacht. Er kann aber auch spektakulär schnell große Pläne schmieden.
Das soll ihn nun zum Star in der Major League Soccer (MLS) werden lassen. "Fußball ist meine Liebe. Ich bin bereit und will diese Chance nutzen", sagt der 33-Jährige, der ab Mittwoch das NFL-Trikot der Cincinnati Bengals gegen das MLS-Jersey von Sporting Kansas City eintauscht.
Da der Arbeitskampf in der Football-Liga die Austragung der kommenden Saison bedroht, war es für Ochocinco an der Zeit, sich nach neuen Beschäftigungen umzusehen. Wieder einmal. In den vergangenen Jahren nutzte er die herkömmliche Sommerpause, um per Fernsehshow die Frau fürs Leben zu suchen oder um bei der US-Version des Tanzwettbewerbs "Let's Dance" die Hüften kreisen zu lassen. Nun also Fußball. Für Ochocinco ist es mehr als nur eine fixe Idee.
"Meine Füße waren unglaublich"
"Ich habe schon Fußball gespielt, bevor ich mit dem Football angefangen habe. Und ich muss sagen: Ich war echt gut, und meine Füße waren unglaublich", sagt der Wide Receiver, dessen natürliches Selbstvertrauen sich in einem permanenten Wettlauf mit seinem überbordenden Ego zu befinden scheint.
Zumal die Glanzzeiten seiner bisherigen Kickerkarriere schon recht weit zurückliegen.
Bis Ochocinco 14 Jahre alt war, bolzte er an einer High School in Miami. Dann verliert sich die Spur. Fußballerische Heldentaten sind nicht mehr überliefert.
Nun will der ehrgeizige Modellathlet in einem viertägigen Probetraining beweisen, dass er nichts verlernt hat. Sollte es klappen, wäre das ganz prima. Sollte es schiefgehen, wäre es immerhin ein gelungener Marketing-Gag.
Dass ihn die Affinität zum runden Ball durch die vergangenen Jahre begleitete, kann Ochocinco eindrucksvoll nachweisen. Wenn er den Laptop aufklappt und den Ordner mit den Fotos öffnet, glänzen seine Augen.
"Manchmal stelle ich mir vor, ich spiele wie Ronaldinho"
Man sieht sein breites Grinsen an der Seite von David Beckham, Zlatan Ibrahimovic oder Ronaldinho. Die Kicker lächeln höflich, Ochocinco steht daneben. Stolz und glücklich. Vielleicht ist er ihr Freund, auf jeden Fall ist er ihr Fan.
"Ich kenne einige der Jungs und tausche mich über Twitter mit ihnen aus", sagt Ochocinco und fügt in beinahe kindlicher Euphorie hinzu: "Manchmal stelle ich mir vor, ich spiele wie Ronaldinho mit all seinen Tricks."
Bei Sporting Kansas City hofft man jedenfalls das Beste. "Wir wissen, dass Chad ein außergewöhnlicher Sportler ist, und sind gespannt, wie er seine Fähigkeiten auf den Fußball übertragen kann", sagt Sporting-Trainer Peter Vermes über den potenziellen Zugang.
85 ist noch nicht vergeben
Die erste Grundvoraussetzung für die Verpflichtung des prominenten Testspielers ist jedenfalls geschaffen: Die 85 ist in Kansas City noch nicht vergeben. Für Ochocinco ist das mehr als eine Rückennummer, es ist seit 2008 offiziell sein Nachname. Zuvor hieß er Chad Johnson. Für einen wie ihn zu gewöhnlich. Zeit für eine Namensänderung.
"So etwas hat vorher noch nie jemand getan. Muss man einen Grund für einen derartigen Schritt haben? Ich habe einfach Spaß", erzählt der NFL-Star. In Kansas City ist man bereits gespannt, mit welchem Namen Ochocinco den möglichen Vertrag unterzeichnet.
Sobald er gegen den Ball tritt, steht nämlich ein weiteres Alter Ego auf dem Platz. Aus Chad wird dann Esteban. Warum? Ochocinco würde wohl sagen: "Warum nicht?"
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