NFL

Nick Foles und die zweite Chance

Von Henning Schulz
Nick Foles (M.) zeigt als Vertreter von Michael Vick starke Leistungen
© getty

Nick Foles nutzt bei den Philadelphia Eagles derzeit die Gunst der Stunde und den verletzungsbedingten Ausfall des eigentlichen Starting Quarterbacks Michael Vick. Mit überragenden Statistiken eilt er von Sieg zu Sieg. Doch kann er Vick als Starter ablösen?

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Manchmal dauert es etwas länger, bis eine NFL-Karriere in Schwung kommt. Oft braucht es etwas Glück. Beides scheint bei Nick Foles der Fall zu sein. Der Quarterback spielt für die Philadelphia Eagles eine hervorragende Saison und erreichte dabei vor allem in den letzten beiden Partien sensationelle Statistiken.

Dabei sah es zunächst so aus, als müsse sich Foles, den die Eagles 2012 in der dritten Runde an 88. Stelle gedraftet hatten, erneut mit dem Platz als Ersatz von Michael Vick zufrieden geben, wenngleich nicht einmal das war sicher war.

Schließlich saß ihm Rookie Matt Barkley im Nacken und Neu-Coach Chip Kelly kündigte vor dem Trainingscamp an, dass alle drei Quarterbacks Chancen auf den Platz des Starters hätten. Letztendlich setzte sich Vick durch, Foles bliebt die Nummer zwei. Allerdings nur bis zum fünften Spieltag.

Vick-Verletzung als Chance

Beim Spiel gegen die Giants musste Vick das Feld aufgrund einer Muskelverletzung verlassen. Foles übernahm. Und wie: Mit 197 Yards und zwei Touchdowns (16/25 Pässe) führte er die Eagles zum Sieg, nur um eine Woche später gegen die Tampa Bay Buccaneers eine seiner bis dahin besten Karriereleistungen aufzulegen.

22 von 31 Pässen für 296 Yards und drei Touchdowns brachte er an den Mann, einen weiteren erlief er selbst. Zum Lohn wurde Foles als NFC Offensive Player of the Week ausgezeichnet. Der erste Award seiner NFL-Karriere.

Der Einstand war perfekt, leider zu perfekt. Denn bereits gegen die Cowboys musste Foles den ersten Rückschlag einstecken. Er spielte mies (11/29 Pässe, 80 Yards) und zog sich im Schlussviertel zu allem Überfluss auch noch eine Gehirnerschütterung zu.

Einziger Lichtblick aus Foles' Sicht: Weder beim Spiel gegen die Cowboys, noch in den darauffolgenden Wochen, als Vick seinen Comeback-Versuch direkt wieder abbrechen musste, konnte Barkley überzeugen. So kehrte Foles nach überstandener Gehirnerschütterung wieder in die Startformation zurück. Der Rest ist NFL-Geschichte.

Perfektes Spiel gegen Oakland

Denn gegen Oakland lieferte Foles das perfekte Spiel. 406 Yards (22/28 Pässe). 7 Touchdowns. Ein Quarterback-Rating von 158,3. Angesichts solcher Zahlen sprachen Beobachter nach der Partie von der besten Quarterback-Leistung, die die NFL je gesehen hat.

Und diesmal wusste Foles seine Leistung auch zu bestätigen. Gegen die Packers führte er die Eagles zu einem seltenen Sieg im Lambeau Field und baute seine Touchdown-Interception-Quote ganz nebenbei auf 10:0 aus. Auf denselben Wert war zuvor einzig Peyton Manning gekommen.

Coach Kelly will sich nicht festlegen

Dennoch will Headcoach Chip Kelly den Posten des Starting Quarterback für den Rest der Saison noch nicht endgültig vergeben. Erst wenn Michael Vick seine Verletzung überwunden hat, soll eine Entscheidung fallen. Der kann derzeit allerdings noch nicht mit der Mannschaft trainieren. Ein Comeback steht nicht unmittelbar bevor.

Vielleicht ist Kelly aber auch vorsichtig geworden. In der Vorsaison ernannte sein Vorgänger Andy Reid Foles bereits Anfang Dezember zum Starting Quarterback der Eagles - egal ob Michael Vick rechtzeitig von seiner Gehirnerschütterung zurückkehren würde oder nicht.

Doch Foles konnte nicht überzeugen und musste die Saison bereits am 23. Dezember mit einem Handbruch beenden. Am Ende standen sechs Touchdowns bei je fünf Interceptions und Fumbles zu Buche. Zum Vergleich: In der laufenden Saison warf er bislang 16 Touchdowns bei keiner Interception und nur einem Fumble.

Parallelen zu Kaepernick?

Vick dürfte also gewarnt sein. Zumal Alex Smith bereits vergangene Saison erfahren musste, wie schnell ein etablierter Quarterback seinen Platz wegen einer Verletzung an einen jungen Kollegen verlieren kann. Als er sich eine Gehirnerschütterung zuzog, lag Smith mit den 49ers sicher auf Playoff-Kurs und auch in den Quarterback-Statistiken ganz vorne. Dennoch machte Headcoach Jim Harbaugh Colin Kaepernick kurzerhand zum Starting Quarterback - und behielt dies nach Smith' Rückkehr bei.

Der endgültige Wechsel ist bei den Philadelphia Eagles noch nicht vollzogen. Aber zumindest die Fans der Eagles wünschen sich Nick Foles als ihren neuen Starter. Bekommt er die Rolle tatsächlich, hat das mit Glück jedoch nichts mehr zu tun.

Der NFL-Spielplan im Überblick