Der Streit um die NFL-Zahlung in Höhe von 765 Millionen Dollar zur Entschädigung von 4500 ehemaligen Profis nimmt Fahrt auf. Nachdem die Liga der Zahlung zum Ausgleich der verschwiegenen Langzeitrisiken von Hirnschädigungen schon im August zustimmte, streiten die Anwälte der Spieler mittlerweile munter über die Verteilung.
Vor einer Woche hatte eine US-amerikanische Bundesrichterin den ersten Entwurf eines Vergleichs abgelehnt, den Hauptanwalt Chris Seeger maßgeblich beeinflusst hatte, und forderte mehr Informationen. Die Befürchtung des Gerichts: Das Geld würde nicht für alle Spieler reichen.
Mittlerweile hat sich der Ton verschärft. Seeger muss Lobbyarbeit für seine Vorschläge betreiben, an denen zunehmend auch bei den Mandaten Zweifel aufkommen. Einige denken einem "ESPN"-Bericht zufolge sogar über einen Ausstieg aus dem Prozess nach.
Am Dienstag soll sich Tom Demetrio, der die Familie vom früheren Chicago-Bears-Defensive-Back Dave Duerson vertritt, bei einem Treffen der insgesamt 60 Anwälte in New York mit Seeger angelegt haben. Zwei Tage später stellte Demetrio beim Gericht den Antrag, dass sein Konkurrent die übrigen Juristen über sämtliche Details informieren muss, was dieser zuvor verweigert hatte.
"Schwerwiegende Mängel"
Zudem zeigten die Anwälte der Familie des früheren San-Diego-Chargers-Linebackers Junior Seau "schwerwiegende Mängel" des geplanten Vergleichs auf. So verhindert der Plan, dass an der aktuellen Klage nicht beteiligte Spieler vor Gericht gehen können, solange der aktuelle Prozess andauert.
Die Einwände der Anwälte rühren daher, dass die Familien von Saue und Duerson nach den Suiziden der beiden Ex-Profis, die unter Hirnschädeln litten, möglichst schnell eine Entschädigung der Football-Liga erhalten wollen. Trotzdem hält Seeger an seiner Strategie fest: "Wir sind zuversichtlich, es schnell zu finalisieren, damit die früheren Spieler ihre Vorteile daraus geltend machen können."
"Reine Marketingmaßnahme"
"New York war die völlige und reinste Zeitverschwendung", sagte dagegen einer der beim Treffen anwesenden Juristen: "Nichts, gar nichts an diesem informellen Meeting ähnelte einer Information. Das war eine reine Marketing-Maßnahme."
Seeger könnte trotzdem Erfolg haben: Zwei Anwälte verbannte er aus dem Exekutivkommitee der Spieleranwälte. Tom Girardi und Michael Hausfield hatten den Entwurf kritisiert. Girardi hatte sich beschwert, er habe keinen Einfluss, obwohl er 1200 Spieler vertritt. Seeger bestätigte das.
"Diese Jungs willst du nicht verärgern. Sie sind ziemlich angsteinflößend", gab John Giddens zu, der 240 Ex-Profis vertritt: "Sie sind es gewohnt, dass es nach ihrer Pfeife läuft."
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