Phänomenaler Big Ben schießt Colts ab

Stefan Petri
27. Oktober 201402:31
Andrew Luck (.) gratuliert Steelers-QB Ben Roethlisbergergetty
Werbung

Was für ein irrer Shootout! Angeführt von Quarterback Ben Roethlisberger haben die Pittsburgh Steelers (5-3) ihr Heimspiel gegen die Indianapolis Colts (5-3) mit 51:34 (BOXSCORE) gewonnen und einen wichtigen Schritt in Richtung Playoffs gemacht. "Big Ben" überragte im Duell mit Andrew Luck dabei mit persönlichen Bestmarken von 522 Yards und sechs Touchdowns.

Die Steelers legten los wie die Feuerwehr, fanden bei ihren ersten vier Drives in die Endzone und führten dank einer Interception von Andrew Luck (400 YDS, 3TD, 2INT), die William Gay in Punkte ummünzte, schon mit 35:10.

Luck, der in seiner Karriere bei den Colts schon mehrere sensationelle Comebacks hingelegt hat, führte das Team im dritten Viertel auf 34:42 heran, aber eine Safety und ein erfolgreicher 4th Down der Steelers im letzten Viertel sorgten für einen am Ende klaren Sieg des sechsfachen Champions.

SPOXIn einer Partie mit insgesamt 1087 Yards Raumgewinn hatten beide Secondaries einen sehr schweren Stand. Aufgrund des hohen Rückstands mussten die Colts ihr eigentlich vielversprechendes Running Game (63 YDS bei zehn Rushes) früh einstampfen. Den Unterschied machte am Ende auch der bessere Pass Rush der Steelers, die in Schwarz-Gelb-Gestreiften Throwback-Jerseys antraten.

Die Reaktionen:

Mike Tomlin (Head Coach Steelers): "Das war natürlich ein besonderes Spiel. Ben war ohne Frage der Star heute."

James Harrison (Steelers-OLB) auf die Frage, warum er Andrew Luck auf die Beine hilft: "Was ist daran falsch? Er ist ein netter Kerl. Es war irgendwie hart, ihn da einfach liegen zu lassen."

Le'Veon Bell (Running Back Steelers): "Jeder ist zufrieden."

Chuck Pagano (Head Coach Colts): "Unser Team wurde heute in allen drei Bereichen klar geschlagen. Ich muss die Jungs besser vorbereiten. Natürlich sind wir sehr enttäuscht von unserer Leistung."

Andrew Luck (Quarterback Colts): "Man darf sich nicht auf Lorbeeren ausruhen. Du bist immer nur so gut, wie dein letztes Spiel."

Vor dem Kick-Off: Die Indianapolis Colts haben nach zwei Niederlagen zum Saisonstart fünf Spiele in Serie gewonnen, zuletzt ein 27:0-Shutout gegen die Cincinnati Bengals. Die Offense um Yards-Maschine Andrew Luck ist kaum zu stoppen, die Defense konnte bisher ebenfalls überzeugen - sogar der gescholtene Pass Rush um Björn Werner. Allerdings fällt Receiver Reggie Wayne angeschlagen aus.

Auf Seiten der Steelers ist man mit einer 4-3-Bilanz in der AFC North unter Druck. In der vergangenen Woche gab es einen Sieg über die Texans, in dem man allerdings lange nicht gut aussah. Gerade der früher so gefürchtete "Steel Curtain" in der Defense ist nicht mehr das, was er einmal war.

5.: Das geht ja gut los für Indianapolis: Andrew Luck findet mit seinem zweiten Pass Lieblingsziel T.Y. Hilton, der geht ab für 45 Yards. In der Red Zone muss man sich allerdings mit einem Field Goal begnügen. 3:0 Colts.

8.: Bärenstarker Konter der Hausherren! Big Ben hat in der Pocket Zeit ohne Ende und bringt fünf Pässe in Serie an den Mann, auch das Running Game funktioniert. 18-Yard-Pass auf Markus Wheaton, der ist in der Ecke der Endzone völlig frei. Touchdown! 7:3 Steelers.

16.: Wow, so gut sahen die Steelers schon lange nicht mehr aus. Wieder geht die Offense fast mühelos das Feld herunter, Big Ben findet Martavis Bryant. Haben die Colts heute Nachmittag in London gespielt? Irgendwie sind sie noch nicht richtig da. 14:3 Pittsburgh.

16.: Was ist denn hier los? Keine Minute später verteidigt Cornerback William Gay einfach meisterhaft, springt vor einen Pass in Richtung Hakeem Nicks und trägt das Ei über 33 Yards ins Glück! 21:3 Steelers!

19.: Punkte ohne Ende! Bei Third-and-10 findet Luck Donte Moncrief für 52 Yards, und wenig später Tight End Dwayne Allen in der Endzone. So hat sich das Chuck Pagano vorgestellt. Nur noch 21:10 Pittsburgh.

22.: Ist das bitter für die Colts: Da hatte man die Bienchen schon auf ein Field Goal eingebremst, aber dann kommt die gelbe Flagge wegen Offside. Neue Versuche für Big Ben, der findet Antonio Brown. Touchdown. 28:10 Steelers.

25.: Wahnsinn! Einfach nur Wahnsinn! Wieder Pittsburgh im Ballbesitz: Roethlisberger entwischt dem Pass Rush, trippelt nach rechts und haut dann einen raus. Brown hat sich seinem Bewacher derweil davongestohlen und stürmt an der rechten Seitenlinie davon. Wieder Touchdown! 28 Punkte im zweiten Viertel! 35:10 Steelers!

29.: Gelaufen ist hier noch lange nichts, denn Andrew Luck ist immer für Big Plays gut. Beispiel gefällig? Nach einem Scramble über 14 Yards bringt er den Deep Ball an den Mann. Natürlich T.Y. Hilton. 28-Yards-Touchdown nach wunderschönem Fake inside. Nur noch 35:17.

30.: Kuriose Szene: Bei 4th Down verzichten die Steelers auf ein mögliches langes Field Goal. Stattdessen steht da Roethlisberger - und dessen Pooch Punt wird geblockt. 65 Yards für Luck in knapp 40 Sekunden? Reicht für ein Field Goal. Halbzeit! 35:20 Steelers.

36.: Es geht so weiter! Die Steelers haben den Ball zuerst, und könnten bei Third-and-8 fast auf Probleme stoßen - aber dann ist Tight End Heath Miller in der Mitte des Feldes mutterseelenallein! 40 Yards Raumgewinn. Der TD-Pass von Big Ben auf Bryant ist da nur noch Formsache. Mit Nummer fünf stellt er seine persönliche Bestmarke ein. 42:20 Pittsburgh!

42.: Nächster Touchdown - auch wenn das Tempo ein klein wenig nachgelassen hat. Die Colts verkürzen, diesmal mit einem Rushing-Touchdown von Ahmad Bradshaw. Noch genügend Zeit auf der Uhr. 42:27 Steelers.

43.: The Comeback is on! Roethlisberger findet Darrius Heyward-Bey, der hat eigentlich das First Down - aber dann haut ihm Darius Butler das Ei aus der Armbeuge! Fumble, der Ball geht an die Colts, und dann von Luck per Luftpost zu Moncrief. Touchdown! Nur noch 34:42!

48.: Dramatik pur! Pittsburgh ist fast schon wieder in der Endzone, da fumblet LeGarrete Blount! Die Colts schnappen sich die Pille, aber beim nächsten Snap stolpert Luck rückwärts in die Endzone und wirft das Ei weg. Hilft nicht - intentional grounding. Das gibt eine Safety und den Ball für die Steelers! 44:34 Steelers.

55.: Das ist die Entscheidung! Der Steelers-Drive frisst eine Menge Zeit von der Uhr, bei 4th-and-Inches steht man schließlich kurz vor der Colts-Endzone. They go for it: Roethlisberger-Rollout, und dann der Pass auf Miller! Touchdown Nummer sechs für Big Ben! 51:34 Pittsburgh!

58.: Deckel drauf! Luck sucht T.Y. Hilton in der Endzone, aber sein Verzweiflungspass wird von Cornerback Antwon Blake hervorragend gespielt und abgefangen. Zweite Interception für Luck. Immer noch 51:34.

Der Star des Spiels: Ben Roethlisberger

Einfach nur wow. Klar, Big Ben hat schon zwei Ringe am Finger, aber zur Creme de la Creme in Sachen Quarterbacks zählen ihn viele Experten nicht. An diesem Abend zeigte er es jedoch allen - und die vielleicht beste Performance seiner Karriere. Null Punkte hatte Indy gegen Cincinnati zugelassen, diesmal wurde es ein Fifty-Burger! Sechs Touchdown-Pässe sind persönlicher und Team-Rekord, 522 Yards Passing Top vier der ewigen Bestenliste. Zudem ist er der erste QB überhaupt, der zwei 500-Yard-Spiele hinlegt. Und: In seinem 150. Start landet er Sieg Nummer 100.

Der Flop des Spiels: Indys Pass-Rush

So stark man in den letzten Wochen war, so zahm und zahnlos präsentierten sich Björn Werner und Co. in dieser Partie. Roethlisberger leistete sich 49 Pässe - und wurde kein einziges Mal gesackt! Mehr noch: Im ganzen Spiel schaffte man nur einen einzigen QB Hit. Roethlisberger stand in der Pocket und konnte sich den offenen Receiver aussuchen. So kann man ihn nicht, und so kann man wahrscheinlich keinen einzigen NFL-QB schlagen.

Das fiel auf:

  • Was für ein Shootout in Halbzeit eins! 55 Punkte, Big Plays ohne Ende. Andrew Luck schon nach 30 Minuten mit 253 Passing Yards - und doch klar im Schatten von Big Ben. 320 Yards und vier Touchdowns for dem Seitenwechsel? Rekordverdächtig! 23 seine 27 Pässe kamen an.

  • Eine ebenfalls interessante Statistik nach der ersten Hälfte: Beide Teams mit exakt 9,5 Yards Raumgewinn pro Spielzug. Der Unterschied: Während sich die Colts zwei Punts und einen Pick leisten, muss Pittsburgh erst am Ende des zweiten Viertels zum ersten Mal den Ball abgeben. Und dabei gehörte Indy zu den besten Defenses der Liga...

  • Zwei Momente waren in einem Spiel voller Big Plays wohl entscheidend: Zum einen erzwang der Pass Rush der Steelers direkt nach dem zweiten Fumble, der das Momentum in Richtung Colts zu drehen schien, prompt eine Safety und gab der Offense den Ball zurück, zum anderen bewies Mike Tomlin bei 4th Down im letzten Viertel Mut und Aggressivität. Andere Coaches versuchen hier das Field Goal, aber er vertraute seinem Quarterback - und hatte auch noch den richtigen Spielzug parat.

  • Dass die Colts-Secondary nicht wie gewohnt zupacken konnte, lag auch am Ausfall von Cornerback Vontae Davis, der mit einer Knieverletzung ausfiel. Davis ist einer der besten Corner der Liga - aber trotzdem darf sich Indy nicht derart zerpflücken lassen.
  • Mit 400 Yards und drei Touchdowns legte Andrew Luck ebenfalls ein starkes Spiel hin. Während die erste Interception auf seine Kappe geht, musste er bei der zweiten einfach viel Risiko gehen.
  • Der Unterschied war ganz klar seine Protection: Dass er nur zwei Sacks hinnehmen musste, lag auch daran, dass er das Leder im letzten Moment noch wegwarf - denn attackiert wurde er ständig. So musste er ganz schön einstecken: Gleich sieben QB Hits verzeichnete die Steeler-Defense.
  • Das Spiel bot neben starkem Quarterback-Play auch zwei Receiver, die sich endgültig als Elite-Wideouts etabliert haben und auch diesmal wieder glänzten. Mit Schnelligkeit, guten Routes und fantastischen Pässen. Sowohl T.Y. Hilton auf Seiten der Colts als auch Antonio Brown von den Steelers könnten bald am Thron von Megatron rütteln.

Alle Infos zur NFL-Saison