Fünf Sacks musste Roethlisberger (334 YDs, TD, 2 INTs) einstecken, der letzte schickte ihn im vierten Viertel sogar kurzzeitig auf die Bank. Der Ausfall von Star-RB Le'Veon Bell konnte zudem nicht kompensiert werden, die Hausherren kamen auf lediglich 68 Rushing Yards.
Gegen eine bis dato schwache Secondary kam die zweitstärkste Offense der Regular Season nie in Tritt und musste sich in der ersten Hälfte auf drei Field Goals beschränken, in der zweiten Halbzeit kamen noch einmal drei Turnover dazu. Flacco (259 YDs, 2 TDs) konnte sich auf seinen Deep Ball und Big Plays seiner Verteidiger verlassen.
Damit treffen die Ravens als Nummer sechs der Setzliste am kommenden Wochenende auf die New England Patriots. Der Sieg in Pittsburgh bedeutete den zehnten Playoffs-Auswärtserfolg der Franchise-Geschichte. Lediglich die Green Bay Packers kommen ebenfalls auf diese Zahl.
Die Reaktionen:
Steve Smith (Baltimore Ravens): "Es ist einfach fantastisch. Wir hatten Höhen und Tiefen, haben manchmal schrecklich gespielt. Diesmal hat über vier Viertel alles gepasst. Die Defense war ganz groß und hat uns sehr geholfen.
Mike Tomlin (Head Coach Pittsburgh Steelers): "Wir sind von unserer Leistung enttäuscht, aber so ist das Leben. Die Penalties haben uns wehgetan. Sie haben das Feld mit Big Plays gedreht und die nötigen Turnover bekommen, wir nicht. Es hat heute einfach nicht gerreicht."
Joe Flacco (Baltimore Ravens): "Unser Plan war es, hierher zu kommen und es bei Fourth Down zu riskieren, um auf dem Feld zu bleiben. Man muss auf Sieg spielen und darf sich keine Sorgen über das Resultat machen."
Vor dem Kick-Off: Für Pittsburgh in dieser Jahreszeit erstaunlich freundliche neun Grad Celsius - es wird in Heinz Field also kein Schneegestöber oder Ähnliches geben. Die Steelers gehen als Favorit ins Spiel, aber der Ausfall von Le'Veon Bell reißt ein großes Loch ins Running Game. Was kann Ersatzmann Ben Tate leisten?
Die Ravens, die sich ihr Playoff-Ticket in letzter Minute gesichert hatten, können auf Tackle Haloti Ngata zurückgreifen: Die Sperre des Defensiv-Kolosses ist abgelaufen. Dafür gibt es weiter Probleme mit der O-Line und der Secondary. Beide sind von Verletzungen gebeutelt.
7.: Die Steelers eröffnen das Team mit einer "Ben-Tate-Diät". Der erste kürzlich verpflichtete Running Back bekommt bei vier der ersten fünf Plays den Ball - und fumblet direkt! Glück für ihn, dass Teamkollege Antonio Brown aufgepasst hat und die Pille sichert. Weil Roethlisberger von Rückkehrer Haloti Ngata gesackt wird, stoppt der Drive jedoch an der 37-Yard-Linie der Ravens.
14.: Schnelles Three-and-out der Gäste, die Steelers dürfen wieder. Ein Pass auf Martavis Bryant bringt 20 Yards, doch dann wird Big Ben schon wieder gesackt. Diesmal von Elvis Dumervil. Saun Suisham sorgt für die ersten Punkte aus 45 Yards. 3:0 Steelers.
18.: Jetzt bewegen endlich auch die Ravens den Ball. Jacoby Jones zieht bei einem weiten Pass eine Flagge, dazu legt Justin Firsett ein paar gute Runs auf. Aus fünf Yards muss es dann sein Ersatzmann Bernard Pierce richten - Touchdown! 7:3 Baltimore!
25.: Wow! Das kann nur Roethlisberger! Der Hüne packt in der Pocket einen Pump Fake aus, der sich gewaschen hat, dreht sich dann rechts heraus, entwischt dem Pass Rush - und findet Tight End Heath Miller für 30 Yards! Trotzdem stockt der Drive, aber beim Field-Goal-Versuch haben die Ravens doch tatsächlich zwölf Mann auf dem Feld. Weiter geht's! Es reicht dennoch nur zum Field Goal, weil Roethlisberger wenig später doch gesackt wird. Suisham aus 22 Yards. 7:6 Baltimore.
28.: Der Deep Ball ist Flaccos größte Waffe. Wenn er Zeit hat, dann funktioniert es: 23 Yards auf Steve Smith, wenig später 19 Yards auf Tight End Owen Daniels. In die Endzone reicht es dennoch nicht, weil vor allem James Harrison enorm viel Druck macht. Also darf Justin Tucker sein Glück mit dem Stutzen versuchen. Das Field Goal passt! 10:6 Baltimore.
30.: Den Two-Minute-Drill hat Big Ben drauf. Er verteilt das Ei auf seine Receiver und holt ein First Down nach dem anderen heraus. So macht Suisham den nächsten Dreier klar - zur Pause ist noch alles offen hier in Heinz Field! 10:9 Ravens!
35.: Flacco macht im dritten Viertel den Anfang. Zunächst findet er bei third-and-14 Torrey Smith für 17 Yards, wenig später zieht Smith die Pass Interference gegen seinen Bewacher und kommt auf weitere 32 Yards. Dann kassiert auch Flacco einen Sack - und verliert den Ball. Sein Bewacher Jeremy Zuttah wirft sich geistesgegenwärtig darauf und rettet so das Field Goal. Tucker aus 45 Yards - good! 13:9 Baltimore!
Pittsburgh - Baltimore: Das Spiel im Re-Live
38.: Die vielgescholtene Secondary der Ravens macht hier einen ausgezeichneten Job. Big Ben haut die Bombe auf Bryant heraus, der stolpert im Zweikampf mit seinem Bewacher - aber der Referee steht direkt daneben und entscheidet auf weiterspielen. Auch der nächste Pass von Roethlisberger findet keinen Abnehmer, Mike Tomlin lässt punten. Weiter 13:9 Ravens!
41.: Das ist ein Big Point für die Gäste! Flacco führt die Ravens mit einem Monsterpass auf Steve Smith (40 Yards!) in einem Wahnsinnstempo das Feld herunter, dann bekommt er an der Elf-Yard-Linie Hilfe von seiner Line, die James Harrison wegräumt. Flacco mit dem Rollout nach links, in der Ecke der Endzone hat sich Torrey Smith freigeschlichen! Touchdown! 20:9 Baltimore!
49.: Heinz Field bebt! Nach einem weiteren Sack von Roethlisberger geht der Ball an Flacco. Der hat zuerst unheimliches Glück, dass Bryce McCain eine Interception fallen lässt, aber wenig später verliert Justin Forsett das Ei kurz über der Mittellinie. Defensive End Stephon Tuitt sichert den Ball. Direkt im nächsten Play schleudert Roethlisberger das Leder gen Endzone. Antonio Brown ist von drei Verteidigern umstellt, aber der Pass sitzt! Was für ein Turnaround, da fehlten nur ein paar Milimeter zum Touchdown! Bryant macht den wenig später perfekt, aber die Two-Point-Conversion misslingt. Nur noch 20:15 Baltimore.
52.: Die Ravens legen wieder vor! Zuerst glückt den Gästen wieder mal ein third-and-long, diesmal auf Owen Daniels für stolze 23 Yards. Dann versucht Flacco bei third-and-one den Homerun auf Torrey Smith: Der fängt den Ball zwar in der Endzone, bekommt aber nur ein Bein auf den Boden. Justin Tucker muss aus 52 Yards ran - bombensicher! 23:15 Ravens.
53.: Das ist richtig teuer! Baltimore bringt den Overload-Blitz von links! Roethlisberger entkommt zwar dem ersten Rusher mit einer geschwinden Drehung, aber der Checkdown auf Tate rutscht diesem durch die Finger und in Richtung Terrell Suggs. Der fällt, aber hält das Ei irgendwie sicher - und zwar mit den Knien! Unglaublicher Pick! Direkt im Anschluss Play-Action von Flacco, der Pass auf Crockett Gilmore sitzt. 21-Yard-Touchdown! Totenstille im Stadion. 30:15 Ravens!
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56.: Und jetzt wird es ganz bitter für Steeler Nation! Roethlisberger wird gesackt und knallt dabei mit dem Helm heftig auf den Boden. Er bleibt erst einmal benommen liegen, die Steelers nehmen eine Auszeit. Aber mit Gehirnerschütterungen wird bekanntlich nicht mehr gespaßt: Roethlisberger nimmt seinen Helm ab und wird durchgecheckt, für ihn kommt Backup Bruce Gradkowski in die Partie. Bei Third-and-21! Weiter 30:15 für Baltimore.
58.: Nicht schlecht, Herr Gradkowski! Mit zwei Pässen holt er seinem Team ein neues First Down und feuert dann in die Endzone - den Ball kann Bryant vielleicht sogar fangen. Dann kommt Big Ben wieder rein, offensichtlich hat er den Checkup bestanden. Erster Spielzug, Roethlisberger macht ein paar schnelle Schritte nach vorn und....wirft eine ganz bittere Interception zu Darian Stewart. Der war für Brown gedacht, hatte aber nie eine Chance. Kein Mucks mehr im Stadion. 30:15 Ravens.
60.: Ein geblockter Punt bringt Pittsburgh noch einmal zwei Punkte per Safety und den Ball, aber zum TD und anschließenden Onside Kick kommt es erst gar nicht, denn Heath Miller fumbelt mit wenigen Sekunden auf der Uhr. Das war's!
Der Star des Spiels: Steve Smith Senior. Der 35-Jährige hatte sich vor der Saison im Streit von den Carolina Panthers getrennt - nach 13 Jahren. Mit 35 Jahren nicht mehr gut genug? Von wegen! Smith hat sich als absoluter X-Faktor für Joe Flacco etabliert. Er fing fünf der sieben in seine Richtung geworfenen Bälle für 101 Yards, darunter ein 40-Yarder, den er sich artistisch erkämpfte. Die Panthers sind ja auch noch dabei - es könnte im Super Bowl theoretisch zu einem weiteren Wiedersehen kommen...
Der Flop des Spiels: Pittsburghs Offensive Line. 33 Mal war Roethlisberger in der Regular Season gesackt worden - diesmal kamen fünf Sacks dazu. Seine O-Line bekam den starken Pass Rush der Ravens nie in den Griff, die Line wurde teils förmlich geplättet. Für das Running Game konnte man ebenfalls keine Löcher freiräumen (68 Yards), da kann Bells Ausfall nicht die ganze Verantwortung tragen.
Das fiel auf:
- Eigentlich sollte ja die Secondary der Ravens das große Problem sein - aber an diesem Abend ließen die Corner der Steelers sehr viel mehr zu. Bryce McCain, gegen Cincinnati noch mit zwei Picks bärenstark, hatte gegen Torrey Smith und Steve Smith große Probleme, kassierte viele Big Plays und ließ dazu noch eine Interception, die direkt in seine Arme segelte, im Fallen aus seinen Armen rutschen.
- Dean Pees ist seit Januar 2012 der Defensive Coordinator der Ravens. Für einen Job als Head Coach ist er mit seinen 65 Jahren vielleicht nicht mehr der Richtige - aber wäre er ein paar Jahre jünger, er wäre ganz sicher im Gespräch. Die exotischen Blitz-Packete, die Pees gegen Roethlisberger schnürte, funktionierten immer wieder hervorragend. Fünf Sacks steckte Big Ben ein, die Interception resultierte ebenfalls aus einem Blitz.
- Joe Flacco ist normalerweise nicht der Quarterback, den man als wahnsinnig mobil einstufen würde. Aber der 1,98-Meter-Mann, der oft so lethargisch in der Pocket zu hängen scheint, ist erstaunlich agil, und bewies das gleich mehrmals gegen die Steelers. Immer wieder verließ er die Pocket und kaufte sich so die nötige Zeit, so auch beim Touchdown auf Smith. Dazu kamen noch immerhin zehn Rushing Yards.
- In der ersten Halbzeit hatten die Ravens nicht einmal zehn Minuten Ballbesitz, auch in Sachen Raumgewinn lagen die Steelers weit vorn. Aber das Team von Coach John Harbaugh machte das beste aus seinen Möglichkeiten und hielt die Steelers bei Field Goals. In der zweiten Hälfte kam die Offense dann ins Rollen.
- Ein schwacher Trost für Roethlisberger: In diesem Spiel knackte er den Rekord von Steelers-Legende Terry Bradshaw. Der hatte in seiner Karriere 261 Pässe in den Playoffs an den Mann gebracht.
- Den Steelers fehlte es in dieser Partie am Pass Rush. Das Running Game der Ravens konnte man zwar ebenfalls einbremsen (nur 49 Yards), aber ein einziger Sack von Flacco war einfach zu wenig.
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