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"Jetzt wird vor allem Schnee geschippt"

Von Aufgezeichnet von Stefan Petri
Sebastian Vollmer ist der erste deutsche Super-Bowl-Champion
© getty

Sebastian Vollmer ist der erste deutsche Super-Bowl-Champion überhaupt - das bewahrt ihn jedoch nicht vor den ganz profanen Aufgaben des Lebens. Im Interview spricht der 30-Jährige von den New England Patriots über die Emotionen nach dem Spiel, prominente Gratulanten und seinen nächsten Besuch in Deutschland. Mit der Trophäe?

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Sebastian Vollmer über...

... seine Emotionen nach dem Spiel: "Es war pure Euphorie. Die Freude, das Loslassen - wir hatten ja so viele Jahre darauf hingearbeitet. Man ist einfach nur froh. Nach einer Weile ebbt die Euphorie etwas ab, aber wirklich verinnerlicht habe ich es immer noch nicht. Es ist ein schwer zu beschreibendes Gefühl. Immer wieder realisiert man es dann, auch im Gespräch mit anderen: Ja, stimmt. Ich bin Super-Bowl-Champion!"

... die spielentscheidende Interception: "Wir als Offense haben uns nicht wirklich auf das Spielgeschehen konzentriert. Wir wussten ja, dass uns vielleicht nur noch eine Minute für ein Field Goal bleibt, um die Overtime zu erreichen. Aber man merkt natürlich sofort, dass etwas passiert ist. Wir haben uns natürlich riesig gefreut und sind auf den Platz gerannt, haben gebrüllt, die Arme in die Luft gerissen. Aber nach dieser Euphorie mussten wir direkt wieder runterkommen, es waren ja noch ein paar Sekunden zu spielen. Nach dem Jump [Offside von Michael Bennett] war es dann vorbei, es ging nur noch darum, am Ende keinen Mist mehr zu bauen."

... Erinnerungsstücke: "Vom Spiel habe ich nichts behalten, nur die üblichen Shirts, Mützen und so. Ich habe das Spiel noch gar nicht gesehen und weiß auch nicht, ob ich mir das Spiel noch einmal anschauen werde, eigentlich möchte ich es so in Erinnerung behalten. Nur den Ring gibt es natürlich, aber das wird auch noch ein paar Monate dauern."

... die vielen Glückwünsche und prominente Gratulanten: "Es waren so viele, ich habe immer noch nicht alle beantwortet. Von Freunden, der Familie und anderen Menschen, die mit mir diesen Weg gegangen sind. Auch einige Fußball-Weltmeister waren dabei - als Fußballfan habe ich mich ja über den WM-Titel auch riesig gefreut. Wir kicken hin und wieder in der Offseason, aber mehr als Konditionstraining. Das fußballerische Können ist bei uns 'schweren Jungs' nicht so gut, aber es macht trotzdem sehr viel Spaß."

... die Feierlichkeiten nach dem Sieg: "In unserem Hotel haben wir eine Party gefeiert, mit einem großen abgesperrten Bereich für uns und unsere Familien. Auch Pitbull und andere Stars waren dabei. Dann ging es zurück nach Boston, wobei der Flieger mit unseren Familien erst einen Tag später abheben konnte. Und dann natürlich die Parade: Es war bitter kalt, keine Ahnung wie viele Menschen da waren, ich schätze mal über eine Million. Es war ein tolles Erlebnis."

... Football in Deutschland: "Ich glaube schon, dass der Sport in Deutschland gewachsen ist, eigentlich in ganz Europa. Die Trainer sind gut, immer mehr Sportler wagen sich auch an die Randsportarten. Dass wir vier Deutsche in der NFL haben zeigt, dass es auch außerhalb der USA Talente gibt. Wenn diese gefördert werden, dann klappt es auch, da spielt die Nationalität keine Rolle."

... seinen nächsten Deutschland-Besuch: "Ich weiß noch nicht, ich entscheide das immer relativ kurzfristig. Ein langer Urlaub wird es auch nicht werden, wir fangen schon bald wieder an zu trainieren. Am ehesten im Sommer vor Beginn des Trainingscamps. Als einzelner Spieler darf man die Trophäe nicht mitnehmen, aber ich werde Patriots-Eigentümer Robert Kraft fragen, ob er mit ihr in Deutschland vorbeikommen kann."

... fehlende Motivation für die kommende Saison: "Ich sag mal so: Gewinnen wird nie langweilig. Der Ehrgeiz ist da, als Titelverteidiger noch einmal zu gewinnen. Tom Brady zum Beispiel: Der hatte schon dreimal gewonnen, aber so ehrgeizig wie in dieser Saison habe ich ihn noch nie erlebt. Wir wissen: Wir können es schaffen, wir haben das Team dazu. Und jetzt nochmal!"

... das, was sich nach dem Titel geändert hat: "Wenn man sieht, wie viel das den Menschen hier bedeutet, wie die Kinder einen vor Freude anspringen, das ist der Wahnsinn. Aber das hält sich auch in Grenzen. Klar, wir haben gewonnen, aber das ändert uns als Menschen ja nicht. Für mich zumindest ändert sich das Leben nicht. Wir haben hier zum Beispiel gerade zwei Meter Schnee, also wird jetzt vor allem Schnee geschippt. Das macht niemand für mich - und sonst komme ich nicht aus der Garage."

Sebastian Vollmer im Steckbrief

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