Die Patriots gerieten nach dem Playoff-Spiel im Januar gegen die Indianapolis Colts (45:7) erstmals in den Fokus der Öffentlichkeit, als der Gegner einen verdächtigen Football bemerkt haben wollte. Daraufhin leitete die NFL eine Untersuchung ein, dennoch konnten die Patriots zwei Wochen später unbeschadet im Super Bowl antreten - und die Seattle Seahawks in einem denkwürdigen Spiel besiegen. Es war der vierte Super-Bowl-Ring in der Karriere von Brady.
Erst vor wenigen Tagen legte schließlich der von der Liga beauftragte Anwalt Ted Wells seinen 243 Seiten starken Bericht vor: Demnach sei es mehr als wahrscheinlich, dass Brady mit einigen Team-Angestellten heimlich Luft aus den Bällen gelassen habe. Sowohl Brady als auch die Patriots hatten die Vorwürfe zurückgewiesen und die Untersuchung harsch kritisiert.
Eine Million Dollar Strafe für die Patriots
Nun hat Commissioner Roger Goodell ein Urteil gefällt: Brady wird in der Saison 2015/2016 für die ersten vier Spiele gesperrt. Die Patriots müssen zudem eine Strafe in Höhe von einer Million Dollar zahlen - die höchste Geldstrafe in der Geschichte der NFL - und verlieren zwei Draft-Picks: Den Erstrundenpick von 2016 sowie den Viertrundenpick von 2017.
In einem Statement wirft die NFL der Franchise unter anderem vor, "die Regeln verletzt zu haben und mit der Untersuchung nicht zusammengearbeitet zu haben". "Wir berufen uns dabei darauf, die Integrität unseres Sports zu bewahren, sowie auf den gründlichen und unabhängigen Wells Report."
Patriots legen Protest ein
Patriots-Eigentümer Robert Kraft ist dagegen der Meinung, das Urteil der NFL entbehre "jeglicher Grundlage. Es basiert auf momentanen Vermutungen und nicht auf eindeutigen Beweisen." Der Wells-Report sei demnach einseitig und Brady habe nach wie vor vollste Rückendeckung vom Verein: "Er kann auf unsere ungebrochene Unterstützung bauen. Unser Glaube in ihn ist nicht erschüttert", so Kraft.
In den vergangenen Tagen habe sich der Klub ihm zufolge eigentlich dazu entschieden gehabt, jegliche Strafe seitens der NFL zu akzeptieren. "Das Ausmaß, welches die Untersuchung und die Bestrafung nun aber genommen haben, ist unverantwortlich. Sowohl die Fans als auch der gesamte Verein sind maßlos enttäuscht", kritisierte Kraft weiter.
Zudem kündigte Bradys Berater Don Yee bereits an, gegen das Urteil Berufung einzulegen. Der Quarterback hat dafür drei Tage Zeit. "Diese Bestrafung ist lächerlich und hat keine legitime Basis. Und wenn der Anhörungsbeauftragte ein unabhängiger und neutraler Mann ist, bin ich sehr optimistisch, dass der Wells-Report als extrem gebrechlich und unlogisch aufgedeckt wird."
Aufruhr in sozialen Netzwerken
Auch in den sozialen Netzwerken schlug die Entscheidung hohe Wellen. LeGarrette Blount ließ seinem Ärger freien Lauf: "Das ist absolut lachhaft!!!", twitterte der Running Back der Patriots, der die Fans zur Unterstützung aufrief. Eli Manning, Quarterback der New York Giants, hatte dagegen Verständnis für die NFL: "Sie wahren dadurch die Integrität des Spiels. Wenn jemand gegen die Regeln verstößt, ist es verständlich, wenn er dafür bestraft wird."
Bei einem Jahresgehalt von acht Millionen Dollar würde Brady durch die Sperre, die ein Viertel der Regular Season abdeckt, zudem rund zwei Millionen Dollar einbüßen. Auch die beiden Angestellten in der Kabine, die Brady geholfen haben sollen, sind auf unbestimmte Zeit gesperrt worden.
Erster Ersatzmann von Brady wäre derzeit Backup Jimmy Garoppolo (19/27, TD in sechs Spielen). Die Patriots eröffnen die kommende Saison mit einem Heimspiel gegen die Pittsburgh Steelers. Brady wird nach aktuellen Stand erst im fünften Spiel gegen die Indianapolis Colts wieder mitwirken.