Rodgers mal wieder fehlerlos

Stefan Petri
22. September 201504:26
War von den Seahawks einfach nicht zu stoppen: Packers-Quarterback Aaron Rodgersgetty
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Die Green Bay Packers haben ihr Heimspiel gegen die Seattle Seahawks mit 27:17 gewonnen und sich damit den zweiten Saisonsieg gesichert. Verlassen konnten sich die Grün-Gelben dabei auf Quarterback Aaron Rodgers, der das Duell mit Russell Wilson klar für sich entschied. Während der MVP eine unglaubliche Serie weiter ausbaute, kassiert Seattle die zweite Pleite in Serie.

Rodgers, der 25 seiner 33 Pässe an den Mann brachte (249 YDS, 2 TDs), hat damit im heimischen Stadion weiterhin seit über zwei Jahren keine Interception geworfen. Er war es, der die Packers im Schlussviertel mit einem Touchdown-Pass auf Tight End Richard Rodgers in Führung brachte. Zuvor hatte Seattle einen 3:13-Pausenrückstand mit zwei schnellen Touchdowns gedreht.

Eine weitere Aufholjagd von Wilson und Co. blieb dann aber ohne Erfolg, weil der Quarterback (19/39, 206 YDS) im Gegenzug eine Interception warf. Während Wilson 78 Yards erlaufen konnte, blieb sein Running Back Marshawn Lynch mit nur 41 Yards blass.

Mit dem zehnten Heimsieg in Serie revanchieren sich die Packers für zuletzt drei Niederlagen am Stück gegen Seattle, darunter auch in den letztjährigen Playoffs. In der Nacht auf Dienstag kommt es kommende Woche zum Duell mit den Kansas City Chiefs (im LIVESTREAM FOR FREE), während Seattle gegen die Chiacgo Bears auf den ersten Saisonsieg hofft.

Die Reaktionen:

Aaron Rodgers (Quarterback Green Bay Packers): "Das war ein wichtiger Sieg für uns, aber die Saison ist erst zwei Wochen alt. Wir waren sehr relaxt da draußen [als Seattle in Führung ging], ruhig und selbstbewusst. Die Zuschauer waren heute fantastisch. Ein unglaublicher Lärm, eine Atmosphäre wie in den Playoffs. Und ich glaube, heute war Gott mal Packers-Fan."

Mike McCarthy (Head Coach Green Bay Packers): "Wir stehen bei 2-0 und es war eine tolle Nacht hier in Lambeau. Du schläfst immer besser, wenn du gewinnst. Wir haben bei unserer Nummer-1-Priorität, Marshawn Lynch, gute Arbeit geleistet. Wir hoffen, dass einige Jungs fit werden und dann bereiten wir uns auf die Kansas City Chiefs vor."

Russell Wilson (Quarterback Seattle Seahawks): "Wenn wir gegen Green Bay spielen, dann bleibt es immer bis zum letzten Moment spannend. Wir müssen einfach in der Anfangsphase besser spielen. Und das werden wir. Wir glauben daran, dass wir diese schweren Spiele wieder gewinnen werden."

Pete Carroll (Head Coach Seattle Seahawks, über den Fumble kurz vor Schluss): "Keine Ahnung, was da passiert ist. Ich sage es ganz klar: Wenn der Ball auf dem Boden ist versuchen wir, ihn uns zu holen. Und Justin Britt hat ihn den Offiziellen gegeben. Irgendwo dazwischen haben die Refs entschieden, dass Green Bay den Ball aber hatte. Das hat uns niemand gesagt, deshalb haben wir weiter um den Ball gekämpft. Ich verstehe das nicht."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Acht Monate nach der bitteren Pleite im NFC Championship Game, als die Packers bereits wie der sichere Sieger ausgesehen hatten, bietet sich den Cheeseheads die Chance zur Revanche. Dabei muss das Team von Head Coach Mike McCarthy aber auf Offensive Tackle Bryan Bulaga verzichten, der nach einer Knie-OP mehrere Wochen ausfallen wird.

Die Seahawks treten ihrerseits weiter ohne Leistungsträger Kam Chancellor an - der Safety befindet sich weiter im Streik und pocht auf einen neuen Vertrag. Seattle ist nach der Niederlage in St. Louis unter Druck - ein Saisonstart mit zwei Niederlagen am Stück würde dem Super-Bowl-Teilnehmer nicht allzu gut zu Gesicht stehen.

5.: Das geht ja gut los für die Gastgeber: Aaron Rodgers schafft es gleich mehrfach, die gegnerische Defensive Line mit schaften Kommandos ins Abseits zu locken. Dazu kommen noch ein paar gute Laufspielzüge. Dann haut der MVP einen 29-Yard-Laser auf James Jones aus dem Handgelenk - so etwas kann nur Rodgers! Touchdown Packers, und der geschlagene Cornerback ist auch noch Richard Sherman. 7:0 Packers!

21.: Fumble von James Starks! Die Packers bewegen sich auf die Mittellinie zu, da bekommt der Running Back, der für den angeschlagenen Eddie Lacy im Spiel ist, den Pass nach außen von Rodgers. Aber K.J. Wright ist da und geht in den Infight, bevor Starks die Pille ordentlich verstaut hat. Sie fällt auf den Boden, die Seahawks sind zuerst da. Allerdings fällt ihnen offensiv wieder nichts ein - wenig später folgt der Punt. 10:3 Packers.

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30.: Big Point vergeben: Die Seahawks müssen zum zweiten Mal in Serie punten, Green Bay ist auf dem besten Wege zu einem weiteren Touchdown, weil sich Richard Sherman gleich mehrere Strafen leistet. Dann hat Rodgers James Jones für den Touchdown - oder? Nein, die Fernsehbilder beweisen, dass Jones' Allerwertester schon im Aus war, bevor er das Ei sicher hat. Also wird es nur ein Field Goal, Sekunden vor der Pause. 13:3 Packers.

36.: So hat sich das Pete Carroll vorgestellt! Die Seahawks kommen aus der Kabine - und lassen Russell Wilson machen! Der bringt fünf von sechs Pässen an den Mann und erläuft auch selbst noch 17 Yards. Bei Third Down findet er Lynchs Ersatzmann Fred Jackson mit einem kurzen Pass über die Mitte, der 34-Jährige schafft es in die Endzone. Touchdown - und nur noch 13:10 Green Bay!

50.: Und nachdem Wilson einen zweiten Touchdown auflegt, schlagen die Gelb-Grünen zurück! Erst das Field Goal von Mason Crosby aus 44 Yards, dann führt Rodgers das Team 80 Yards das Feld herunter, weil auch Receiver Randall Cobb endlich mitwirkt. Touchdown und Two-Point-Conversion jeweils zu Namensvetter Richard Rodgers, das bringt acht Punkte und die 7-Punkte-Führung. Lambeau rockt! 24:17 Packers!

58.: Das ist die Entscheidung! Wilson will auf Rodgers antworten, wirft dann jedoch einen kurzen Pass direkt in die Arme von Gegenspieler Jayrone Elliott. Der fumbelt zwar prompt, doch die Packers bleiben im Ballbesitz. Der anschließende Drive nimmt viel Zeit von der Uhr, nach dem Two-Minute-Warning trifft Crosby ein kurzes Field Goal. 27:17 Green Bay.

Der Star des Spiels: Aaron Rodgers. Im Januar hatte der MVP noch an Wadenproblemen laboriert und war deswegen auch in seiner Beweglichkeit eingeschränkt gewesen. Diesmal gab es das volle Paket: Lange Pässe, schnelle Dump-Offs, Pässe aus dem Lauf, 70-Yard-Bomben aus dem Handgelenk - auch ohne den verletzten Receiver Jordy Nelson ist er einfach nicht zu stoppen. Er lockte die Defense der Hawks mehrfach ins Abseits, und ist in der Regular Season im Lambeau Field seit unfassbaren 1022 Tagen, 545 Pässen und 43 Touchdowns ohne Interception. Er ist der Gold-Standard in Sachen Quarterback-Play.

Der Flop des Spiels: Richard Sherman. Nur drei Penalties hatte sich der Cornerback, der seine Seite des Feldes sonst so regelmäßig abriegelt, im letzten Jahr eingefangen. Gegen die Packers schaffte er einmal gleich zwei in Folge und schenkte so 41 Yards her. Beim ersten Touchdown des Spiels konnte er James Jones nicht stoppen, und auch sonst wirkte er immer wieder unkonzentriert und nicht so souverän wie sonst. Ohne Chancellor muss er in der Defense noch mehr Verantwortung übernehmen - das ging diesmal schief.

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Das fiel auf:

  • Bei Aaron Rodgers und Russell Wilson boten sich teils bemerkenswerte Ähnlichkeiten im Quarterback-Spiel: Beide sind athletisch genug, um die von der Offensive Line geschützte Pocket zu verlassen und auch schon mal dem einen oder anderen Pass Rusher zu entkommen, bevor der freie Receiver anvisiert wird. Der Unterschied: Während Wilson noch mehr auf die eigenen Beine setzt - zwischenzeitlich setzte Seattle auch die Read-Option ein - wirft keiner so präzise und weite Pässe aus dem Lauf wie Rodgers.
  • Auch bei den nackten Zahlen hatten die Packers die Nase vorn, wenn auch oft nur knapp. Über 33 Minuten Ballbesitz, 234:205 Passing Yards, 127:119 Rushing Yards. Beide Teams kamen auf je 21 First Downs und sechs Penalties.
  • Es war nicht der Abend der Star-Running Backs. Eddie Lacy kam auf gerade mal drei Carries für die Gastgeber, bevor er noch im ersten Viertel mit Knöchelproblemen in die Kabine musste - sein Arbeitstag war beendet. Ersatzmann James Starks leistete sich prompt einen Fumble, konnte sich danach aber steigern (95 YDS). Auf Seiten der Seahawks machte Marshawn Lynch kaum einen Stich und wurde in der zweiten Hälfte von Wilson weitgehend ignoriert - zu Recht. Insgesamt 15 Carries für 41 Yards. Enttäuschend.
  • Pete Carroll hat es immer noch nicht geschafft, Neuzugang Jimmy Graham in die Offense zu integrieren. Der Tight End, der bei den Saints an der Seite von Drew Brees so viele Jahre geglänzt hatte, sollte das Passspiel der Seahawks eigentlich unberechenbarer machen. Bisher ist sein Einfluss aber verschwindend gering: Ganze zwei Pässe gingen am Sonntag in seine Richtung, einer über elf Yards kam an.
  • Böses Blut im Lambeau Field. Beide Teams betonten im Vorfeld zwar, dass man das NFC Championship Game im Januar schon längst abgehakt habe. Einige Male drohten die Emotionen im weiten Rund von Wisconsin jedoch überzukochen - und kurz nach Wilsons Interception im vierten Viertel war es dann vorbei für K.J. Wright: Der Seahawks-Linebacker geriet mit Richard Rogers aneinander und riss ihm den Helm an der Gesichtsmaske herunter - dafür schickten ihn die Referees zum Duschen.
  • Verletzungen, Verletzungen, Verletzungen. Zuerst erwischte es Lacy, der schon im ersten Viertel nicht mehr weitermachen konnte. Wenig später fiel bei den Packers auch noch Defensive Lineman Josh Boyd, der vom Feld gefahren werden musste. Genau wie kurz zuvor Receiver Davante Adams. Ob es sich um schwerere Verletzungen handelt, ist noch unklar, vor allem Boyd wäre schwer zu ersetzen.

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