Pats gewinnen DeflateGate-Rematch

Stefan Petri
20. Oktober 201504:22
Bahn frei! LeGarrette Blount (M.) bricht durch und läuft zu einem Touchdowngetty
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Die New England Patriots (5-0) haben das mit Spannung erwartete "DeflateGate-Rematch" gegen die Indianapolis Colts (3-3) mit 34:27 (7:7, 13:14, 7:0, 7:6) gewonnen und bleiben damit weiter unbesiegt. Dabei konnten die Colts, die ohne den Deutschen Björn Werner antreten mussten, die Partie eine Halbzeit offen gestalten, bevor eine äußerst kuriose Entscheidung von Head Coach Chuck Pagano die Gäste endgültig auf die Siegerstraße brachte.

Die Colts, bei denen Quarterback Andrew Luck (30/50, 312 YDS, 3TDs) wieder mitwirken konnte, kamen gut ins Spiel und gingen sogar mit einer 21:20-Führung in die Pause. Verantwortlich dabei war auch die erste Interception des Jahres von Patriots-Quarterback Tom Brady (23/37, 311 YDS, 3 TDs, INT).

Nachdem Tight End Rob Gronkowski mit dem 60. TD seiner Karriere die Führung für New England besorgte, schenkten die Colts mit einer unkonventionellen Punt-Formation den Ball her - New England sorgte Running Back LeGarrette Blount (106 YDS) mit seinem zweiten Touchdown des Abends für die Entscheidung. Damit haben die Pats die letzten 7 Spiele gegen Indianapolis gewonnen.

Damit sind immer noch fünf Teams ungeschlagen - die meisten seit 1970. New England muss sich in Week 7 mit den stark aufspielenden New York Jets messen, das Division-Duell findet in Foxboro statt. Die Colts empfangen in einer Woche die New Orleans Saints.

Die Reaktionen:

Andrew Luck (Quarterback Colts): "Sie haben ihr Spiel besser umgesetzt, das ist klar. Sie zwingen dich zu vergebenen Möglichkeiten. Der Fake Punt war nicht ideal, aber die Three-and-out-Serien haben ebenfalls nicht geholfen. Da gibt es einiges, das wir besser machen müssen. Es waren ein paar Würfe dabei, die ich ins Ziel bringen muss. Aber das hatte nichts mit meiner Gesundheit zu tun.

Chuck Pagano (Coach Colts): Unsere Third-Down-Defense war manchmal ziemlich schwach. Wir wollten aggressiv sein. Beim Onside Kick hat die Wiederholung unserer Meinung nach gezeigt, dass der Ball klar uns gehörte.

... über den Fake Punt: "Für das Punt Play übernehme ich die Verantwortung. Der Plan war, sie zu überraschen, vielleicht beim Auswechseln oder einem zwölften Spieler auf dem Feld. Und je nach Situation dann vielleicht auch etwas zu riskieren. Aber ich habe unter der Woche nicht gut genug gecoacht: Wir waren falsch aufgestellt und dann gab es auch noch einen Kommunikationsfehler zwischen dem Quarterback und dem Snapper. Das ist meine Schuld und hat natürlich eine riesige Rolle in dieser Niederlage gespielt.

Logan Ryan (Cornerback Patriots): "Ich glaube, da draußen herrschte Verwirrung. Ich weiß nicht, welches Ziel sie mit diesem Play hatten."

Julian Edelman (Receiver Patriots): "So wie sie spielen, ist man nie überrascht. Sie haben einen Onside Kick und [den Fake Punt] probiert. Naja, die Colts eben."

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Es ist das lang erwartete DeflageGate-Rematch! Die Patriots hatten im AFC Championship Game im Januar haushoch mit 45:7 gewonnen, doch danach entwickelte sich die monatelange Diskussion um nicht genügend aufgepumpte Bälle auf Seiten der Patriots. Ist das noch ungeschlagene New England auf "Rache" aus? Bei den Buchmachern sind Brady und Co. klarer Favorit, auch ohne den verletzten Left Tackle Nate Solder.

Die Hoffnungen der Colts ruhen vor allem auf Quarterback Andrew Luck: Der ist nach zwei Wochen Pause, in denen er von Backup Matt Hasselbeck vertreten wurde, endlich wieder fit - hatte aber gegen die Patriots bisher eigentlich immer große Schwierigkeiten. Nicht dabei ist Pass Rusher und SPOX-Kolumnist Björn Werner: Er kann wegen Oberschenkelproblemen nicht mitwirken.

13.: Guter Start für beide Offenses! Die Colts haben zuerst Ballbesitz und zeigen dabei, dass Andrew Luck eindeutig wieder fit ist. Viele Pässe verschiedener Bauart finden ihr Ziel, kurz vor der Pats-Endzone spielt dann Coach Chuck Pagano seinen vierten Versuch aus. Luck auf Receiver Donte Moncrief links in der Endzone - Touchdown! Aber die Patriots schlagen ihrerseits prompt zurück! Brady auf Julian Edelman. 7:7.

19.: Big Play für die Colts - Bradys erste Interception des Jahres! Der Quarterback will tief in der eigenen Hälfte auf Edelman spielen, aber der kann den Ball nicht fangen, tippt ihn im zweiten Versuch sogar nach oben! Mike Adams sagt danke, pflückt das Ei aus der Luft und spaziert ein paar Yards zum Pick-Six! Danach geht Pagano prompt aufs Ganze und versucht einen Onside Kick! Klappt aber nicht! 14:10 Colts

28.: Nach einem 38-Yard-Touchdown-Run von LeGarrette Blount kontern die Colts mit einem langen Drive. Und den schließt Luck ganz stark ab: Zuerst entzieht er sich dem Pass Rush, dann läuft er auf die Endzone zu - und dann feuert er im letzten Augenblick aus dem Handgelenk auf T.Y. Hilton! Ganz stark gemacht! 21:17 Colts!

35.: Gronk! Ohne Catch war das Tight-End-Monster der Patriots in der ersten Halbzeit geblieben. Das macht er nach dem Seitenwechsel besser. Zuerst holt er bei einem Third-and-6 10 Yards, dann wird er an der Red Zone völlig alleingelassen. Brady findet ihn, er läuft in die Endzone. Gronk Smash! 27:21 Pats.

44.: Was bitte war das? Beim vierten Versuch ein paar Yards vor der Mittellinie packt Pagano eine einfach nur verrückte Formation aus: Receiver Griff Whalen gibt den Center, hinter ihm Safety Colt Anderson. Und der Rest des Teams verdrückt sich an die rechte Seitenlinie. Keine weiß, was das soll, und dann snapt Whalen auch noch den Ball. Die Verteidiger plätten ihn mühelos - und es gibt die Penalty wegen illegaler Formation obendrauf. Der Ball geht an die Patriots. Hä? Klar, dass die Pats daraus einen Touchdown machen! 34:21!

57.: Das dürfte es gewesen sein. Ein Drive der Colts bringt keine Punkte ein, weil Luck seine gut gedeckten Receiver einfach nicht finden kann. Pagano wäre in Field-Goal-Distanz, aber weil drei Punkte nichts bringen würden, spielt er einen vierten Versuch ein. Ohne Erfolg, der Ball geht an die Patriots. 34:21.

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Der Star des Spiels:Tom Brady. Brady machte vielleicht nicht sein bestes Spiel der laufenden Saison, zeigte aber wie üblich eine gute Wahrnehmung in der Pocket, machte immer wieder den richtigen Schritt nach vorn oder zur Seite - und feuerte dann Pässe auf seine Receiver. Wie es Edelman, Amendola und Co. anstellen, immer wieder so weit offen zu sein, muss man wohl Bill Belichick fragen. Ihr QB versteht es aber meisterhaft, sie immer so in Szene zu setzen, dass sie nach dem Catch noch eine Menge Yards herausholen können.

Der Flop des Spiels: Der "Anti"-Punt. Was auch immer sich die Colts bei ihrem ganz besonderen Versuch im dritten Viertel gedacht hatten, wer auch immer den entscheidenden Fehler machte - es war keine gute Idee. "Warum habt ihr den Ball gesnapt?" schien Pagano danach in Richtung Anderson zu fragen. Gleichzeitig gab es eigentlich keinen positiven Ausgang dieses Spielzugs. Pagano hatte schon mit dem Onside Kick viel riskiert. In dieser Situation riskierte er zu viel.

Das fiel auf:

  • Interception ist nicht gleich Interception: Die Geschichtsbücher werden Brady seinen ersten Pick der Saison ankreiden, doch dafür konnte die Nummer 12 der Patriots überhaupt nichts - Edelman hätte den Ball eigentlich locker fangen müssen, vielleicht die Folge eines lädierten Fingers. Merke: Statistiken zeigen viel, aber noch lange nicht alles.
  • Die Colts spielten eine richtig starke Halbzeit, hielten Gronkowski in Schach und konnten den Ball in der Offense fast genauso gut bewegen wie die Patriots. Auch nach dem Rückstand im dritten Viertel erzwang man gleich zwei Punts, ein Touchdown hätte also zur Führung gereicht. Der Pseudo-Punt-Trick von Pagano schien dann aber sowohl dem Team als auch dem Publikum den Enthusiasmus zu rauben. Plötzlich regierte Verwirrung, die Luft war raus. Die Pats hatten zwar schon geführt, dennoch ein absoluter Wendepunkt in der Partie.
  • Indianapolis hat sich trotzdem etwas Respekt erarbeitet - und auch Andrew Luck. Viele Beobachter hatten mit einem Kantersieg der Pats gerechnet, aber gegen das wohl beste Team der NFL hielten die Colts lange mit. Gerade das Running Game, mit dem die Pats ihren Gegner in der Vergangenheit immer wieder in Stücke geschnitten hatten, konnte man diesmal einigermaßen einbremsen (25 Carries, 118 Yards).
  • Auch Luck, der in den ersten Wochen der Saison so große Probleme gehabt hatte, machte nicht viele grobe Fehler und erlief im letzten Viertel sogar einmal 25 Yards, wobei die Genauigkeit manchmal zu wünschen übrig ließ. Seine Line ist allerdings weiter das ganz große Problem. Nicht nur die Sacks, sondern auch ein ums andere Mal Holding-Strafen machten es der Offense ganz schwer.
  • Linebacker Jamie Collins hatte in der vorletzten Minute noch ein besonderes Schmankerl parat: Beim Extrapunkt-Versuch von Adam Vinatieri nahm der frühere Dreispringer Anlauf und setzte über seine D-Line und den Colts-Center hinweg, sodass er direkt vor dem Ball auftauchte und den Kick blockte.

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