NFL

Jeffery zieht Chargers den Stecker

Alshon Jeffery profitierte am meisten von der Verletzung seines Gegenspielers Jason Verrett
© getty

Die Chicago Bears zeigen ein Lebenszeichen beim überzeugenden 22:19-Comeback-Sieg im Monday Night Game bei den San Diego Chargers. Die Hausherren führen bis zum vierten Viertel souverän, doch dann geht ihnen buchstäblich der Saft aus. Gleich zwei Bears sorgen für Rekorde.

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Was für ein Spiel im Qualcomm Stadium! Nachdem die Chargers anfangs auf beiden Seiten des Balls überzeugten und fast schon wie der sichere Sieger aussahen, profitierten die Gäste von einer Verletzung, die San Diego nicht kompensieren konnte. Der entscheidende Mann: Jason Verrett. Er dominierte in der Secondary, erzielte gar einen Touchdown. Dann zwickte der Oberschenkel und das zog den Hausherren den Zahn.

Mit einer fulminanten Aufholjagd und angeführt von einem dann überragenden Alshon Jeffery, der einen Bears-Franchise-Rekord aufstellte, drehte Chicago schließlich das Spiel. Quarterback Jay Cutler sorgte seinerseits auch noch für eine historische Marke, mit der er in die Annalen der so geschichtsträchtigen Franchise eingeht.

Die Reaktionen:

Jay Cutler (Bears-Quarterback)...

...über Goulds Fehlschüsse: "San Diego, perfektes Wetter. Er brauchte wohl etwas Wind, glaube ich."

Philip Rivers (Chargers-Quarterback)...

...über die Saison der Chargers: "Wir können eine lange Liste von Gründen aufführen, warum es nicht geklappt hat, aber wir hatten in all diesen Spielen eine Chance auf den Sieg. Aber wir haben es einfach nicht zu Ende gebracht."

...über die aktuelle Form: "Wir haben im Moment einfach nicht die Antworten. Wir geben nicht auf, aber wir sind was wir sind."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off:

Zusammen haben beide Teams in dieser Saison erst vier Spiele gewonnen. Während dies für Chicago nicht überraschend kommt - sie befinden sich in einem Jahr des Übergangs - ist für die Bolts ein Rückschlag, war man doch mit Playoff-Ambitionen ins Jahr gestartet. Aber Verletzungen haben diese Ansprüche wohl unrealistisch gemacht. In diesem Spiel fallen auch schon wieder fünf namhafte Spieler aus, darunter mit Guard Orlando Franklin und Tackle King Dunlap gleich die komplette linke Seite der O-Line. Dazu wird auch Tight End Ladarius Green passen müssen.

Bei den Bears sieht es personell nicht unbedingt besser aus. Der vielleicht wichtigste Mann der Offense, Running Back Matt Forte, stand schon am Wochenende als Ausfall fest. Die Frage wird sein, wie das zu kompensieren ist. Jeremy Langford sollte die naheliegende Alternative sein. Zudem fehlen Center Hroniss Grasu und Wide Receiver Eddie Royal.

9.: Zunächst verschießt Robbie Gould seinen Versuch aus 47 Yards und beschert den Chargers damit eine gute Startposition. Dann lässt sich Philip Rivers nicht zweimal bitten und jagt die Seinen in nur acht Spielzügen übers Feld. Am Ende findet er einen völlig offenen Danny Woodhead, der im Slot aufgestellt war, in der Endzone für einen 14-Yard-Touchdown-Pass. 7:0 San Diego.

20.: Die Ereignisse überschlagen sich. Erst entreißt Cornerback Tracy Porter Dontrelle Inman einen gerade erst gefangen Ball für einen Fumble. Doch kurz darauf gibt Jay Cutler den Ball direkt wieder zurück: Jason Verrett schnappt sich den Pick und trägt das Leder über 68 Yards in die Endzone. Anschließend verschießt Kicker Josh Lambo den Extrapunkt. 13:0 San Diego.

22.: Jetzt erwachen aber auch die Bears. Verrett verletzt sich beim Sprint am Oberschenkel und muss raus. Alshon Jeffery ist damit nicht mehr unter seiner Bewachung und Cutler nutzt das eiskalt aus: Er peitscht die Bears mit nur sieben Spielzügen über 80 Yards bis in die Endzone. 73 dieser 80 Yards überbrückt Jeffery alleine. Am Ende wirft Cutler seinen 138. Bears-Touchdown-Pass zu Martellus Bennett von der 1-Yard-Line. Es ist ein neuer Franchise-Rekord, den zuvor Sid Luckman seit über 70 Jahren gehalten hatte. Nach einem Field Goal von Lambo Sekunden vor Ende des 2. Viertels steht es schließlich 16:7 für San Diego zur Pause.

46.: Cutler und die Bears haben schon seit einigen Minuten den Rhythmus gefunden, doch nun finishen sie auch in der Red Zone! Die Gäste legen einen sagenhaften Drive über 93 Yards und 15 Spielzüge hin, am Ende drückt Langford den Ball von der 1 im Jumbo-Package über die Goal Line. Touchdown! 16:14 San Diego.

57.: Chicago hält den Fuß auf dem Gas. Nach sehenswerten Plays von Langford und Jeffery ist am Ende aber Tight End Zach Miller, der für Cutlers 25-Yard-Touchdown-Pass über die Mitte komplett offen ist. Er fängt den Ball spektakulär mit einer Hand und ist dann nicht mehr zu stoppen. Anschließend glückt Langford die Two-Point Conversion. 22:19 Chicago. Und dabei bleibt es dann auch, denn der letzte Drive der Hausherren bringt keine Punkte mehr ein.

Der Star des Spiels: Alshon Jeffery. Natürlich profitierte er am allermeisten von der Verletzung von Jason Verrett, der das Duell zuvor für sich entschieden hatte. Aber nachdem sein Kettenhund weg war, drehte der Wideout so richtig auf und fing einen wichtigen Pass nach dem anderen und half maßgeblich mit, sein Team immer wieder in Position zu bringen. Am Ende stand er bei zehn Receptions für 151 Yards und legte sein drittes Spiel in Serie mit mindestens 100 Receiving Yards hin - Franchise-Rekord!

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Der Flop des Spiels: Die Chargers-Secondary. Auch hier dreht sich alles um Verrett, der zu Spielbeginn überragte und zudem den Pick-Six hinlegte. Doch nachdem er raus musste, sah San Diego in der Pass-Verteidigung im Grunde kein Land mehr. Und das war unterm Strich der entscheidende Faktor dieser Partie.

Das fiel auf:

  • Verletzungen, immer mehr Verletzungen. Die Chargers mussten sich in ihrer vierten Defensivserie von Cornerback Jason Verrett (Oberschenkel) verabschieden. Also im Grunde kurz nach dessen Pick-Six. Die Folge: Besonders Alshon Jeffery hatte plötzlich deutlich mehr Freiheiten und nutzte diese im Zusammenspiel mit Cutler auch konsequent aus. Kurz nach Verretts Ausscheiden musste dann auch noch Wide Receiver Malcom Floyd raus, der sich die Schulter beim Versuch eines Diving Catchs verletzte. Danach hatte San Diego nur noch drei echte Wide Receiver zur Verfügung.

  • Robbie Gould ist einer der zuverlässigsten Kicker in der Geschichte der NFL. Doch in diesem Spiel war auf ihn kien Verlass. Er versuchte zwei Field Goals, vergab beide. Und das passiert ihm nicht eben oft: In diesem Jahr hatte er bis Week 8 nur einen Fehlschuss zu verbuchen. Zwei missglückte Versuche passierten ihm derweil zum dritten Mal überhaupt. Zuletzt war dies vor fast zwei Jahren im Dezember 2013 beim Auswärtsspiel in Minnesota der Fall.
  • Knapp zehn Minuten vor Ende fing Stevie Johnson einen Pass innerhalb der 5-Yard-Linie der Bears, der zum First Down reichte. Anschließend feuerte er einen Spike in den Rasen, wie man es sonst etwa von Rob Gronkowski nach Touchdowns sieht. Das Problem dabei: Das ist mitten im Spiel bei laufender Uhr Delay of Game und schickte die Chargers fünf Yards zurück. Doch damit nicht genug. Wenig später scrambelte Rivers und warf schließlich beim dritten Versuch einen TD-Pass in die Endzone. Doch auch der wurde durch eine unnötige Strafe negiert: Offensive Tackle Joe Barksdale war "down Field" beim Pass. Auch das waren fünf Yards in die falsche Richtung. All diese Flaggen killten schließlich den vielleicht vorentscheidenden Touchdown. Man begnügte sich somit mit einem Field Goal und hielt die Partie mit 7:53 Minuten auf der Uhr offen.
  • Eine Kernfrage vor der Partie war, wie die Bears denn Forte ersetzen würden. Die Antwort: In erster Linie mit Jeremy Langford, der eine überzeugende Vorstellung ablieferte mit über 140 Scrimmage-Yards, einem Touchdown und einer erfolgreichen Two-Point Conversion. Er erinnerte direkt an den Mann, den er vertrat, was besonders im Passspiel ein ums andere Mal deutlich wurde. Neben Jeffery und natürlich Cutler (27/40, 345 YDS, 2 TDs, INT) war er der beste Mann seines Teams.

Week 9 im Überblick