Cam Newton (18/41, 265 YDS, INT) lieferte gegen eine herausragende Broncos-Front sein schlechtestes Saisonspiel ab und fand nie seinen Rhythmus. Vom eigenen Running Game bekam Newton dabei allerdings auch, genau wie von der eigenen O-Line, überhaupt keine Unterstützung. Dadurch reichte Peyton Manning (13/23, 141 YDS, INT) ein ebenfalls schwaches Spiel, um sich im womöglich letzten Spiel seiner Karriere den zweiten Ring zu sichern.
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Es war Denvers Defense, die dieses Spiel entschied, angeführt vom sensationellen Linebacker Von Miller und dessen kongenialem Partner DeMarcus Ware. Carolina erholte sich vom Sechs-Punkte-Rückstand zur Halbzeit nicht mehr, dieses Kunststück hat damit hat seit 22 Jahren kein Team mehr geschafft.
Die Stimmen:
Von Miller (Broncos-Linebacker): "Ich wollte heute auf einem Level spielen, auf dem ich jeden um mich herum besser mache."
Peyton Manning (Broncos-Quarterback): "Es ist wirklich etwas Besonderes. Dieses Spiel hat mich an unsere Saison erinnert, es hat unsere Toughness, unsere Widerstandsfähigkeit getestet. Ich bin wirklich dankbar. Wir haben hart gearbeitet und heute ein starkes Team geschlagen."
...auf die Frage, ob das sein letztes NFL-Spiel war: "Ich werde mir etwas Zeit nehmen, um über alles nachzudenken. Jetzt will ich erst einmal meine Frau und den Rest meiner Familie umarmen. Und dann werde ich heute viel Budweiser trinken."
Cam Newton (Panthers-Quarterback): "Wir werden zurückkommen. Sie haben heute einfach besser gespielt als wir. Wir hatten Turnover, sie hatten viele Sacks und haben mehr Punkte auf die Anzeigetafel bekommen."
Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off: Es ist angerichtet! Die Carolina Panthers treffen, wie erwartet mit Linebacker Thomas Davis (Armbruch), auf die Denver Broncos und können als viertes Team in der Geschichte der NFL 18 Spiele in einer Saison gewinnen. Dafür müssen sie aber die Statistikbücher widerlegen: Das Top-Scoring-Team der Regular Season hat vier der letzten fünf Super Bowls verloren. Genau das waren die Panthers in dieser Spielzeit.
Allerdings: Carolina hat nicht nur den frisch gebackenen MVP Cam Newton in seinen Reihen, die Defense und insbesondere die Front Seven gehören ebenfalls mit zum Besten, was die Liga zu bieten hat. Die Broncos allerdings sind eines der wenigen Teams, das hier noch besser besetzt ist. Die spannende Frage: Was hat sich Denver offensiv einfallen lassen, um Peyton Manning (in seinem womöglich letzten NFL-Spiel) zu unterstützen? Das Running Game und schnelle Pässe über die Mitte dürften ein Mittel sein.
8.: Denver legt mit einigen guten Runs los, am Ende steht aber nur ein Field Goal. Defensive ist auf beiden Seiten Trumpf, und Denvers Defense drückt dem Spiel als erstes ihren Stempel auf: Carolina hat Pech, als ein vermeintlich guter Catch von Jerricho Cotchery nicht gegeben wird. Zwei Plays später nimmt Von Miller Newton den Ball im wahrsten Sinne des Wortes aus der Hand, Fumble! Malik Jackson schnappt sich das Ei in der Endzone. Was für ein Start für Denver! 10:0 Broncos!
23.: Es bleibt eine Defensivschlacht, beide Quarterbacks stecken harte Hits ein. Doch dann kommt Carolina schließlich ins Rollen: Cam traut sich, wenn der Passspielzug zusammenbricht, mehr improvisierte Runs zu und so führt er seine Offense in die Red Zone. Aus einem Yard springt Jonathan Stewart eindrucksvoll über die Goal Line. Anschließend übernehmen die Defenses wieder das Kommando, so dass Denvers Special Team einspringt: Norwood gelingt, weil die Panthers patzen, ein 61-Yard-Punt-Return, die Broncos erhöhen aber erneut nur per Field Goal. 13:7 Broncos.
30.: Und Denvers Defense schlägt schon wieder zu! Mike Tolbert rennt in bester Bulldozer-Manier, doch Safety Darian Stewart hält Stand - und Tolbert lässt den Ball fallen! Danny Trevathan sagt Danke, aber die Antwort der Panthers lässt nicht lange auf sich warten: Ein furchtbarer Wurf von Manning in Field-Goal-Reichweite landet in den Armen von Kony Ealy! Wie gehabt prägen offensiv aber Fehler, schlechtes Game Management und Strafen für beide Teams das Bild. So passiert bis zur Halbzeit nichts mehr.
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37.: Ted Ginn eröffnet die zweite Hälfte mit dem ersten echten offensiven Big-Play, ein 45-Yard-Catch. Noch immer ist aber viel Sand im Getriebe der Panthers-Offense, was sich durch Strafen und Drops bemerkbar macht. Und dann patzt auch noch Graham Gano: Sein 44-Yard-FG-Versuch klatscht gegen den Torpfosten! Denver macht zumindest das auf der anderen Seite besser: Sanders bringt die Broncos in die Red Zone, McManus verwandelt den 30-Yarder. Denver 0/3 in der Red Zone, trotzdem: 16:7 Broncos.
50.: INTERCEPTION! Ted Ginn rutscht ein harter Pass von Newton durch die Hände, T.J. Ward schnappt sich den Pick - sehr bitterer Fehler von Ginn. Aber von Denvers Offense kommt jetzt kaum noch etwas, lediglich Sanders sorgt für wenige Lichtblicke. Dann schlagen die Panthers wieder zu: Kony Ealy gelingt sein dritter (!) Sack am heutigen Abend, Carolina sichert sich den daraus resultierenden Manning-Fumble. Den bestrafen die Panthers per Field Goal. 16:10 Broncos.
57.: Und die Panthers haben den Ball schnell wieder zurück, Newton bekommt vier Minuten vor dem Ende die Chance auf den Game-Winning-Drive - ABER WIEDER ist das Ei weg! Und natürlich, muss man fast sagen, ist es wieder Von Miller, der Newton den Ball aus der Hand schlägt. Fumble, Turnover, Broncos Football! Kurz darauf hämmert Anderson den Ball über die Goal Line, auch die 2-Point-Conversion klappt. Hier brennt heute nichts mehr an, die Broncos gewinnen den Super Bowl!
Der Star des Spiels: Von Miller. Keinerlei Zweifel hier: Von Beginn an war Miller eine Ein-Mann-Armee, die Carolinas Offensiv-Plan zunichtemachte. Es startete mit seinem Forced Fumble, der zum ersten Touchdown führte, und endete in sechs Tackles, 2,5 Sacks und zwei Forced Fumbles. Die Panthers schafften es nie, ihr Scheme so umzustellen, dass Miller aus dem Spiel hätte genommen werden können. Folgerichtig wurde er anschließend auch zum Super-Bowl-MVP, als erster Pass-Rusher seit 30 Jahren, ausgezeichnet. Ebenfalls erwähnenswert: Carolinas Kony Ealy, der als erster Spieler mehrere Sacks und eine Interception im Super Bowl verzeichnete und mit seinen drei Sacks den Super-Bowl-Rekord einstellte.
Der Flop des Spiels: Carolinas O-Line. Nicht nur die Tackles sahen gegen Denvers starke Edge-Rusher überhaupt kein Land, auch in der sonst so starken Mitte stimmte es nicht - vor allem Pro-Bowl-Guard Trai Turner enttäuschte. So war für Jonathan Stewart (12 ATT, 29 YDS, TD) kaum etwas zu holen. Auch Newton darf hier aber nicht verschont bleiben, es war gerade im Passspiel eine sehr schwache Vorstellung des Regular-Season-MVPs. Aufseiten der Broncos wäre Aqib Talib zu nennen: Der Cornerback sammelte mehrere unnötige Personal Fouls und wurde vor allem früh in der Partie auch einige Male geschlagen.
Das fiel auf:
- Denvers Pass-Rush zeigte keine Gnade: Newton musste sechs Sacks (!) einstecken und stand permanent unter brutalem Druck. Vor allem Carolinas Tackles hatten das klare Nachsehen. Denver investierte viel um Newton zu stoppen, konnte sich das aufgrund seiner stark besetzten Secondary und den schnellen Linebackern aber auch leisten. Die Broncos haben jetzt 13 von 14 Spielen in dieser Saison, wenn sie mindestens sieben QB-Hits verzeichneten. Newton kassierte zum ersten Mal in dieser Saison mehr als sechs Hits.
- Die Offensive Line der Broncos leistete im Run-Blocking mitunter sehr gute Arbeit, die Lücken waren hier größer als erwartet. Im Passspiel entschied sich Gary Kubiak für einen mutigen Ansatz: Wie schon gegen New England streute er immer wieder Empty Sets ein, um daraus den Ball schnell aus Mannings Hand zu bringen - ob per Screen, schnellem Pass oder per Slant zum Slot-Receiver. Hier stellte sich der starke Emmanuel Sanders deutlich häufiger auf als gewöhnlich.
- Auch wenn Newton der Top-Rushing-QB der Regular Season war und seine Runs ein elementarer Bestandteil der Panthers-Offense sind: Scrambles, also improvisierte Runs, wenn eigentlich ein Passspielzug geplant ist, gehören überhaupt nicht dazu. Newton-Scrambles sieht man tatsächlich nur sehr selten - im Super Bowl änderte sich das. Weil die Broncos einfach zu stark in Coverage waren, merkte Newton, dass er hier improvisieren musste. Das verlieh der Panthers-Offense zwischenzeitlich neues Leben.
- Im Passspiel aber war es über weite Strecken kein gutes Spiel vom Regular-Season-MVP. Seine Reads stimmten mehrfach nicht, einige Male war sein Pass deutlich zu hoch. Man bekam das Gefühl, als wolle Newton Pässe erzwingen, für die das Fenster schlicht nicht da war, während die Broncos sehr gut lasen, wo Newton mit dem Ball hinwollte. Die schon bekannten Drops seiner Receiver halfen natürlich wenig.
- Bemerkenswert war allerdings, wie stark sich die Panthers auch abgesehen von ihren Drops selbst im Weg standen. Im Special Team, genau wie in der Offense hagelte es für Carolina-Verhältnisse geradezu kostspielige Strafen. Darüber hinaus glänzte Coach Ron Rivera nicht gerade mit gutem Time Management.
- Eine Statistik, die die Dominanz der Broncos-Defense untermauert: Denvers Offense fabrizierte 194 Yards. Kein Super-Bowl-Sieger hatte bislang weniger als 244. Umgekehrt bedeuten Denvers 25 Blitze Platz zwei in der All-Time-Super-Bowl-Liste.