"Böhringer? 6. Runde, Chiefs!"

Stefan PetriVon Adrian FrankeMarcus Blumberg
28. April 201615:25
Moritz Böhringer beeindruckte bei seinem Pro Day und hatte anschließend mehrere Team-VisitsNFL
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Der Draft ist endlich da und die SPOX-Redaktion diskutiert! Wann und wohin geht Moritz Böhringer? Waren die teuren Trades der Eagles und der Rams die richtige Entscheidung? Wer ist der beste Spieler im Draft - und wer geht mit dem ersten Pick? Die Redakteure Stefan Petri, Marcus Blumberg und Adrian Franke sowie mySPOX-User maschemist teilen ihre Sicht der Dinge. Ab 1.15 Uhr könnt ihr die erste Runde hier im Live-Ticker verfolgen!

These: Moritz Böhringer wird die große Überraschung im Draft

MySPOX-User maschemist: Dass Böhringer DIE große Überraschung im Draft wird glaube ich nicht. Aber ich glaube, dass er eine Überraschung im Draft sein wird, wenn man es mal anders betrachtet: Noch nie wurde ein Spieler direkt aus einer europäischen Liga im NFL-Draft gezogen! Ich glaube, dass ein Team ihn am dritten Tag ziehen wird, denn auch wenn er in seiner Entwicklung und Erfahrung als Footballspieler seinen gleichaltrigen Kollegen hinterherhinkt, gibt es Argumente, die für ihn sprechen. Zum einen gibt es kaum einen Spieler, der seine Kombination aus Größe, Athletik und Wendigkeit besitzt. Jedem Receiver Coach in der NFL muss bei seinem Workout das Wasser im Munde zusammengelaufen sein, bei dem Gedanken, bis zum letzten Bisschen alles Potenzial aus ihm herauszuholen. Dazu bringt es für ihn auch einen Vorteil, dass er erst spät zum Football gekommen ist, weil er den Sport gleich von richtigen Coaches beigebracht bekam. So haben sich relativ wenige schlechte Angewohnheiten in sein Spiel eingeschlichen.

Stefan Petri (SPOX): Ich sage ganz klar ja, wobei ich Überraschung vielleicht anders definiere - ähnlich wie du, maschemist. Wir haben uns, gerade auch bei SPOX, natürlich schon einige Wochen mit Böhringer beschäftigt, unser Kollege Herzi folgt ihm ja fast auf Schritt und Tritt. Insofern haben wir uns nach guten Workouts etc. schon an den Gedanken gewöhnt, dass wir bald einen deutschen Wide Receiver in der NFL haben könnten. Aber Leute, ganz ehrlich: Gibt es eine größere Überraschung? Vor zwei Monaten kannte den Mann von den Schwäbisch Hall Unicorns noch niemand! Und im absolut besten Falle könnte er schon im Herbst Touchdown-Pässe von Tom Brady oder Aaron Rodgers aus der Luft pflücken. Sam Monson von profootballfocus.com trifft es ganz gut: Das ist so, als würde ein Receiver von der High School direkt in die NFL kommen. Und das ist dann nicht nur aus deutscher Sicht eine Überraschung, sondern aus Football-Sicht. Und könnte wegweisend für die Zukunft der Liga sein. NFL-Teams lieben Potenzial, deswegen mein Tipp: Spätestens in der 5. Runde ist er vom Board.

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Marcus Blumberg (SPOX): Er wird ziemlich sicher am dritten Tag vom Board gehen. Das ist aber nicht mehr so überraschend, nachdem es ihm gelang, einen derart großen Hype zu erzeugen. Ich persönlich rechne mit Runde 5 absteigend, insofern wäre ich überrascht, wenn es doch schon die vierte Runde werden würde. Überrascht wäre ich allerdings auch, wenn er ganz rausfiele, weil Teams vielleicht der Meinung sind, die mangelnde Konkurrenz in Deutschland wäre der Hauptgrund für seine starken Leistungen. Aber das kann ich mir nicht vorstellen. Insofern wird Böhringer nicht zur größten Überraschung dieses Drafts. Viel spannender wird zu sehen, wie die charakterlichen Problemfälle in diesem Jahr behandelt werden, nachdem Manziel und zahllose andere vor ihm die Liga nervös gemacht haben, was solche Leute angeht. Besonders gespannt bin ich daher, was aus Robert Nkemdiche wird, der im Dezember bekifft aus einem Hotelzimmer gefallen ist. Vom Talent her durchaus Top-Ten-Material, doch ein Fall aus der ersten Runde ist denkbar.

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Adrian Franke (SPOX): Da bin ich bei dir Blumi: Für mich wird Böhringer ebenfalls keine Draft-Überraschung. Das athletische Potenzial und der Buzz sind so groß, dass es mich inzwischen nicht mehr überraschen würde, sollte er in der sechsten oder siebten Runde schließlich gezogen werden - wo ich ihn auch vom Value her sehe. Was aber nicht heißt, dass es keine tolle Geschichte ist! Alles davor wäre dann aber tatsächlich eine Überraschung, damit rechne ich allerdings auch nicht. Natürlich, es braucht sich nur ein Team in ihn verlieben - aber Böhringer wird noch zu viel lernen müssen, um einen Pick vor der sechsten Runde wirklich zu rechtfertigen. Was natürlich nicht heißen soll, dass das Potenzial nicht da ist! Unter dem Strich glaube ich, dass ihm ein später Pick sogar helfen wird. Der Hype um seine Person wird ihn so oder so weiter begleiten, da braucht es nicht noch den Druck eines frühen Picks dazu.

These: Das optimale Team für Böhringer wären die...

Adrian Franke (SPOX): ... Green Bay Packers! Und dafür gibt es mehrere Gründe: Die Packers brauchen mittelfristig einen großen, physischen Outside Receiver, der Jordy Nelson als Deep Threat entlasten beziehungsweise vertreten kann - das hat die vergangene Saison gezeigt. Somit wäre die Chance auf Offense-Snaps bereits gegeben. Darüber hinaus aber sind die Packers ein Team, das fernab von irren Medien-Märkten (verglichen etwa mit New York, Los Angeles oder Philadelphia) ist und seinen Spielern Zeit geben kann und will. Für den stillen Böhringer beides wichtige Faktoren. Man darf nicht vergessen: Böhringer wird sich erst einmal in den Special Teams beweisen müssen. Gleichzeitig muss man auch betonen, dass die Packers-Offense in Punkto Komplexität anspruchsvoll ist und viel von ihren Receivern fordert. Zweite Option mit all diesen Argumenten im Hinterkopf: Kansas City. Mein Tipp: 6. Runde, Chiefs!

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Marcus Blumberg (SPOX): Er ist für seine Größe verdammt schnell und athletisch herausragend, also könnte ihn jeder gut gebrauchen. Einige Scouts sind der Meinung, dass er am Anfang nur wenige Routes laufen wird, da er in Deutschland nach eigener Angabe nicht mal ein Playbook hatte und das Spiel der NFL deutlich komplexer ist. Will man ihn als Deep Threat einsetzen, würde er natürlich ideal zu den Ravens passen. Deren QB Joe Flacco kann zwar nur eine Sache richtig gut, aber die ist eben der tiefe Pass. Seine Deep Balls sind wohl die besten der Liga und Böhringer könnte genau davon profitieren. Allerdings haben die Ravens gerade erst Mike Wallace geholt, der auch nur eines gut kann, nämlich schnell laufen. Insofern wäre er doch besser anderswo aufgehoben. Bei den Packers zum Beispiel, wie du gesagt hast, Adrian. Aaron Rodgers ist einer der besten Quarterbacks der Liga und das Team hat eine Reputation dafür, Wide Receiver hervorragend auszubilden - man nenne mir einen wirklich schlechten Receiver in Green and Gold!

MySPOX-User maschemist: Ich gehe mal in eine andere Richtung. Kurze Antwort: Browns. Kein Team benötigt dringender bessere Receiver und bei den Browns hätte Böhringer eine entsprechend höhere Chance, es in den Kader zu schaffen. Lange Antwort: Buccaneers. Böhringer wird vermutlich eine gewisse Zeit brauchen, bevor er seinem neuen Team richtig wird helfen können. Tampa Bay benötigt aktuell keinen neuen Receiver, da man mit Mike Evans, Vincent Jackson, Austin Seferian-Jenkins und Slot-WR Adam Humphries gut aufgestellt ist. Allerdings ist Vincent Jackson bereits 33 Jahre alt und geht in sein letztes Vertragsjahr. Sollte Böhringer bei den Buccaneers landen, könnte er im ersten Jahr lernen, an seinem Spiel arbeiten und womöglich in den Special Teams helfen und im zweiten Jahr angreifen, wenn die Chance auf mehr Spielzeit größer wird.

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Stefan Petri (SPOX): Die Browns sind gar kein übler Pick, maschemist. Das Team hat insgesamt sechs Picks in der 4. und 5. Runde, warum also nicht mal etwas riskieren? Von den Playoffs ist man weit weg, da könnte man Böhringer langsam aufbauen. Ich persönlich hoffe aber, dass er zu einer Franchise geht, in der es weniger ... "turbulent" zugeht. Ähnlich sieht es bei den Rams aus, bei denen ebenfalls ein großes Loch auf der Receiver-Position klafft. Aber da fehlen ja jetzt Picks, und ihrem neuen QB werden sie wohl erfahrenere Spieler an die Seite stellen wollen. Mein Geheimtipp: Die New York Giants schnappen ihn in der 5. Runde an Position 149. So kann Böhringer von Odell Beckham Jr. lernen und ist wieder mit GFL-Kumpel Anthony Dable vereint, was ihm das Einleben leichter machen sollte. Die G-Men wiederum haben Ersatz für den verletzungsanfälligen Victor Cruz. Win-win!

These: Rams und Eagles gehen teuer hoch - und haben Recht damit.

MySPOX-User maschemist: Wenn man überzeugt ist, einen Franchise Quarterback zu bekommen, ist jeder Trade richtig - dabei ist es fast schon egal, was man abgeben muss. Ob die Entscheidungen der Rams und Eagles hochzutraden richtig waren, hängt entsprechend davon ab, ob sich Goff und Wentz zu Franchise Quarterbacks entwickeln - immer vorausgesetzt, dass die beiden auch ausgewählt werden. Aus meiner Sicht sind aber bei beiden Spielern zu viele Fragezeichen vorhanden, um ein so großes Risiko einzugehen. Goff hat nicht den kräftigsten Wurfarm und auch wenn er unter Druck in der Pocket ruhig bleibt, hatte ich bei ihm das Gefühl, dass er zu oft den Druck gar nicht erst wahrgenommen hat, was zu vielen unnötigen Sacks führte. Wentz kommt "nur" aus einer schwächeren College Division und muss insgesamt noch an seinen Grundlagen arbeiten. Seine Passgenauigkeit ist inkonstant - gerade unter Druck - und seine Offensive Line hat ihm regelmäßig viel Zeit zum Werfen gegeben, die er oft auch gebraucht hat, um einen offenen Receiver zu finden. Auch wenn beide das Zeug zum Franchise Quarterback haben, sind sie bei weitem nicht so gute Prospects wie Jameis Winston und Marcus Mariota im letzten Jahr.

Adrian Franke (SPOX): Bei deinem generellen Argument zum Einstieg bin ich voll und ganz bei dir: Wenn man tatsächlich den Franchise-Quarterback bekommt, ist der Draft-Pick-Preis nahezu irrelevant - jedenfalls habe ich im ersten Jahr von Robert Griffin III wenig Kritik gegenüber dem Mega-Trade der Redskins vernommen. Leider hat keiner von uns eine zuverlässige Glaskugel, aber ich bin da fast noch deutlicher als du. Für mich ist, Stand heute, der Preis für zwei durchschnittliche Quarterback-Prospects (zum Zeitpunkt des Drafts klar hinter Winston, Mariota, Bridgewater, RG3 oder gar Luck, um einige der letzten Jahre zu nennen) viel zu hoch, einfach weil es nach Verzweiflung riecht. Goff und Wentz sehe ich persönlich vom Talent her beide eher in Richtung zweite Runde. Sie sind Projekte, die Schwächen hast du ja ausführlich und für mich korrekt aufgelistet. Wer keinen Franchise-QB hat, ist immer auf der Suche, das ist mir schon klar. Aber ich befürchte, gerade die Rams, bei denen der Rookie-QB wohl ohne Top-Receiver und hinter einer durchschnittlichen O-Line direkt starten wird, werden diesen Trade bereuen.

Marcus Blumberg (SPOX): Da muss ich dir widersprechen, Adrian! Im Fall der Rams macht der Herschel-Walker-Gedächtnis-Trade in meinen Augen nämlich Sinn, denn es ist ihre erste Saison in Los Angeles und sie wollten wohl Aufmerksamkeit. Von Jared Goff - er wird der erste Pick - kann man halten, was man will - aber er ist wohl der beste QB im Draft und Quarterbacks sind es, die in der NFL den Ausschlagen geben, ob ein Team gewinnt oder nicht. So läuft diese Liga nun mal. Zudem spielte er für Cal und ist damit ein Local Hero, was sicher nicht der schlechteste Weg ist, seinen Einstand in L.A. zu feiern. Was aber die Eagles angeht, darf man den Trade nach oben durchaus hinterfragen. Sie werden sicherlich Carson Wentz ziehen, denn außer für einen QB muss man nicht einen so hohen Preis zahlen. Und hier liegt das Problem: Außer dem jetzt verärgerten Sam Bradford wird man kurzfristig wohl keinen Ertrag aus dem Deal erzielen. Und Wentz ist jetzt niemand, der sofort starten müsste. Insofern hat Philly vielleicht einen zu hohen Preis gezahlt.

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Stefan Petri (SPOX): Da gebe ich dir vollkommen Recht, Blumi. Für mich riecht der Rams-Trade weniger nach sportlichem Kalkül, auch wenn ihres QBs im letzten Jahr grauenhaft waren. Aber ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage: Ohne den Umzug nach L.A. hätte es den Trade nicht gegeben. Das Team braucht Schlagzeilen, es braucht Relevanz, es braucht Fans - sonst sitzen auf den Rängen plötzlich immer 50 Prozent gegnerische Fans. Und das generiert eben nur ein potenzieller Franchise-Quarterback. Es muss nicht schiefgehen, schließlich wird der neue Mann von einer ziemlich guten Defense unterstützt. Trotzdem für mich keine reine sportliche Entscheidung und deshalb zwar nachvollziehbar, aber eigentlich zu teuer. Philly will auf Teufel komm raus die Reste der Chip-Kelly-Ära loswerden und hat durch den Trade Bradford verbrannt, dessen Preis ist jetzt natürlich auch im Keller. Andererseits: Gibt man den vorher ab, sind die Vorzeichen klar und der Trade wird noch teurer. Da bin ich gespalten.

These: Der beste Spieler im Draft ist...

MySPOX-User maschemist: ... Defensive Back Jalen Ramsey von Florida State. Er ist nicht nur ein toller Athlet, wie man auch bei der Combine bewundern durfte, sondern auch ein fantastischer Footballspieler. Er bringt tolle Instinkte mit, beweist immer wieder eine hohe Spielintelligenz und ist sehr flexibel einsetzbar. Ich habe in den letzten Jahren keinen Spieler am College gesehen, der als Blitzer so gefährlich ist wie Ramsey. Er kann Free Safety, Strong Safety, Cornerback (außen oder im Slot) oder Nickel Linebacker spielen - vermutlich auch Long Snapper, wenn man ihn lassen würde. Ich würde es für fatal halten, wenn sein neues Team ihn "nur" als Cornerback einsetzen wollte - das wäre eine totale Verschwendung seiner Fähigkeiten. Ein Geheimtipp, den man in ein paar Jahren deutlich höher einschätzen könnte als jetzt, ist Kendall Fuller, der Cornerback von Virginia Tech. Anfang der letzten Saison spielte er trotz eines Meniskusrisses, musste nach drei Spielen aber einsehen, dass es nicht funktioniert. Entsprechend hat er das letzte brauchbare Filmmaterial vor anderthalb Jahren produziert. Wenn er aber relativ schnell wieder die Athletik vor seiner Verletzung zurückgewinnt, könnte er sich als absoluter Steal dieses Drafts herausstellen.

Marcus Blumberg (SPOX): Laremy Tunsil! Der Offensive Tackle von Ole Miss ist ein physischer Freak und hat alles, was man braucht, um ein Superstar zu werden. Wer auch immer ihn bekommt, hat seinen Left Tackle für die nächsten zehn bis 15 Jahre gefunden. Und wenn man davon ausgeht, dass das Passspiel in der NFL in naher Zukunft weiterhin der dominante Part der Offensive bleibt, dann braucht man einen Left Tackle, der dem QB den Rücken freihält. Tunsil beherrscht dies genauso wie das Run-Blocking und ist zudem für seine Masse noch recht beweglich, kann also auch Running Backs effektiv den Weg freimachen - nicht nur an der Line of Scrimmage. Zudem stellt er sich auch bei gelegentlichen Trick-Plays als Passempfänger recht gut an. Mit einem hohen Pick will man einen Spieler, der möglichst lange eine sichere Größe ist und Tunsil ist genau das, ohne großes Risiko. Ergo ist er der beste Spieler in dieser Draft-Klasse.

Die Top-Spieler im Draft: Zeitbomben, Panther, Al Capone

Stefan Petri (SPOX): Einspruch, Euer Ehren! Die richtige Antwort lautet: Defensive End Joey Bosa. Wir haben doch im Super Bowl gelernt, wie wertvoll ein dominanter Pass Rush sein kann, und Bosa ist wohl noch vor DeForest Buckner der beste QB-Jäger im Draft. Tunsil ist richtig stark, aber einen Offensive Tackle findet man eher in den späteren Draft-Runden als einen Edge Rusher, der den Unterschied machen kann. Bosa hat nicht die pure Geschwindigkeit wie ein Von Miller, aber er hat einen unermüdlichen Motor, ist flexibel und stark gegen den Run. Gerade sein "Hustle" erinnert an J.J. Watt, er findet irgendwie immer den Weg zum Ball. Körperlich ist er ohne Zweifel bereit für die NFL. Alles in allem für mich auf seiner Position der beste Spieler des Draft.

Adrian Franke (SPOX): Das sehe ich anders, Stefan. Ich würde wie Blumi Laremy Tunsil nennen, hätte der Tackle verletzungsbedingt 2015 nicht so viele Spiele verpasst. Dadurch ist die Sample Size seines wahnsinnig dominanten Spiels einfach klein und ich bin nicht restlos überzeugt. So kann ich maschemist nur zustimmen, Jalen Ramsey ist auch auf meinem Board die Nummer 1. Ein athletischer Freak, der eine Offense lesen kann und in der Secondary als eine Art Matchup-Spieler überall einsetzbar ist. Heutzutage spielen immer mehr Teams mit fünf oder gar sechs Defensive Backs, Ramsey wäre hier überall ein Gewinn. Mein persönlicher Sleeper ist Oregon-Quarterback Vernon Adams. Aufgrund einer Verletzung an der Wurfhand während der Saison sowie seiner geringen Größe ist Adams noch immer unter dem Radar, ich sehe aber einen möglichen Steal in der vierten oder fünften Runde. Adams zeigt extrem hohes Spielverständnis, ist stark gegen Pressure, hat eine tolle Beinarbeit und verfügt über beeindruckende Armstärke. Sein mit Abstand größtes Problem ist die Inkonstanz - ein bis zwei Jahre als Nummer-2-Quarterback mit gutem Coaching sollten das verbessern.

These: Die Top-5-Picks der ersten Runde lauten...

Adrian Franke (SPOX): Hier noch einmal die derzeitige Draft-Reihenfolge. Mein finaler Tipp: Jared Goff, Carson Wentz, DeForest Buckner, Jalen Ramsey und Laremy Tunsil. Goff und Wentz scheinen, glaubt man den Meldungen, in Stein gemeißelt, auch wenn ich sie anders herum wählen würde. Wentz passt für mich besser zu der Play-Action-lastigen Offense der Rams, die um Todd Gurley herum aufgebaut wird. Goff auf der anderen Seite würde sich in meinen Augen in der West-Coast-Offense der Eagles mit vielen kurzen Pässen leichter tun. Buckner, der beste 3-4-End und einer der Top-Verteidiger an der Line of Scrimmage im Draft, macht für San Diego einfach zu viel Sinn. Dallas kann seine Secondary um die Multi-Talente Ramsey und Byron Jones herum aufbauen, während Jacksonville mit Laremy Tunsil den besten Tackle im Draft bekommt und einer mehr als porösen O-Line damit das dringend benötigte Upgrade gibt. Knapp dahinter: Myles Jack, Joey Bosa und Ronnie Stanley.

Marcus Blumberg (SPOX): Nummer eins wird Goff, Nummer zwei Wentz. Soweit, sind wir uns einig. Was danach kommt, wird interessant und ist eigentlich wild ins Blaue geraten. Die Chargers waren eine Katastrophe in vielerlei Hinsicht. Eines der größten Probleme war die Offensive Line, die aufgrund von Verletzungen nahezu wöchentlich neu formiert war. Also sollte Tunsil Pick drei werden. Allerdings glaube ich durchaus, wie du, Adrian, dass DeForest Buckner hier der Pick ist, denn auch die Laufverteidigung war extrem schlecht. Die Cowboys an vier brauchen Tunsil nicht, werden stattdessen ihre schwache Secondary mit Cornerback Jalen Ramsey stärken. Und an fünf ziehen die Jaguars dann entweder Linebacker Myles Jack oder Defensive End Joey Bosa, der mein Favorit wäre. Ich lege mich auf Bosa fest. Das führt dann aber auch zur Konstellation, dass den Ravens Tunsil in den Schoß gelegt wird. Er wird dann quasi zum legitimen Nachfolger von Hall-of-Famer Jonathan Ogden - damit wäre er der Steal der ersten Runde.

Die besten Draft-Picks aller Zeiten: QB-Steals und der Vater des Sacks

MySPOX-User maschemist: L.A. zieht Jared Goff, die Rams benötigen einen vernünftigen Quarterback, seit Marc Bulger 2007 verlernt hatte, wie man Football spielt. Das Fehlen eines Franchise-QBs hat zu vielen schwachen bis durchschnittlichen Jahren geführt. Das soll nun ein Ende haben. Die Rams sind an die erste Stelle hochgekommen, um einen Quarterback zu ziehen. Die Eagles ziehen dann Carson Wentz. Philly ist nicht ganz so düster auf der QB-Position aufgestellt wie die Rams, dennoch lässt der Trade an zwei nur einen Schluss zu: Auch sie wollen einen Quarterback. Dabei deutet alles auf Wentz hin, der auch bei mir der zweite Quarterback auf dem Board ist. Die Chargers ziehen daraufhin Laremy Tunsil. San Diego hat zwar keinen wirklichen Need auf Left Tackle, aber sie haben keinen Spieler in ihrer Offensive Line, der so viel Talent mitbringt wie Tunsil. Die Cowboys holen sich Jalen Ramsey: Dallas hat sehr großen Need auf DE, doch ein Pick basierend auf den ersten vier Spielen der kommenden Saison zu tätigen wäre kontraproduktiv. Ramsey ist für mich der beste Spieler der gesamten Draftklasse. Jacksonville erhält dann Joey Bosa, der vom Spielertyp her der perfekte Gegenpart zu Dante Fowler wäre: Während Fowler mit seiner Athletik und Dynamik über die Weakside Druck machen kann, ist Bosa mit seiner Kraft und Technik besser auf der Strongside aufgehoben. Also: Goff, Wentz, Tunsil, Ramsey, Bosa.

Stefan Petri (SPOX): Alles andere als Goff und Wentz an den ersten beiden Positionen wäre eine riesige Überraschung - und ließe mich angesichts der teuren Trades erst einmal an der Zurechnungsfähigkeit der Front Offices zweifeln. Danach haben die Chargers so viele Löcher, dass sie mit Ramsey, Tunsil oder Bosa gut bedient wären. Für mich ist Buckner nur Außenseiter. Ich tippe auf Tunsil, einfach um Philip Rivers das Leben nach miserablen Jahren hinter einer löchrigen O-Line etwas leichter zu machen. Bei den Cowboys auf Rang vier macht Ezekiel Elliot in Gerüchten die Runde. Der RB wäre ein typischer Jerry-Jones-Pick, aber nach dem beinahe-Desaster mit Johnny Manziel hat er dazugelernt und schnappt sich den besten Pass Rusher, in diesem Fall Bosa. Bleibt Ramsey für Jacksonville - wenn sich die Titans mit ihrer Trade-Schatztruhe nicht doch wieder in die Top 5 traden und zugreifen.

Die Draft-Reihenfolge im Überblick