So konnte sich Ben Roethlisberger (27/37, 300 YDS, 3 TDs, INT) gar einen mitunter inkonstanten Auftritt leisten: Antonio Brown (8 REC, 126 YDS, 2 TDs) und DeAngelo Williams (26 ATT, 143 YDS, 2 TDs) trugen die Offense nach kurzer Abtastphase.
Defensiv bereiteten die Steelers Washington mit ihrer Zone-Coverage und oft nur 3-Men-Rushes große Probleme. Kirk Cousins (30/43, 329 YDS, 2 INT) fand dagegen keinerlei Mittel, Ungenauigkeiten prägten zudem sein Spiel vom ersten Snap an.
Die Stimmen:
Ben Roethlisberger (Steelers): "Wir haben hohe Erwartungen an uns selbst und haben die Spieler, die Plays machen können. Eli (Rogers) arbeitet hart, er macht keinen Fehler zwei Mal. Hut ab außerdem vor der Offensive Line. Wir gehen so weit, wie die Jungs uns tragen."
Jay Gruden (Redskins): "Wir haben die Fans heute schwer enttäuscht. Ich habe heute zu niemandem wirklich viel Positives zu sagen, inklusive mir selbst. Wir müssen unser Running Game ins Rollen bringen."
Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off: Die von vielen als heißer Titel-Kandidat gehandelten Steelers geben sich zum Auftakt in Washington die Ehre - und können gegen eine der besseren Offenses der Vorsaison gleich zeigen, dass sie sich defensiv verbessert haben. Offensiv nämlich geht Pittsburgh selbst stark angeschlagen in die Saison: Neben den gesperrten Le'Veon Bell und Martavis Bryant fallen auch Receiver Markus Wheaton und Tight End Ladarius Green verletzt aus.
Erlebe ausgewählte NFL-Spiele Live auf DAZN. Hol Dir jetzt Deinen Gratismonat
Washington auf der anderen Seite tritt mit voller Kapelle an: Rookie-Receiver und Erstrunden-Pick Josh Doctson ist genau wie Running Back Matt Jones rechtzeitig fit geworden, so dass Kirk Cousins gleich ein erstes Empfehlungsschreiben in Richtung langfristiger Vertrag abgeben kann. Defensiv ruhen die Augen auf Star-Neuzugang Josh Norman, der es früh mit Antonio Brown zu tun bekommen dürfte.
1. Viertel: Das Running Game der Hausherren funktioniert zunächst so gar nicht, die Steelers-Front stoppt die meisten Versuche an oder hinter der Line. Nur gelegentlich kommt Matt Jones mal durch. Umso besser läuft es dafür im Passing Game: Pittsburghs Pass-Rush erzeugt nur wenig Druck, Kirk Cousins, der Jordan Reed früh und oft sucht, hat viel zu viel Zeit in der Pocket - seine Würfe aber kommen konstant ungenau, einmal hat er großes INT-Glück. So hält die Steelers-Defense jeweils in der eigenen Hälfte und lässt nur zwei Field Goals zu. Pittsburghs Offense dagegen kommt noch gar nicht ins Rollen: Ein Missverständnis zwischen Roethlisberger und Eli Rogers und führt zu einer Breeland-Interception, wenig später hat Big Ben Glück, als die O-Line seinen Fumble zurückholt. 6:0 Washington.
2. Viertel: Pittsburghs Offense spielt jetzt mit mehr Tempo. Vom Running Game kommt gerade in Short-Yardage-Situationen mehr, dazu zeigen die Steelers ihre Aggressivität: Big Ben und Co. spielen ein Fourth Down in der Red Zone aus, Brown läuft links Breeland davon und schnappt sich den Ball in der Endzone gegen Breeland und DeAngelo Hall. Washingtons Offense dagegen hat immer größere Probleme, den Ball konstant das Feld runter zu bewegen. Dadurch erhalten die Steelers, nachdem sie ein weiteres Fourth Down ausgespielt haben, die nächste Chance - und es wird kurios: Roethlisbergers 3-Yard-Pass prallt in der Endzone von Coates ab und fällt Rogers in die Hände! 14:6 Steelers.
3. Viertel: Es ist zunehmend ein Klassenunterschied zwischen diesen beiden Teams. Roethlisberger attackiert immer wieder die linke Seite und somit Breeland, Pittsburgh erhöht per Field Goal. Auf der anderen Seite hat Washington zwar Fumble-Glück, als Garcon den Crowder-Fumble aufhebt. Direkt danach aber leistet sich Cousins den nächsten desolaten Wurf, Shazier schnappt sich den viel zu kurz geratenen Pass. Im Gegenzug lässt Big Ben den Snap fallen, hebt den Ball wieder auf - und wirft einen 42-Yard-Pass auf Coates! Wenige Plays später ist es wieder das Duell Brown gegen Breeland, wieder mit dem besseren Ende für den Steelers-Receiver, der sich TD-Catch Nummer zwei sichert. Washington verkürzt per Field Goal, 24:9 Steelers.
4. Viertel: Die Redskins eröffnen das Schlussviertel mit einem Lebenszeichen! Cousins mit Abstand bester Drive führt die Hausherren in die Red Zone, wo Chris Thompson aus einem Yard verkürzt - und plötzlich beträgt die Steelers-Führung nur noch acht Punkte. Doch von Panik keiner Spur: Pittsburgh legt über Williams und Brown einen starken Drive hin, Williams schließt den Drive mit einem tollen Cut zum Touchdown-Run ab. Von Washingtons Offense kommt anschließend nicht mehr viel, Pittsburghs Defense hat hier weiterhin alles im Griff und es wird nicht mehr spannend. Den offensiven Schlusspunkt setzt Williams aus sechs Yards, ehe James Harrison das Spiel mit einer Interception beendet. 38:16 Steelers.
Der Star des Spiels: Antonio Brown und DeAngelo Williams. Ein dominanter Saisonstart für den besten Receiver der NFL: Das Timing mit Roethlisberger war teilweise schon wieder herausragend, Brown war auch durch Double Coverage nicht zu stoppen und riss dieses Spiel spätestens im zweiten Viertel an sich. Für die wichtigen Catches war er immer zur Stelle. Nicht weniger beeindruckend war Williams, der im Laufe des Spiels hinter einer guten O-Line zum beständigen Motor der Offense wurde und das Team trug, als Pittsburgh im Schlussviertel an der Uhr drehte.
Der Flop des Spiels: Kirk Cousins. Dass Washington im Running Game Probleme bekommen könnte, war abzusehen. Das Passing Game dagegen sollte diese Offense tragen - hierfür aber wird sich Cousins enorm steigern müssen. Extreme Ungenauigkeiten bei viel zu vielen Pässen waren ein Schlüssel zu der Niederlage gegen die Steelers, die Cousins mit ihrer Zone-Defense dazu zwangen, den Ball etwas länger zu halten und Routes besser zu antizipieren. Das Negativ-Highlight war die Interception im dritten Viertel gegen Shazier. Diese Ungenauigkeiten prägten Cousins gesamten Auftritt, genau wie die Tatsache, dass er fast überhaupt keinen langen Pass riskierte.
Das Power Ranking zum Saisonstart: Oldschool-Comeback an der Spitze
Das fiel auf:
- Defensiv war es in Washingtons Secondary eine klare Raumzuteilung: Josh Norman folgte Antonio Brown mitnichten über den Platz, stattdessen gehörte Norman die - aus Sicht der Offense - rechte und Breeland die linke Seite der Defense. Die Redskins vertrauten Breeland dabei genug, um ihn auch in Eins-gegen-Eins-Situationen (nur gelegentlich mit Safety-Hilfe) gegen Brown aufzustellen. Pittsburgh attackierte Breeland folgerichtig mit verschiedenen Receivern immer wieder und nahm Norman so aus dem Spiel. Es war einer der Schlüssel zum Sieg, auch weil Washington darauf schematisch überhaupt nicht reagierte und seinen Corner im Stich ließ.
- Die Redskins dürften diesen Ansatz, gemessen daran, wie sie Norman bezahlen und wie groß die Probleme bei Breeland waren, im weiteren Saisonverlauf inklusive der Division-Duelle gegen Odell Beckham, Dez Bryant und Co. überdenken. Wenn Norman nämlich auf seiner Seite mal gegen Brown stand, verteidigte er ihn meist gut.
- Pittsburgh spielte, wie schon in der Preseason, mit jeder Menge No-Huddle. Anfangs litt dieser Ansatz noch unter kleineren Ungenauigkeiten und Kommunikationsfehlern, doch fanden Roethlisberger, der insgesamt einige Accuracy-Probleme hatte, und Co. während des zweiten Viertels ihren Rhythmus.
- Gleiches ließ sich über Washington nicht gerade sagen: Cousins hatte von Anfang an eine enorme Streuung in seinen Würfen, auch wenn ihm seine Receiver dabei gelegentlich mit spektakulären Catches aushalfen. Doch die Ungenauigkeiten genau wie die Probleme im Run Game verhinderten längere, konstantere Drives.
- Auch die Redskins setzten auf No-Huddle, zudem gab es viele aus der Vorsaison bekannte Elemente: Viele Slants, viel über die Mitte, wo Missmatches mit Linebackern kreiert wurden. Doch war es ein konservativer Game Plan, Cousins suchte, obwohl Pittsburghs Pass-Rush meist wenig Druck erzeugte, kaum einmal den langen Pass. Die Steelers-Zone-Coverage in Kombination mit 3-Men-Rushes bereitete Cousins zudem Probleme, dazu kamen viele Strafen gegen die Offense.
- Washingtons Pass-Rush hinterließ alles in allem große Fragezeichen. Ein umso größeres Problem war es, dass Roethlisberger gegen den Blitz extrem stark agierte.
- Roethlisbergers erster Touchdown-Pass war die Nummer 273 für Big Ben, mit seinem zweiten TD überholte er Joe Montana (Rang 13) in der All-Time-Liste. Darüber hinaus zog er auch an Dan Fouts (43.040 Passing-Yards, Rang 12 All-Time) vorbei.