NFL

OBJ: Neuanfang in der Frozen Tundra?

Odell Beckham Jr. steht vor seinem Debüt im Lambeau Field
© getty

Wenn die New York Giants im Sunday Night Game von Week 5 auf die Green Bay Packers im Lambeau Field treffen (ab 2.30 Uhr live auf DAZN), steht ein Mann besonders im Fokus: Odell Beckham Jr.! Der in Ungnade gefallene Receiver muss sein Image reparieren und hofft auf ein sportliches Ausrufezeichen in der Frozen Tundra. Einen konkreten Grund zum Optimismus gibt es.

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"Football ist mein Zufluchtsort. Dahin gehe ich, um allem anderen zu entkommen. Dort bin ich am glücklichsten. Ich habe aber keinen Spaß mehr daran." Worte, die Anfang der Woche für Aufsehen sorgten, nicht nur im Big Apple, sondern auch im Rest der NFL-Welt. Gesprochen hat sie Odell Beckham Jr., der zurzeit eher durch extrakurrikuläre Aktivitäten als durch Topleistungen auf sich aufmerksam macht.

In den letzten zwei Jahren, Beckhams ersten in der NFL, sammelte er sagenhafte 187 Receptions für 2755 Yards und 25 Touchdowns. Und das, obwohl er insgesamt vier Spiele in dieser Zeitspanne verpasst hatte. Und spätestens nach seinem Wahnsinnscatch in einem Sunday Night Game gegen die Dallas Cowboys war klar: der nächste Superstar ist geboren.

Doch mittlerweile denkt man bei Beckham Jr. eher an seine heftige Auseinandersetzung mit Cornerback Josh Norman im letzten Jahr gegen die Carolina Panthers. Nach heutigen Regeln wären dafür wohl beide des Feldes verwiesen worden. Aber nur einer scheint medial negative Folgen davon getragen zu haben. Dieser Vorfall habe sein Image "getrübt", wie der Wide Receiver in einem Interview mit Anita Marks von ESPN einräumte.

Doch das war im Vorjahr. In diesem Jahr steht in erster Linie ein schwacher Saisonstart auf dem Papier. Innerhalb der ersten vier Wochen der Saison ist seine Ausbeute recht mager: 22 Receptions für 303 Yards, kein Touchdown. Nun muss man bedenken, dass er auch 2015 schwach begann, damals aber immerhin zu diesem Zeitpunkt der Saison zwei Touchdowns auf dem Konto hatte.

Unsportlichkeit zur Unzeit

Man darf aber annehmen, dass dieser dezente Saisonstart kein ganz großes Thema gewesen wäre - selbst im medialen Ground Zero New York - wäre Beckham nicht schon wieder negativ aufgefallen. Im Monday NIght Game bei den Minnesota Vikings leistete er sich eine völlig unnötige Taunting-Strafe zur Unzeit: Die Vikings hatten soeben ihren zweiten Touchdown erzielt, da ließ sich OBJ nach einem etwas verspäteten Hit von Xavier Rhodes nach kurzem Raumgewinn zu einer Unsportlichkeit hinreißen und killte damit essenziell den so wichtigen Drive für sein Team.

Und seinem Team ist dies keineswegs entgangen. Quarterback Eli Manning machte deutlich: "Die Leute schauen auf ihn. Er muss schlau spielen und er kann es sich nicht leisten, in solchen Situationen irgendwas zu machen. Die Refs werden es ahnden. Er hat sich das selbst eingebrockt und das muss er verstehen."

Beckham selbst zeigte sich allerdings eher uneinsichtig: "Es gibt nie eine Erklärung der Schiedsrichter. Es ist immer einfach mein Fehler. So sehe ich die Sache. Ich muss verstehen, dass, wenn ich falsch nieße, dass ich dann eine Flagge und eine Geldstrafe bekomme. Wenn ich meine Schuhe falsch schnüre, kassiere ich dafür vielleicht auch eine Strafe oder Flagge."

Head Coach Ben McAdoo versuchte indes sein Bestes, die Diskussionen so schnell es geht, im Keim zu ersticken. In einem Radiointerview mit dem in New York berüchtigten Mike Francesca von WFAN hatte er damit alle Hände voll zu tun: "Je mehr wir darüber reden, desto häufiger kommt das Thema auf. Wir müssen uns darauf konzentrieren, als Team zu spielen und Spiele zu gewinnen. Beckham ist ein wichtiger Part darin. Und er ist mit viel Talent, Leidenschaft und großartigen Fähigkeiten gesegnet."

Coughlin schaltet sich ein

Den Part mit den Fähigkeiten wiederholte McAdoo anschließend einige Male, um schließlich zu versuchen, die Strafe an sich zu relativieren, ohne jedoch direkt zu sagen, dass er selbige für eine Fehlentscheidung hielt. Sein Versuch, Beckham zu verteidigen, war dann zwar in Ansetzen zu sehen, wirkte jedoch wenig überzeugend.

Einen anderen Ansatz verfolgte derweil Beckhams Ex-Coach und McAdoos Vorgänger, Tom Coughlin: "Er glaubt wirklich, dass er dann am besten ist, wenn er mit aller größter Leidenschaft spielt." Und er gab einen Einblick in den Spieler Beckham Jr.: "Er ist so talentiert. Ich glaube es gibt nichts, was er nicht kann. Er ist ein guter Junge. Er ist ein Teamspieler in der Kabine, aber wenn er aufs Feld kommt, kennt er nur einen Weg zu spielen."

Beckham müsse einen Weg finden, seine Leidenschaft zu kanalisieren, so Coughlin, der zugibt: "Ich würde ihm gerne in dieser Hinsicht helfen, weil ich eine so hohe Meinung von ihm habe", aber: "Aktuell ist er ein Störfaktor. Wenn man ein Spiel schaut, ist die Kamera die ganze Zeit auf ihn gerichtet."

Rückendeckung vom Stadtrivalen

OBJ hat aber doch noch Fürsprecher, etwa beim Stadtrivalen. Brandon Marshall, dem Eklats ebenfalls nicht fremd sind, hatte eine Warnung für die Giants parat: "Die Giants müssen wirklich vorsichtig sein. Sie müssen sich nicht öffentlich zu ihrem Teamkollegen äußern. So etwas muss man intern lösen, ansonsten könnten sie ihn verlieren." Und der Receiver der New York Jets fuhr fort: "Sie müssen zusammen stehen und ihm die Rückendeckung geben, die er braucht und sie müssen diese Dinge intern regeln, egal ob gute oder schlechte. Denn, ob sie es mögen oder nicht, er ist der beste Spieler des Teams."

Neben den Genannten gaben noch zahlreiche weitere Experten ihre Meinung kund, doch wo genau stehen wir nun in Sachen Odell Beckham Jr.? Er ist weiterhin ein exorbitant wichtiger Part der Offense der Giants und wird auch nicht auf die Bank gesetzt, wie etwa ESPN-Experte Jon Gruden suggeriert hatte. Vielmehr wird er gegen Green Bay wie gehabt starten. Und er könnte dann auch ein wichtiger Faktor werden.

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Bei den Packers wird Cornerback Sam Shields weiter ausfallen, wodurch Beckham Jr. der hochkarätige Gegenspieler wegbricht. Und mit den Sophomores Damarious Randall oder Quinten Rollins - zur Not auch Rookie Josh Hawkins - sollte OBJ an normalen Tagen Schlitten fahren. Die Chance, mal wieder für positive und noch dazu sportliche Schlagzeilen zu sorgen, ist also nicht eben gering.

"Ich glaube, er wird die richtige Antwort geben. Ich denke, er wird heiß darauf sein, ins Lambeau Field zu kommen und zu spielen", zeigte sich McAdoo zuversichtlich. Durch den geschichtsträchtigen Spielort dürfte die Freude noch gesteigert werden, ist es doch Beckhams erster Auftritt überhaupt in der Frozen Tundra und gegen die Packers. Wer wäre da nicht hochmotiviert?

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