Oakland Raiders (7-2) - Houston Texans (6-3) (Di., 2.30 Uhr live auf DAZN)
mySpox-User airjo: Die Rollen sind recht deutlich verteilt, bei den Buchmachern sind die Raiders klarer 5,5-Punkte-Favorit. Auch ein Blick auf das Efficiency Rating (unter Einbeziehung von Spielsituation und Gegner) von Football Outsiders bestätigt das: Oakland (7.) steht dort deutlich vor Houston, die mit dem glorreichen 30. Rang theoretisch eher um einen Top-Pick als um die Playoffs mitspielen müssten. Eins vorweg: Auch für mich sind die Raiders Favorit. Dennoch rechne ich den Texans durchaus Chance aus.
Da wäre zum einen der Gegner aus Oakland. Auch wenn sie momentan Everybody's Darling sind, traue ich den Raiders als Topteam noch nicht so recht über den Weg. Die Defense ist anfällig (Rang 28 im Efficiency Rating) und das Team spielt sehr undiszipliniert, das Flaggenfestival gegen Tampa war da nur das negative Highlight. Diese Kombination könnte die Raiders in engen Spielen in Bredouille bringen.
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Meine große Hoffnung liegt auf unserem unterschätzten Defensive Coordinator Romeo Crennel. Die Defense hatte eine ganze Reihe von schwerwiegenden Ausfällen wie Wilfork, Cushing, Joseph, Jackson, Bouye und natürlich J.J. Watt und Kevin Johnson für den Rest der Saison. Trotzdem schafft es Crennel, Woche für Woche eine konkurrenzfähige Einheit aufs Feld zu schicken, die perfekt auf den Gegner eingestellt ist.
So wurden gegen Detroit gezielt die Receiver bereits an der Line of Scrimmage unter Druck gesetzt, um Stafford keine einfachen, kurzen Completions zu geben. Gegen Jacksonville hat man stattdessen das Deep-Passing- und das Run Game nahezu ausgeschaltet, um Bortles zu vielen Pässen zu zwingen. Del Rio und sein Staff sind auf der anderen Seite ebenfalls klasse darin, den offensiven Gameplan auf die Schwächen des Gegners auszurichten. Das Matchup Texans-Defense gegen Raiders-Offense könnte sehr spannend werden.
Hoffnung ruht im Run Game
Auf der anderen Seite des Balles kann sich das Run Game nach schwachem Start mittlerweile wirklich sehen lassen. Ich hoffe inständig, dass die Coaches mal konsequent die Backs nach ihren Stärken einsetzen, denn niemand will Lamar Miller dauernd für zwei Yards durch die Mitte laufen sehen.
Das sollte wiederum Osweiler entlasten. Ach ja, das leidige Thema Brock Osweiler. Seine Stats sahen zuletzt echt mies aus. Es spricht sicher Bände, dass Lamar Miller über die letzten drei Wochen pro Rush mehr Yards macht, als Osweiler pro Passversuch. Aber: Osweiler macht kleine Fortschritte in O'Briens Offense.
Gegen Jacksonville ist er beispielsweise das erste Mal komplett ohne Turnover geblieben und hat mehrere wichtige Würfe an den Mann gebracht. Er ist sowieso kein Quarterback, der dir regelmäßig Spiele gewinnt. Es wäre nur schön, wenn er das Spiel am Montag nicht für uns verliert.
Als kurzes Fazit: Die Texans gewinnen, wenn Osweiler keine Fehler macht und die Defense einen perfekten Tag erwischt.
SPOX-Redakteur Adrian Franke: Ich weiß nicht, ob ich dem Fazit so zustimmen kann! Die Raiders kommen aus ihrer Bye-Week, haben ihren besten Saisonstart seit 2001 hingelegt und ihr erstes Sunday Night Game seit 2006 (ja, so lange war Oakland nicht mehr gut und - verzeiht mir, Raiders-Fans - interessant genug) mit 30:20 über Division-Rivale Denver gewonnen. Kurzum: Das Selbstvertrauen sollte auf einem absoluten Hoch sein! Und auch ein Blick auf die Zahlen lässt auf einen guten Auftritt der Raiders-Offense in Mexiko schließen.
Beim Sieg über die Broncos dominierte Oaklands physische Offensive Line endlich so, wie man es vor der Saison schon in der Bay Area erhofft hatte: Die Raiders nahmen Denvers starke Front teilweise auseinander, zusammen mit dem physischen Latavius Murray eine Kombination, die Defenses zermürben kann. Da passt es gut, dass die Texans 4,3 Yards pro Run zulassen und auswärts schwächer auftreten, als zuhause. Wenn Oaklands Auftritt gegen die Broncos ein Fingerzeig auf den offensiven Plan war, können die Raiders Houston im Run Game dominieren.
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Und die gute Nachricht aus Oaklands Sicht: Das dürfte noch nicht einmal notwendig sein. Denn ich sehe nicht, wie die Texans in der Secondary standhalten wollen. Ohne den verletzten Kevin Johnson und mit A.J. Bouye, der gerade von einer Knöchelverletzung zurückkommt, ist die Secondary, die bislang eine gute Saison spielt, nicht gerade in toller Verfassung - und mit Amari Cooper, Michael Crabtree und Seth Roberts wartet das aktuell vielleicht gefährlichste Receiver-Trio der NFL.
Dirigiert wird das ganze von Derek Carr, den manche bereits in die MVP-Debatte loben. Zu früh für meinen Geschmack, aber unbestreitbar hat Carr ein starkes Jahr. Dabei hilft es ohne Frage, dass die Raiders laut Football Outsiders die im Pass-Blocking stärkste Offensive Line der Liga stellen.
Die Defense? (K)ein Grund zur Sorge
Kommen wir zur Defense - und ja, das ist auf den ersten Blick ein möglicher Grund zur Sorge. Die Raiders haben statistisch nach wie vor eine der schwächsten Pass-Defenses überhaupt (acht Yards pro gegnerischem Pass, 17 Passing-Touchdowns zugelassen) und stehen bei 4,7 Yards pro gegnerischem Lauf - nur die 49ers (5,1) sind hier Stand vor Week 11 noch schlechter.
Aber: Mit dem im Oktober verpflichteten Perry Riley sowie dem Sprung von Rookie Karl Joseph in die Startformation hat die Defense an Stabilität gewonnen, darüber hinaus ist Khalil Mack über die letzten Spiele voll in der Saison angekommen (fünf Sacks in den letzten drei Partien).
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Houstons Offensive Line sollte hier deutlich besser aussehen, als zuletzt etwa die der Broncos. Aber darüber hinaus? Osweiler hat nach wie vor große Probleme in der Offense von Bill O'Brien, in Jacksonville gewannen die Texans zuletzt mit 99 (!) Passing-Yards des 25-Jährigen. Und das war keine Anomalie: Osweiler hat in nur einem der letzten fünf Spiele die 190-Yard-Marke geknackt (269 Yards beim Overtime-Sieg gegen die Colts), sein Schnitt pro Pass auf die Saison gerechnet steht bei grausamen 5,6 Yards.
Teilweise passt die Kommunikation nicht, teilweise spielt Osweiler einfach schlecht (die brutale Statistik mit dem Miller-Vergleich hast du ja schon genannt) und gegen eine zwar gelegentlich löchrige, aber durchaus aggressive und opportunistische Raiders-Defense wird sich das Blatt nicht wenden. Eher im Gegenteil - ich glaube, das ist ein Spiel, in dem Osweiler seine Touchdown-Interception-Rate (11:9 aktuell) ausgleicht.