Was für ein Desaster! Week 11 hat nicht nur eine historisch schlechte Kicker-Leistung zu bieten, auch das Verletzungs-Monster schlägt knallhart zu. Mode wird derweil großgeschrieben, ein Laser-Pointer sorgt für Ärger und in Minnesota lebt man gefährlich. Außerdem: Karambolagen, umkippende O-Liner und Fishers nächster Meilenstein. Alles getreu dem Motto: Wenns scheiße läuft ...
Das unfassbare Kicking-Desaster: Treffen sich Mike Nugent, Connor Barth, Robbie Gould, Matt Prater, Blair Walsh, Kai Forbath, Jason Myers, Cody Parkey, Stephen Gostkowski, Steven Hauschka und Dustin Hopkins auf dem nächstgelegenen Sportplatz - und versemmeln jeder einmal ein 33-Yard-Field Goal. The End.
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Was. Für. Ein. Desaster. (Achtung, Dad-Joke: Ein Desaster der "Extra"-Sorte. Höhö.). Stolze zwölf Extra-Punkte vergab die versammelte NFL-Kicker-Gesellschaft in Week 11, selbstverständlich ein neuer Rekord! Die Bestmarke von zehn verpassten PATs aus dem Jahr 1985 wurde gepflegt eingestampft, nur noch zehn von den 35 Spielern, die in dieser Saison mal zu einem Extra-Punkt angetreten sind, haben in dieser Hinsicht noch eine weiße Weste. Perfekt gemacht wurde der schwarze Tag für Kicker durch den Fehlschuss von Adam Vinatieri, die lebende Colts-Legende hatte davor 44 Field Goals in Folge verwandelt.
Mal ganz davon abgesehen, dass 33-Yard-Field-Goals in dieser Frequenz niemals vergeben werden sollten, lässt sich eines festhalten: Die Maßnahme der Liga, den PAT nach hinten zu verschieben, hat die gewünschten Effekte. Der Extra-Punkt ist kein Selbstläufer mehr wie noch zuvor (2014 wurden acht PATs vergeben - in der kompletten Saison!), während gleichzeitig mehr und mehr Teams 2-Point-Conversions wagen.
Falls übrigens jemand mitgezählt hat und sich jetzt wundert, dass am Anfang nur elf Namen stehen - Giants-Kicker Robbie Gould und Cincinnatis Mike Nugent gelang das Kunststück gleich zwei Mal. Und Blair Walsh war einfach so bei dem Treffen auf dem Sportplatz dabei. Glückwunsch.
Mode wird hier großgeschrieben! Die National Fashion League hat wieder einmal zugeschlagen! Angeführt von - wem auch sonst - Cam Newton trugen die Stars auch in Week 13 zu einer Verschönerung des Gesamtbildes bei. Newton punktete dabei gleich doppelt: Einerseits mit völlig absurden Schuhen beim Aufwärmen, die mit einer Fell-Perücke vom Feinsten glänzten.
Andererseits durfte selbstredend auch der obligatorische Hut auf der Pressekonferenz nach dem Spiel nicht fehlen, den Newton längst zu seinem Markenzeichen gemacht hat. Dieses Mal: Mit bunter Feder!
So farbenfroh all das aber auch war - das Gesamtkunstwerk Antonio Brown übertrifft diese Woche niemand!
Schäm dich! Laser-Pointer im Stadion sind eine absolute Unart und sollten zu deutlichen Sanktionen führen. Im Fall von Mexiko natürlich ungleich schwieriger, da man so kein Team konkret mit ins Boot holen kann. Und trotzdem sollten Aktionen wie die gegen Osweiler Konsequenzen nach sich ziehen.
Und wenn wir schon über Houston gegen Oakland sprechen: Seitenlinien-Kameras und ein vernünftiges Mess-System für den Spot des Balls. Jetzt.
Die Verletzungen...: Manchmal muss man auch mal ernst werden. Die richtig schweren Star-Verletzungen sind uns in den vergangenen Wochen weitestgehend erspart geblieben - Week 11 schlug dann aber voll zu. Es begann mit Luke Kuechly, und dieser dramatischen Szene, als der Linebacker der Panthers im Spiel gegen New Orleans nach einem heftigen Zusammenprall schluchzend und nach Luft ringend auf dem Boden saß. Kuechly hat eine Gehirnerschütterung erlitten, in diesem Bereich ist Carolinas Superstar leider kein unbeschriebenes Blatt. Zeitpunkt des Comebacks völlig offen.
Dann war da natürlich A.J. Green, der gegen Buffalo offenbar einen Muskelriss im Oberschenkel erlitten hat und zumindest vorerst ausfällt. Das zunächst befürchtete Saisonaus ist es wohl nicht, die Playoff-Hoffnungen in Cincinnati gehen dennoch dem Ende entgegen, denn: Gelaufen ist diese Spielzeit in jedem Fall für Greens Teamkollegen Gio Bernard, der Running Back hat sich einen Kreuzbandriss zugezogen.
Nach dem Sieg über Philly zog dann auch Seahawks-Coach Pete Carroll nach, C.J. Prosise, über die letzten beiden Spiele gerade so richtig durchgestartet, fällt aufgrund einer Schulterverletzung "länger" aus. Es gibt bereits Meldungen über eine achtwöchige Zwangspause. Der Gegner verlor derweil gleich zwei Running Backs, sowohl um Ryan Mathews (Knie), als auch um Darren Sproles (Rippen) bangen die Eagles.
Dazu der Schockmoment um Bears-Rookie Leonard Floyd, der nach einer Kollision mit Mitspieler Akiem Hicks gar ins Krankenhaus musste - wenige Stunden später aber wieder beim Team war. Chicagos Tight End Zach Miller dagegen hat sich den Fuß gebrochen und wird in dieser Saison nicht mehr spielen. Immerhin: Die Daumenverletzung von LeSean McCoy ist wohl nicht allzu dramatisch und Cardinals-Coach Bruce Arians durfte nach kurzem Krankenhausaufenthalt wegen Schmerzen in der Brust wieder nach Hause. Trotzdem: Wir hoffen auf ein ruhigeres Wochenende an dieser Front in Week 12.
Wichtige Notizen:
- In Minnesota lebt man gefährlich - auch und gerade während der Arbeit. Das musste ein armer Tonmann am Sonntag feststellen, der noch schnell vor dem Spielertunnel vorbeihuschen wollte, als die Spieler raus kamen. Das klappte eher...nicht so gut. Der ältere Herr wurde von Linval Joseph (hätte es nicht wenigstens Sam Bradford sein können?!) so derart über den Haufen gerannt, dass Erinnerungen an Mufasa und die Gnu-Herde im König der Löwen hochkamen. Aber keine Angst, im Gegensatz zum grausamen Disney-Film ging diese Karambolage glimpflich aus.
- Stichwort Karambolage, Stichwort Vikings: Arizona hat sich mit der Pleite in Minnesota am Sonntag wohl endgültig aus dem Playoff-Rennen katapultiert - und auf dem Weg dahin ließ die O-Line gegen die Vikes 30 (!!!) Pressures zu. 30! Wie die Kollegen von PFF so schön herausgearbeitet haben, sind das mehr als die Ravens, Chiefs, Cowboys, Bengals und Titans am Sonntag zusammengenommen. Ugh.
- Und wir bleiben beim Thema! Denn was Blake Bortles in dieser Saison abliefert, fällt ja irgendwie auch in die Kategorie "Unfall, aber man kann nicht wegschauen." Dieses Mal: Der 10. Pick Six seiner Karriere! Glückwunsch! Der gute Blake hat damit so viele Pick Six wie Siege auf seinem NFL-Lebenslauf stehen. Oh, und sein Running Back Chris Ivory hat inzwischen in acht Spielen bereits vier Fumbles verzeichnet. Läuft also.
- "Läuft also" passt auch zu Jacksonvilles Division-Gegner Tennessee: Die Titans bekommen es einfach nicht gebacken, die Colts zu schlagen, am Sonntag gab es die elfte Pleite in diesem Duell in Folge - und somit bleibt der Division-Sieg womöglich wieder ein Traum. Der symptomatische Ref-Call im Duell am Sonntag: "False Start - everyone but the Center." Tjoa. Wenns scheiße läuft, läuft's scheiße.
- Keine Notizen ohne College! Eine großartige Szene gab's im Louisville-Spiel, wo der Left Guard offenbar einfach genug hatte. Und wer jetzt lacht: Friedlicher Protest nennt man das, ihr Banausen! Kicker-Probleme gibt es übrigens auch im College, was Georgia eindrucksvoll mit der Entscheidung für den Punt von der 30-Yard-Line untermauerte. Der gegnerischen 30-Yard-Line, wohlgemerkt. Und zu guter Letzt will ich euch Marylands Trick-Play nicht vorenthalten. Eventuelle Gemeinsamkeiten mit einem gewissen Colts-Fake-Punt sind rein zufälliger Natur.
- Aber man soll ja immer auf eine positive Note enden. Zwar lieferte Eagles-Quarterback Carson Wentz gegen die Seahawks sein bislang wohl schwächstes NFL-Spiel ab, aber wenn er nach Hause kommt, kann er sich auf die Welpen seines Hundes Henley freuen!
Die Stat des Tages: Eine wirklich reiche Auswahl, bedenkt man alleine die Kicking-Künste vom Sonntag. Aber die Schleife geht an Jeff Fisher. Denn: Die Rams hatten nach der Pleite gegen Miami am Sonntag unter Fisher nach zehn Spielen noch nie (!) eine zumindest ausgeglichene Bilanz. Noch nie! Vier Mal 4-6, ein Mal 3-6-1. Kannst du keinem erzählen. Achso, Fisher hat nach der Pleite übrigens auch die zweitmeisten Niederlagen aller NFL-Coaches auf dem Konto, aktuell noch gemeinsam mit Tom Landry. Jetzt gebt dem Mann doch endlich die Vertragsverlängerung, damit wir es hinter uns haben.
Die Stat des Tages II: Okay, ich konnte mich nicht komplett entscheiden, deshalb kurz und bündig: Steve Smith hat am Sonntag seinen 1.000 NFL-Pass gefangen! Hall of Fame und so. Weitermachen.
Ach, Cleveland...: Gefühlt könnte man das auch zu einer festen Kategorie im Hangover machen. Immer am Ende. Immer melancholisch. Immer mit einem der unzähligen Taylor-Swift-Songs über eine weitere beendete Beziehung auf den Ohren. Und so weiter, ihr versteht den Tenor (vorgetragen in Moll, klar).
Sebastian Vollmer im SPOX-Interview: Brady? "Normale Regeln gelten nicht"
3,4 Yards pro eigenem Play und acht zugelassene Sacks gegen den bis dahin schwächsten Pass-Rush der Liga standen am Ende auf dem Zeugnis gegen Pittsburgh. Die Szene vor der Halbzeit, als Cleveland den Steelers - die um keinen Preis das Field Goal kicken wollten - via Strafe zwei neue First Downs (alles ohne verbleibende Zeit auf der Uhr) schenkte und so den Bell-Touchdown ermöglichte, war das Fleisch gewordene Sinnbild.
Zu all dem kommt die Tatsache, dass Cody Kessler eine Gehirnerschütterung erlitten hat und länger ausfallen wird, selbst also der erhoffte Fortschritt des jungen Quarterbacks bleibt Cleveland verwehrt. Mittlerweile sind wir schon an dem Punkt angekommen, an dem College-Teams öffentlich nach dem Skalp der Browns schreien! Immerhin lassen sich Clevelands Fans aber nicht unterkriegen. Und mit Humor erträgt sich das ganze Elend doch auch gleich viel besser...