Der "aufgeblasene Tebow": Nose Tackle Dontari Poe von den Kansas City Chiefs ist ein Pfundskerl. Ein 346-Pfund-Kerl, um genau zu sein. Das sagen zumindest die offiziellen Daten des 26-Jährigen - und trotz dieser umgerechnet 157 Kilogramm ist Poe wahrscheinlich schneller und agiler, als die meisten von uns es je sein werden (stärker sowieo, duh!).
Kein Wunder also, dass Chiefs-Head-Coach Andy Reid, seinerseits ja ebenfalls eher am rechten Ende einer Analog-Waage angesiedelt, einen Narren an seinem Leistungsträger gefressen hat. Im Oktober hat sich Poe per Bubble Screen bereits einen Touchdown-Catch einverleibt, und im November 2015 war er auch schon als Rusher über die Linie gerumpelt.
Props deshalb erstmal an Andy Reid für diesen genialen Spielzug - und auch die Tatsache, dass er dem ungeliebten Division-Rivalen auf dem Weg in die Ferien noch einen mitgab, kann man an dieser Stelle nur respektieren. Man könne gegen solche Teams gar nicht genug Punkte machen, versicherte er treuherzig auf der Pressekonferenz. Man wisse ja nie und so. Aber beim Stand von 27:10, zwei Minuten vor Schluss, gegen diese Broncos-Offense? Come on.
Zusatzpunkte gibt es obendrein für den Namen des Spielzugs: Ein "augeblasener Tebow-Pass" sei das gewesen, so Reid. Tim Tebow war es ja gewesen, der vor allem auf dem College für seinen Jump Pass bekannt war - und für Denver hat dieser ja bekanntlich auch gespielt. Ob Tebow das Spiel vor dem Fernseher verfolgt und anschließend seine Baseball-Ausrüstung mit den Worten "Es funktioniert also doch!" in die Ecke gepfeffert hat, wissen wir nicht. Nur eins noch, lieber Andy, so von Mann zu Mann: Wenn der Spielzug nicht spätestens jetzt als "Bloated Tebow" im Playbook steht, dann hast du als Coach versagt!
Abschließend: Glückwunsch an dich, lieber Dontari. In den Rekordbüchern wirst Du von nun an nicht nur als gewichtigster Spieler mit einem Rushing-Touchdown geführt, sondern auch als schwerster Akteur mit einem Touchdown-Pass. Satte 81 Pfund vor Jamarcus Russell! (Also offiziell. Inoffiziell hatte der gute Jamarcus vielleicht auch noch das eine oder andere Pfund mehr drauf.) Und du bist bis auf Platz zwei in meinem persönlichen Poe-Power-Ranking vorgerückt.
The Browns win! The Browns win! Die Cavaliers sind NBA-Champion, die Indians schafften es bis in die World Series - und nun haben auch die Cleveland Browns ihr Erfolgserlebnis 2016. Natürlich nicht ohne den obligatorischen Quarterback-Wechsel (RG3 verletzte sich im Schlussviertel und wurde durch Cody Kessler ersetzt), und außerdem ist nicht klar, ob es überhaupt jemand gesehen hat. Aber Fakt ist, dass die Anzeigetafel am Ende 20:17 für Cleveland zeigte. Wir zoomen schnell durch Gewinner und Verlierer dieses historischen Events.
Gewinner:
- Head Coach Hue Jackson. Der Mann hat in dieser Saison mit so viel Herzblut und gegen derart viele Widrigkeiten gecoacht, man muss es ihm einfach gönnen. Außerdem wird er auch seine Chancen erhöht haben, das Team im nächsten Jahr weiter zu coachen. Klar, man kann auch einen 0-16-Coach halten. Aber mit 1-15 (oder 2-14?) liest sich das schon sehr viel besser.
- Jamie Meder. Der Defensive Lineman war es, der beim Stand von 20:17 das 32-Yard-Field-Goal von Josh Lambo blockte. Einfach nur ganz stark gemacht!
- Scott Sabol. Der Meteorologe von FOX8 in Cleveland hatte vor der Saison gelobt, sich erst beim ersten Sieg der Browns (oder in der Offseason) zu rasieren. 109 Tage wucherte das Gestrüpp insgesamt in seinem Gesicht, am Montag durfte der Blumenkohl endlich runter.
- Die Detroit Lions anno 2008. Sie sind immer noch das einzige 0-16-Team der NFL-Geschichte.
Verlierer:
- Die San Diego Chargers. Eine Saison mit Pleiten, Pech, Pannen und vielen Verletzungen fand ihren unrühmlichen Höhepunkt. Niemand, wirklich absolut niemand wollte das Team sein, dass gegen Cleveland verliert.
- Der Besitzer dieses Jerseys. Wiederverkaufswert gleich Null.
- Die "0-16"-Parade in Cleveland ist damit Geschichte. Fast 10.000 Dollar für nix.
- Die Detroit Lions anno 2008. Sie sind immer noch das einzige 0-16-Team der NFL-Geschichte.
Quarterback-Seuche: Irgendwann bleibt einem der Humor auch im Halse stecken, wenn man sich anschaut, wen es an diesem Wochenende wieder zerrissen hat. Wadenbeinbruch bei Derek Carr, als man die Colts eigentlich schon im Sack hatte. Er wird am Dienstag operiert und soll sechs bis acht Wochen ausfallen. Für ihn soll es in den Playoffs nun Matt McGloin richten. Wadenbein angebrochen bei Marcus Mariota, dem am Mittwoch eine Metallplatte einsetzt und mindestens vier Monate ausfällt. Und bei den Jets muss Bryce Petty voraussichtlich an seiner kaputten Schulter operiert werden. Die Verletzung zog er sich zu, als er Malcolm Butler nach einem Turnover tackeln wollte. Haste Scheiße am Fuß ...
Damit heißen die Quarterbacks in den AFC-Playoffs (Stand jetzt): Tom Brady, Ben Roethlisberger, Alex Smith, Tom Savage, Matt McGloin und Matt Moore.
Es gibt also noch eine Chance: Shoutout an den Kollegen Pascal DeMarco, seines Zeichens glühender Buccaneers-Fan. Beim Auftritt von Jameis gegen die Saints musste er ganz stark sein, aber noch ist ja nicht aller Tage Abend: Die Bucs können die Playoffs trotz ihrer 8-7-Bilanz immer noch erreichen. Dazu müssen in Week 17 lediglich ..
- ... die Buccaneers gegen die Panthers gewinnen
- ... die Lions die Packers schlagen
- ... die Cowboys in Philadelphia gewinnen
- ... die Niners Seattle schlagen
- ... die Texans gegen Tennessee verlieren
- ... die Colts über Jacksonville triumphieren
Hey, das geht ja eigentlich noch! Oh, Moment. Außerdem müssen sich die Giants und Redskins unentschieden trennen. Das ... wird dann doch ein bisschen schwierig alles. Aber Herr Demarco ist seines Zeichens unerschütterlicher Optimist und überschrieb seine Mail mit den Worten "But there is a chance!" Deshalb verzeihe ich ihm auch, dass er eines der großartigsten Zitate der Filmgeschichte zerstückelt hat.
Nichtangriffspakt zur Primetime? Wenn wir schon bei Playoff-Szenarien und Unentschieden sind: Detroit und Green Bay spielen nächste Woche ja im Sunday Night Game um die NFC North, im Wildcard-Rennen lauert Washington. Sollten die Lions und Packers nach 75 Minuten jedoch mit einem Remis auseinander gehen, würden beide in die Playoffs kommen. Nun ist das Unentschieden in der NFL ja prinzipiell eher unwahrscheinlich, und ganz sicher werden beide Teams gewinnen wollen. Aber sollte es tatsächlich in die Verlängerung gehen, schauen wohl nicht nur die Redskins ganz genau hin.
Chaos in Minnesota: Erinnert sich noch jemand daran, dass ein gewisser SPOX-Redakteur in einer Two-Minute-Warning die Vikings nach ihrem 5-0-Start schon tief in den Playoffs vermutet hat? Hoffentlich nicht. Bei der klaren Niederlage gegen die Packers erreichte deren Saison einen weiteren Tiefpunkt. Wie NFL Network Insider - und SPOX-Interviewpartner - Ian Rapoport unter Berufung auf seine berühmten Quellen berichtet, wollte Head Coach Mike Zimmer Packers-Receiver Jordy Nelson eigentlich von Xavier Rhodes bewachen lassen, und zwar über das ganze Feld. Rhodes' 38 Jahre alter Nebenmann Terrence Newman überzeugte Rhodes vor der Partie dann offenbar davon, dass er selbst Nelson auch im Griff haben würde, Rhodes möge also bitte auf seiner Seite des Feldes bleiben.
Tja. Schon früh war klar: So wird das überhaupt nichts. Rhodes wurde schließlich doch exklusiver Bewacher von Nelson, aber der hatte bis dahin schon ordentlich zugeschlagen und beendete seinen Abend mit 145 Yards und zwei Touchdowns. Von Schuldzuweisungen wollten nach dem Spiel alle Beteiligten nichts wissen, doch der Vorfall dürfte wohl kaum ohne Konsequenzen bleiben.
Wichtige Notizen
- Wir sagen es ja: 2016 ist das Jahr der Punter. Ob Marquette King von den Raiders, Pat McAfee von den Colts oder Texan Shane Lechler mit seinen 80-Yard-Punts. Und jetzt gehört auch Chris Jones von den Cowboys in diesen erlauchten Kreis. Prescott, Elliott und Bryant waren alle stark gegen Detroit - aber wohl am meisten Applaus bekam wohl Jones für diese Aktion. Das hat so richtig BÄM gemacht!
- Es war nicht ganz Michael-Jordan-gegen-die-Monstars, aber trotzdem: nicht übel von Antonio Brown! Wie Peter King im MMQB vorrechnete, musste sich der Wide Receiver bei seinem Last-Second-Touchdown gegen Baltimore gegen insgesamt 640 Pfund Spielermaterial - oder auch 1,85 Dontari Poes - durchsetzen. Es klappte, Brown streckte den Ball irgendwie gerade noch über die Linie. Und die AFC North gehört in diesem Jahr den Steelers.
- Sehen wir Tony Romo in Week 17? Sieht nicht so aus, nach dem Spiel gegen Detroit sprachen die Cowboys davon, dass Prescott die "Reps" unbedingt nötig habe. Interessant: Im letzten Preseason-Spiel brauchte er die Reps noch nicht, da war das Verletzungsrisiko noch zu groß. Vielleicht will man in Dallas auch nur eine QB-Kontroverse um jeden Preis vermeiden.
- 26/38, 325 Yards, ein Touchdown, kein Turnvover. Kaum ist Gus Bradley weg, dreht Blake Bortles auf. Can you say MVP 2017?
- Lässiges Outfit, Kirk Cousins! Grün ist ja schließlich auch die Farbe der (Playoff-)Hoffnung. Und vielen Dank an seine Frau Julie.
- Cowabunga, Cam Newton!
- Der amtierende MVP konnte gegen Atlanta übrigens mit einer wenig schmeichelhaften Statistik aufwarten: In der ersten Hälfte hatte Atlanta mehr Return-Yards nach Newton-Interceptions, als Newton Passing-Yards verzeichnen konnte!
- Oh je, die Jets. Wenn sich sogar Referee Gene Steratore das Lachen kaum verkneifen kann, dann läuft es wahrlich nicht gut.
- Tweet der Woche: Tief durchatmen, NFL-Fans.
Hinweis in eigener Sache: Offiziell ist der Hangover bereits beendet. Ich muss mich an dieser Stelle aber trotzdem bei den Kollegen Franke und Blumberg bedanken, die beide die äußerst undankbaren Schichten am 24. abends übernommen haben - und mich zusammen mit Kollege Demarco zudem am Neujahrstag vertreten. Leute, ihr seid super. Und an alle, die bis hierher gelesen haben: Bleibt uns treu und rutscht gut rein (aber bitte nicht Flacco-Style!).