3. Die Überraschung des Drafts wird...
Roman John (derdraft.de): ... wie weit einige Spieler mit Verletzungs- oder charakterlichen Sorgen im Draft fallen werden. Es gibt sie jedes Jahr - Spieler im Draft, die den NFL-Teams Sorgen bereiten, weil sie entweder regelmäßig (respektive aktuell) verletzt sind, oder aber regelmäßig gegen interne Teamregeln oder auch das Gesetz verstoßen. Diese Draft-Klasse ist dabei nicht anders, wie man bei Topspielern wie John Ross (bereits an beiden Knien und der Schulter operiert), Sidney Jones (aktuell Achillessehnenriss), Tim Williams (mehrfach positive Drogentests und Verhaftung wegen illegalen Drogenbesitzes), Joe Mixon (hat in einem Streit eine Frau niedergeschlagen) oder Dede Westbrook (mehrfache Anzeigen wegen häuslicher Gewalt) sehen kann. In jeder Draft-Klasse führen solche Dinge dazu, dass Spieler später ausgewählt werden, als sie es verdient hätten. Mit der hohen Talentdichte in diesem Jahr kann es aber zu einem deutlich größeren Absturz für solche Spieler kommen, da den Teams mehr Alternativen zur Auswahl stehen.
Jan Dafeld (SPOX): Überrascht es noch irgendjemanden, wenn Reuben Foster aus der ersten Runde fliegt? Nicht wirklich, oder? Also sage ich: Dalvin Cook. Ich glaube, der erste Draft-Tag könnte für ihn ein unschöner werden - weil er ohne Team nach Hause gehen wird! Cook sehe ich doch noch ein gutes Stück hinter Fournette und McCaffrey. Seine Defizite bei der Ballsicherheit und in der Pass-Protection sind zu groß, Bedenken bezüglich seines Charakters helfen da natürlich auch eher weniger. Bei der Tiefe dieser Running-Back-Klasse werden Teams nur früh zuschlagen, wenn sie wirklich hundertprozentig von einem Spieler überzeugt sind. Die Frage ist: Ist das irgendjemand von Cook? Wenn ich auch noch eine positive Überraschung nennen darf: Die Wide Receiver. Mit den Bears und den Titans picken gleich zwei Teams, die einen Nummer-1-Receiver dringend benötigen, in der Top-5. Bold Prediction: Einer aus dem Trio Mike Williams, Corey Davis und John Ross geht in den Top-5 weg, die anderen beiden in der Top-15.
Adrian Franke (SPOX): Zwei gute Namen, Jan - Cook und Foster stehen bei mir auf der "Fällt-aus-der-ersten-Runde"-Liste inzwischen auch ganz weit oben. Daher ein anderer Ansatz, und ein bisschen im Widerspruch zu dir, Roman. Denn ich glaube, wir werden überrascht sein, wie hoch zumindest der abseits des Platzes umstrittenste Spieler im Draft gehen wird: Wer sich Joe Mixons Tape angeschaut hat, weiß, wie unglaublich talentiert er ist und wie gut sich seine Fähigkeiten auf die heutige NFL übertragen lassen. Es reicht ein Team, das nach den persönlichen Treffen überzeugt ist, Mixon auf dem rechten Pfad halten zu können. Niemand wird sich den PR-Albtraum antun, und ihn deshalb in der ersten Runde wählen - aber ich glaube, Mixon geht in den ersten sechs Picks der zweiten Runde vom Board. Bonus-Tipp: Jonathan Allen fällt dagegen aus der Top-10...
Moritz Böhringer im Interview: "...ich war viel zu aufgeregt"
Christian Schimmel (derdraft.de): Ich gehe mal in eine andere Richtung: Es wird einen Run auf Offensive Tackles geben und drei von ihnen, Garrett Bolles, Ryan Ramczyk und Cam Robinson, werden in den Top-20 ausgewählt. Die NFL ist eine Liga, die von einem Trend schnell in den nächsten verfällt. 2016 wurde besonders deutlich, dass Teams mit starken Offensive Lines und bestenfalls durchschnittlichen Verteidigungen ziemlich großen Erfolg haben können. Als Beispiele seien hier Dallas und Oakland genannt. Diese Mannschaften hatten das Ziel, per Laufspiel die Uhr zu kontrollieren und so den Rhythmus eines Spiels wesentlich zu bestimmen. Vielleicht gibt es in einer Liga, die sich mehr und mehr in Richtung Passspiel orientiert, jetzt eine Änderung der Tendenz in Richtung Power Run. Dazu kommt, dass es viele Teams gibt, die dort enormen Bedarf haben. Einige von denen schlagen vielleicht sogar schon in den Top-10 zu. Die Tackle-Klasse ist schwach, aber der Need wird viele General Manager dazu bringen, diese Position möglichst früh im Draft anzugehen.