Dabei fing es für die Chiefs gar nicht gut an: Kirk Cousins (14/24, 220 YDS, 2 TD) legte eindrucksvoll los und brachte Washington durch einen langen Touchdown-Pass auf Terrelle Pryor sowie mit einem langen Field-Goal-Drive, als die Defense schließlich spät doch hielt, schnell in Front - während Butker seinen ersten Kick kurz vor der Halbzeitpause prompt vergab. Kansas City wirkte wacklig, auf beiden Seiten des Balls.
Die Chiefs brauchten etwas Zeit, ehe sie aufwachten, auch weil Washingtons Pass-Rush wie schon in der Vorwoche früh Druck auf Alex Smith (27/37, 293 YDS, TD) ausüben konnte. Doch bekamen die Hausherren über das ganze Spiel betrachtet auch immer wieder Hilfe von den Redskins, die sich zu viele Strafen erlaubten: Alleine fünf Strafen resultierten in First Downs für Kansas City.
Im Laufe des zweiten Viertels konnte Smith nach und nach das gewohnte Kurzpassspiel besser aufziehen, vor allem Tight End Travis Kelce war hier ein zunehmend großer Faktor. Und Butker zeigte nach seinem Fehlschuss, dass er seine Nerven im Griff hat: Nachdem Washingtons Defense nach je langen Chiefs-Drives standhielt, verwandelte der Rookie die beiden nächsten Kicks, seine große Stunde sollte aber erst ganz am Ende schlagen.
Als die Redskins nach gutem Drive nur per Field Goal ausgleichen konnten, bekam Smith den Ball mit knapp einer Minute und zwei Timeouts zurück. Die Chiefs marschierten in Field-Goal-Reichweite - und Butker verwandelte aus 43 Yards den Game Winner. Deutlich vom Ergebnis her wurde es nur, weil die KC-Defense beim letzten Play des Spiels die Querpass-Versuche der Gäste unterband und Justin Houston den Ball zum Touchdown zurücktrug.
Zusätzlich bitter für die Redskins: Coach Jay Gruden bestätigte bereits während des Spiels, dass Cornerback Josh Norman - der verletzt raus musste - aufgrund einer Rippenverletzung für mehrere Wochen ausfällt. Auch Rob Kelley (Knöchel) verletzte sich im Laufe der Partie.
Die wichtigsten Statistiken
Kansas City Chiefs (4-0) - Washington Redskins (2-2) 29:20 (0:10, 7:0, 10:7, 12:3) BOXSCORE
- Die Redskins haben Probleme damit, Tight Ends zu verteidigen - das wurde auch in Kansas City wieder deutlich. Sieben Receptions, 111 Yards und ein Touchdown für Travis Kelce, auf beiden Seiten hatte sonst kein Spieler über fünf Catches oder über 90 Receiving-Yards.
- Kareem Hunt ist und bleibt der Mittelpunkt dieser Chiefs-Offense. 21 Runs für 101 Yards sowie vier Receptions für 20 Yards, dazu 9 Forced Missed Tackles und 49 Yards nach erstem Gegnerkontakt. KC hat ein gutes Run-Blocking, Hunt ergänzt das mit Power und sehr guter Vision. Auf die Saison gesehen steht er jetzt bei 27 Forced Missed Tackles, elf mehr als jeder andere Running Back.
- Auch wenn letztlich Doctson die Chance auf den möglichen Game-Winner liegen ließ: Washington bekommt langsam mehr von seinen beiden vertikalen Receivern. Dieses Mal war es Terrelle Pryor mit drei Catches für 70 Yards, darunter ein sehenswerter 44-Yard-Touchdown gegen Marcus Peters - Pryors erster für Washington.
Die Stimmen zum Spiel
Alex Smith (Quarterback Chiefs): "Es gibt so viele verschiedene Wege, um in dieser Liga spiele zu gewinnen. Man darf nicht eindimensional sein, und wir scheinen diese Qualität zu besitzen."
Kirk Cousins (Quarterback Redskins, über die Leistung der Offense): "Wir werden uns einige Plays nochmal genau anschauen müssen, die für uns einen Unterschied hätten ausmachen können. Insgesamt aber haben wir gut gespielt und uns wenige Fehler und Strafen geleistet, da haben wir auch eine gewisse Reife gezeigt. Aber natürlich ist das eine bittere Niederlage, wir hatten die Chance, hier zu gewinnen und haben das nicht geschafft."
Das entscheidende Duell: KC-Front vs. Washingtons Run Game
Gegen Oakland in der Vorwoche noch war Washingtons Offensive Line der dominierende Faktor, primär in Pass-Protection, doch auch das Run Game funktionierte. Davon war in Kansas City nichts zu sehen: Washingtons Top-Rusher war Kirk Cousins (7 ATT, 38 YDS), der in der Schlussphase mehrfach Drives mit Scrambles am Leben erhielt. Von den drei Running Backs kam keiner über 27 Rushing-Yards, das machte Washingtons Offense extrem eindimensional. In der Pass-Defense sah das jedoch anders aus, von den fünf Starting-Linemen der Redskins ließ keiner einen Sack und keiner einen QB-Hit zu. Lediglich ein Hurry gelang KC hier.
Der Knackpunkt: Doctsons Drop in der Schlussminute
Washington war so kurz davor! Cousins' Scrambles hielten den vermeintlichen Schlussdrive nach Kansas Citys Field Goal am Leben, 50 Sekunden vor dem Ende klopften die Gäste an die Endzone. Third Down, ein perfekter Pass von Cousins in die Endzone und Doctson hatte das Ei in beiden Händen! Doch während er zu Boden ging, verlor Washingtons Receiver die Kontrolle über den Ball. So mussten die Redskins das Field Goal kicken und im Gegenzug war es stattdessen Smith, der in den finalen Sekunden den Game-Winning-Drive hinlegte.
Der Star des Spiels: Alex Smith
Smith spielt eine herausragende Saison, und gegen eine starke Defense setzte er das in den entscheidenden Momenten auch am Montagabend fort - vor allem zu sehen bei einem tollen Pass nach Rollout, der das finale Field Goal ermöglichte. Smith leistete sich abgesehen von einem riskanten Pass im Prinzip keinen Fehler, gegen Pressure brachte er herausragende zehn von 13 Pässen für 130 Yards an den Mitspieler. Auf die Saison betrachtet steht er jetzt insgesamt bei acht Touchdowns, 76 Prozent angekommenen Pässen und null Interceptions.
Der Flop des Spiels: Samaje Perine
Viele sahen Samaje Perine vor der Saison als einen Sleeper, der das undurchsichtige Redskins-Backfield an sich reißen und schnell als Starter daraus hervorgehen könnte. Die bisherigen Eindrücke waren dann aber ganz anders - und das Spiel gegen die Chiefs sein wohl schwächstes. 27 Rushing-Yards, kein Run über sechs Yards und ein mehr als unglücklich aussehender Fumble bei einem Toss Play zu Beginn des vierten Viertels, der möglicherweise weitreichende Auswirkungen hatte. Aus 2nd&5 wurde so 3rd&12 und Washington puntete. Es folgte ein 8-Minuten-Drive der Chiefs mit einem Field Goal am Ende.
Die Taktik-Tafel
- Washington hatte zwar immer wieder Erfolg mit dem eigenen Pass-Rush, vor allem zu Beginn des Spiels bekamen die Redskins Druck auf Smith und verbuchten insgesamt vier Sacks. Genauso auffällig aber war, welch große Probleme die Gäste mit Smiths Scrambles hatten: So verbuchte Kansas Citys Quarterbacks 56 Rushing-Yards sowie einen Touchdown bei sieben Runs. Die Probleme in der Pass-Protection aber wurden bei den Chiefs schon in den vergangenen Wochen deutlich, hier wird KC sich steigern müssen.
- Die Tight-End-Probleme der Redskins wurden bereits thematisiert, ein Grund in diesem Spiel: Washington fand schlicht kein individuelles Matchup für Kelce, insbesondere in Man Coverage. Cornerback Kendall Fuller genau wie die Linebacker versuchten ihr Glück, hier fehlte Washington ein Spieler, der Kelce effizient in Manndeckung hätte nehmen können.
- Im Zuge der Niederlage wird es mutmaßlich ein wenig untergehen, dass Cousins ein sehr gutes Spiel abgeliefert hat. Washingtons Quarterback war nicht nur mit seinen späten Scrambles erfolgreich, er traute sich auch lange Pässe. Bei Würfen von mindestens 20 Yards stand er am Ende bei 3/5, 133 Yards und einem Touchdown.
- Washingtons Passing-Offense ist so trotz der Pleite auf einem guten Weg. Doctson und Pryor müssen sich noch stärker als Downfield-Waffen etablieren, Cousins' Wille, den beiden Chancen zu geben, muss den Coaches in der Hauptstadt aber gefallen. Zudem setzte Cousins seine Tight Ends effizient ein, fand etwa Vernon Davis für einen 69-Yarder, als der von Justin Houston in Manndeckung genommen wurde. Jordan Reed (3 REC, 21 YDS) sollte nach der jetzt anstehenden Bye Week auch endlich fitter zurückkommen.