Nach einer ereignisreichen Woche in Miami hatte wohl vor allem Jay Cutler (34/42, 311 YDS, 3TD) Lust darauf, ein Ausrufezeichen zu setzen. Nach scharfer Kritik von Head Coach Adam Gase an die gesamte Offense zeigte Cutler, was dem Coach gefallen haben muss. Der Playcaller brachte seine ersten 16 Pässe an den Mann. Frühe Fehler, wie ein Fumble von Running Back Kenyan Drake oder ein verfehlter Extrapunkt von Cody Parkey, führten aber zum Rückstand der Hausherren.
Dass man diesem über eine Vielzeit des Spiels hinterherlaufen musste, lag am Playcaller auf der anderen Seite. Auch für Derek Carr (21/30, 300 YDS, TD, INT) gab es zuletzt Kritik. Doch in Miami spielte er wieder groß auf. Auch Carr legte in erster Linie eine effektive Leistung an den Tag. Anders als zuletzt konnte er aber auch bei langen Pässen überzeugen.
Großes Problemfeld waren bei beiden Teams Strafen. Die Raiders handelten sich auch durch mehrere False Starts 10 Strafen für 105 Yards ein. Auf der Gegenseite waren es 11 Strafen für 107 Yards. Die Dolphins begangen diese aber vor allem auf der defensiven Seite. Ein entscheidender Faktor, der den Raiders dabei half, das Feld herunter zu marschieren.
Im zweiten Durchgang machte dann die Offensive Line der Raiders den Unterschied. Das Rushing Game funktionierte wie selten in diesem Jahr gesehen und verhalf Marshawn Lynch zum besten Spiel der Saison. BeastMode überquerte mit dem Ball in den Händen zweimal die Endzone. Dies konnten die Dolphins auch durch erfrischend vielfältiges Playcalling nicht mehr aufholen.
Die wichtigsten Statistiken
Miami Dolphins (4-4) - Oakland Raiders (4-5) 24:27 (0:3, 9:10, 7:7, 8:7) BOXSCORE
- Jared Cook (113) ist in dieser Saison bereits der dritte Tight End mit über 100 Receiving Yards zur Halbzeit. Neben ihm ist das auch Ed Dickson und Austin Hooper gelungen.
- Der 22 Yard Touchdown-Rush war Marshawn Lynch's längster Lauf der gesamten Saison. Außerdem war es der erste Score seit Week 5. Der zweite Score bedeutete dann das erste Spiel mit mehrfachen Touchdowns seit Week 16 2014, als er im Trikot der Seahawks gegen die Cardinals aufdrehte.
- Für Jay Cutler's war es das erste Spiel mit 3 Passing Touchdowns seit Week 10 aus der 2015er-Saison gegen die Rams.
- Jarvis Landry (344 Receptions) hat Anquan Boldin (342) für die meisten Receptions innerhalb den ersten vier Jahren einer Karriere überholt.
- Kontrapart Amari Cooper hat nach seinem Sensationsspiel in der Vorwoche hingegen wieder einen kleinen Rückschritt gemacht. Er führt die Liga inzwischen in Drops (10) an.
- Die Raiders sind das erste Team in der Geschichte der Liga, das nach neun Spielen noch keine einzige Interception gefangen hat.
- Miamis Franchise-Rekord von Spielen mit maximal sieben Punkten Unterschied, die man für sich entscheiden konnte, ging gegen Oakland zu Ende.
Die Stimmen zum Spiel
Derek Carr (Oakland Raiders):
"Es kommt wirklich auf Mittwochs und Donnerstags. Die Art und Weise, wie wir trainieren. Das sind unsere Full-Speed-Tage und hier müssen wir intensiv arbeiten. Es soll ein wenig ungemütlich sein und das war es diese Woche. Das hat uns der Coach bestätigt."
Cameron Wake (Miami Dolphins):
"Es war eines der Spiele, bei denen wir das Gefühl hatten gewinnen zu können. Sie haben ein Play mehr gemacht als wir. Wir können nicht bis zum Ende des Spiels warten, bis wir den Pass Rush einschalten. Das ist was wir gemacht haben."
Der Knackpunkt: Dolphins' Strafen
Zahlen lügen nicht. 11 Strafen sind zu viel. Zwar haben auch die Raiders viele kleine Fehler begangen, doch erlaubte Miami seinem Gegner gerade durch Coverage-Strafen das Feld schnell herunterzumarschieren. Dies war auch im spielentscheidenden Drive der Fall. Eine Unnecessary-Roughness-Strafe gegen Reshad Jones und ein Pass-Interference-Strafe gegen Xavien Howard schenkten den Raiders 33 Yards. Lynch hatte daraufhin keine Probleme mehr, das Spiel auf Eis zu legen.
Das entscheidende Duell: Dolphins-Front gegen Raiders O-Line
In der ersten Halbzeit machten die Dolphins noch einen hervorragenden Job, vor allen Dingen das Running Game der Raiders zu stoppen. Carr konnte zwar leicht unter Druck gesetzt werden. Oaklands Playcaller wirkte aber sehr sicher aus der Pocket heraus. Im zweiten Durchgang kam dann die spielentscheidende Wende. Die Raiders' O-Line konnte das Duell an der Line of Scrimmage für sich entscheiden. Oakland kontrollierte damit auch die Uhr und verwaltete das Spiel offensiv sehr ordentlich.
Der Star des Spiels: Jared Cook
Wahnsinns-Spiel von Jared Cook. Der Tight End der Raiders war gegen Miami Omnipräsent. Cook stach gegen die Dolphins-Coverage immer wieder in schmerzhafte Lücken und sammelte einfache Completions und Yards nach dem Catch. Schon in der ersten Halbzeit überschritt er die 100-Yard-Marke. Für Carr war der Tight End die verlässlichste Anspielstation. Am Ende hielt er 8 Pässe von 9 Targets fest und schloss das Spiel mit 126 Receiving Yards ab.
Der Flop des Spiels: Michael Thomas
Der Safety der Dolphins ließ sich gleich bei mehreren Plays in vollkommen falscher Positionierung ertappen. Thomas hatte aber nicht nur in der Pass-Defense Probleme. Auch im Run-Blocking auf dem zweiten Level sah er nicht gut aus. Für Thomas einer der schwächeren Abende.
Die Taktik-Tafel
- Wie funktioniert das Leben ohne Jay Ajayi? Die Running Offense der Dolphins wird künftig auf den Schultern von Damien Williams und Kenyan Drake getragen. Die beiden agilen und explosiven Picks haben sich die Carries nahezu brüderlich geteilt. Drake lief nämlich neunmal, während Williams sieben Mal ran durfte. Wirklich effektiv konnte sich aber eher Drake zeigen, auch wenn ihm ein Fumble unterlaufen ist. Anders hingegen lief es für Williams im Receiving Game. Hier übertraf er seinen Carry-Outcome. Außerdem konnten die Dolphins durch die Vielzahl an Carries Khalil Mack aus dem Spiel nehmen.
- Die Raiders wollten das effektive Play von Cutler mit vielen Blitz-Plays unterbinden. Safety Carl Joseph und Linebacker NaVorro Bowman reagierten gerne auf Cutler in der Shotgun-Formation. Der Veteran fand aber immer wieder in kurzen Pässen die passende Antwort.
- Carr wurde zuletzt kritisiert, nicht häufig genug Risiko zu gehen. Das hat sich gegen die Dolphins geändert. Schon nach 30 Minuten stand er bei Pässen von mindestens 10 Yards bei 6 von 7 für 143 Yards und einen Touchdown. In Cook und Amari Cooper hatte er seine Lieblings-Targets. Beide wollte er neunmal in Szene setzen. Michael Crabtree wurde nur dreimal anvisiert.