Wie haben die Rams die Saints-Offense verteidigt?
Der Erfolg der Rams über New Orleans war nicht nur ein Statement, es gibt L.A. auch einen extrem wichtigen Sieg innerhalb der Conference, wenn man die Augen schon einmal auf die Playoffs richtet. Dass die Rams dabei nach dem schweren Spiel in Minnesota wieder punkten würden, war absehbar - die Saints mussten ohne ihre beiden Starting-Cornerbacks ran und vor allem Rookie-Corner Marshon Lattimore ist ein X-Faktor, der dieser Defense ein komplett anderes Gesicht und ganz andere Scheme-Freiheiten gibt.
Dass die Defense auf der anderen Seite New Orleans' zuletzt so großartige Offense derart dominieren würde, damit war nicht zu rechnen. Wie also gingen die Rams vor? Auf den Punkt gebracht lässt sich sagen: L.A. vertraute darauf, dass seine Defensive Line das Duell mit der starken starken Offensive Line der Saints gewinnen würde - und wurde dafür belohnt.
Mehrere Auffälligkeiten im Tape spiegeln das wieder:
- Die Rams schafften es, Aaron Donald Eins-gegen-Eins-Situationen zu verschaffen - auch weil New Orleans das zuließ. Die Saints gaben ihren Linemen anfangs kaum Hilfe, dadurch wurde Donald im Eins-gegen-Eins schnell zu einem riesigen Problem für die Gäste. So konnten sich die Rams auf ihren 4-Men-Rush verlassen und es ist wenig überraschend, dass der lange Touchdown-Run von Alvin Kamara gezielt weg von Donald ging und das Blocking den D-Liner weg vom Play isolierte.
- Hier waren erst im Laufe des Spiels, vor allem in der zweiten Hälfte, Veränderungen feststellbar. Die Saints reagierten darauf, indem sie dem Guard meist durch den Center zumindest ein wenig Hilfe gaben. Das verschaffte Drew Brees merklich mehr Zeit in der Pocket.
- Außerdem Erfolg hatten die Rams mit Stunt-Konzepten im Pass-Rush, also Pass-Rushern, die auf dem Weg zum Quarterback ihren Laufweg kreuzen, um das Blocking-Scheme zu verwirren.
- Die dominante Vorstellung der Defensive Line erlaubte es den Rams, in der Man Coverage entweder Spieler zu doppeln, oder aber zusätzliche Zone-Elemente mit einzubauen. Dazu kam, dass L.A. hier individuell extrem gut und diszipliniert verteidigte: Die Receiver der Saints schafften oft keinerlei Raum zwischen sich und ihrem Gegenspieler.
- In der Summe ergab sich so ein Game Plan, der einerseits um die Defensive Line und den 4-Men-Rush herum aufgebaut war, was mehr Flexibilität in Coverage ermöglichte. Andererseits spielten die Defensive Backs individuell gut, die Kombination aus diesen Faktoren führte zu einer dominanten Defense.
Dass New Orleans am Ende trotzdem auf 20 Punkte kam, war in allererster Linie Kamara zu verdanken. Der Rookie trug die Offense mehrfach im wahrsten Sinne des Wortes im Alleingang, war ein Drive-Retter mit spektakulären individuellen Plays und schlug richtige Defensiv-Calls schlicht durch seine Klasse. Brees dagegen hatte mindestens zwei Mal riesiges Interception-Glück. Anders gesagt: Das Tape war entschieden einseitiger zugunsten der Rams-Defense, als der Boxscore vermuten lässt.
Die Offense der Packers: Hoffnung für Green Bay
Der Playoff-Zug ist mit der Pleite gegen Pittsburgh wohl endgültig abgefahren, in der hochkarätig besetzten NFC wird eine Wildcard mutmaßlich elf Siege brauchen und die Division ist durch die bärenstarken Vikings auch weg. Und trotzdem sollten Packers-Fans aus den vergangenen beiden Spielen Hoffnung schöpfen - jede Menge sogar. Nicht etwa, weil Brett Hundley signifikante Fortschritte gemacht hat und der nächste große Quarterback ist. Nein, die Hoffnung sollte sich auf den eigenen Head Coach richten.
Mike McCarthy wurde in den vergangenen Jahren häufig kritisiert, und das völlig zu Recht. Anstatt ein kreatives Offensiv-Scheme um Aaron Rodgers herum aufzubauen und die unglaubliche Qualität des besten Quarterbacks der Liga zu nutzen, ließ McCarthy ein statisches, von Isolation-Routes und teilweise scheinbar fast konzeptlosen Plays geprägtes System spielen. Genau das war auch anfangs mit Hundley zu sehen, umso höher muss man McCarthy seine Anpassungen in den vergangenen Wochen anrechnen.
Ein kurzer Rückblick (zur ausführlichen Analyse der Fortschritte innerhalb der Packers-Offense geht es hier entlang): Green Bays Tape verriet schon in der Vorwoche gegen Baltimore klare Fortschritte.
Dazu gehörten aufeinander aufbauende Routes, Switch-Routes, um den Release zu erleichtern, tiefe Laufwege, die Räume für Underneath-Receiver öffneten und so weiter. Die Play-Designs waren da, Hundley konnte sie nur nicht nutzen. Das Spiel gegen die Steelers am Sonntag bestätigte den positiven Eindruck von McCarthys Änderungen nicht nur. Es erweiterte ihn sogar.
Nachdem nämlich vergangene Woche Anpassungen in den Play-Designs feststellbar waren, konnte man am Sonntagabend auch Anpassungen im Game Plan erkennen. Im Klartext: Deutlich besserer Einsatz des Screen-Passes, mehr Play Action mit Rollouts, Misdirection, Pre-Snap-Motion und Run Pass Options, um den Verteidigern das Leben schwer zu machen. Gleichzeitig bestrafte Green Bay so die Aggressivität der Steelers-Defense.
Auch die Route-Kombinationen waren wieder zu sehen, etwa bei Randall Cobbs langem Touchdown. Dazu kamen neue Formationen mit mehreren Spielern im Backfield, Screen-Pässe aus Play Action heraus und dergleichen. Wenn Hundley "konservativ", also gewissermaßen ohne Hilfe, passen muss, hält er den Ball noch immer zu lange, seine Genauigkeit ist nach wie vor äußerst wacklig. Aber die Fortschritte, die McCarthy an den Tag legt, müssen Packers-Fans für die Zukunft einfach Mut machen.
Dallas' Problem? Prescott und Elliott sind zu einfach
Die Statistik haben über die vergangenen Tage wohl viele gelesen: Die Cowboys haben, seitdem Ezekiel Elliott gesperrt fehlt, erstmals in ihrer Geschichte in drei aufeinanderfolgenden Spielen jeweils weniger als zehn Punkte erzielt; sieben gegen Atlanta, neun gegen Philly und sechs an Thanksgiving gegen die Chargers. Das hatte in der breiten Öffentlichkeit schnell zu zwei Schlussfolgerungen geführt - Prescott wurde in Frage gestellt und die Bedeutung von Elliott für die Offense in ungeahnten Höhen eingeordnet.
Die Probleme aber gehen deutlich tiefer und Dallas täte, was die Selbst-Evaluierung angeht, gut daran, die wirklichen Problemzonen nicht zu vernachlässigen oder gar zu unterschätzen:
- Die Offensive Line hatte gemeinhin den Status als unantastbar inne - die laufende Saison zeichnet ein anderes Bild. Im Run-Blocking sind die Cowboys noch immer spektakulär gut, die Pass-Protection dagegen wackelt selbst mit Tyron Smith auf dem Platz. Football Outsiders listet die Line in Pass-Protection in der Adjusted Sack Rate (Sacks und Intentional-Grounding-Strafen angepasst an Down, Distanz zum neuen First Down und Gegner) auf dem 14. Platz, das Tape bestätigt das. Prescott steht häufiger unter Druck als im Vorjahr, die beiden Abgänge in der Offensive Line in der Offseason machen sich bemerkbar.
- Nicht nur die Pass-Protection ist ein Problem - die Receiver sind ein viel größeres Handicap. Dallas' Receiver spielen insgesamt eine ganz schwache Saison, das gilt auch und ganz besonders für Dez Bryant, der inzwischen 17 Regular-Season-Spiele auf eine 100-Yard-Partie wartet. Kaum Separation, kaum Explosivität, keine Geschwindigkeit, keine Downfield-Bedrohung. Das beschreibt das Receiving-Corps der Cowboys aktuell.
- Der dritte Punkt, der das Passspiel lahmen lässt: Die Play-Designs sind extrem konservativ, risikoarm und unkreativ. Hier gibt es viel zu wenige Downfield-Konzepte, Dinge wie Run Pass Options, Pre-Snap-Motions oder dergleichen werden viel zu selten und mit viel zu wenig Kreativität eingesetzt. Das sorgt dafür, dass das Passspiel äußerst berechenbar und statisch auftritt.
- Trotzdem muss man Prescott ebenfalls kritisieren. Er spielt auch selbst wahnsinnig konservativ und leistet sich mehr Fehler als in der vergangenen Saison, der deutlich gestiegene Pressure macht sich ganz offensichtlich in seinem Spiel bemerkbar.
- In der Summe ergibt sich so ein äußerst, äußerst schwaches Passing Game, die Gründe dafür aber nur bei Elliott zu suchen, wäre viel zu einfach. Das Run Game für sich betrachtet nämlich ist sicher nicht das Problem, hier überzeugt die Line und Alfred Morris hatte gegen Atlanta (4,8 Yards pro Run), Philly (5,4) und die Chargers (4) gute Spiele. Morris verzeichnet im Schnitt sogar mehr Yards nach Kontakt (4,7 vs. 2,7) und braucht weniger Runs pro Forced Missed Tackle (5,7 vs. 8,3) als Elliott. Natürlich kann Morris nicht das Komplett-Paket ersetzen, das Elliott mitbringt. Das alleine aber ist definitiv nicht der Grund für die Offensiv-Probleme in Dallas.
Die Cowboys täten, wie gesagt, gut daran, die Augen vor den tatsächlichen Problemen nicht zu verschließen.
Die Offense der Kansas City Chiefs ist kaputt
17 Punkte gegen Dallas, neun gegen die Giants, jetzt zehn gegen Buffalo - um die Chiefs muss man sich inzwischen ernsthafte Sorgen machen. Die Defense war schon in den Wochen davor wacklig, die Offense aber konnte vieles davon überspielen. Eine auf extrem viele Misdirection-Elemente und Täuschungsmanöver aufgebaute Offensive kitzelte aus Alex Smith eine ungewohnte Aggressivität heraus; über die ersten Wochen der Saison war KC das Big-Play-Team der NFL, Alex Smith ein MVP- und Kareem Hunt ein Rookie-des-Jahres-Kandidat.
Statistisch gesprochen: In den Wochen eins bis fünf gelang Kansas City bei 32,7 Prozent der eigenen Drives ein Touchdown. Seither? Bei 11,8 Prozent. Ein schier unglaublicher Abfall, der spätestens nach der Heimpleite gegen die Bills am Sonntag Erklärungsbedarf mit sich bringt. Der Blick auf das Tape verrät einige Dinge.
Zunächst einmal: Man kann einiges, aber nicht alles an Quarterback Alex Smith festmachen. Die Pass-Protection ist noch immer schlecht, inzwischen aber wurde das Run-Blocking davon angesteckt und hat ebenfalls abgebaut. Dazu kommen Drops von Receivern.
Und sonst? Kansas City versucht nach wie vor seine Pre-Snap-Movements, Fakes und das Bewegen der Pocket. Das Problem dabei ist die Tatsache, dass Teams sich darauf eingestellt haben. Es begann mit den Steelers und setzte sich seither fort, vor allem Teams, die wie auch Buffalo primär Zone Coverage spielen, fallen viel seltener auf Fakes und dergleichen herein. Bei Zone Coverage sind die Augen der Verteidiger viel stärker auf den Ball gerichtet als bei Man Coverage, was die Anfälligkeit für Misdirection sowie angetäuschte Pässe und Ballübergaben deutlich verringert.
Mehr als ein Mal schien Buffalo trotz versuchter Ablenkungen genau zu wissen, wo der Ball hingeht. Smith indes wirkt deutlich zögerlicher in der Pocket. Seine Genauigkeit ist wacklig geworden, gegen die Bills hatte er genau eine Deep-Ball-Completion (25 Yards). Er wirft bei Third Down zu kurz und scheint auch seinem Arm nicht mehr zu vertrauen. Das Downfield-Element geht dieser Offense so derzeit komplett ab.
Die Offense der Chiefs ist nicht grundsätzlich kaputt, gerade Play Action funktioniert noch. Was wir aktuell aber sehen, ist, dass die Misdirection, Ablenkungen und diversen Fakes nicht mehr so funktionieren, wie noch zum Start der Saison. Und jetzt merken wir, dass Smith die Offense nicht so einfach tragen kann, wenn das der Fall ist. Das ist ein ernsthaftes Problem. Andy Reid muss also neue Play-Designs auspacken, um Defenses wieder auf dem falschen Fuß zu erwischen.
Gelingt das nicht, werden die Rufe nach Patrick Mahomes lauter werden. Ich glaube nicht, dass Mahomes schon für NFL-Defenses bereit ist, wenn wir von komplexen Reads sprechen. Teams haben aktuell aber viel zu leichtes Spiel, wenn sie KC mit Cover-2 verteidigen und so all die Underneath- und Misdirection-Elemente zerstören. Und das zumindest muss man festhalten: Mahomes könnte Cover-2 tief attackieren, Smith kann das aktuell nicht. Das ist ein elementarer Bestandteil der Offense-Problematik.