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NFL Third and Long: Eine gigantische Farce und der Plan der Seattle Seahawks

Die Seattle Seahawks schlugen die Eagles im Sunday Night Game überraschend deutlich
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Rodgers, die Seahawks, Winston, Denver, die Jets - eure Fragen

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Veit Ellerbrock: Sollten die Packers nicht lieber Rodgers bis zum Saisonende schonen und in der kommenden Offseason endlich mal einen richtigen Contender zusammenstellen und in die Defensive investieren? Viele Jahre haben sie nicht mehr.

Das sehe ich komplett anders. Wenn Green Bay die Browns noch mit Hundley schlägt und somit eine Chance auf die Playoffs wahrt, wird Rodgers' Rückkehr (natürlich sofern er wirklich fit ist!) ein absolutes Spektakel. Du sagst es selbst - viele Jahre haben sie nicht mehr, Titel-Fenster in der NFL sind mitunter sehr klein. Letztes Jahr haben wir gesehen, wie weit Rodgers ein ansonsten schlechtes Team tragen kann und selbst wenn die NFC dieses Jahr extrem gut besetzt ist: Wenn die Packers mit Rodgers in die Playoffs kommen, will niemand gegen sie spielen und dann ist in einzelnen Partien alles möglich. Weil Rodgers so gut ist.

Enforcer: Du sagtest, bei einem Sieg gegen die Eagles schätzt du die Seahawks anders ein. Wo stehen sie jetzt bei dir?

Man möchte fast sagen: Wie konnte ich bei einem wichtigen Primetime-Heimspiel gegen Seattle tippen? Für mich steht Erfolg im Sport - nicht nur im Football - einfach gesagt auf vier Säulen: Individuelle Qualität, Coaching, Erfahrung und mentale Toughness. Die letzten beiden und vor allem den letzten Punkt kann man schwer auf eine befriedigende Art und Weise messen, sehen und kalkulieren, was es für mich, der alles analysieren will, oft schwierig macht, diese Faktoren einzubeziehen.

Aber sie spielen ohne Frage eine Rolle, und für mich steht in der Summe der vier Punkte noch immer kein Team vor Seattle und New England. Das Team, das für mich am ehesten auf dem Weg dahin ist? Die Minnesota Vikings. Das bedeutet nicht, dass die Seahawks für mich plötzlich das zweitbeste Team sind, dafür ist der Faktor "individuelle Qualität" durch die Ausfälle und die Offensive Line zu schlecht. Aber in der Gesamt-Addition lässt sich auch festhalten, dass man in den jetzt kritischen Spielen, in denen manche Teams Nerven zeigen werden, mit den Seahawks Woche für Woche fest rechnen muss.

Jerome_Degre: Wird Winston noch ein richtig guter Quarterback, oder kann er seine Rookie-Fehler niemals abstellen? Welcher Quarterback könnte nach Rücktritt von Brady, Big Ben, Brees und Rodgers künftig die Liga gemeinsam mit Wilson und Newton dominieren?

Wilson, Wentz, Prescott, Luck, Stafford, dahinter dann Spieler wie Newton, Garoppolo, Watson, Mariota, Goff - die U-30-QB-Riege ist so schlecht nicht besetzt! Was Winston betrifft: Ich habe immer mehr meine Zweifel. Er gehört aktuell in die zweite Riege, bislang zumindest gibt er keinen Grund zur Annahme, dass er diese Leichtsinnsfehler endlich abstellt.

48 Turnover in 40 NFL-Spielen hatte er vor diesem Spieltag, der katastrophale verlorene Fumble (zwei Fumbles insgesamt) kam am Sonntag dazu. Es ist ein Problem, das sich aus seiner College-Zeit nahtlos fortgesetzt hat. Ein Problem, das in Tampa prominent thematisiert wird, wer die Hard-Knocks-Staffel im Sommer gesehen hat, wird sich erinnern. Und es ist ein Problem, an dem sich nichts geändert hat.

Winston, der gegen die Packers natürlich auch unter seiner desolaten Line litt, ist ein Gunslinger-Quarterback, der immer auch Risiken, die Coaches und Fans in den Wahnsinn treiben, eingehen wird. Zu glauben, dass sich das noch maßgeblich ändert, ist Spekulation ohne Anhaltspunkt dafür.

Maurice und TheRealRasmus: Wie schlecht sind die Broncos? Vor allem: Was ist mit ihrer Defense passiert?

Denver hat immer noch eine der besseren Run-Defenses der Liga. Dass ausgerechnet Miami einen guten Tag im Run Game hatte, lag maßgeblich an den Ausfällen von Domata Peko und Derek Wolfe. In der Secondary ist auffällig, dass Denver insgesamt mehr Zone Coverage spielt, als ich gedacht hatte. Und das obwohl die Broncos ohne jede Frage die Cornerbacks haben, um mehr Man Coverage zu spielen und so den Pass-Rush und die Blitz-Pakete zu stärken.

Die drei Turnover durch die Defense gegen Miami waren ein Saison-Bestwert - aber was bringt es, wenn die eigene Offense schlicht nichts produzieren kann? Und wenn der Gegner mit fast 35 Minuten Ballbesitzzeit das Geschehen diktiert? Gegen eine Dolphins-Defense, die schon die ganze Saison über durch Coverage-Breakdowns auffällt, war es ein weiterer offensiver Offenbarungseid. Die Broncos müssen ihre Offensive Line adressieren, über allem aber wird die Quarterback-Frage schweben. Die Defense kann mit einem aggressiveren Scheme noch immer eine Elite-Defense sein. Allerdings bleibt auch dieses Fenster nicht ewig offen.

Um also die Frage zu beantworten: Die Broncos sind nicht so schlecht, wie es aktuell aussieht. Die wohl schlimmste Quarterback-Situation der Liga aber ist eben ein so großer Faktor.

Victor Hugenay: Wieso sind die Jets diese Saison besser als erwartet? Ist Bowles etwa doch ein besserer Coach als viele denken?

Was man Todd Bowles hoch anrechnen muss, ist sein Head-Coaching-Job in dieser Saison. Damit meine ich nicht Schemes und Play-Calling, sondern seine Arbeit was Teamführung und Team-Organisation angeht. Das könnte seinen Job retten. Wenn wir vom Play-Calling sprechen, dann sollte Offensive Coordinator John Morton im Fokus stehen - der nämlich hat trotz einer schwachen Offensive Line ein explosives Passing Game zusammengebaut.

Das setzt auf einige West-Coast-Elemente, ist aber auch stark vom Spread- und dem Run-and-Shoot-Stil geprägt, also: Viel Pre-Snap-Motion, viele 4-Receiver-Sets, viele Formationen, die Receivern bei ihrem Release helfen und Laufwege für die Receiver, bei denen sie während des Plays verschiedene Optionen haben, je nachdem was die Defense macht. Und Morton zeigt dabei immer wieder, dass er die Schwachstellen einer Defense attackieren kann.

Gegen die Chiefs waren das häufig Slants und generelle In-Breaking-Routes (also West-Coast-Elemente), aber auch das Attackieren der Zone Coverage mit Switch Releases. In anderen Spielen überlud er konstant entweder vertikal oder horizontal einen Bereich der gegnerischen Zone Coverage, das Tape der Jets-Offense macht so jede Menge Spaß!

Ein sehr gutes Beispiel ist der Touchdown gegen Atlanta, bei dem die Jets nicht nur die Cover-3-Defense mit vier vertikalen Routes attackieren, sondern gleichzeitig auch einen Linebacker durch den Running Back in die kurze Zone zwingen. Außerdem wird durch den Release des Tight Ends dessen Gegenspieler dazu gezwungen, seine Underneath-Zone zumindest kurzzeitig abzudecken. Aus diesen beiden Aktionen entsteht ein Raum, den die Jets dann zum Touchdown attackieren. Das ist Play-Calling in Perfektion.

Mit Anderson, Kearse, Quincy Enunwa und Seferian-Jenkins haben die Jets ein vielversprechendes Receiving-Corps für die kommende Saison. Das System mit Motion, konstruiert einfachen Releases für die Receiver und Route-Kombinationen, die Defenses gezielt an einzelnen Positionen attackieren, ist nicht nur extrem Pass-lastig. Es offenbart auch College-Elemente und ist Quarterback-freundlich. Das sind für mich - um einen kleinen Blick auf den Draft zu werfen - Gründe, warum Lamar Jackson bei den Jets sehr interessant sein könnte.

Charles Carmichael: Warum ist das Laufspiel der Lions seit geraumer Zeit so schlecht? Liegt es am Blocking oder doch eher am Personal im Backfield?

Wenn ein Team im Run Game so schlecht ist, geht mein erster Blick immer auf das Blocking - umso mehr, wenn, wie bei den Lions, das Passspiel und der Quarterback gut genug sind, damit Defenses es sich nicht leisten können, zu eindimensional zu agieren. Detroit war hier in den letzten Jahren nicht nur nie gut, sie waren meist nicht einmal durchschnittlich. 2016 und in der laufenden Saison belegen die Lions in puncto Run-Blocking in der Metrik von Football Outsiders gar den vorletzten Platz.

Darüber hinaus sind es, wie immer im Football, verschiedene Faktoren: Detroit hat sich mit Eric Ebron für einen Tight End entschieden, der eher ein groß gewachsener Wide Receiver als ein klassischer Tight End ist. Das tut im Run Game weh, nicht nur weil Ebron hier als Blocker nicht hilft sondern auch weil es Defenses so einfacher gemacht wird, die Formationen der Offense zu lesen.

Dazu hatten die Lions in den vergangenen Jahren Verletzungspech und wenig Qualität im Backfield, was selbstredend wenig hilft, Blocking und mangelnde Kreativität im Play-Calling stehen für mich aber ganz oben. Die Lions sind im Run Game mit 23,3, 21,9, 22,1 und 24,8 Runs pro Spiel über die letzten vier Jahre auch nicht sonderlich hartnäckig - die Produktivität von 3,4, 3,7, 3,8 und 3,6 Yards pro Run ist dabei aber in dieser Konstanz ein Armutszeugnis.

Henry Best: Wie lange dauert es realistisch betrachtet, bis die 49ers-Offense mit Jimmy Garoppolo funktioniert? In Atlanta hat es unter Shanahan ja auch eine Saison gedauert bis es klickte.

Das erste Spiel von Garoppolo muss 49ers-Fans unglaublich viel Zuversicht geben. Garoppolos Pocket-Präsenz, seine Präzision und Power über die Mitte und die Qualität der Downfield-Pässe - all das war beeindruckend. Beeindruckend war auch, wie gut er sich offenbar schon in der Offense zurechtfand.

Hier ist meine Idee, wie sich die Situation in San Francisco weiter entwickeln wird: In den verbleibenden Spielen wird Shanahan kontinuierlich ein wenig mehr von Garoppolo fordern und so schrittweise Elemente seiner Offense weiter einführen, ehe dann in der Vorbereitung auf die kommende Saison ordentlich an einigen Schrauben gedreht wird. Und da sollten Niners-Fans optimistisch sein. Garoppolo gilt als Quarterback mit sehr schneller Auffassungsgabe, und die Patriots-Offense könnte ihm dabei sogar helfen.

New Englands Offensive ist vielleicht mehr als jede andere konstant im Wandel und stellt jährlich verschiedenste Anforderungen an den Quarterback. Jetzt geht es also vor allem darum, Shanahans Terminologie zu verinnerlichen, um die Konzepte schnell im Kopf und schließlich auf den Platz übertragen zu können. Ich erwarte 2018 in der schematischen Umsetzung eine Offense, die deutlich näher an Shanahans Ideen ist als das, was wir in seinem ersten Jahr in Atlanta gesehen haben.

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