Week 15 hatte das Regular-Season-Spiel des Jahres zu bieten: Im AFC-Schwergewichtskampf schlagen die Patriots die Steelers, und das obwohl Pittsburgh defensiv einen sehr guten Game Plan vorbereitet hatte. Der allerdings kam mit einer entscheidenden Schwäche. Außerdem in dieser Ausgabe der NFL-Kolumne: Die Packers sollten Aaron Rodgers für den Rest der Saison rausnehmen, das SPOX-All-Pro-Team und ein prall gefüllter Mailbag!
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Steelers vs. Patriots: Pittsburgh darf nicht so verlieren
Dass die Steelers das Duell mit den Patriots auf diese Art und Weise verlieren, ist unfassbar bitter. Doch erzählt das Chaos beim letzten Steelers-Play des Spiels, das mit Roethlisbergers Interception in der Endzone endete (dazu gleich mehr), nur einen Teil der Geschichte. Denn Pittsburgh hatte über weite Strecken einen guten defensiven Game Plan, den sie endlich an New England anglichen.
In den vergangenen Duellen hatten die Patriots und Brady Pittsburghs Zone Coverage immer und immer wieder zerlegt, und die Steelers reagierten am Sonntag: Ein defensiver Game Plan, der heftig auf Man-Konzepte aufbaute, und gleichzeitig für die Underneath-Rub-Routes, die New England so gerne spielt, gewappnet war.
Anstatt darauf zu warten, dass Brady gegen den 3-Men-Rush zu viel Zeit in der Pocket hat und irgendwann die Lücken in der Zone Coverage findet - so viel zu oft im AFC Championship Game der Vorsaison zu beobachten - ergriff Pittsburgh dieses Mal die Initiative: Die Steelers attackierten Brady mit einem 4-Men-Rush sowie situativem Blitzing, und kombinierten das mit einer aggressiven Coverage.
Immer wieder sah man dabei ein ähnliches Muster, vor allem gegen New Englands 5-Receiver-Spread-Formation: Pittsburgh spielte in diesen Situationen vier Mal direkt Mann-gegen-Mann, mit einem tiefen Safety als Absicherung sowie einem Underneath-Zone-Verteidiger. Und das mit einem Plan: Dieser Zone-Verteidiger konnte einen Spieler in Man Coverage in der Mitte des Feldes übernehmen, um New Englands Rub-Effekte zu eliminieren. Das etwa bescherte den Steelers die Interception.
Das Problem dabei: Die Steelers hatten keinen Plan B für Rob Gronkowski, weder in Zone, noch in Man Coverage. Auch hier lässt sich auf Tape ein Muster erkennen. Gronk lief zahlreiche In-Breaking-Routes, idealerweise weg vom freien Underneath-Verteidiger.
Das machte es für den bemitleidenswerten Sean Davis - Pittsburghs Safety hatte Gronk meist in Man Coverage - unglaublich schwer bis unmöglich, gegen den besten Tight End der NFL standzuhalten. Gronkowski fing 158 seiner 168 Yards am Sonntag, wenn Davis ihn in Coverage hatte. Und auch in Zone war es nicht wirklich besser, hier offenbarten sich die altbekannten Lücken, wenn New England seine Option Routes spielen und so die Schwachstellen gezielt attackieren konnte.
Und der Schluss? Der Play Call der Steelers am Ende war dann, da gibt es nichts zu beschönigen, schlimm. Roethlisberger wollte den Ball spiken, von der Seitenlinie kam die Ansage zum Fake Spike. Die Steelers hatten den nicht zum ersten Mal gespielt, natürlich war New England drauf vorbereitet. Das zeichnet die Patriots aus: Wenn ein Team etwas mal gemacht hat, ist es in Belichicks Kopf. Die Spieler haben das anschließend auch bestätigt, New England hatte konkret diese Situation mit dem Fake Spike defensiv einstudiert.
Und die Durchführung war verheerend: Offensichtlich hatte Roethlisberger eine Fade-Route erwartet, der Receiver lief eine Slant in die mit Verteidigern zugestellte Mitte. So weit, so schlecht, aber dann auch noch den Ball in Double Coverage zu feuern ist einfach desolat von Big Ben selbst.
Und wenn er den Ball in der Situation schon wirft, muss das Ball-Placement deutlich besser sein - vor Rogers, wo jede Menge Platz war. Es war eine chaotische Schlusssequenz auf der einen und eine perfekt auf genau diese Situation eingestellte Defense auf der anderen Seite. Das machte im kritischsten Moment des Spiels den Unterschied aus.
Die Packers sollten Rodgers raus nehmen
Dass der Heilungsprozess von Aaron Rodgers' gebrochenem Schlüsselbein eher bei 80 als bei 100 Prozent ist, war allen bereits vor seinem mit Spannung erwarteten Comeback gegen die Panthers klar. Es beeinträchtigte seine Entscheidungen offensichtlich nicht, andernfalls wären zumindest einige seiner Scrambles nicht zu erklären. Doch gleichzeitig sah man, dass es sehr wohl seine Präzision und Wurfkraft beeinflusste.
Rodgers Interceptions waren auffällig - allesamt waren zu kurze Würfe. Pässe, die Rodgers in Topform anbringen kann. Wenn er eher bei 80 Prozent ist, kommen die Turnover dabei raus, die man am Sonntag sehen konnte.
Das bedeutet nicht, dass sich Rodgers daran nicht anpassen und drum herum spielen könnte, in mehreren Szenen zeigte er gegen Carolina genau das. Doch was können die Packers jetzt noch gewinnen, wenn sie Rodgers drin lassen? Der Playoff-Platz ist durch die Niederlage gegen die Panthers sowie Atlantas Sieg gegen Tampa weg, die Saison also in der Hinsicht gelaufen. Es wäre ein Fehler, würden die Packers Rodgers jetzt weiter Hits aussetzen und so riskieren, dass die Verletzung erneut aufbricht. Auch wenn es sich "nur" um ein gebrochenes Schlüsselbein handelt.
Stattdessen wäre es jetzt die schlaue Entscheidung, Brett Hundley wieder starten und Rodgers voll heilen zu lassen. Letzterer soll für die kommende Saison und die Vorbereitung bei 100 Prozent sein, Hundley indes hat in seinen Einsätzen in den vergangenen Wochen viele Wünsche offen gelassen. Für ihn wäre es so eine gute Möglichkeit, sich nochmals zu zeigen, ehe sein Vertrag nach der kommenden Saison ausläuft. Auch wenn ich mir davon nicht allzu viel versprechen würde. Doch Rodgers jetzt angeschlagen spielen zu lassen bringt den Packers überhaupt nichts.
Brady, Brown, Donald, Jones - mein All-Pro-Team 2017
In der Nacht zum Mittwoch wird der Pro-Bowl-Kader enthüllt, was in jedem Jahr auch die eine oder andere fragwürdige Nominierung hervorbringt. Hier ist mein All-Pro-Team, wie es Stand heute aussehen würde:
Offense:
Quarterback: Tom Brady (Patriots). Mein MVP-Pick war für sehr lange Zeit bekanntermaßen Russell Wilson, weil ich glaube, dass kein Spieler für sein Team gesehen individuell wertvoller - und darum geht es bei dem Award ja - ist. Die Argumentation stimmt noch immer, Wilsons Leistungen zuletzt aber gingen deutlich nach unten. Der beste Quarterback dieser Saison ist so oder so Tom Brady, da gibt es keine Diskussion. Egal, ob wir von Pocket-Verhalten, Auftreten gegen Pressure, Downfield-Passing, Kurzpassspiel oder Pass-Genauigkeit reden.
Running Back: Todd Gurley (Rams). Natürlich ist Le'Veon Bell hier auch ein Kandidat, Bell aber ist in diesem Jahr nicht ganz auf seinem eigenen Vorjahreslevel - die großen Stats, die er noch immer auflegt, sind auch dem enormen Workload geschuldet. Es wird sehr interessant, ob er die Offense ohne Brown jetzt wieder tragen kann. Gurley dagegen macht das in L.A. schon zu einem maßgeblichen Teil die ganze Saison über, er ist bei allem Lob für Jared Goff der unumstrittene Mittelpunkt dieser Offense. Der Unterschied im Vergleich zum Vorjahr auch wie Gurley läuft und wie er die Lücken sucht ist riesig, Gurley steht nicht nur bei 4,6 Yards pro Run, er hat auch schon 630 Receiving-Yards auf dem Konto. Der 23-Jährige ist der konstanteste, dominanteste Running Back dieser Saison.
Wide Receiver (2): Antonio Brown (Steelers), DeAndre Hopkins (Texans). Keenan Allen, A.J. Green, Adam Thielen und Julio Jones sind weitere Kandidaten für die Receiver-Spots - Brown und Hopkins aber haben sich über die ganze Saison gesehen etwas abgesetzt. Bei Brown ist es nicht einmal knapp, Pittsburghs Superstar ist derzeit der beste Receiver der NFL und ein legitimer MVP-Kandidat, umso tragischer ist für die Steelers seine Verletzung. Bei Hopkins beeindruckt vor allem die Konstanz, mit der er abliefert, und das obwohl sich Defenses voll auf ihn fokussieren und das Quarterback-Play in Houston auf die Saison betrachtet bestenfalls inkonstant ist.
Flex: Adam Thielen (Vikings). Keenan Allen wäre hier der Pick, würden wir nur die zweite Saisonhälfte betrachten, der Chargers-Receiver ist nach Brown der aktuell wohl heißeste Wideout in der NFL. Doch stehen alle 15 Spieltage in dieser Bewertung unter der Lupe, und da kann man Thielen dieses Jahr nicht außen vor lassen. Er ist der X-Faktor in Minnesotas Offense und mit seinem schnellen Release und seinen Lehrbuch-mäßigen, extrem präzisen Routes ein maßgeblicher Grund dafür, dass die Schemes der Vikings so funktionieren. Wenn Minnesota offensiv in den Playoffs irgendetwas reißen will, wird viel von Thielen abhängen.
Tight End: Rob Gronkowski (Patriots). Langweilig? Vielleicht. Man könnte natürlich über Travis Kelce oder auch Zach Ertz diskutieren. Gronk ist aber unter dem Strich immer noch der dominanteste und kompletteste Tight End in der NFL, und das Spiel gegen Pittsburgh - vor allem die zweite Hälfte - unterstreicht das nochmals. Wenn Gronk heiß läuft, ist er nicht zu stoppen, er ist der ultimative Matchup-Spieler in einer Liga, die inzwischen voll davon ist.
Left Tackle: David Bakhtiari (Packers). Kein Tackle ist dieses Jahr besser in Pass-Protection, Bakhtiari ist auch technisch einer der besten O-Liner der Liga und im Run-Blocking inzwischen ebenfalls überdurchschnittlich. In einer Saison, in der die Left-Tackle-Position von Verletzungen heimgesucht wurde (inklusive Bakhtiari selbst) sticht er am deutlichsten heraus.
Right Tackle: Lane Johnson (Eagles). Teams lernen immer mehr, dass die Right-Tackle-Position mitnichten unwichtiger ist als die des Left Tackles. Johnson ist ohne jeden Zweifel der beste Right Tackle in der NFL und möglicherweise der athletischste Tackle insgesamt in der Liga. In der Vorsaison konnte man eindrucksvoll den Effekt seiner Abwesenheit sehen, dieses Jahr hat er großen Anteil daran, dass die Eagles eine der besten Lines der Liga haben.
Left Guard: Zack Martin (Cowboys). Der beste Pass-Protecting-Guard der Liga, in einer insgesamt schwierigen Saison für die Cowboys-Offense war Martin über weite Strecken Dallas' bester Spieler auf dem Platz.
Right Guard: David DeCastro (Steelers). Wenn Martin der beste Pass-Protecting-Guard ist, dann ist DeCastro der beste Run-Blocker. Viele von Pittsburghs Konzepten im Run Game basieren auf DeCastros Power an der Line of Scrimmage sowie auf seinen Qualitäten als Puller. Und ganz nebenbei hat sich DeCastro in Pass-Protection ebenfalls signifikant verbessert.
Center: Jason Kelce (Eagles). So gut Cowboys-Center Travis Frederick auch ist - Kelce ist dieses Jahr besser. Macht unglaublich viel mit Technik, Geschwindigkeit und Beinarbeit, herausragend vor allem im Run-Blocking.
Defense:
Edge-Rusher (2): Chandler Jones (Cardinals), Cameron Jordan (Saints). Everson Griffen, Von Miller, DeMarcus Lawrence, Joey Bosa - die Liste auf dieser Position ist lang, sehr lang sogar. Jones fliegt noch immer etwas unter dem Radar, führt die Liga aber in Sacks (15) und Tackles for Loss (25) an, Letzteres sogar deutlich. Obwohl sich Offenses seit dem Saisonaus von Golden auf ihn konzentrieren, spielt Jones eine herausragende Saison. Das gilt ohne jeden Zweifel auch für Jordan, der genau wie Jones gegen den Run und den Pass und dabei immer wieder gegen Double-Teams mit Konstanz auf unglaublich hohem Level besticht.
Interior Linemen (2): Calais Campbell (Jaguars), Aaron Donald (Rams). Donald ist der beste Interior-Lineman in der NFL, und es ist nicht einmal knapp. Kein Spieler ist so dominant aus dem Zentrum heraus, man könnte argumentieren, dass Donald inklusive Edge-Rusher der beste Pass-Rusher der Liga ist. Fletcher Cox und Geno Atkins verdienen hier Erwähnung, an Campbell führt für mich aber kein Weg vorbei. Frisst Double-Teams gegen den Run und spielt in puncto Pass-Rush die beste Saison seiner Karriere - nicht nur statistisch.
Linebacker (3): Bobby Wagner (Seahawks), Sean Lee (Cowboys), Von Miller (Broncos). Ja, ein kleiner Cheat, hier Miller rein zu packen. Als prototypischer 3-4-Outside-Linebacker aber immer noch vertretbar, und aufgrund seiner Leistungen gegen den Run und den Pass musste er hier mit rein. Ansonsten ist es simpel: Mit Lee ist es eine komplett andere Cowboys-Defense, dann und nur dann funktionieren die Konzepte insbesondere gegen den Run, aber auch in der Underneath-Coverage. Mit Wagner und Seattle ist es ganz ähnlich, das Herz der Seahawks-Front ist der wohl beste Run-Defending-Linebacker der Liga und ein legitimer Kandidat für den Titel des Defensive Players of the Year.
Cornerbacks (2): Casey Hayward (Chargers), Jalen Ramsey (Jaguars). So viele gute Spieler zur Auswahl hier. Patrick Peterson und Xavier Rhodes verdienen definitiv ebenfalls Erwähnung, genau wie Jimmy Smith, A.J. Bouye, Darius Slay und Marshon Lattimore. Hayward und Ramsey sind unglaublich gut, wenn es um das Lesen einer Route geht, beide sind extrem athletisch und explosiv, beide produzieren Turnover. Dennoch gilt: Für mich die schwierigste Position, fast jede andere Kombination aus den genannten Spielern wäre ebenfalls vertretbar, mit Rhodes und Peterson als die heißesten Kandidaten für einen der beiden Plätze.
Safeties (2): Harrison Smith (Vikings), Earl Thomas (Seahawks). Auch auf der Safety-Position gibt es viel Auswahl auf hohem Level, im Gegensatz zu den Cornerbacks setzen sich aber Smith und Thomas nochmals ein Stück weit ab. Thomas' Rolle in Seattles Defense ist gemeinhin bekannt, und dass die Secondary bis zuletzt auch ohne Chancellor und Sherman auf hohem Level funktionierte, muss man ihm hoch anrechnen. Smith ist individuell betrachtet dieses Jahr noch ein wenig besser, bei ihm sticht die Vielseitigkeit heraus. Minnesota setzt ihn tief genau wie für seine aggressiven Box-Pakete an der Line of Scrimmage ein. Unglaublich stark gegen den Pass und gegen den Run.
Trainer-Karussell, Vikings, Broncos, Packers, Bears - eure Fragen
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Hannes Hamburger: Wie wäre eine Beleuchtung des Trainerkarussells, jetzt wo in Cincinnati auch ein Head-Coaching-Posten vakant wird?
Bei den Bengals gibt es ja jetzt schon Gerüchte, wonach Hue Jackson aus Cleveland zurückgeholt werden soll. Sportlich wäre das für mich nicht nachvollziehbar, gleichzeitig ist auch klar, dass man einander kennt und weiß, wie der jeweils andere arbeitet. Das spielt bei diesen Dingen eine riesige Rolle, deshalb werden auch anderswo gescheiterte Coaches immer wieder irgendwo aufgenommen. Eine ernsthafte Option sollte es in Cincinnati aber auch sein, Defensive Coordinator Paul Guenther zu befördern. Der dürfte andernfalls nämlich weg sein.
Und sonst? Gut möglich, dass John Fox in Chicago und Vance Joseph in Denver ihre Jobs in den vergangenen Wochen gerettet haben. Festlegen würde ich mich lediglich auf Pagano in Indianapolis, mit Koetter (Tampa Bay) und Del Rio (Oakland) als weitere Kandidaten. Bei den Giants ist es durchaus denkbar, dass Spagnuolo vom Interims-Coach zum festen Head Coach befördert wird. Sehr gut möglich, dass wir am Black Monday dann einige Überraschungen erleben. Meine Head-Coaching-Kandidaten innerhalb der NFL (keine Rangliste):
- Josh McDaniels, Offensive Coordinator, Patriots
- Jim Schwartz, Defensive Coordinator, Eagles
- Pat Shurmur, Offensive Coordinator, Vikings
- Matt Nagy, Offensive Coordinator, Chiefs
- Paul Guenther, Defensive Coordinator, Bengals
- Tery Austin, Defensive Coordinator, Lions
- John DeFilippo, Quarterbacks-Coach, Eagles
Maurice: Ich denke, die Entscheidung, mit welchem QB die Vikings in die Playoffs gehen, dürfte gefallen sein. Bridgewater und Keenum für das nächste Jahr? Und: Musste die Seahawks-One-Man-Show mit Wilson irgendwann enden?
Die Quarterback-Entscheidung hinsichtlich der Playoffs sollte in Minnesota überhaupt keine Frage sein: So sehr ich mich über das Comeback von Bridgewater gefreut habe, Keenum spielt eine großartige Saison und muss die klare Nummer-1-Option aktuell sein. Für die kommende Saison ist die Frage nicht so leicht: Bradford ist weg, da gibt es wohl keinen Zweifel. Aber dahinter?
Keenums Leistungen in dieser Saison machen ihn extrem teuer, die Vikings müssen sich überlegen, ob sie davon überzeugt sind, dass er auf diesem Level weiterspielen kann. Bridgewater wird seinerseits spielen wollen, der Markt für ihn und wie Teams ihn einschätzen ist aber völlig ungewiss. Mein Tipp: Die Vikings verlängern mit Keenum, Bridgewater erhält anderswo einen One-Year-Prove-It-Deal.
Ein paar kurze Gedanken nur zu den Seahawks: Die Ausfälle in der Defense mussten irgendwann ihren Tribut fordern, gegen die Rams war es so weit. Sind die Leistungsträger wieder alle fit und bleiben noch für ein Jahr zusammen muss man mit Seattle auch 2018 rechnen. Natürlich ist und bleibt die O-Line das große Problem, allerdings kann man Seattle nicht vorwerfen, dass sie die Baustelle ignorieren würden - die Investitionen haben sich bisher nur nicht wirklich ausgezahlt.
Seattles Fokus muss es sein, das zu tun, was Pete Carroll eigentlich schon in diesem Jahr machen wollte: Das eigene Run Game wiederbeleben. Das wäre der beste Weg, um Wilson die Unterstützung zu geben, die auch er braucht.
#FireFox und Paul: Wie groß ist die Hoffnung, dass die Bears mit einem neuen Trainerstab, kompetenten Receivern, gesunder O-Line und einem Pass-Rusher ein Contender werden können? Oder anders: Räumen wir Trubisky Rookie-Fehler ein und sagen, dass er ein Franchise-Quarterback werden kann? Was brauchen die Bears, um nächstes Jahr um die Playoffs mitspielen zu können?
Pass-Rush ist für mich gar nicht so das Problem, mit Floyd, McPhee und Hicks sind die Bears in der Front schon jetzt sehr gut aufgestellt. Chicago braucht ganz besonders eine Sache: Receiver, Receiver, Receiver. Die Line ist gut, das Backfield-Duo kann sehr gut sein. Aktuell aber sieht man, wie verzweifelt Chicago im Passspiel versucht, irgendwie den Ball in die Hände von Tarik Cohen zu bringen, damit der irgendwas nach dem Catch macht. Defenses wissen das allerdings längst auch.
Die Bears haben eine reelle Chance, nächstes Jahr sieben bis neun Siege anzupeilen. Das aber geht nur, wenn Chicago im Draft und der Free Agency Trubisky alle Unterstützung gibt, die man bekommen kann. Die Bears sollten den besten verfügbaren Free-Agent-Receiver holen, der in ihr Scheme passt und dann im Draft die Position nochmal hoch angehen. Wenn Chicagos Receiver ernsthafte Bedrohungen darstellen, kann auch das Run Game, das Play-Action-Spiel und die Screens zu Cohen besser funktionieren.
Außerdem wäre es für Trubiskys Entwicklung enorm wichtig. Der Quantensprung von Jared Goff bei den Rams kommt nicht nur durch das neue Scheme zustande, die signifikanten Upgrades im Receiving-Corps und der Line spielen ebenfalls eine riesige Rolle. Und ähnlich wie Goff hatte auch Trubisky in seiner Rookie-Saison einige wirklich durchwachsene Auftritte, mit Würfen direkt in die Coverage, Read-Fehlern und auffälligen Ungenauigkeiten im Passpiel. Hier soll man nichts überbewerten, aber Trubisky wird in jedem Fall Hilfe in seiner Entwicklung brauchen. Das muss Priorität 1, 2 und 3 für Chicago sein.
Ilyawen Sonnenwind und Federico Juanores: Jetzt wo die Packers-Saison quasi gelaufen ist: Was muss in Green Bay passieren, damit man Rodgers vielleicht doch nochmal ein Contender-Team basteln kann? Wie schätzt du das Potential der Packers-Defense allgemein ein?
Ironischerweise hat es eine längere Abwesenheit von Rodgers gebraucht, damit die Packers endlich an einigen Schrauben drehten, die in meinen Augen seit Jahren überfällig waren. Dazu gehört: Ein deutlich verbessertes Run Game, ein deutlich verbessertes Screen Game und Route-Kombinationen, die aufeinander aufbauen - ob beim Release oder aber während sich die Laufwege entwickeln. Mike McCarthy hat hier sehr gute Arbeit geleistet, als er die Offense für Brett Hundley Quarterback-freundlicher machen musste. Einige Elemente davon würde ich auch gerne mit Rodgers sehen.
Ansonsten muss der Fokus klar lauten: Defense, Defense, Defense. Mit Nick Perry und Mike Daniels in der Front sowie Damarious Randall und Morgan Burnett in der Secondary haben die Packers gute Bausteine. Auch die Linebacker, allen voran Blake Martinez, spielen eine gute Saison, die Packers sind im Pass-Rush sowie gegen den Run relativ solide.
Aber: Green Bay ist in den kritischen Momenten des Spiels defensiv desolat, und dabei muss man dann auch das Coaching und insbesondere das Play-Calling hinterfragen: Drittschwächster Wert bei Third-Down-Conversions (44,8 Prozent), Schlusslicht bei Touchdown-Efficiency (23,5 Prozent), Red-Zone-Scoring-Efficiency (100 Prozent) und zugelassenen 5-Minute-Drives (26) sowie der vorletzte Platz bei Red-Zone-Touchdown-Efficiency (69,2 Prozent). Das sind in dieser Masse weder Zufälle noch ein plötzlichen individuellen Aussetzern geschuldetes Phänomen.
Oliver Fa und Flo: Werden die Broncos mit Lynch in eine rosige Zukunft blicken, oder sollten sie im Draft zuschlagen? Im Anschluss daran: Sind die Broncos wirklich nur einen guten Quarterback davon entfernt, wieder ein Contender zu sein?
Ich fange mal mit dem zweiten Teil der Frage an, und verweise dabei einfach auf die ersten Saisonspiele: Als Trevor Siemian uns alle überraschte, waren die Broncos für einen kurzen Zeitraum eines der stärksten Teams der Liga. Denvers Line ist nicht so schlecht, wie sie gerne mal gemacht wird und die Broncos haben unter allen "schlechten" Teams dieser Saison mit Thomas, Sanders und Anderson vielleicht die beste Skill-Player-Gruppe. Dass die Defense noch immer dominant sein kann, ist auch sichtbar. Vor allem die konstante Verbesserung der Run-Defense sticht da heraus.
Mit all dem im Hinterkopf ist auch klar: Die Broncos stehen vor einer kritischen Offseason. Denn die Leistungsträger in der Defense werden nicht jünger, abgesehen von der Quarterback-Position ist Denver für mich in vielen Mannschaftsteilen noch immer im Win-Now-Modus. Meine Meinung zur Quarterback-Frage: Die Broncos sollten im Draft in jeden Fall in einen Quarterback investieren, und das auch hoch. Lynch jedenfalls hat bislang überhaupt nichts gezeigt, was das verhindern würde.
Gleichzeitig aber täte Denver auch gut daran, sich auf dem mit Spannung erwarteten QB-Free-Agency-Markt umzuschauen und möglicherweise einen Routinier für ein bis zwei Jahre zu holen. Man könnte dann dahinter Lynch und den Rookie aufbauen. Denver muss sich auf der Quarterback-Position neu aufstellen, Siemian ist nicht mehr als ein solider Backup. Keiner der drei, die aktuell im Kader sind, sollte Stand heute die Starting-Option für 2018 sein.
Franco: Wäre Aaron Donald für dich ein MVP-Kandidat? Laut Pro Football Focus der mit Abstand am besten bewertete Lineman der NFL.
Das ist er auch, wenn man sich die Rams-Spiele anschaut. Donald ist ein unfassbar dominanter Spieler, der das leisten kann, was viele Quarterbacks am allermeisten hassen: Inside-Pressure. Inside-Pressure verhindert es, dass ein Quarterback in die Pocket treten kann. Er zerstört das Timing, gerade bei sehr auf präzise Receiver-Quarterback-Timing setzende Offenses, und macht Edge-Rushern das Leben extrem viel leichter. Außerdem kann es für eine Offense bestimmte Run-Plays einfach eliminieren.
Trotzdem tue ich mich sehr schwer damit, einen Lineman zum MVP zu machen. Wir haben das bei J.J. Watt schon einige Male gesehen: Selbst in seiner dominantesten Zeit können gute Teams ihn über Scheme und Play-Calling für beträchtliche Abschnitte einer Partie aus dem Spiel nehmen.
Anders gesagt: Linemen (übrigens auch auf der offensiven Seite des Balls) funktionieren viel mehr innerhalb der Struktur des Schemes und auch durch ihre Nebenleute, selbst die dominantesten Vertreter wie Watt oder Donald. Einen Lineman, so gut Donald ohne jeden Zweifel auch ist, als MVP zu nennen, ist für mich daher eigentlich unmöglich.