Wide Receiver Danny Amendola hatte mit zwei Touchdowns im vierten Viertel gegen die Jacksonville Jaguars maßgeblichen Anteil am Einzug in Super Bowl LII (4. Februar ab 23.45 Uhr live auf DAZN - wahlweise mit deutschem und Original-US-Kommentar) seiner New England Patriots. Entgegen der allgemeinen Wahrnehmung jedoch ist er damit keine Eintagsfliege, sondern setzt einfach einen beeindruckenden Weg fort. SPOX zeichnet diesen nach.
"Danny ist solch ein guter Football-Spieler. Wenn Sie im Wörterbuch nach 'guter Football-Spieler' suchen, dann ist ein Bild von ihm rechts daneben." (Bill Belichick nach dem AFC Championship Game gegen die Jacksonville Jaguars)
Eines guten Football-Spielers bedurfte es allemal im AFC Championship Game der Patriots gegen die Jacksonville Jaguars. Die Pats lagen mit zehn Punkten zu Beginn des vierten Viertels zurück und sahen lange Zeit nicht so aus, als hätten sie ein weiteres klassisches Comeback im Tank.
Bei einem 3rd and 18 jedoch sprang der Funke über. Tom Brady fand Danny Amendola für eine 21-Yard-Completion zu einem immens wichtigen First Down für New England. Wenig später fand Brady dann erneut Amendola, dieses Mal für einen Touchdown zum 17:20 aus Sicht des Heimteams.
Zwei Angriffsserien später gab Amendola dann erneut den Antreiber mit einem 20-Yard-Punt-Return - seine Sekundär-Spezialität, wenn man so will -, der die Patriots bis an die 30-Yard-Linie brachte. Von dort benötigten sie dann nur noch fünf Plays bis zum entscheidenden Touchdown des Spiels: ein 4-Yard-TD-Pass von Brady auf - natürlich - Amendola zum Sieg.
Noch viel bedeutsamer macht diese Vorstellung (7 REC, 84 YDS, 2 TD) die Tatsache, dass die Patriots dieses Comeback ohne ihre zwei wohl besten Offensiv-Waffen Rob Gronkowski und Julian Edelman hingelegt hatten. Auch andere gingen an ihre Grenzen, doch Amendola überstrahlte sie alle und tat, was nötig war.
gettyPatriots: Danny Amendola strukturierte Vertrag um, um zu bleiben
Auch vor der Saison tat er, was nötig war - um in New England zu bleiben. Sein Cap-Hit hätte satte 7,8 Millionen Dollar betragen. Deutlich zu viel für einen essenziellen Part-Time-Receiver. Und so strukturierte Amendola seinen Vertrag zum wiederholten Male um, verzichtete auf einen nicht unwesentlichen Teil seines Grundgehalts für etwas höhere Boni und senkte somit den Cap-Hit auf knapp über drei Millionen Dollar.
Nie war Amendola wichtiger für die Patriots, nie so produktiv, so "clutch" wie in diesen Playoffs - jedenfalls nach Wahrnehmung der eher kurzlebigen nationalen wie internationalen Presse. Doch wenn man genau hinschaut, ist dem natürlich nicht so: Amendola glänzte nicht zum ersten Mal auf der ganz großen Bühne.
Seit 2013 spielt der ehemalige Spieler von Texas Tech für New England. Damals im Frühjahr sorgte seine Verpflichtung durchaus für Aufsehen, kam sie doch an dem Tag zustande, als die Patriots Wes Welker, Bradys Lieblingsanspielstation über so viele Jahre, an die Denver Broncos verloren hatten.
Je nachdem, wen man fragt, geht die Geschichte so, dass sich Welker verpokert hatte und ein Jahr nach seiner Saison als Franchise-Player zu viel verlangt hatte. Also gingen die Patriots in eine andere Richtung und holten Amendola.
Mehrere Parallen zwischen Danny Amendola und Wes Welker
Nicht nur diese Konstellation ließ Amendola wie den designierten Welker-Nachfolger erscheinen. Der kleine, flinke Welker kam von Texas Tech in die Liga, wurde nicht gedraftet und dümpelte regelrecht in der Liga herum, bis ihn die Patriots von den Dolphins holten und zum prototypischen Slot-Receiver machten.
Beim etwas größeren, aber auch flinken Amendola war es ähnlich, auch er kam von Texas Tech und sah lange kein Land in der Liga. Die Cowboys probierten ihn aus, ebenso die Eagles. Doch erst 2009 bei den St. Louis Rams fand er eine sportliche Heimat.
Es dauerte auch dort etwas, bis er zum produktiven Spieler avancierte. Erst in seiner zweiten Saison war er angekommen, mit 85 Receptions (689 Yards). Doch ein Jahr später stoppte ihn eine schwere Verletzung nach nur einem Spiel für den Rest des Jahres. Es sollte nicht die letzte Verletzung sein, die ihn in seiner Karriere behinderte, aber die schwerste. 2013 begann er seine Patriots-Zeit direkt mal mit einer Leistenverletzung, die ihn merklich beeinträchtigte, obgleich er nur vier Spiele verpasste.
Seine große Zeit jedoch begann erst 2014. Hatte er in der Regular Season noch 27 Receptions für magere 200 Yards in 16 Spielen, ging sein Stern in den Playoffs auf. Gegen die Baltimore Ravens in der Divisional Round erzielte er zwei Touchdowns, darunter ein 51-Yard-Score nach Pass von Receiver-Kollege Julian Edelman, was letztlich den Wendepunkt im knappen 35:31-Erfolg für New England bedeutete.
Patriots: Danny Amendola erzielt Touchdowns in zwei Super Bowls
Im Super Bowl XLIX dann fing er den Touchdown-Pass zum zwischenzeitlichen 21:24 im vierten Viertel - auch gegen die Seattle Seahawks mussten die Patriots einen Zehn-Punkte-Rückstand wettmachen. Amendola hatte großen Anteil am vierten Super-Bowl-Erfolg der Patriots.
Gleiches galt freilich auch 2016, als Amendola erneut eine starke Leistung besonders im Super Bowl gegen Atlanta ablieferte. Er erzielte den Touchdown zum 20:28 knapp sechs Minuten vor dem Ende. Auch damals war es der Score zum offiziellen Auftakt des Wahnsinns-Comebacks. Die Leistung gegen die Jaguars in in dieser Saison ist also streng genommen nur ein weiteres Kapitel in der Playoff-Erfolgsgeschichte von "Danny Playoff", wie ihn Rob Gronkowski kürzlich taufte.
Es hat eine Weile gedauert, aber die Patriots haben einen Weg gefunden, Danny Amendola so lohnenswert wie möglich zu nutzen. Nach seinen verletzungsgeplagten Jahren in der jüngeren Vergangenheit lernten die Coachs, ihn gezielter einzusetzen. Er spielt seither gewissermaßen mit "Pitch-Count", seine Snaps werden aufmerksam gemanagt.
In dieser Saison kam er auf die drittmeisten Wide-Receiver-Snaps aller Patriots - hinter Brandin Cooks und Chris Hogan, obwohl Letzterer einige Wochen verpasst hatte. Etwa 39 Offensiv-Snaps pro Spiel hatte Amendola, was ziemlich genau 49 Prozent aller Offensiv-Snaps in den 15 Spielen entsprach, in denen er aktiv war.
Danny Amendola: Kein Ersatz für Julian Edelman
Diese Zahl allein sollte unterstreichen, dass Amendola eben kein Ersatz für den am Knie verletzten Julian Edelman ist. Genau das nämlich war die allgemeine Annahme zu Saisonbeginn, nachdem sich Edelman mit Kreuzbandriss verabschiedete.
Edelman geht in der Regel nie vom Feld und wird auch nicht so wahnsinnig häufig im Slot aufgestellt, wie es mitunter dargestellt wird. Bei Amendola hingegen ist es fast ausschließlich - mit wenigen Ausnahmen - die Rolle des Slot-Receivers. Seine beiden Touchdowns kamen aus einer Position im Slot - beide Male lief er dabei eine Drag-Route. Beim 3rd-and-18 stand er ebenso im Slot, lief jedoch eine Dig-Route.
Aber nahezu alles, was er machte, ging über die Mitte. Wie einst bei Wes Welker, dessen legitimer Nachfolger er damit ist. Aber hier ebenfalls nur bedingt: Welker war extrem konstant und verpasste in seinen sechs Jahren bei den Patriots ganze sechs Spiele - und hatte nur einmal weniger als 100 Receptions.
Amendolas Zahlen kommen da nicht im Ansatz ran, zu gering ist seine Einsatzzeit. Seine Playoff-Produktion macht dies jedoch mehr als wett. Bei Welker bleibt wohl auf ewig der Drop am Ende von Super Bowl XLVI hängen, bei dem Pass, der den Patriots ansonsten das entscheidende First Down zum Sieg beschert hätte. Amendola hat schon jetzt zwei Ringe, Welker keinen einzigen.
Als nächstes steht Super Bowl LII vor der Tür, bereits der dritte Super Bowl für Amendola. Geht es nach dem Gesetz der Serie, dann wird er erneut einen Touchdown fangen - tat er doch bisher in den Super Bowls nichts anderes. Doch selbst wenn es ihm dieses Mal nicht gelingen sollte, hätte er seine Wichtigkeit für das Team ohnehin wieder untermauert.
Danny Amendola vor ungewisser Zukunft
Entsprechend selbstbewusst dürfte er dann in die Offseason gehen, die für ihn eine Reise ins Ungewisse werden könnte. Nach dieser Saison nämlich wird Amendola Free Agent und keiner weiß, wie es weitergeht. Die Patriots haben nicht wahnsinnig viel Cap Space und bekommen mit Edelman und Malcolm Mitchell gleich zwei starke Receiver nach Verletzungen zurück.
Gut möglich, dass es das Ende der Reise für den bald 33-Jährigen in Foxboro sein könnte. Ebenso ist es aber auch denkbar, dass man sich erneut auf einen teamfreundlichen Kontrakt einigt, denn Erfolg scheint Amendola wichtig zu sein.
Er ist ja auch ein Garant dafür.