Third and Long: Wie gelang Philadelphia der Super-Bowl-Coup?

Von Adrian Franke
06. Februar 201810:18
Nick Foles und die Philadelphia Eagles sind Super-Bowl-Champions.getty
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Super Bowl 52 hatte einen unerwarteten Verlauf, mit unerwartetem Ausgang. Wie konnten die Philadelphia Eagles einen Shootout gegen Tom Brady und Co. gewinnen? Welche Plays prägten den Weg dorthin? Außerdem: Was war los mit Malcolm Butler? Was passiert jetzt mit Nick Foles? Und war es eigentlich ein guter Super Bowl? In seiner wöchentlichen NFL-Kolumne blickt SPOX-Redakteur Adrian Franke zurück.

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Vier Plays, die den Super-Bowl-Sieg der Eagles prägten

Play Nummer 1: Target left Bunch, Philly Special

In meinem Nachbericht zu den Eagles hatte ich darauf bereits den Fokus gerichtet: Ein zentraler Grund für den Sieg der Eagles war der Mut von Head Coach Doug Pederson, der an der eigenen aggressiven Linie festhielt und sich nicht durch die Bühne, den Moment oder den Gegner beeindrucken ließ. Viele Coaches können davon lernen. 26 Fourth Downs hatten die Eagles in der Regular Season bereits ausgespielt, davon 17 erfolgreich. Der zweithöchste beziehungsweise höchste Wert in der NFL in dieser Saison.

Die Vorgehensweise wurde bereits deutlich, als Pederson direkt beim zweiten Touchdown - der 21-Yard-Run von Blount - aufs Risiko ging und versuchte, den beim ersten Touchdown verschossenen PAT durch eine 2-Point-Conversion auszugleichen. Und man sah es 38 Sekunden vor der Halbzeitpause, als Philly bei Fourth Down eineinhalb Yards vor New Englands Endzone via Field Goal seine Führung auf sechs Punkte hätte ausbauen können. Doch Pederson entschied sich anderweitig.

Vier Plays prägten den Super-Bowl-Triumph der Eagles über New England. Dieses war das erste aus dem Quartett.

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Es ist ein Play, das ein gewisses schauspielerisches Talent vom Quarterback verlangt. "Target left Bunch, Philly Special" heißt es im Playbook der Eagles. Der Quarterback muss es so aussehen lassen, als würde er an der Line of Scrimmage noch Änderungen ansagen und deshalb seine Position im Backfield verlassen. Der direkte Snap geht dann zum Running Back, der übergibt an einen Receiver, der von der Seite nach innen gelaufen kommt.

So entstehen bereits mehrere Misdirection-Elemente - und den Quarterback vergessen dabei die allermeisten Defenses, sobald der Snap erfolgt und er kurz etwas verloren im Raum steht. "Wir sprechen hier über Fourth Down. Philadelphia hat noch nie einen Super Bowl gewonnen. Und er lässt einen Pass zum Quarterback spielen? Gab es so einen Play-Call schon einmal im Super Bowl?", grinste Tight End Trey Burton, der den Pass geworfen hatte, anschließend.

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Pederson hatte gegenüber Offensive Coordinator Frank Reich am Tag vor dem Super Bowl laut dem MMQB bereits gesagt, dass er im Laufe des Spiels auf dieses Play zurückkommen würde und Reich verriet, dass Assistenztrainer Press Taylor - intern bekannt für seine große Auswahl an Trickspielzügen - das Play entdeckt hatte.

Pederson und sein Trainerstab sind immer auf der Suche nach Plays, die anderswo funktioniert haben und die übernommen werden können. Es ist kein Zufall, dass Pedersons Offense neben den Run Pass Options auch Elemente wie die Mesh-Wheel-Kombination kräftig nutzt. Bausteine, die man bestens aus der Offense von Pedersons Vorgänger in Philadelphia, Chip Kelly, kennt.

Es ist auch nicht das erste Mal, dass man dieses Trick-Play auf einem NFL-Feld sieht: Die Chicago Bears nutzten das exakt gleiche Play im gleichen Stadion und in der gleichen Endzone etwa im Regular-Season-Spiel gegen Minnesota in der vorletzten Saison.

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Nick Foles selbst hatte das Play in der High School (!) schon ausgeführt. Und, vielleicht der interessanteste Twist: Die Patriots selbst hatten dieses Play im Regular-Season-Duell mit den Eagles 2015 gespielt. It's a Copycat League.

Die Aufstellung im Übrigen sah auf den ersten Blick nach einer Illegal Formation aus - dem war aber nicht so. Dazu bei den Leser-Fragen mehr.

Play Nummer 2: Der Clement-Touchdown im 3. Viertel

Der erste Eagles-Drive nach der Halbzeitpause war absolut kritisch. New England kam wie erwartet mit Feuer aus der Kabine, Gronkowski war der Mittelpunkt des ersten Drives im dritten Viertel und die Pats standen nach 2:45 Minuten in der Endzone und hatten auf 19:22 verkürzt.

Jetzt war die richtige Antwort der Eagles monumental wichtig. Und die kam: Ein 11-Play-Drive über knapp fünf Minuten, mit zwei Third-Down-Conversions sowie dem 22-Yard-Touchdown-Pass auf Clement bei 3rd&6.

Schon das zweite Third Down war ein Play-Calling-Traum von Pederson: Bei 3rd&1 schickte er eine Heavy Formation mit zusätzlichem O-Liner und zwei Tight Ends raus. Daraus gab es den Play-Action-Fake mit Chip-Blocks (ein kurzer Block, ehe man in seine Route startet) beider Tight Ends - nahezu jeder Verteidiger erwartet an diesem Punkt einen Run. Daraus überluden beide Tight Ends dann die rechte Seite, Ertz war für den 22-Yard-Pass frei.

Der Touchdown-Pass selbst - wobei ich persönlich noch immer nicht überzeugt bin, dass Clement den Ball kontrollierte; aber wer weiß schon, was ein Catch ist? - war dann ebenfalls perfekt designed: Zwei Wide Receiver auf der rechten Seite ziehen Aufmerksamkeit auf sich, während links, wo das Play hingehen soll, Inside-Routes gelaufen werden.

Die tiefere Route durch den Tight End zieht den Safety gerade lange genug weg, dass Clement tatsächlich auch das Matchup mit dem Linebacker bekommt. Dennoch brauchte es hier, das soll nicht unerwähnt bleiben, einen perfekten Pass von Foles.

Clement war ein X-Faktor in diesem Spiel, und das war vor allem insofern überraschend, als dass New England zwei Wochen vorher gegen Jacksonvilles Corey Grant, den die Jags ähnlich einsetzten, bereits einige Probleme offenbart hatte - dennoch aber konkrete Anpassungen vermissen ließ. 21 Offensiv-Snaps spielte Clement, dabei gelangen den Eagles 203 Yards und 9,3 Yards pro Play sowie drei Touchdowns.

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Play Nummer 3: Das Fourth Down im 4. Viertel

Mit 5:39 Minuten auf der Uhr und 4th&1 von der eigenen 45-Yard-Line war Pedersons Aggressivität einmal mehr gefordert. Die Eagles hätten hier - und nicht wenige Coaches hätten das gemacht - punten können. Mit genügend Timeouts darauf hoffen, dass die Defense doch noch einen Stop schafft und man selbst im Gegenzug den finalen Drive hat.

Glücklicherweise für die Eagles dachte Pederson anders.

Philadelphia hatte sich für den Super Bowl unter anderem Heavy-Formations als einen Ansatz überlegt - also sechs Offensive Linemen (wie bereits vor dem Clement-Touchdown zu sehen) oder etwa 3-TE-Sets. In der Regular Season spielte Philly derartige Formationen bei knapp fünf Prozent ihrer Snaps mit drei Yards pro Play. Im Super Bowl? 14 Prozent der Snaps mit sechs (!) Yards pro Play. Die Eagles konnten diese Formationen für Run-Blocking genau wie für Play Action nutzen.

Diese Formation war auch der Ansatz beim kritischen Fourth-Down-Play im vierten Viertel, das letztlich den Weg zum entscheidenden Touchdown ebnete: Zwei Tight Ends (Burton, Celek) auf der linken, mit Ertz ein dritter Tight End auf der rechten Seite. Burton und Kelce sind die Rub-Route-Spieler, die die Mitte des Feldes belagern.

Ertz läuft gewissermaßen in deren Schatten eine Underneath-Route, wodurch sein Gegenspieler ihm nicht folgen kann. Der Safety, in dem Fall Harmon, kommt zwar wieder Richtung Line gesprintet, ist aber den entscheidenden Sekundenbruchteil zu spät und kann den 2-Yard-Catch zum neuen First Down nicht verhindern.

Derartige Play-Designs sind einerseits eine riesige Hilfe für den Quarterback, der genau weiß, wo ein Spieler frei sein müsste. Sie erlauben es auch, aggressiv vorzugehen.

Play Nummer 4: Der Strip-Sack durch Brandon Graham

Wie die allermeisten Leute ging auch ich im Vorfeld der Partie fest davon aus, dass die Eagles das Spiel über die Defensive Line dominieren müssen. Inside-Pressure ohne Blitzing, idealerweise kombiniert mit mutiger Man Coverage dahinter - das schien das beste Rezept, um Brady Probleme zu bereiten und so ultimativ New Englands Offense möglichst häufig zu stoppen. Philly war dafür bestens aufgestellt. In der Theorie jedenfalls.

Mit Fletcher Cox, Brandon Graham, Vinny Curry, Timmy Jernigan, Derek Barnett und Chris Long sollte die Tiefe der Defensive Line genau wie die Qualität der Schlüssel zum Sieg werden. Davon allerdings war lange kaum etwas zu sehen.

Bis auf einzelne Phasen kreierte Philadelphia viel zu wenig Druck auf Brady, die Kombination aus 4-Men-Rush und passiver Coverage führte dann dazu, dass Brady zwar die Running Backs nicht so gut einbinden konnte, wie gewohnt - stattdessen aber auch ohne Brandin Cooks im Deep-Passing-Game konstant Lücken fand.

Bis zum einzig wirklich entscheidenden Defense-Big-Play im diesjährigen Super Bowl.

Es war das eine Mal in diesem Spiel, dass Schwartz' Ansatz aus 4-Men-Rush und Off-Coverage - zu dem er erschreckend wenige sinnvolle Alternativen parat hatte - wirklich Erfolg brachte: Graham aus der Defensive-Tackle-Position heraus bekam durch die Coverage bei 2nd&2 genügend Zeit und erreichte Brady durch die Mitte, schlug ihm den Ball aus der Hand und sorgte so für die Vorentscheidung.

In einem Spiel, in dem beide Defenses über weite Strecken keine Antworten, keine Anpassungen und keine Alternativideen parat hatten, gewann letztlich das Team, dem in der kritischsten Phase der Partie ein Defense-Play gelang. Der Super Bowl erinnerte in der Hinsicht an den verrückten Packers-Cardinals-Shootout in den Playoffs vor einigen Jahren, als sich Aaron Rodgers und Kurt Warner auf einem irrsinnigen Level duellierten - und Arizona das Spiel durch einen Defensiv-Touchdown in Overtime gewann.

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Foles' Zukunft, Butlers Degradierung, Defense-Probleme - eure Fragen

Phantomtor, Dirk Prinz, Hightower, TheRealRasmus, Tobias, bloghsv: Wie geht es weiter mit Foles? Funktioniert er auch unter einem andren Trainer? Gibt es ein Team, das etwas mit ihm anfangen könnte? Und wenn ja: Welchen Trade-Wert hat Foles nach dem Super Bowl? Wäre Foles jemand für die Broncos?

Die schiere Anzahl der Fragensteller zeigt es bereits: Foles' Zukunft ist nach dem Super Bowl mit Blick auf die kommenden Wochen und Monate (Free Agency startet in rund fünf Wochen!) das bestimmende Thema, und das dürfte niemanden überraschen.

Zunächst einmal die Fakten. Die Eagles sind jetzt in einer großartigen Situation, haben sie Foles doch noch für die kommende Saison unter Vertrag und kontrollieren somit alle Hebel. Und das ist auch gleich der erste Knackpunkt, denn für die Eagles selbst besitzt Foles einen hohen Wert: Wentz' Kreuzbandriss passierte spät in der Saison, er wird definitiv Teile der Saisonvorbereitung verpassen und je nach Heilungsverlauf könnte er zum Saisonstart noch nicht bei 100 Prozent sein.

Foles kennt natürlich das Scheme sowie die Coaches und hat jetzt zwei Mal auf größter Bühne gezeigt, dass er die Plays umsetzen kann. Somit gibt er den Eagles die Freiheit, bei Wentz' Rückkehr nichts zu überstürzen - das ist für ein Team insbesondere bei einem jungen Franchise-Quarterback ein riesiger Wert. Somit glaube ich, dass Philly nur bei einem Monster-Angebot schwach werden würde. Anders gesagt: Foles hat 2018 für Philadelphia einen höheren Wert, als für irgendein anderes Team.

Das nämlich führt mich zum nächsten Punkt. Für die allermeisten Teams wäre ein Foles-Trade, dann auch noch zu dem mutmaßlich hohen Preis, den Philly verlangen würde, eine schlechte Idee. Seine Leistungen im Championship Game und im Super Bowl waren erstklassig, da gibt es keine Frage, und gingen über schlichtes "Umsetzen des Schemes" deutlich hinaus.

Trotzdem gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass er diese Leistungen jetzt einerseits konstant und andererseits in einem anderen Scheme einfach so fortsetzen kann. Dafür ist die Sample Size viel zu klein. Jetzt in Foles zu investieren und folgerichtig dann mit ihm als Starter in die Saison zu gehen wäre ein enormes Risiko. Daran ändern zwei gute Spiele - so gut sie und so groß die Scheinwerferlichter auch waren - nichts. Sie sollten eher allen einmal mehr die Bedeutung von Coaching und guter Unterstützung auf dem Platz für einen Quarterback verdeutlichen.

toby4three: Nach Foles' tollen Leistungen: Ist Wentz nur ein System-Quarterback?

Das wäre deutlich zu harsch, dafür war Wentz auch individuell zu gut in diesem Jahr. Viele der guten Eagles-Plays wurden durch ihn erst zu tatsächlichen Big Plays, weil er in der Pocket und innerhalb der Struktur des Spielzugs selbigen ausdehnen konnte, um seinen Receivern Zeit zu verschaffen. Das hatte auch einen großen Anteil an seinen exzellenten Third-Down-Statistiken.

Ich würde es eher so formulieren: Wentz hat - nach einer, das sei auch betont, mittelmäßigen Rookie-Saison - unter sehr guten, Quarterback-freundlichen Umständen einen gewaltigen Schritt in seiner Entwicklung gemacht. Dazu gehören die Play-Designs von Pederson genau wie das deutlich verbesserte Receiving-Corps und die starke Offensive Line; Wentz' Probleme in der Rookie-Saison begannen so richtig, als Right Tackle Lane Johnson gesperrt zusehen musste.

Insofern dürfen sich Eagles-Fans voll auf die Zukunft freuen: Mit der Qualität in der Offensive und Defensive Line, dem mutigen Coaching-Ansatz von Pederson sowie dessen Play-Designs, dem vergleichsweise jungen Receiving-Corps um Ertz, Agholor und Jeffery und Wentz noch unter seinem Rookie-Vertrag gibt es wenige Teams, die für die nächsten fünf Jahre auf dem Papier besser aufgestellt sind. Auch weil sich gerade Wentz unter diesen Bedingungen noch weiter entwickeln wird.

Veit Ellerbrock und DaBen: War der Rausschmiss von Butler der entscheidende Fehler?

So ganz wissen wir ja noch immer nicht, was der Grund für Butlers Rausschmiss war. Ian Rapoport berichtete von einer Mischung aus leichter Krankheit, schlechtem Training und einer kleineren Verletzung der Team-Regularien. Was es auch war: Der elementare Fehler für mich war nicht unbedingt die Degradierung selbst - vor allem die Sturheit von Belichick, Butler trotz der unglaublich offensichtlichen Defensiv-Probleme nicht im Laufe des Spiels zu bringen, will mir nicht in den Kopf.

Knapp 98 Prozent der Defensiv-Snaps hatte Butler in der Regular Season gespielt und die Tatsache, dass er im Super Bowl nicht einen einzigen Snap in der Defense absolvierte, muss darauf schließen lassen, dass eine tiefgreifendere Sache vorgefallen ist. Rein sportliche Gründe, was ja zunächst signalisiert wurde, kann man denke ich ausschließen: Butler hatte keine sonderlich gute Saison, trotzdem ist er ohne Frage einer der beiden besten Cornerbacks in New England.

Auch die Aussagen der Spieler darüber, wann das Team wusste, dass Butler nicht startet, passen nicht so recht zusammen. Klar ist wohl: Butler war nur deshalb aktiv, weil New England ihn als Notfalloption für den Verletzungsfall gebraucht hätte. Denn tief war das Cornerback-Corps im Super Bowl nicht.

Ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, dass die Suspendierung der entscheidende Fehler war. Aber ich glaube, dass New England mit Butler defensiv zumindest mehr Möglichkeiten gehabt hätte, um aggressiver vorzugehen oder wenigstens andere Dinge auszuprobieren. Stattdessen hat ein Spieler wie Johnson Bademosi knapp 15 Prozent der Defense-Snaps gespielt und Jordan Richards (21,3 Prozent) wurde in Coverage gezwungen, diese Folgeeffekte taten den Pats weh.

New England liebt seine Big-Nickel-Looks (also drei Safeties und zwei Cornerbacks), einige reguläre Nickel-Pakete mit Rowe, dem starken Gilmore und Butler hätten aber Alternativen sein können. In meinen Augen war Butlers Rausschmiss nicht der entscheidende, aber rein sportlich betrachtet - und alles andere können wir ja ohnehin nicht beurteilen - zumindest ein schwerwiegender Fehler.

Matthias Krüger: Beim Touchdown von Foles gab es in den sozialen Medien Diskussionen über eine mögliche illegale Formation. War dem wirklich so und wenn ja, warum?

Auf den ersten Blick war es genau das, ich ging selbst ebenfalls davon aus und hätte sich Jeffery einfach so aufgestellt, wie er es tat, wäre es eine Illegal Formation gewesen.

Hintergrund ist der: In der NFL müssen sieben Offensiv-Spieler an der Line of Scrimmage stehen, wenn der Snap erfolgt. Jeffery stellt sich allerdings sichtbar zurückgezogen - also eben nicht direkt an der Line - auf und somit sind nur sechs Eagles-Angreifer direkt an der Line.

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Wie aber anschließend sichtbar wurde und Jeffery später auch selbst sagte, hatte er sich unmittelbar vor dem Play das Einverständnis vom Ref eingeholt, um sich etwa ein Yard tiefer postiert aufzustellen.

Damit ist die Formation nicht mehr illegal. Jeffery hätte sich natürlich nicht einfach im Backfield aufstellen und dann auf das Okay der Unparteiischen hoffen können. Aber leichte Abweichungen - wie bei diesem Play sichtbar - kann ein Schiedsrichter durchwinken. Hier ist wenn man so will ein gewisser Spielraum gegeben, die NFL spricht dabei von einem "Judgement Call".

Florian Bielmeier: Waren das defensiv wirklich schwache Auftritte? Oder hat der Super Bowl einfach nur gezeigt, dass perfekt gespielte Offense sehr gute Defense in der heutigen NFL immer schlägt?

Kurze Antwort: Ersteres.

Die längere Antwort: Beide Defenses waren in meinen Augen schematisch und was den Gameplan angeht unflexibel sowie auf dem Platz von individuellen Fehlern geprägt.

Das betrifft einerseits den Mangel an Anpassungen: Schwartz gelang es zwar, das Underneath-Passing zu limitieren, einen Plan B für das tiefe Passspiel als seine Front Four keinen Druck erzeugte hatte er aber nicht. Auf der anderen Seite hatten die Patriots keine Ideen, wie sie die Runs aus den Run Pass Options heraus stoppen oder wie sie die Tight-End-lastigen Pass-Formationen der Eagles verteidigen sollen.

Andererseits waren es auch schlicht individuelle Fehler. Schlechtes Tackling auf beiden Seiten, Coverage-Busts auf beiden Seiten, und so weiter. Die eigentlich so starke Eagles-Front sah gegen eine gute, aber sicher nicht dominante Patriots-Line weitestgehend kein Land und die Patriots auf der anderen Seite hatten ebenfalls überhaupt keinen Plan, wie sie die gute Offensive Line der Eagles schematisch attackieren können.

Natürlich waren beide Offenses glänzend aufgelegt. Aber auf beiden Seiten wurde vom generellen Ansatz her (die Trick-Plays mal außen vor) auch nichts gemacht, das unerwartet war. Bedeutet: Outside Zone, Run Pass Options und Play Action bei den Eagles sowie No-Huddle, Gronkowski über die Mitte und Amendola bei Crossern und tieferen Laufwegen wie Slot-Wheel-Routes bei den Patriots. Das Play-Calling war sehr gut, vor allem bei den Eagles. Aber es war kein noch nie gesehenes Hexenwerk.

Beide Teams konnten einzelne Aspekte beim Gegner weg nehmen, wie etwa Philly die Pässe zu den Running Backs. Trotzdem hätten beide Defenses die gegnerische Offense trotz deren guter Game Plans und der beeindruckenden Umsetzung dieser deutlich besser limitieren können.

Ste Sta: War es ein schwacher Super Bowl?

Ich fand diese Frage schön als Abschluss, um ein finales Fazit und einen Schlussstrich zu ziehen. Nicht zuletzt, weil genau diese Thematik etwa eine Stunde nach Spielende bei uns in der Redaktion diskutiert wurde.

Meine persönliche Einschätzung, zumindest was die Spiele der letzten Jahre angeht: In puncto Drama und schierer Wahnsinn kommt für mich nichts an den Patriots-Falcons-Super-Bowl ran. Wer weiß, ob das jemals wieder ein Super Bowl so schaffen wird. Wenn wir von purer Spiel-Qualität in allen Mannschaftsteilen sprechen, würde ich den Patriots-Seahawks-Super-Bowl vor drei Jahren nennen.

Meine Reaktion kurz nach dem Ende der Partie war zugegeben schon in die Richtung, dass mich auf beiden Seiten die Defenses doch deutlich enttäuscht haben, wie ich bei der Frage zuvor ja bereits dargelegt hatte. War es unterhaltsam? Überhaupt keine Frage, ein Shootout ist immer irgendwo unterhaltsamer weil spektakulärer. Aber war es ein in puncto Gesamtniveau guter Super Bowl? Für mich nicht. Die Aussage ließe sich nur auf die Offenses betrachtet treffen, und die ist eben nur ein Part des Spiels.

Ein "schwacher" Super Bowl wäre mir aber dennoch zu negativ. Dafür wiederum waren die Offenses sowie der Spannungsbogen zu gut.

dakofla: Welche Regeländerung beziehungsweise Regelanpassung wünschst du dir zur neuen Saison?

Catch Rule. Fix it.