NFL Third and Long vor dem Draft: Wo liegt der wahre Wert eines Running Backs?

Von Adrian Franke
17. April 201816:00
Saquon Barkley könnte als dritter Running Back in Folge in der Top-5 gedraftet werden.getty
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Wann sollte man einen Running Back draften - und ist der Wert der Position so verringert, dass sich ein früher Pick im Draft gar nicht mehr lohnt? Wie hat sich die Landschaft in der NFL verändert, sodass die einstmals in jeder Offense dominante Position derart abgefallen ist? In der neuen Kolumne blickt SPOX-Redakteur Adrian Franke auf die vor jedem Draft kontrovers diskutierten Running Backs.

NFL Draft: Running Backs und ihr Wert in der modernen NFL

Inzwischen ist es ein alljährliches Draft-Thema geworden: Sollte man einen Running Back in der Top-10 des Drafts holen? Möglicherweise gar in der Top-5? Oder sollte man Backs umgekehrt in der ersten Runde quasi ignorieren?

Nachdem 2013 und 2014 Geschichte geschrieben und in beiden Jahren kein Running Back in der ersten Runde gedraftet wurde, ist in den vergangenen Jahren ein anderer Trend erkennbar: Nach Todd Gurley (10 Overall) und Melvin Gordon (15) im 2015er Draft folgten nacheinander Running Backs in der Top-4: Ezekiel Elliott 2016 und Leonard Fournette im Vorjahr.

Die Chancen stehen gut, dass sich dieser Trend fortsetzt. Mit Saquon Barkley betritt in diesem Jahr ein Running Back die Draft-Bühne, der in punkto Gesamt-Talent noch vor Elliott und Fournette anzusiedeln ist. Drei Running Backs in der Top-5 des Drafts in aufeinanderfolgenden Jahren gab es zuletzt von 1999 bis 2001 (Edgerrin James, Jamal Lewis und LaDainian Tomlinson).

Eine Weile lang hielten sich gar hartnäckig Gerüchte, wonach die Browns mit dem First-Overall-Pick Barkley anstatt eines Quarterbacks ziehen könnten. Nach wie vor gibt es genügend Leute, die für diese Variante - ein großer Fehler, so viel sei vorweggenommen - argumentieren.

Doch wie lassen sich diese mitunter deutlich variierenden Meinungen zu Running Backs erklären? Wie argumentieren diejenigen, die einen derart vielversprechenden Spieler wie Barkley nicht in der Top-10 draften würden? Ein Blick auf die potentiell gleichermaßen wichtige wie austauschbare Position im Backfield eines jeden NFL-Teams.

NFL: Run Game wird immer unwichtiger

Spread-Formations, 3- und 4-Receiver-Sets, Regeländerungen, die Dominanz des Kurzpassspiels, welches oftmals auch als eine Art Erweiterung des Run Games fungiert: das Run Game per se ist unwichtiger geworden. Die Zahlen bestätigen das, die vergangenen vier Spielzeiten hatten historisch betrachtet die durchschnittlich wenigsten Rushing-Versuche pro Spiel zu bieten. 2016, mit im Schnitt 26 Runs pro Team pro Spiel, war der historische Tiefstwert.

Das schlägt sich auch in der Spitze wieder, wo man ab 2014 einen Cut beobachten kann - einerseits in der Anzahl der Teams mit über 30 Runs pro Spiel, andererseits auch was die Topwerte angeht. Zum Vergleich: Die 2009er Jets führten die Liga noch mit 37,9 Runs pro Spiel an.

  • 2017: 4 Teams über 30: Buffalo (30,4), Carolina (30,6), Minnesota (31,3), Jacksonville (32,9)
  • 2016: 3 Teams über 30: New England (30,1), Buffalo (30,8), Dallas (31,2)
  • 2015: 3 Teams über 30: Seattle (31,2), Buffalo (31,8), Carolina (32,9)
  • 2014: 5 Teams über 30: Cincinnati (30,8), Jets (31,7), Dallas (31,8), Seattle (32,8), Houston (34,4)
  • 2013: 8 Teams über 30: Cincinnati (30,1), Carolina (30,2), Chargers (30,4), Jets (30,8), Philadelphia (31,2), San Francisco (31,6), Seattle (31,8), Buffalo (34,1)
  • 2012: 9 Teams über 30: Denver (30,1), Minnesota (30,4), San Francisco (30,8), Jets (30,9), Kansas City (31,2), Houston (31,8), Washington (32,4), New England (32,7), Seattle (33,5)

Der jüngste Trend, der das Run Game auch schematisch limitiert, sind die Run Pass Options: Potentielle Laufspielzüge, bei denen der Quarterback aber die Option hat, den Ball selbst zu behalten und zu werfen.

Derartige taktische Elemente genau wie Regeländerungen im Sinne des Passspiels, Spread-Quarterbacks die aus dem College nachkommen und eine deutlich wachsende Passing-Scheme-Vielfalt und -Effizienz haben das Run Game ins Abseits gedrängt.

Das Passing Game steht über allem

Die Entwicklung, die einst mit Bill Walsh und seiner West Coast Offense begonnen hat, hat so ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht: Die Bedeutung des Run Games für den Erfolg eines Teams ist signifikant geringer als die des Passes. Seit etwa 2004 - als die Pass-Interference-Regeln strenger wurden - befindet sich die Passing Efficiency auf konstantem, permanentem Vormarsch.

Das untermauern diverse Advanced Stats. So hat Pro Football Focus in seiner Rushing-Report-Studie nach der vergangenen Saison festgestellt, dass aus Sicht der Running Backs Pass-Blocking, Yards pro gelaufener Route und Receiving insgesamt den größten Einfluss auf Siege eines Teams haben. Die Rolle des Running Backs im Passing Game ist wichtiger als seine Qualitäten als Runner.

Auch die Rushing-Effizienz eines Teams hat nur eine minimale Aussagekraft über den sportlichen Erfolg. In der vergangenen Saison etwa waren mit Cleveland (4,5 Yards pro Run), Green Bay (4,5), Chicago (4,2) und Oakland (4,2) vier Teams in der Top-11, was Yards pro Run angeht, die mit den Playoffs nichts zu tun hatten. In Clevelands Fall noch Schlimmeres.

Das Passing Game dagegen: Seattles Offense war gemäß der "Expected Points Added"-Formel (dabei werden Spielsituationen, insbesondere Down, Distanz zum First Down und Ausgangsposition des Plays berücksichtigt, genauere Erklärung hier) in den beiden Jahren mit Marshawn Lynch und ohne Russell Wilson als Offense insgesamt deutlich unter dem Durchschnitt was Passing und Rushing angeht.

Das änderte sich mit Wilson. Und mehr noch: Zwischen 2012 und 2014 war Seattle nur ein Mal unter dem Rushing-Liga-Schnitt was EPA per Attempt angeht - in der Super-Bowl-Saison 2013. In Wilsons bester Rushing-Saison 2014 (849 Yards) war der EPA per Attempt Wert im Passspiel der bis 2016 schlechteste der Wilson-Ära.

Ein anderes Beispiel wären die Dallas Cowboys und deren rasante Entwicklung von 2015 auf 2016. Gemäß der DVOA-Metrik von Football Outsiders sprang Dallas' Offense damals von Rang 31 auf Rang 3, was noch heute maßgeblich mit Ezekiel Elliott in Verbindung gebracht wird. Tatsächlich aber war es die massive Verbesserung im Passspiel (von 31 auf 3 gemäß DVOA), welche diesen Sprung ermöglichte.

Das Run Game kletterte zwar seinerseits tatsächlich vom neunten auf den zweiten Platz, hier aber hatte Prescott als drittbester Quarterback was Rushing-EPA angeht - nur Colin Kaepernick und Tyrod Taylor waren in der 2016er Saison in diesem Bereich besser - einen sehr hohen Anteil.

Einfacher formuliert: Elliotts Anteil an der positiven Entwicklung der Cowboys-Offense war viel kleiner als es die reinen Yard-Zahlen vermuten lassen würden. Mit einem vergleichsweise schlechteren Running Back wären ähnliche Erfolge möglich gewesen. Viel günstigere Spieler wie Jordan Howard, Carlos Hyde, Bilal Powell, Isaiah Crowell und Derrick Henry rangierten in sehr ähnlichen DVOA-Bereichen, Henry und Powell gar über Elliott.

Das heißt nicht, dass Elliott eine schlechte Saison hatte, im Gegenteil. Es heißt aber, dass auch eine sehr gute Saison eines Running Backs - auf das Rushing bezogen - in der heutigen NFL nur einen klar limitierten Einfluss auf Erfolg und Misserfolg eines Teams hat. Das muss man im Draft berücksichtigen.

Running Backs im Draft: Qualität in den mittleren Runden

Doch ist es nicht einfach die Bedeutung des Run Games für den Erfolg eines Teams, welches Kritik an hohen Running-Back-Picks rechtfertigt. Während das Run Game isoliert betrachtet tatsächlich immer weniger wichtig geworden ist, hat sich an einer Sache nichts geändert: Kein Skill-Position-Player - der Quarterback ausgenommen - hat den Ball während eines Spiels häufiger in der Hand als der Running Back. Ein gewisses Level muss also auch auf dieser Position gegeben sein.

Allerdings ist die Verfügbarkeit von hochtalentierten Backs in den mittleren Runden des Drafts ein mindestens genauso starkes Argument gegen hohe Picks in einen Back. In einer Studie hat SB Nation herausgearbeitet, dass seit 2004 insgesamt 17 Running Backs mit einem Top-20-Pick gedraftet wurden. Deren Stat-Line in der NFL: 18.991 Carries bei durchschnittlich 4,2 Yards pro Run - der exakte Yards-pro-Run-Durchschnitt für diesen Zeitraum auf die gesamte Liga berechnet.

Nur sieben dieser 17 Running Backs kommen auf einen Schnitt von mindestens 4,3 Yards pro Run; der statistische Unterschied also ist in den meisten Fällen schlicht minimal.

Als kleinere Sample Size hilft zudem der Blick auf die effizientesten Top-Rusher der vergangenen Saison:

Running Backs: Die Top-Rusher der vergangenen Saison

Disclaimer: Nur Backs mit mindestens 120 Runs wurden berücksichtigt. Spieler sind nach Yards pro Run sortiert.

PlatzName (Team)RunsYards/RunRushing-YardsRushing-TDs
1.Alvin Kamara (Saints)1206,17288
2.Dion Lewis (Patriots)1805,08966
3.Kareem Hunt (Chiefs)2724,913278
3.Mark Ingram (Saints)2304,9112412
5.Kenyan Drake (Dolphins)1334,86443
6.Todd Gurley (Rams)2794,7130513
7.Alex Collins (Ravens)2124,69736
8.LeGarrette Blount (Eagles)1734,47662
8.Orleans Darkwa (Giants)1714,47515
8.Devonta Freeman (Falcons)1964,48657
11.Marshawn Lynch (Raiders)2074,38917
11.Bilal Powell (Jets)1784,37725

Nicht erwähnt ist hier Cam Newton, Carolinas Quarterback ist mit 139 Runs für 5,4 Yards/Run und sechs Rushing-Touchdowns nach wie vor die Quarterback-Rushing-Anomalie und hatte als einziger Nicht-Running-Back über 100 Rushing-Versuche.

Hier wird die Mischung und die geringe Diskrepanz zwischen unterschiedlichen Draft-Runden deutlich: Neben den ehemaligen Erstrunden-Picks Ingram, Gurley und Lynch gibt es genauso die Drittrunden-Picks (Kamara, Hunt, Drake) und spätere Kandidaten wie Freeman und Powell (4. Runde), Lewis und Collins (5. Runde) oder Blount und Darkwa (ungedraftet).

Insbesondere bei Gurley kann man zudem die vergangene Saison als Argument gegen den hohen Running-Back-Pick verwenden. Bei all seinem Talent hatte der einstige Top-10-Pick 2016 in einer dysfunktionalen Offense mit wenig Talent um sich herum eine enttäuschende Saison (3,2 Yards pro Run bei 16 Starts). Über seine ersten beiden NFL-Spielzeiten kam er in nur fünf von 29 Spielen auf mindestens 75 Yards und 4,5 Yards pro Run.

Erst der Trainerwechsel hin zu Sean McVay, der es zu einem Fokus seiner Offense machte, Gurley Platz zu verschaffen, sowie die Upgrades in der Offensive Line und im Receiving-Corps ebneten den Weg zu Gurleys herausragender Vorsaison.

DYAR - das Running Back Ranking nach Advanced Stats:

Disclaimer: Die Spieler sind nach der DYAR-Metrik - Defense-Adjusted Yards Above Replacement - von Football Outsiders sortiert. Dabei werden die Yards eines Spielers nicht nur in den Kontext der Spielsituation und der Gegnerstärke gebracht, sondern vor allem auch ermittelt, wie viel besser der jeweilige Spieler als ein hypothetischer, statistisch "erstellter" Ersatzmann ist.

PlatzName (Team)DYARRunsRushing-YardsRushing-TDs
1.Dion Lewis (Patriots)2711808966
2.Todd Gurley (Rams)2672791.30513
3.Alvin Kamara (Saints)2541207288
4.Kareem Hunt (Chiefs)2212721.3278
5.Le'Veon Bell (Steelers)2153211.3159
6.Alex Collins (Ravens)2042129806
6.Ezekiel Elliott (Cowboys)2042429837
8.Mark Ingram (Saints)1922301.12412
9.Marshawn Lynch (Raiders)1622078917
10.Jordan Howard (Bears)1512771.1129
11.Leonard Fournette (Jaguars)1152681.0409

PFF stellte in seinem Report darüber hinaus auch fest, dass Yards pro Run eine der von Jahr zu Jahr instabilsten Statistiken in der NFL sind. Das liegt auch daran, dass es statistisch nur schwer möglich ist, einen Zusammenhang etwa zwischen Forced Missed Tackles oder Yards nach Gegnerkontakt mit den Yards pro Run festzumachen.

Die Schlussfolgerung daraus: Der Running Back ist - in den allermeisten Fällen - nur sehr bedingt für den eigenen Erfolg verantwortlich. Wie bei keiner anderen Position spielen die Umstände eine zentrale Rolle für die eigene Leistung, von der Qualität des Blockings über das Verhalten der Defense bis hin zu Dingen wie der Qualität des eigenen Passing Games und des eigenen Quarterbacks.

Fazit: Running Backs früh zu draften lohnt sich fast nie

Was bedeuten diese Trends und Statistiken ganz praktisch? Simpel gesagt: Es lohnt sich mittel- und langfristig fast nie, einen Running Back hoch zu draften. "Fast", weil es - wie bei jeder Regel - einige wenige Ausnahmen gibt.

Die klare Bedingung dafür muss sein, dass der Running Back einen maßgeblichen Einfluss auf das Passing Game über Screens hinaus hat. Le'Veon Bell und David Johnson (Zweit- respektive Drittrunden-Picks) sind der aktuelle Maßstab dafür, indem sie regelmäßig auf verschiedenen Receiver-Positionen aufgeboten werden und als Receiver tatsächlich eine Bedrohung darstellen - genau wie als Runner.

So, und nur so kann ein Running Back tatsächlich ein Mismatch-Spieler sein, mit dem man die Defense in unvorteilhafte Matchups zwingen und eine Base-Defense ausnutzen kann. Es ist der einzige Weg, wie ein Running Back individuell mittel- und langfristig einen echten Unterschied mit Blick auf die Siegquote des eigenen Teams ausmachen kann. Saquon Barkley könnte in diese Höhen vorstoßen, was die Debatte um Barkley in der Top-10 legitimiert. Er muss es aber auch, um einen solch hohen Pick zu rechtfertigen.

Ein Running Back ist nicht wertlos, eher sind die allermeisten Spieler auf der Position statistisch vergleichsweise austauschbar. Man muss Ressourcen investieren, doch ist der Unterschied zwischen einem hoch gewählten Back zu einem aus den mittleren Runden oftmals nur gering.

Unter dieser Prämisse ist ein hoher Pick in den meisten Fällen ein zu stolzer Preis. Fournette, dessen beste Qualitäten klar die als Runner sind, fällt in diese Kategorie und bei den Cowboys kann man sehr gut argumentieren, dass es heute ein besseres Team wäre, hätte man im damaligen Draft Jalen Ramsey statt Elliott genommen und im Run Game primär auf die Offensive Line, in die man schon viel investiert hatte, vertraut.

Das schlägt sich auch preislich nieder. Top-Cornerbacks sind nach Quarterbacks neben Pass-Rushern preislich die Luxus-Position in punkto Cap Hits, was etwa Ramsey (Cap Hit 2018: 6,36 Millionen Dollar) oder Saints-Corner Marshon Lattimore (3,4 Mio.) zu echten Schnäppchen macht. Elliott (6,8 Mio.) und Fournette (6,1 Mio.) dagegen sind trotz Rookie-Verträgen in der Top-7 ihrer Position zu finden.

Diese Dinge gilt es im Hinterkopf zu behalten, wenn es Richtung Draft geht. In jedem Jahr.

Draft: Welche vielversprechenden Running Backs gibt es nach der 1. Runde?

All das führt ganz konkret mit Blick auf den Draft zu der Frage: Welche Running Backs sind nach der ersten Runde eigentlich verfügbar? Auf wen könnten sich Teams etwa in der zweiten bis vierten Runde stürzen, nachdem Barkley weg ist?

Auch in diesem Jahr ist es wieder eine äußerst tiefe Running-Back-Klasse, was ebenfalls ein Faktor in der Bewertung der Position ist. Seit mehreren Jahren inzwischen kommt eine Flut an qualitativ hochwertigen Backs aus dem College in die NFL und macht es so schlicht nicht nötig, dass hohe Picks im Draft oder viel Geld in der Free Agency in die Position gesteckt wird.

Rashaad Penny, San Diego St.

Penny springt einen auf dem Tape geradezu an, mit seiner Power und seiner Balance ist er eine konstante Big-Play-Bedrohung. Seine Jump-Cuts sind mitunter spektakulär, zudem war er laut Pro Football Focus einer der besten Kontakt-Runner dieser Klasse. Penny liest seine Blocks und die Defense sehr gut und in der Folge gibt es nur wenige negative Plays als Runner.

Der größte Kritikpunkt bei Penny sind die Probleme in Pass-Protection, welche seine Snaps in der NFL vorerst limitieren könnten. Auch ist er kein Speedster, gerade im Vergleich zu anderen Backs in diesem Draft - gleichzeitig aber hatte er 31 Runs von mindestens 15 Yards, was seine Homerun-Qualitäten unterstreicht.

Kerryon Johnson, Auburn

Physischer Power Back, der durch Kontakt arbeitet und meist die richtigen Reads an den Tag legt. Liefert Yards nach Gegnerkontakt und ist ein solider Pass-Catcher. Erhält er Platz, ist die Explosivität sichtbar, auch sonst ist Johnson ein verlässlicher Inside-Runner und für seine Größe durchaus beweglich. Hat sich von 2016 auf 2017 klar gesteigert.

Johnson wäre wohl noch höher in den meisten Rankings, wenn er nicht schon jetzt eine ordentliche Verletzungshistorie aus den vergangenen beiden Jahren mitbringen würde: Knöchelverletzungen, Schulter-OP, Oberschenkelverletzung - Teams werden das in ihre Bewertung einfließen lassen. Ansonsten wird niemand Johnson mit einem Speedster verwechseln, darüber hinaus sucht er etwas zu häufig den Kontakt und lässt so mögliche Yards liegen.

Derrius Guice, LSU

Die Kombination aus Balance und Power ist nichts anderes als beeindruckend, Guice ist der vielversprechendste Kandidat nach Barkley - auch wenn sein 2017er Tape das nicht immer vermuten lassen würde: Verletzungen machten ihm mehr oder weniger die komplette Saison zu schaffen, 2016 dagegen war äußerst eindrucksvoll. Gute Vision, läuft mit einer gehörigen Portion Wut und Explosivität - allerdings nicht mit blinder Aggressivität. Guice ist extrem schwer zu Boden zu bringen, weicht Spielern aber genauso aus, wie er über sie rennt.

Für seine Größe und Power ist Guice durchaus beweglich, im Gesamtbild aber ist er sicher kein agiler Runner. Primär wird er auf dem nächsten Level an seinen Fähigkeiten in Pass-Protection arbeiten müssen, das Route-Running wirkt mitunter noch äußerst hölzern. Guice ist dennoch neben Barkley der Back dieser Klasse, der ab Week 1 der Starting-Back einer NFL-Franchise sein kann.

Nick Chubb, Georgia

Chubb bringt eine gehörige Portion Power und Physis mit, kreiert Yards nach Gegnerkontakt und ist ein guter Inside-Runner. Sieht seine Blocks richtig, hat zudem einen guten, kompakten Laufstil. Außerdem verfügt er über schnelle Füße und eine überdurchschnittliche Balance.

Fragezeichen bei Chubb sind generelle Geschwindigkeit und Explosivität. Manchmal wirkt es, als würde er seinen eigenen Reads nicht vertrauen, zudem hatte er im Passing Game nur eine klar untergeordnete Rolle.

John Kelly, Tennessee

Seine Physis wird einige Teams zögern lassen - das Tape aber sollte Bedenken in dieser Richtung deutlich beruhigen können. Hat einen spektakulären Stiff-Arm, Power, Vision und Balance sind eindrucksvoll. Zudem agil und explosiv und ein guter Receiver. Als Blocker sollte man ihn nicht einplanen.

Ronald Jones, USC

Der spektakulärste Running Back nach Barkley, aufgrund der schieren Explosivität und Geschwindigkeit. Ein extrem agiler Homerun-Hitter mit guter Balance, bei dem jeder Carry das Feld runter gehen kann. Jones nutzt seinen Speed dabei clever, indem er Geduld und Vision an den Tag legt und seinen Blockern eine Chance gibt. Er sucht die Lücken und attackiert die dann mit einer Explosion, die Defenses allerhand Probleme bereitet.

Der Preis für die Beweglichkeit und die spektakulären Cuts sind die physischen Fragezeichen, die Jones mitbringt. Seine Physis könnte seine Carry-Anzahl in der NFL beschränken, gleichzeitig darf man seine Stärke in Pass-Protection durchaus hinterfragen. Auch wird Jones in der NFL zielstrebiger laufen müssen, noch zu häufig verbringt er zu viel Zeit im Backfield - das klappt im College, in der NFL kann das viel eher nach hinten losgehen.

Sony Michel, Georgia

Für viele der Nummer-3-Back nach Barkley und Guice. Vision und Explosivität sind auf enorm hohem Level, was Michel unweigerlich zu einem permanenten Big-Play-Threat macht. Gibt seinen Blockern Zeit und schaltet schnell mehrere Gänge hoch, gleichzeitig ist er auch ein harter Inside-Runner, wenn nötig. Zudem brandgefährlich als Receiver, wo er regelmäßig Verteidiger schlecht aussehen lässt. Schon jetzt ein beachtlich kompletter Running Back, für die moderne NFL elementar wichtig.

Kritisieren kann man sicher die Teilzeit-Rolle, die Michel in Georgia hatte. Seine Cuts sind ausbaufähig, Michel könnte auf engstem Raum noch mehr rausholen. Doch die Kritikliste für Michel ist nicht wirklich lang.

Royce Freeman, Oregon

Ein solider All-Around-Back, der sehr vieles gut, aber wenig herausragend macht. Ein guter Interior Runner, weil er eine solide Mischung aus Power, Geduld und Vision mitbringt. Gibt seinen Blocks die Chance, sich zu entwickeln, ohne zu viel herumzutanzen - eher sucht er die erste Lücke und attackiert die dann. Kann auch als Receiver und in Protection eingesetzt werden und hat mehrere Jahre College-Produktion vorzuweisen.

Fraglich dagegen sind Geschwindigkeit sowie auch die Explosivität. Freeman wirkt manchmal fast etwas behäbig, er braucht Zeit, um auf ein gewisses Tempo zu kommen. Darüber hinaus zeigt sein Tape auch gewisse Schwierigkeiten damit, an der Line of Scrimmage Räume zu kreieren. Das gilt aber nicht automatisch auch für kreierte Yards, Freeman ist ein verlässlicher After-Contact-Runner.