Wie lange können die Bills Josh Allen an der Seitenlinie halten? Gibt es einen philosophischen Wechsel bei den New England Patriots? Erhält bei den Cleveland Browns endlich Stabilität Einzug, wie drastisch wird der Umbruch in Seattle - und dürfen sich Fans der Green Bay Packers auf ein neues Kapitel freuen? SPOX blickt vor dem Sommer auf die zentrale Geschichte für jede der 32 Franchises.
AFC North
Baltimore Ravens
Die Story: Lamar Jackson.
Man kann über die Interior Offensive Line abseits von Marshal Yanda sprechen, oder über das runderneuerte Wide-Receiver-Corps. Auch der wieder verstärkte Fokus auf die Tight-End-Position ist in Baltimore erwähnenswert. Das dominante Thema aber ist ganz klar Lamar Jackson: Der ist einerseits ein polarisierendes Prospect, andererseits aber könnte er den einen oder anderen Kritiker als Passer auch überraschen. Vor allem jedoch ist Joe Flacco in Baltimore seit Jahren eine schwierige Personalie, weil er seit den herausragenden Playoff-Auftritten in der Super-Bowl-Saison kontinuierlich abgebaut hat. Gleichzeitig hatten die Ravens lange ohnehin keine ernsthafte Alternative - mit Jackson ändert sich das jetzt, und der Trainerstab sowie der Run-lastige Ansatz könnten Jackson früher aufs Feld bringen als gemeinhin vermutet.
Cincinnati Bengals
Die Story: Joe Mixon und eine neue Welt.
Jeremy Hill ist weg und die Bengals haben nach dem erwartbaren Blocking-Desaster in der Vorsaison in die Offensive Line investiert: Cordy Glenn und Billy Price geben Cincinnati auf einen Schlag um ein Vielfaches mehr Stabilität an der Line of Scrimmage und Offensive Coordinator Bill Lazor hat in der Vergangenheit gezeigt, dass er Defenses gerne in die Breite zieht, Pre-Snap-Motion einsetzt um Verteidiger aus dem Weg zu schaffen und seine Offense mit Tempo spielen lässt, um daraus gute Matchups zu erhalten. Denkt man diesen Gedanken weiter und kombiniert ihn mit der neuen Offensive Line, so sollten sich für Mixon im Run und im Underneath Passing Game ganz neue Räume ergeben.
Cleveland Browns
Die Story: Endlich - endlich! - Stabilität. Oder?
Die allermeisten NFL-Fans in Deutschland haben die Browns nie als etwas anderes erlebt, als eine Mischung aus sportlicher Bodensatz und Quell schlechter Quarterback-Witze und -Trikots. Die langfristigen Pläne von Sashi Brown in Kombination mit kontinuierlichen, sinnvollen Verstärkungen und vielen hohen Draft Picks haben Cleveland jetzt an einen Punkt gebracht, an dem der nächste Schritt tatsächlich möglich zu sein scheint. Die Browns sollten auf beiden Seiten des Balls an der Line of Scrimmage klar überdurchschnittlich aufgestellt sein. Das Receiving-Corps ist jung und talentiert, das Backfield tief und in Tyrod Taylor - der bereits zum Starter für 2018 ernannt wurde - haben die Browns vor allem endlich einen Quarterback, der keine Spiele wegwirft. Der Umgang von Hue Jackson mit DeShone Kizer in der Vorsaison war desolat, das galt aber auch schematisch: Eine Offense, die dem Quarterback kaum hilft und viel auf Iso-Routes setzt, sorgte für noch mehr Turnover. Schon 2017 hätte Cleveland eigentlich mehrere Spiele gewinnen müssen.
Pittsburgh Steelers
Die Story: Wer braucht schon Linebacker?
Dass Ryan Shazier mindestens 2018 nicht spielen wird, ist schon seit einer Weile klar und ob der Linebacker jemals wieder ein Football-Feld betreten wird, steht in den Sternen. Pittsburgh ignorierte die Position dennoch im Draft nahezu komplett, Jon Bostic soll es jetzt als Starter richten. Die spannendere Frage wird so sein, wie intensiv Pittsburgh (Big-)Nickel-Pakete nutzt, um mehr Cornerbacks und vor allem mehr Safeties auf den Platz zu bekommen. Offensiv wird es interessant sein zu beobachten, wie sich Randy Fichtner - der jetzt seit sieben Jahren Ben Roethlisbergers Quarterback-Coach war - als Offensive Coordinator schlägt. Big Ben jedenfalls wird, das zeigen seine kampfeslustigen Ansagen in Richtung Rookie-QB Mason Rudolph, hochmotiviert in die Saison gehen.
NFC North
Chicago Bears
Die Story: Die spannendste Offense 2018.
Chicagos Offense war in der vergangenen Saison über weite Strecken wirklich schwere Kost, ein paar wenige Ausnahmen außen vor. Keine Explosivität, keine Spieler, die im Passspiel einen individuellen Unterschied ausmachen, kein Plan B für Tarik Cohen und keine Unterstützung für Mitch Trubisky. Das soll 2018 ganz anders werden: Mit dem neuen Trainerstab, sowie hier ganz konkret Matt Nagy und Mark Helfrich, erhält eine moderne Offense-Vorstellung in Chicago Einzug. West-Coast-Elemente, gepaart mit Run-Pass-Options, Misdirection, Tempo und Pre-Snap-Motion sowie eine gehörige Portion Play Action - all das wird für Bears-Fans grundlegend schon ein neuer Anblick sein. Bedenkt man dann noch, dass Allen Robinson, Taylor Gabriel, Anthony Miller und Trey Burton das aufregendste Bears-Receiving-Corps seit sehr langer Zeit bilden und, dass Nagy und Helfrich sicher bessere Ideen für Cohen haben werden, dann kann man sich auf Chicagos Offense eigentlich nur freuen.
Detroit Lions
Die Story: Härter. Tougher. Und ein Run Game.
Dieser Lions-Draft trägt ganz eindeutig die Handschrift von Matt Patricia: Physischer an der Line of Scrimmage werden, defensiv die Line mit einem Gap-Controlling-Ansatz bespielen und sich - endlich, wie manch ein Lions-Fan sagen dürfte - auch über das Run Game definieren. Diese Philosophie trieft nur so aus dem Lions-Draft, mit den Picks von Frank Ragnow, Tyrell Crosby, Kerryon Johnson und Da'Shawn Hand. Gerade offensiv sollte das Matt Stafford endlich entlasten. Defensiv dagegen darf man sich weiter wundern, wie genau der Pass-Rush funktionieren soll.
Green Bay Packers
Die Story: Eine neue Zeitrechnung in Wisconsin.
Jimmy Graham und Mo Wilkerson in der Free Agency, die ersten beiden Picks im Draft in die beiden vielleicht aggressivsten Cornerbacks dieser Klasse und zusätzlich drei riesige Wide Receiver in den mittleren und späten Runden: Packers-Fans dürften den Ansatz des eigenen Teams in der Free Agency und im Draft kaum wiedererkannt haben. Und diese mit neuem Geschäftsführer neu gefundene Aggressivität sollte sich auch auf den Platz übertragen - sei es in der Defense von Mike Pettine, oder auch in der Offense, die mehr Geschwindigkeit und mehr Gefahr im Passspiel ausstrahlt. Es ist eine neue Zeitrechnung in Green Bay, und Packers-Fans dürfen zu Recht gespannt auf die kommende Saison sein.
Minnesota Vikings
Die Story: Wer beschützt Kirk Cousins?
Planen die Vikings tatsächlich direkt mit Rookie-Tackle Brian O'Neill als Starter, um dann Mike Remmers nach innen zu ziehen? Der Ansatz im Draft zumindest legt diese Theorie nahe und das wäre, bedenkt man das Investment in Kirk Cousins und die riesigen Probleme in der Line etwa im Championship Game gegen Philly, zumindest eine riskante Vorgehensweise. Dabei darf man zusätzlich gespannt sein, wie die Offense schematisch unter John DeFilippo aussieht, der bekanntermaßen in den vergangenen Jahren von Doug Pederson in Philadelphia lernen durfte. Minnesotas Defense mit Sheldon Richardson zusätzlich in der Start-Formation sollte nochmals gefährlicher werden.
AFC East
Buffalo Bills
Die Story: Wie lange kann Buffalo Allen zurückhalten?
Kein Team brauchte vor dem Draft dringender einen Quarterback als die Bills - und von den vier QBs, die letztlich in der Top-10 vom Board gingen, ist Buffalos Rookie Josh Allen mit Sicherheit derjenige, der von einem NFL-Quarterback noch am weitesten entfernt ist und der 2018 nicht spielen sollte. Auf der anderen Seite ist die Alternative A.J. McCarron, und man kann es sich bestens vorstellen, wie die Forderungen nach Allen schnell lauter werden. Für Allens Entwicklung wäre es - betrachtet man sein College-Tape - immens wichtig, nicht direkt ins NFL-Feuer geworfen zu werden. Umso weniger, wenn man sich den Zustand der Offensive Line und des Wide-Receiver-Corps betrachtet. Über den Sommer wird man aber einen guten ersten Eindruck gewinnen können, wie schwierig es für die Bills-Coaches wird, hier standhaft zu bleiben - und natürlich, wie weit Allen tatsächlich ist.
Miami Dolphins
Die Story: Ryan Tannehill muss liefern.
Je länger der Draft zurückliegt, desto interessanter sieht Miamis Offense auf dem Papier aus. Die Offensive Line sollte stabiler sein, Mike Gesicki könnte die eklatante Receiving-Tight-End-Problematik schnell vergessen lassen und im Backfield können die Dolphins eines der explosivsten, vielseitigsten Running-Back-Duos aufbieten. Damit bleibt natürlich vor allem eine, dafür aber zentrale Position: Der Quarterback! Die Dolphins wurden schon vor dem Draft als heißer Anwärter auf Baker Mayfield oder Josh Rosen gehandelt, ihre Inaktivität während der ersten Runde legt nahe, dass der Wunsch nach einem neuen Quarterback zumindest nicht allzu ausgeprägt war. Dennoch gilt, ganz ohne Interpretation: Ryan Tannehill ist 29 Jahre alt, kommt nach einem Kreuzbandriss zurück und könnte finanziell gesehen nach der kommenden Saison halbwegs verschmerzbar zumindest zum Backup degradiert werden. Er muss jetzt in einer Offense, die den Vorstellungen von Adam Gase in Miami auf dem Papier wohl noch nie so nah war, überzeugen.
New England Patriots
Die Story:Wird Sony Michel ein 3-Down-Back?
Sicher, die Linebacker- und Front-Frage in New England dürfte für das Big Picture 2018 die größere Rolle spielen. Im Linebacker-Corps bleiben doch einige Fragezeichen, von der Front mit Shelton, Clayborn und Rivers erwarte ich viel mehr Stabilität als letztes Jahr. Doch die spannendste individuelle Frage lauert im Backfield der Patriots: New England hat die Liga mit einem Running-Back-Pick in der ersten Runde überrascht - ausgerechnet das Team, das seit Jahren mit vielköpfigen Backfields rund um günstige Free Agents und spätere Draft-Picks herum aufgebaut hat. Jetzt also ein Erstrunden-Running-Back, was selbstverständlich die Frage aufwirft: Wie intensiv will Bill Belichick Sony Michel einsetzen? James White dürfte der oberste Pass-Catching-Back bleiben, allerdings ist es durchaus vorstellbar, dass Michel in New Englands Offense die Matchup-Waffe neben Gronkowski wird. Hier dürften Patriots-Fans das Training Camp und die Preseason genau verfolgen.
New York Jets
Die Story: Vergesst nicht die Offensive Line.
Sam Darnold könnte sich als der Glücksgriff entpuppen, auf den die Jets mehr oder weniger seit Joe Namath warten. Schon jetzt gibt es Berichte, wonach Darnold durchaus direkt starten könnte. Das Receiving-Corps mit Kearse, Pryor, Enunwa und Anderson bringt jede Menge Potential mit, genau wie das tiefe Backfield. Die Offensive Line dagegen, vor allem, aber nicht nur die rechte Seite der Line, kommt doch noch mit größeren Wackelkandidaten daher. Das sollten Jets-Fans im Hinterkopf behalten, ehe vorschnell die Rufe nach Sam Darnold ertönen.
NFC East
Dallas Cowboys
Die Story: Zurück zu den eigenen Wurzeln. Zwangsläufig.
So ganz klar ist noch nicht, wie das Passspiel in Big D aussehen soll. Der Rücktritt von Tight End Jason Witten hat die Cowboys fraglos auf dem falschen Fuß erwischt, der Abschied von Dez Bryant stand dagegen schon seit einer Weile im Raum. So oder so, Dallas hat viele Nummer-2-Receiver im Team - und wenige Receiver, die für sich betrachtet Matchups gewinnen. Das macht die Herausforderung für Dak Prescott, aber auch für Coaches mit Blick auf Scheme und Play-Calling größer. Hier gilt es, genau zu beobachten, welche schematischen Anpassungen in Dallas vorgenommen werden. Mit Connor Williams in der zweiten Runde so wie Bo Scarbrough als Late-Round-Pick darf man gleichzeitig aber getrost davon ausgehen, dass das Run Game zwangsläufig wieder das Herzstück in Big D wird.
New York Giants
Die Story: Die talentierteste Skill-Player-Gruppe der Liga. Und Eli.
Odell Beckham, Saquon Barkley, Sterling Shepard und Evan Engram - hat irgendein Team in der NFL eine talentiertere Skill-Position-Gruppe? Atlanta vielleicht am ehesten. Der große Unterschied: Atlanta hat einen Top-10-Quarterback, mindestens. Die Giants haben diesen Luxus nicht, im Gegenteil: Nachdem auch die Offensive Line endlich signifikant aufgewertet wurde, kann man Manning getrost als den Schwachpunkt der Offense betrachten. Er braucht diese Skill-Player-Gruppe und er braucht gutes Play-Calling - weniger Vorhersehbares, weniger sture 3-Receiver-Sets mit unkreativen Routes. Das sollte sich mit dem neuen Head Coach Pat Shurmur signifikant ändern: Die Vikings-Offense in der Vorsaison war schematisch und gerade was Route-Kombinationen angeht eine der besten Offenses in der NFL. In New York hat Shurmur jetzt nochmals bessere Waffen zu seiner Verfügung, um die eigenen Ideen umzusetzen.
Philadelphia Eagles
Die Story: Wann kehrt Carson Wentz zurück?
Kader-technisch steht den Eagles ein eher langweiliger Sommer bevor. Die Abgänge in der Defensive Line wurden durch ähnliche Spielertypen ersetzt (Vinny Curry - Michael Bennett, Beau Allen - Haloti Ngata), Rookie Avonte Maddox könnte schnell auf Slot-Corner-Snaps drängen. Dallas Goedert stellt mehr 2-Tight-End-Sets in Aussicht, die spannendste Frage aber lautet: Wann kehrt Carson Wentz zurück? Kann er im Sommer irgendwann voll mit dem Team trainieren, oder gerät der Saisonstart in Gefahr? Zumindest wissen Eagles-Fans, dass sie mit Nick Foles, der sinnvollerweise nicht getradet wurde, einen verlässlichen Backup haben.
Washington Redskins
Die Story: Alex Smith: Upgrade oder Downgrade?
Das für Washington letztlich so unrühmliche Kirk-Cousins-Kapitel ist endgültig beendet, die Zukunft gehört Alex Smith. Und das bedeutet für Redskins-Fans jetzt monatelanges Diskutieren: Ist Smith womöglich gar ein Upgrade zu Cousins? Oder letztlich doch ein Downgrade? Blickt man nur auf die vergangene Saison, könnte man selbstverständlich stark für Ersteres argumentieren. Doch war 2017 für Smith ein massiver Ausreißer nach oben, gerade was die Downfield-Aggressivität angeht. In Washington wird er in einem anderen Scheme und mit einem schlechteren Waffenarsenal arbeiten müssen. Welchen Alex Smith werden die Fans in der Hauptstadt also erleben? Und nimmt Coach Jay Gruden möglicherweise Scheme-Anpassungen vor, indem er sich bei der Vorjahres-Offense der Chiefs bedient? Die schlechteste Idee wäre es wohl nicht.
AFC South
Houston Texans
Die Story: Rückkehrer und das schwierige Drehen an den richtigen Schrauben.
Die Offense der Houston Texans mit Rookie-Quarterback Deshaun Watson hat in der vergangenen Saison nahezu alle Experten durch die Bank weg überrascht. Natürlich ist die Sample Size mit Watson aufgrund der Verletzung nach sechs Starts noch sehr klein und dadurch mit Vorsicht zu genießen. Doch ein anderer Aspekt rund um Houstons Offense ist für 2018 noch viel interessanter: Wie genau wird Coach Bill O'Brien seine Offense weiter entwickeln? In der vergangenen Spielzeit gelang es O'Brien, viele der Elemente, die Watson im College gut beherrscht hatte, zu adaptieren. Teams haben jetzt aber ein Jahr Tape und werden die Play-Action-Spielzüge der Texans sowie die Run-Pass-Options generell besser verteidigen. Gelingt es Houston dann, ebenfalls eine so gefährliche Offense aufs Parkett zu bringen? Immerhin ist die Offensive Line noch immer die größte Problemzone, etwas, das durch Watson und durch den Stil der Offense in der vergangenen Saison überspielt wurde. Zunächst aber dürften sich Texans-Fans auf die Rückkehr ihrer beiden größten Stars - Watson und J.J. Watt - auf das Football-Feld freuen.
Indianapolis Colts
Die Story: Andrew. Luck.
Man kann über die Colts nicht schreiben oder sprechen, ohne sich mit Andrew Luck zu befassen. Zu zentral ist er für den weiteren Weg dieses Teams, ohne jede Frage ist Lucks versuchtes Comeback eine der größten Storylines für den anstehenden Sommer. Indianapolis ist fraglos noch mitten im Umbruch, gerade die Defense wird noch eine Weile brauchen, ehe man sich wieder nach oben orientieren kann. Ist Luck aber fit und kann hinter der neuen, deutlich verbesserten Offensive Line agieren, würde das den Colts eine ganz andere Aussicht für die Zukunft geben. Noch ist aber komplett offen, wann es so weit sein wird. Und wenn man pessimistischer sein will, darf man auch die Frage in den Raum werfen, ob Luck jemals wieder ganz der Alte wird.
Jacksonville Jaguars
Die Story:Wie sehr kann Jacksonville Bortles verstecken?
Faszinierendere Offseason in Jacksonville, wo zumindest offensiv aus der vergangenen Saison so ganz andere Schlüsse gezogen wurden, als von nahezu jedem NFL-Fan und -Experten. Blake Bortles hatte einen Mini-Run von drei guten Spielen spät in der Regular Season - davon abgesehen hat er in positiver Sicht kaum einmal den Unterschied gemacht, während er gleichzeitig negativ die Jags mehrere Spiele kostete. Entweder ganz direkt durch Turnover, oder eben aufgrund der Tatsache, dass die Coaches ihn schematisch förmlich verstecken mussten. So gesehen in der zweiten Halbzeit des Championship Games gegen die Patriots. Teams werden in der kommenden Saison das Run Game noch aggressiver attackieren und Bortles dazu zwingen, sie durch die Luft zu schlagen. Die Jags haben sich dagegen entschieden, in der Free Agency oder im Draft eine ernsthafte Alternative zu holen - somit gilt auch im nächsten Jahr des Defense-Titel-Fensters das Motto: Blake Bortles oder nichts.
Tennessee Titans
Die Story:Eine neue Welt für Marcus Mariota. (Hoffentlich).
Ein zentraler Grund für den Trainerwechsel in Tennessee war die Tatsache, dass sich Mike Mularkey weigerte, den Offensive Coordinator sowie damit gleichbedeutend den gesamten offensiven Ansatz auszutauschen. Die Titans-Bosse trennten sich daraufhin kurzerhand vom gesamten Trainerstab - und die Wahl des neuen Offensive Coordinators hätte für NFL-Verhältnisse kaum progressiver und vor allem weiter entfernt von den Ideen der vergangenen Jahre sein können. Matt LaFleur hat in den vergangenen drei Jahren erst unter Kyle Shanahan und dann 2017 unter Sean McVay gelernt, zwei der besten jungen Offense-Schemer in der NFL. LaFleur blickt dabei auf mehrere Jahre als Quarterback-Coach zurück, seine Idee sollte viel mehr Spread-, Option- und Play-Action-Elemente beinhalten. Weg von der bisherigen Offense, in der Marcus Mariota in ein Scheme gezwungen wurde, das ihm sichtlich nicht lag. Das neue Offense-Scheme in Tennessee sollte sich über den Sommer schon deutlich abzeichnen und wird nicht nur für Titans-Fans eine hochspannende Angelegenheit.
NFC South
Atlanta Falcons
Die Story: Mit Ridley auf ein neues Level.
Ein Interior-Pass-Rusher hätte den Falcons unglaublich gut zu Gesicht gestanden, überhaupt keine Frage. Den besten Wide Receiver dieser Klasse aber am Ende der ersten Runde zu ziehen ist ein Value, der einfach nicht von der Hand zu weisen ist. Ridley ist ein agiler, explosiver, Top-Route-Runner und gewissermaßen die Julio-Jones-Ergänzung aus dem Bilderbuch. Die Falcons hatten letztes Jahr einige Probleme mit der Offense, die auch mit dem Play-Calling zu tun hatten. Davon ausgehend, dass sich Steve Sarkisian weiter entwickelt, haben die Falcons eines der zwei, drei besten Waffenarsenale und zählt man den Quarterback mit dazu, die meiste offensive Feuerkraft in der Liga. Sarkisians Umstellungen und wie er unter anderem die Receiver einsetzt, wird rund um die Falcons eine der zentralen Geschichten rund um das Training Camp sein.
Carolina Panthers
Die Story: Endlich eine Nummer 1 für Cam.
Ja, die Panthers hatten nominelle Nummer-1-Receiver in den vergangenen Jahren auch nach Steve Smith - Kelvin Benjamin dürfte der erste Name sein, der Panthers-Fans ins Gedächtnis springt. Was hier aber gemeint ist: Die Panthers haben endlich einen Nummer-1-Receiver, der mehr ist, als ein riesiger Wideout mit enormem Catch-Radius. Das war für einige Jahre der klare Wunsch-Receiver-Typ in Carolina, mit Christian McCaffrey und Curtis Samuel ging man davon bereits weg. Moore sollte Newton ein ganz neues Maß an Separation geben; die Panthers können zeigen, dass sie jetzt schrittweise den offensiven Umbruch vollziehen, den viele bereits nach dem vergangenen Draft mit McCaffrey und Samuel erwartet hatten.
New Orleans Saints
Die Story: Das fehlende Puzzleteil.
Bei nur wenigen Teams hatte man derart den Eindruck, dass sie ein Puzzleteil vom ganz großen Wurf entfernt sind, wie bei den Saints. Nach dem äußerst teuren Draft-Trade stellt sich nun die Frage: Ist Marcus Davenport dieses fehlende Puzzleteil? Der Pass-Rush abgesehen von Cameron Jordan war in New Orleans jahrelang ein großes Problem, in der vergangenen Saison entwickelte sich die Defense allerdings sichtbar weiter. Auch im Pass-Rush. Davenport hat physisch alles Potential dieser Welt, könnte ansonsten aber auch Zeit brauchen. Entpuppt er sich auf der anderen Seite aber tatsächlich als das fehlende Puzzleteil, wird niemand den Draft-Trade kritisieren.
Tampa Bay Buccaneers
Die Story: Durchschnitt würde schon viel helfen.
Tampas Defense war in der vergangenen Saison desolat. Ich hatte die großen Pressure-Probleme, die mit Ankündigung kamen, bereits mehrfach erwähnt, unter dem Strich landeten die Bucs, wie eine aktuelle Story auf The Ringer schön illustriert, auf dem letzten Platz in puncto DVOA, zugelassene Yards pro Play (6,0), eigene Sacks (22), Sack-Rate (3,9 Prozent), Pressure Rate (24,8 Prozent), Tackles for Loss (71) und Third-Down-Stop-Rate (48,1 Prozent). Kurzum: Tampas Defense war schlecht. Wirklich schlecht. Das soll jetzt alles anders werden, die Defensive Line um die Neuzugänge Vita Vea, Jason Pierre-Paul und Vinny Curry dürfte deutlich mehr Druck erzeugen, was schematisch für die Defense von Mike Smith - der auf 4-Man-Pressure und nicht auf großartiges Blitzing setzt - elementar wichtig ist. So sollten auch die Problemzonen in der Secondary nicht mehr derart entblößt werden, zumal hier die Rookies M.J. Stewart und Carlton Davis (beide Zweitrunden-Picks) früh eine Rolle spielen könnten. Die Bucs haben die Offense, um um die Playoffs mitzuspielen. Die Defense muss aber wenigstens Durchschnitt und nicht ein Debakel wie im Vorjahr sein.
AFC West
Denver Broncos
Die Story: Alle Augen auf Case Keenum.
Zwei Wide Receiver in den ersten vier Runden, dazu ein Running Back in Runde 3, kein Quarterback und Bradley Chubb mit dem Nummer-5-Overall-Pick - Denvers Draft spricht eine klare Sprache: Case Keenum soll alle Möglichkeiten erhalten, um in Denver Erfolg zu haben. Das, so könnte man argumentieren, hat er sich mit seinen Leistungen in Minnesota im Vorjahr verdient. Gleichzeitig könnte man aber auch argumentieren, dass die Vorjahres-Saison ein enormer Ausreißer nach oben für Keenum war, nicht mehr. Klar ist: Denver legt seine Saison in die Hände von Keenum, dementsprechend stark wird er im Sommer und in der Preseason unter der Lupe stehen. Die Defense ist noch immer auf Contender-Level, kann die Offense schritthalten?
Kansas City Chiefs
Die Story: Ist Mahomes bereit für Shootouts?
Zwei Punkte sind in dieser Frage impliziert: Die Defense der Chiefs kommt nach mehreren Abgängen in den vergangenen Wochen sowie einem bestenfalls unspektakulären Draft anfällig daher, und man darf sich schon fragen, wie sattelfest KC auf dieser Seite des Balls sein wird. Das setzt die Offense zusätzlich unter Druck - und somit auch Patrick Mahomes. Der hat im College bereits tolle Ansätze gezeigt und überzeugte die Verantwortlichen dann im Laufe der vergangenen Saison im Training sowie bei seinem einen Start so, dass sie Alex Smith abgaben. Jetzt muss Mahomes zwingend den nächsten Schritt hinlegen, und wer die Chiefs-Offense und deren Veränderungen in der vergangenen Saison gesehen hat, der dürfte schon äußerst gespannt sein, was sich Andy Reid so für Mahomes einfallen lässt.
Los Angeles Chargers
Die Story: Is THIS the Year?
Diese Frage wurde im Süden Kaliforniens in den vergangenen Jahren so oft gestellt, dass Chargers-Fans eine gewisse Gleichgültigkeit ihr gegenüber entwickelt haben dürften. Doch auch in diesem Jahr - mit den Rookies Derwin James und Uchenna Nwosu in der Defense sowie einer neuen Interior Offensive Line durch Lamps Comeback und der Verpflichtung von Pouncey - muss man die Frage stellen: Sind die Chargers endlich bereit, als Team die eigenen PS auch auf die Straße zu bringen? Pickt man sich für das Training Camp eine Personalie raus, dann wäre das wohl James: Als Allzweckwaffe auf ganz hohem Niveau im College muss man abwarten, wie die Chargers planen, ihn einzusetzen. Will Defensive Coordinator Gus Bradley ihn tatsächlich "nur" als Strong Safety in seiner Defense? Oder wird die Front mit ihm im Gesamtpaket variabler?
Oakland Raiders
Die Story:Was macht Jon Gruden?
Auch die größten Raiders-Fans dürften sich diese Frage in den vergangenen Wochen das eine oder andere Mal gestellt haben. Welchen Wert hat Jordy Nelson ohne Aaron Rodgers? Warum Doug Martin zusätzlich zu Marshawn Lynch holen? Wieso wurden die größten Baustellen - Secondary und Linebacker-Corps - ignoriert, während gleich zwei hohe Picks in athletische Offensive-Line-Projekte gesteckt wurden? Und überhaupt: Wie zeitgemäß ist Gruden noch als Coach, nachdem er jetzt so lange raus aus dem Geschäft war? Wie wird seine Offense aussehen, und bekommt er damit die Entwicklung von Derek Carr wieder in die Spur? Kaum ein Team hat derart viele Fragezeichen wie die Raiders. Das Training Camp in Oakland sollte eine faszinierende Angelegenheit werden.
NFC West
Arizona Cardinals
Die Story: Das Cornerback-Dilemma.
Das Quarterback-Duell ist natürlich das andere große Thema - so lange Sam Bradford aber fit ist, sollte es unmittelbar keinen allzu großen sportlichen Unterschied machen, ob er oder Josh Rosen spielt. Und, so lange Bradford fit ist, wird Rosen vorerst wohl auch nicht spielen. Die Zukunft gehört Rosen, das ist klar, und sollte Bradford irgendwann ausfallen, wäre er seinen Starter-Platz wohl schnell los. Ein Thema, das sportlich direkt einen großen Unterschied machen könnte, ist eine in Arizona inzwischen alljährliche Frage: Wer wird den Cornerback-Spot gegenüber von Patrick Peterson besetzen? Brandon Williams erhält wohl die erste Chance, in Stein gemeißelt ist hier aber nichts. Rund wird das Cornerback-Dilemma durch die Entlassung von Tyrann Mathieu, wodurch Arizona jetzt auch einen Slot-Corner finden muss.
Los Angeles Rams
Die Story: Hollywood.
Die Offseason-Moves der Rams sprechen eine klare Sprache: Alles oder Nichts. Man verpflichtet nicht innerhalb weniger Wochen Ndamukong Suh, Marcus Peters, Aqib Talib und Brandin Cooks, wenn man nicht der Meinung ist, dass jetzt das Titelfenster geöffnet ist. Das sollte für großes Kino im Training Camp sorgen: Wie kommen all diese Stars miteinander und mit Spielern wie Jared Goff und Todd Gurley zurecht? Welche Ideen hat L.A. sportlich, etwa an der Defensive Line? Und kann Rookie Ogbonnia Okoronkwo tatsächlich den Starting-Edge-Rusher-Spot übernehmen? Eine Nebenstory, die man im Blick behalten sollte: Wie entwickeln sich die Vertragsgespräche mit Aaron Donald?
San Francisco 49ers
Die Story:Geht die Magie weiter?
Seit dem Trade für Jimmy Garoppolo sowie wenig später Garoppolos erstem Start für die 49ers schwebt ganz San Francisco auf einer Euphoriewelle. Und die Niners-Offense sollte 2018 mit der umgebauten Offensive Line, einem verbesserten respektive genesenen Receiving-Corps und einem neuen Backfield den Wunschvorstellungen von Kyle Shanahan nochmal deutlich näher kommen. Wie drastisch wird Shanahan die Offense ausbauen? Wie wird er jetzt mit vollem Waffenarsenal vorgehen? Wie wirkt sich die neue Offensive auf seine Run-Konzepte aus? Die Niners werden ein klar offensiv geprägtes Team sein, dennoch bleibt auch auf der anderen Seite des Balls eine eindeutige Frage: Wer wird der Edge-Rusher dieses Teams?
Seattle Seahawks
Die Story:Umbruch - aber wie heftig?
Es ist kein Geheimnis, dass sich die Seattle Seahawks im Umbruch befinden. Die Frage lautet eher: Wie groß wird dieser Umbruch tatsächlich? Was das Spielermaterial angeht ist es ein Umbruch, von dem viele Teams träumen würden - mit einem Franchise-Quarterback, einem Nummer-1-Receiver, einem Erstrunden-Running-Back und einem noch immer sehr guten Defense-Kern. Umso spannender wird die schematische Seite der Dinge: Wie genau will der neue Offensive Coordinator Brian Schottenheimer seine Offense umsetzen? Passt er seinen Wunsch nach vertikalem Passspiel in Kombination mit horizontalem Ausdehnen der Defense an Seattles Offensive Line an? Wie setzt er Rashaad Penny ein? Und setzt der neue Defensive Coordinator Ken Norton Jr. weiter auf mehr Man Coverage? Das Training Camp sollte erste Fragen beantworten.