AFC North
Baltimore Ravens
Die Story: Lamar Jackson.
Man kann über die Interior Offensive Line abseits von Marshal Yanda sprechen, oder über das runderneuerte Wide-Receiver-Corps. Auch der wieder verstärkte Fokus auf die Tight-End-Position ist in Baltimore erwähnenswert. Das dominante Thema aber ist ganz klar Lamar Jackson: Der ist einerseits ein polarisierendes Prospect, andererseits aber könnte er den einen oder anderen Kritiker als Passer auch überraschen. Vor allem jedoch ist Joe Flacco in Baltimore seit Jahren eine schwierige Personalie, weil er seit den herausragenden Playoff-Auftritten in der Super-Bowl-Saison kontinuierlich abgebaut hat. Gleichzeitig hatten die Ravens lange ohnehin keine ernsthafte Alternative - mit Jackson ändert sich das jetzt, und der Trainerstab sowie der Run-lastige Ansatz könnten Jackson früher aufs Feld bringen als gemeinhin vermutet.
Cincinnati Bengals
Die Story: Joe Mixon und eine neue Welt.
Jeremy Hill ist weg und die Bengals haben nach dem erwartbaren Blocking-Desaster in der Vorsaison in die Offensive Line investiert: Cordy Glenn und Billy Price geben Cincinnati auf einen Schlag um ein Vielfaches mehr Stabilität an der Line of Scrimmage und Offensive Coordinator Bill Lazor hat in der Vergangenheit gezeigt, dass er Defenses gerne in die Breite zieht, Pre-Snap-Motion einsetzt um Verteidiger aus dem Weg zu schaffen und seine Offense mit Tempo spielen lässt, um daraus gute Matchups zu erhalten. Denkt man diesen Gedanken weiter und kombiniert ihn mit der neuen Offensive Line, so sollten sich für Mixon im Run und im Underneath Passing Game ganz neue Räume ergeben.
Cleveland Browns
Die Story: Endlich - endlich! - Stabilität. Oder?
Die allermeisten NFL-Fans in Deutschland haben die Browns nie als etwas anderes erlebt, als eine Mischung aus sportlicher Bodensatz und Quell schlechter Quarterback-Witze und -Trikots. Die langfristigen Pläne von Sashi Brown in Kombination mit kontinuierlichen, sinnvollen Verstärkungen und vielen hohen Draft Picks haben Cleveland jetzt an einen Punkt gebracht, an dem der nächste Schritt tatsächlich möglich zu sein scheint. Die Browns sollten auf beiden Seiten des Balls an der Line of Scrimmage klar überdurchschnittlich aufgestellt sein. Das Receiving-Corps ist jung und talentiert, das Backfield tief und in Tyrod Taylor - der bereits zum Starter für 2018 ernannt wurde - haben die Browns vor allem endlich einen Quarterback, der keine Spiele wegwirft. Der Umgang von Hue Jackson mit DeShone Kizer in der Vorsaison war desolat, das galt aber auch schematisch: Eine Offense, die dem Quarterback kaum hilft und viel auf Iso-Routes setzt, sorgte für noch mehr Turnover. Schon 2017 hätte Cleveland eigentlich mehrere Spiele gewinnen müssen.
Pittsburgh Steelers
Die Story: Wer braucht schon Linebacker?
Dass Ryan Shazier mindestens 2018 nicht spielen wird, ist schon seit einer Weile klar und ob der Linebacker jemals wieder ein Football-Feld betreten wird, steht in den Sternen. Pittsburgh ignorierte die Position dennoch im Draft nahezu komplett, Jon Bostic soll es jetzt als Starter richten. Die spannendere Frage wird so sein, wie intensiv Pittsburgh (Big-)Nickel-Pakete nutzt, um mehr Cornerbacks und vor allem mehr Safeties auf den Platz zu bekommen. Offensiv wird es interessant sein zu beobachten, wie sich Randy Fichtner - der jetzt seit sieben Jahren Ben Roethlisbergers Quarterback-Coach war - als Offensive Coordinator schlägt. Big Ben jedenfalls wird, das zeigen seine kampfeslustigen Ansagen in Richtung Rookie-QB Mason Rudolph, hochmotiviert in die Saison gehen.
NFC North
Chicago Bears
Die Story: Die spannendste Offense 2018.
Chicagos Offense war in der vergangenen Saison über weite Strecken wirklich schwere Kost, ein paar wenige Ausnahmen außen vor. Keine Explosivität, keine Spieler, die im Passspiel einen individuellen Unterschied ausmachen, kein Plan B für Tarik Cohen und keine Unterstützung für Mitch Trubisky. Das soll 2018 ganz anders werden: Mit dem neuen Trainerstab, sowie hier ganz konkret Matt Nagy und Mark Helfrich, erhält eine moderne Offense-Vorstellung in Chicago Einzug. West-Coast-Elemente, gepaart mit Run-Pass-Options, Misdirection, Tempo und Pre-Snap-Motion sowie eine gehörige Portion Play Action - all das wird für Bears-Fans grundlegend schon ein neuer Anblick sein. Bedenkt man dann noch, dass Allen Robinson, Taylor Gabriel, Anthony Miller und Trey Burton das aufregendste Bears-Receiving-Corps seit sehr langer Zeit bilden und, dass Nagy und Helfrich sicher bessere Ideen für Cohen haben werden, dann kann man sich auf Chicagos Offense eigentlich nur freuen.
Detroit Lions
Die Story: Härter. Tougher. Und ein Run Game.
Dieser Lions-Draft trägt ganz eindeutig die Handschrift von Matt Patricia: Physischer an der Line of Scrimmage werden, defensiv die Line mit einem Gap-Controlling-Ansatz bespielen und sich - endlich, wie manch ein Lions-Fan sagen dürfte - auch über das Run Game definieren. Diese Philosophie trieft nur so aus dem Lions-Draft, mit den Picks von Frank Ragnow, Tyrell Crosby, Kerryon Johnson und Da'Shawn Hand. Gerade offensiv sollte das Matt Stafford endlich entlasten. Defensiv dagegen darf man sich weiter wundern, wie genau der Pass-Rush funktionieren soll.
Green Bay Packers
Die Story: Eine neue Zeitrechnung in Wisconsin.
Jimmy Graham und Mo Wilkerson in der Free Agency, die ersten beiden Picks im Draft in die beiden vielleicht aggressivsten Cornerbacks dieser Klasse und zusätzlich drei riesige Wide Receiver in den mittleren und späten Runden: Packers-Fans dürften den Ansatz des eigenen Teams in der Free Agency und im Draft kaum wiedererkannt haben. Und diese mit neuem Geschäftsführer neu gefundene Aggressivität sollte sich auch auf den Platz übertragen - sei es in der Defense von Mike Pettine, oder auch in der Offense, die mehr Geschwindigkeit und mehr Gefahr im Passspiel ausstrahlt. Es ist eine neue Zeitrechnung in Green Bay, und Packers-Fans dürfen zu Recht gespannt auf die kommende Saison sein.
Minnesota Vikings
Die Story: Wer beschützt Kirk Cousins?
Planen die Vikings tatsächlich direkt mit Rookie-Tackle Brian O'Neill als Starter, um dann Mike Remmers nach innen zu ziehen? Der Ansatz im Draft zumindest legt diese Theorie nahe und das wäre, bedenkt man das Investment in Kirk Cousins und die riesigen Probleme in der Line etwa im Championship Game gegen Philly, zumindest eine riskante Vorgehensweise. Dabei darf man zusätzlich gespannt sein, wie die Offense schematisch unter John DeFilippo aussieht, der bekanntermaßen in den vergangenen Jahren von Doug Pederson in Philadelphia lernen durfte. Minnesotas Defense mit Sheldon Richardson zusätzlich in der Start-Formation sollte nochmals gefährlicher werden.