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NFL: Patriots, Eagles, 49ers: Die 10 Top-Moves dieser Offseason
Honorable Mention: Die Los Angeles Rams gehen All-In!
Natürlich eines der spektakulärsten Teams dieser Offseason waren die ultra-aggressiven Rams. Da ich über die Schritte in L.A. in den vergangenen Wochen schon ausführlicher geschrieben hatte (unter anderem hier ausführlich über neue die Defense sowie hier über den Cooks-Trade) laufen die Rams hier außer Konkurrenz und tauchen im Ranking nicht auf.
10. Die 49ers verpflichten Richard Sherman
Ein 30-jähriger Cornerback, der von einem Achillessehnenriss zurückkommt, ist erst einmal eine Verpflichtung mit jeder Menge Fragezeichen. Das gilt es grundsätzlich auch bei Sherman im Hinterkopf zu behalten - auch wenn er wohl für das Training Camp fit wird.
Doch bis die Vorsaison für Sherman verletzungsbedingt endete, war er noch immer einer der besten Cornerbacks in der NFL. Seit 2011 erlaubte kein Cornerback mit mindestens 300 Targets ein schlechteres Passer-Rating gegen sich als Sherman (47,7), kein Corner hat mit den gleichen Parametern eine niedrigere Completion-Percentage gegen sich als Sherman (48,1 Prozent).
In den vergangenen beiden Spielzeiten bewies er sich auch häufiger als Man-Corner, seine Stärke aber liegt immer noch darin, in der Cover-3-Defense den linken Cornerback-Spot zu besetzen und so die Offense in ihrem Radius deutlich zu limitieren. Die gute Nachricht: Genau das dürfte in San Francisco seine primäre Aufgabe werden.
Defensive Coordinator Robert Saleh hat von 2011 bis 2013 - also gewissermaßen als die Legion of Boom geboren wurde - im Defense-Trainerstab der Seahawks gearbeitet, anschließend coachte er in Jacksonville unter Ex-Seattle-Defensive-Coordinator Gus Bradley. Die Prägung in der Cover-3-Defense ist also definitiv vorhanden, und Shermans Einfluss wird noch über das rein Sportliche hinausgehen: Hinter einer hochtalentierten Front kann er schnell der klare Leader der Secondary werden - und dass er extrem motiviert sein wird, steht ohnehin außer Frage.
9. Eagles verpflichten Michael Bennett
Der große Bill Walsh, eines der wichtigsten Offense-Minds aller Zeiten im Football, hatte eine etwas überraschende Antwort parat, wenn man ihn nach der wichtigsten Sache im Football fragte: "Das Wichtigste im Football ist Pass-Rush im vierten Viertel." Gemeint war: Wer als Team im Schlussviertel noch die Power und genügend im Tank hat, um den Quarterback konstant unter Druck zu setzen, der hat eine gute Basis für Erfolg in der NFL.
Kein Team war hierin in der vergangenen Saison besser als die Eagles. Als eines von nur sieben Teams hatte Philly in der Regular Season vier Spieler mit mindestens fünf Sacks: Brandon Graham (9,5), Fletcher Cox (5,5), Chris Long und Derek Barnett (je 5). Dabei spielte in der tiefen Defensive-Line-Rotation nur Graham (64,3 Prozent) über 60 Prozent der Snaps, gefolgt von Cox (58,9), Vinny Curry (55,9), Long (48,1), Timmy Jernigan (47,8), Barnett (41,1) und Beau Allen (41).
Anders gesagt: Die Eagles hatten die beste Defensive Line in der NFL, weil sie auf einem höheren Level rotieren konnten als irgendein anderes Team - und so Walshs Prämisse voll erfüllten. Mit Curry und Allen hat Philadelphia zwei Spieler aus dieser Rotation verloren, aber man könnte argumentieren, dass sie zumindest kurzfristig jetzt auf beiden Positionen noch besser dastehen.
Während Haloti Ngata Allen ersetzt, wurde der Trade für Michael Bennett mit dem Wissen eingefädelt, dass Curry gehen könnte. Bennett ist einer der ligaweit gefährlichsten Pass-Rusher der letzten Jahre, kann Defensive End und Defensive Tackle spielen. Er gibt den Eagles, während Barnett mehr Snaps erhalten dürfte und Rookie Josh Sweat als situativer Pass-Rusher in den Mix kommt, für den Pass-Rush eine noch gefährlichere Präsenz. Philly hatte kaum Cap Space und dennoch sieht das Team auf dem Papier besser aus als die 2017er Titel-Version.
8. Der Lernprozess der Cincinnati Bengals
Die Starting-O-Line der Bengals in der vergangenen Saison war ein Desaster mit Ansage. Andrew Whitworth und Kevin Zeitler, die beiden besten Linemen, wurden abgegeben, ohne dass Verstärkungen gekommen wären. Stattdessen rutschte Cedric Ogbuehi von der rechten auf die linke Seite, Andre Smith und später Trey Hopkins übernahmen Zeitlers Guard-Platz und Jake Fisher startete auf Right Tackle.
Gerade vor dem Hintergrund, dass Andy Dalton eine saubere Pocket benötigt und zusätzlich nicht die Waffen hatte, um Defenses schematisch großartig einzuschränken, war das eine fahrlässige Vorgehensweise. Immerhin: Die Bengals haben aus ihren Fehlern gelernt. Mit Erstrunden-Pick Billy Price auf Center und dem via Trade aus Buffalo geholten Cordy Glenn auf Left Tackle sollte die Line auf einen Schlag wieder stabiler sein. Davon wird Dalton genauso profitieren wie dahinter Joe Mixon und Giovani Bernard.
7. Die Colts kreieren eine neue Team-Identität
Vor allem der Pick von Philipp Dorsett 2015 in der ersten Runde gab Colts-Kritikern eine Steilvorlage: Statt die offensichtlichen Baustellen etwa in der Front oder in der Offensive Line zu adressieren, wurde auf einen filigranen Skill-Position-Player gesetzt. Seit Jahren nunmehr fehlt es in Indy jetzt schon an Physis, defensiv wie offensiv an der Line of Scrimmage. Dorsett war ein Mega-Bust, Donte Moncrief ist inzwischen in Jacksonville.
Man kann getrost sagen, dass hier frischer Wind Einzug erhält. Mit Quenton Nelson in der ersten und Braden Smith in der zweiten Runde des Drafts - beides Guards - hat Indianapolis seinen Weg hin zu einer neuen Identität weiter geebnet. Nelson und Ryan Kelly sollten sofort eines der Top-Interior-Duos bilden, die Line sieht auch darum mit Jack Mewhort und Anthony Castonzo nicht so schlecht aus - während das Receiving-Corps ganz offensichtlich mitnichten der Fokus dieser Offseason war.
Die Colts sind in einem mindestens zweijährigen Umbruch, selbst wenn Andrew Luck dieses Jahr wieder voll zurückkehrt; man kann getrost davon ausgehen, dass die Defensive Front im nächsten Jahr adressiert wird. Es ist offensichtlich, dass die neuen Team-Bosse und Coaches Spiele an der Line of Scrimmage dominieren wollen - Luck kann das nur gefallen.
6. Die cleveren Trades der New England Patriots
New Englands Trades sind längst nicht immer von Erfolg geprägt, allerdings ist auch kein Team seit Jahren so aggressiv, wenn es um Spieler-Trades geht. Die beiden Deals mit den Browns in diesem Jahr sind dabei, zumindest von der Idee her und was schematische Aspekte angeht, vielversprechend.
Für einen Drittrunden-Pick kam Defensive Tackle Danny Shelton (gemeinsam mit einem Fünftrunden-Pick) nach Foxboro, Cornerback Jason McCourty kostete lediglich einen Sechstrunden-Pick und brachte einen Siebtrunden-Pick mit zurück. Shelton passte nicht in die attackierende 1-Gap-Defense der Browns - für New Englands 2-Gap-Defense ist er ideal geeignet, und sollte ganz nebenbei noch dabei helfen, die Probleme in der Run-Defense merklich zu limitieren.
In einer 2-Gap-Front ist es die primäre Aufgabe der Defensive Linemen, ihre Position zu halten und Platz zu schaffen. Der D-Liner attackiert gewissermaßen nicht selbst primär das Backfield, sondern er kontrolliert die Line und muss das Play lesen. Hierfür ist Shelton ideal geeignet, mit ihm und Malcom Brown in der Mitte kann Belichick seine Gap-Controlling-Defense spielen, was Shelton auch in einer 4-3-Formation mehr Wert gibt.
McCourty indes hatte eine sehr gute vergangene Saison, er könnte direkt die durch den Abgang von Malcolm Butler entstandene Lücke schließen. McCourty ist nicht auf Butlers Level, doch können die Pats so ein altbewährtes Muster wieder auspacken: Mit Stephon Gilmore als klarer Nummer-1-Corner wird Belichick wieder häufiger eine Safety-Corner-Kombination einsetzen, um McCouty unter die Arme zu greifen.
Zusätzlich dazu konnte New England mit Cordarrelle Patterson den besten Kick-Returner der Liga aus Oakland ebenfalls günstig abwerben, die hier durch den Abgang von Danny Amendola und Dion Lewis entstandene Lücke wurde mehr als gut gefüllt.