Third and Long Week 1: Vikings-Defense und die unterhaltsamste Offense der NFL

Von Adrian Franke
11. September 201810:32
Tyreek Hill war von den Los Angeles Chargers nicht zu stoppen.getty
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Die NFL ist endlich zurück! Dabei treffen die San Francisco 49ers auf ein wiederkehrendes Motiv in Minnesota, die Chiefs zeigen, dass sie die unterhaltsamste Offense der Liga haben könnten - und hat die Rodgers-Blessur für die Green Bay Packers positive Auswirkungen? Außerdem: Atlantas Probleme in der Red Zone, die Situation um Le'Veon Bell und erwartete Probleme in Houston und Buffalo.

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Kansas City Chiefs: Die unterhaltsamste Offense der NFL

Einige der Besonderheiten der Chiefs-Offense hatte ich vor einigen Wochen bereits erklärt: Sie waren neben Philadelphia das Pass-lastigste Team bei langen First und langem Second (7-10 Yards) Down, was statistisch deutlich erfolgsversprechender als Runs in den gleichen Situationen ist. Sie sind glänzend darin, Tyreek Hill auch als Ablenkung einzusetzen und sie nutzen Play Action sowie Option-Elemente besser als die allermeisten Teams.

Der Auftaktsieg bei den Chargers am Sonntag war hier eine Bestätigung und mehr: Die Chiefs haben gezeigt, dass sie tatsächlich in der Lage sind, die unterhaltsamste Offense der Liga zu stellen.

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Das beginnt für Coach Andy Reid bei den Option-Elementen, die auch gegen die Chargers wieder mehrfach zu sehen waren. Hier gibt es eine Triple Option:

Mahomes hat zunächst die Möglichkeit, den Ball an den Running Back im Backfield zu übergeben. Tyreek Hill läuft hinter ihm vorbei und zieht die Defense bereits in die Breite, gleichzeitig wird er so wenig später zum Option-Spieler.

Denn da Mahomes den Ball selbst behält, erhält er zu seiner linken Seite einen Blocker, zu seiner rechten Seite Hill, zu dem er den Ball pitchen kann.

Das sind keine komplexen Plays, sie geben dem Quarterback aber Sicherheit und sorgen für einfache Raumgewinne. Außerdem werden gegnerische Defenses so in der ohnehin kurzen Zeit zwischen zwei Spielen dazu gezwungen, sich auf diese Spielzüge vorzubereiten.

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Das nächste Beispiel ist der lange Touchdown von Tyreek Hill, und auch hier gilt wieder: Es muss nicht kompliziert sein, um zu funktionieren.

Im Prinzip ist es eine einfache Slant-Flat-Kombination, mit einem eingebauten Play-Action-Fake. Warum aber funktioniert das? Es ist kein Geheimnis, dass die Chargers häufig Cover-3 oder eine Variation davon spielen werden. Und genau darauf zielt dieses Konzept ab.

Die angetäuschte Ballübergabe an den Running Back soll die Linebacker einen Schritt nach vorne ziehen, während die kurze Flat-Route den Underneath-Coverage-Spieler auf der Seite dazu zwingt, seine Zone abzudecken. Das öffnet den Raum für Hill in der Mitte.

Weil der Ball mit dem idealen Timing kommt, hat Hill lediglich den tief postierten Safety vor sich und der hat keine Chance im Laufduell mit einem der schnellsten Spieler der Liga.

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Vor allem auffällig aber war, dass die Vorjahres-Saison, als Alex Smith plötzlich zum Downfield-Passer wurde und die Chiefs zumindest über Teile der Saison eine der aggressivsten Passing-Offenses der Liga hatten, keine Eintagsfliege war. Im Gegenteil - Kansas City war in diesem Spiel noch aggressiver.

Mahomes warf den Ball im Schnitt 14,6 Yards das Feld runter; bleibt er ansatzweise bei diesem Schnitt, könnte er eine neue Jahrzehnt-Bestmarke (aktuell: 13,4 Yards für eine Saison) aufstellen. Bei tiefen Pässen (also mindestens 20 Yards Downfield) brachte er drei von sechs für 100 Yards und einen Touchdown an.

Wie die meisten offensiv aktuell guten Teams ist Kansas City im Downfield-Passing-Game bereit, seine Routes auch in Kombination einzusetzen - zu sehen hier. Die Chiefs starten mit einem Play-Action-Fake im Backfield, und dann gibt es mehrere Überkreuzungen der Laufwege. Das zwingt die Verteidiger, um Mit- und Gegenspieler herum zu navigieren, öffnet die Tür für Abstimmungsfehler in der Zone Coverage und kann dem Quarterback anhand dem Verhalten einzelner Verteidiger einfache Reads ermöglichen.

Die Chargers waren dabei am Sonntag auch zu harmlos. L.A. brachte nur vier (!) Blitze, dabei brachte Mahomes bei drei Pässen keinen an den Mitspieler und kassierte zudem einen Sack. Ohne Blitz: 15/24, 256 YDS, 4 TD. Die Chargers waren letztes Jahr schon eines der Teams, das am wenigsten blitzt, und mit Bosa und Ingram kann man sich das natürlich auch erlauben. Aber Bosa spielte gestern nicht und es schien, als hätten die Chargers dafür keinerlei Anpassungen vorgenommen

Dennoch gilt: Die Chiefs sind mit ihren Motion-, Misdirection-, Option- und Fake-Elementen wieder auf bestem Wege, eine der aufregendsten Offenses der Liga zu werden. Dann muss sich zeigen, ob sie gegen vor allem Teams, die flexible und komplexere Zone Coverages spielen, dazugelernt haben.

Vikings vs. 49ers Analyse: Warum warf Garoppolo drei Picks?

Keine Frage: Auswärts gegen diese Vikings-Defense kann jedes Team verlieren, und natürlich konnte Jimmy Garoppolos Lauf der vergangenen Saison so nicht weiter gehen. Aber wieso genau hatte Garoppolo bei seiner ersten Pleite als NFL-Starter solche Probleme? Wie genau machte Mike Zimmer ihm das Leben schwer?

Drei Sachen fielen ganz konkret aus Sicht der 49ers auf: Im Play-Action-Passspiel hatten die 49ers einige Fehler, ohne den verletzten Jerick McKinnon waren die Running Backs signifikant weniger ins Passspiel eingebunden als sonst und Garoppolo hatte Probleme damit, den Intermediate-Bereich des Feldes (zwischen 10 und 20 Yards hinter der Line of Scrimmage) zu bedienen. Lediglich vier von acht Pässen brachte er hier an den Mitspieler. All das sind eigentlich Stärken des Shanahan-Schemes.

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Doch war es auch ganz konkret der Gegner, der San Franciscos Offense vor Probleme stellte - und das mit Blitz-Paketen, die weg gehen vom Double-A-Gap-Blitz, für den Mike Zimmer so bekannt ist. Stattdessen gelang es Minnesota, San Francisco mit Overload-Blitzing mehrfach kalt zu erwischen.

Wie der Name schon sagt, wird dabei eine Seite der Offensiv-Formation überladen; die Defense attackiert also mit einem numerischen Übergewicht, im Idealfall ohne dabei mehr als fünf Rusher zu bringen. Man versucht also, die fünf Offensive Linemen so zu täuschen, dass einer letztlich beschäftigungslos ist und anderswo zwei Blocker gegen drei Angreifer (oder drei gegen vier) stehen. Minnesota setzte das oft und bevorzugt in kritischen Situationen ein, hier sieht man drei Beispiele.

Das oben abgebildete erste Beispiel ist ein langes Third Down. Zimmer stellt zunächst die Line zu, damit nicht klar ist, woher der Pressure kommt. Dann bringt er einen Defensive Back von der einen Seite, und lässt dafür einen Lineman auf der gegenüberliegenden Seite sich in Coverage zurückfallen. Somit wäre es zunächst ein 4-Men-Rush, doch der Linebacker auf der Blitzing-Seite attackiert ebenfalls. Dadurch entsteht ein 3-gegen-2-Übergewicht.

In dieser Szene wird daraus sogar ein 3-gegen-1, da Garoppolo den Blitz nicht erkennt oder zumindest keine Anpassung vornimmt, und der Running Back so auf der anderen Seite blockt, wo bereits der Tight End steht - und wo Garoppolo aufgrund der Formation womöglich den Blitz vermutete. Aus dem so überhasteten Pass entstand der Pick Six. Zimmers Idee wurde hier Wunsch-Realität auf dem Feld.

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Anderes Beispiel, nahezu identisches Scheme: Wieder ist es die Mischung aus einem Linebacker und einem Defensive Back, wieder lässt sich der Defensive Lineman auf der gegenüberliegenden Seite zurückfallen.

Dieses Mal baut Zimmer aber noch einen zusätzlichen Schachzug ein, indem er einen der attackierenden Linemen die schräg gegenüberliegende Gap - anstatt die direkt vor ihm - attackieren lässt. In dem Fall erzwingt es einen vorschnellen Pass und eine Incompletion, die in einer Interception hätte enden können.

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Das letzte Beispiel war dann der extrem wichtige Sack von Harrison Smith im Schlussviertel. Wieder ist es Third Down, und wieder bringt Zimmer seinen Blitz - mit dem grundsätzlich gleichen Design.

Eric Kendricks, der Middle Linebacker, täuscht nach dem Snap kurz einen Rush an und lässt sich dann zurückfallen, genau wie der Defensive Lineman auf der Nicht-Blitzing-Seite. Dort erzwingt der Blitz eine 3-gegen-2-Situation, in der Smith letztlich frei durchkommt und den Niners-Drive beendet.

San Francisco stand sich in einigen Bereichen selbst im Weg, Garoppolos zu hohe Pässe waren etwa ein konstantes Thema und kosteten ihn mutmaßlich einen potentiellen Touchdown und sorgten für einen Pick. Die Interception spät im Spiel war ein Wurf in Coverage. Doch Minnesotas Blitz-Pakete in Kombination mit der Tatsache, dass die Vikings-Defense gleichzeitig auch mit dem 4-Men-Rush mehrfach überaus erfolgreich war, war dabei ein maßgeblicher Grund für den Stotterstart des 49ers-Offense-Motors.

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Fitzpatrick, die Falcons, Green Bays Comeback, Le'veon Bell - eure Fragen

Ferdinando Cubitano, Donatus Bergen und Chris Hook: Was sagst du zu dem grandiosen Spiel von Fitzpatrick? Oder sollte man an dieser Stelle lieber über die Defense der Saints sprechen? Können die Bucs ihre heutige Leistung nächste Woche gegen Philadelphia wiederholen?

Das war natürlich die große Überraschung des ersten Spieltages, in meinen Augen haben wir hier so etwas wie den perfekten Sturm aus Bucs-Sicht gesehen: Die Saints hatten über weite Strecken riesige Probleme im Pass-Rush, was dazu führte, dass Ryan Fitzpatrick - der in seiner Karriere ja immer wieder mal plötzliche Hochs hatte - Zeit bekam und seine starken Waffen einsetzen konnte. Ergänzt wurde das durch Abstimmungsprobleme in der Saints-Secondary.

Und welche Schlüsse zieht man dann aus so etwas? New Orleans' Pass-Rush wird wieder besser sein, die Secondary wird sich stabilisieren und Marshon Lattimore hatte eines der schlechteren Spiele seiner noch jungen NFL-Karriere. Ich hatte im Vorfeld der Saison einen leichten Rückschritt der Saints-Defense vermutet, aber der wird sich definitiv auf einem höheren Level abspielen, als das, was wir am Sonntag gesehen haben.

Aus Bucs-Sicht ist für mich ziemlich klar, dass sich das gegen die Eagles so nicht fortsetzen wird. Tampa trifft dann auf eine der Elite-Defenses der Liga, und Philadelphia wird ohne jeden Zweifel in der Lage sein, gegen diese Bucs-O-Line Druck auszuüben. Dann sehen wir vermutlich mehr der Fitzpatrick-Plays, die wir von der anderen Seite des Spektrums kennen. Umso mehr, da Fitz am Sonntag gerade was das Deep-Passing-Game angeht absurde Zahlen auflegte (8/9 bei 15+ Air Yards).

Und nein - eine Quarterback-Kontroverse gibt's in Tampa Bay nicht. Selbst dann nicht, wenn Fitzpatrick seine Form irgendwie über drei Wochen ansatzweise beibehalten könnte.

Kelzama: Haben die Packers einfach nur Glück gehabt, oder war das erste Spiel jetzt einfach "Eingewöhnen" und sie sind recht stark? Immerhin hat die Defense ja "nur" einen Touchdown und drei Field Goals zugelassen...

Die Packers hatten insofern Glück, als dass McCarthy durch Rodgers' Verletzung gezwungen war, mehr No-Huddle zu gehen, mehr aus der Pistol zu agieren und auf Timing-Pässe zu bauen, um dann vereinzelt die volle Gefahr der Breakdown-Pässe - aber mit Rodgers dabei in der Pocket - genießen zu können. Die Packers kontrollierten das Spiel so deutlich besser, mit Rodgers in der Pocket war die Offense innerhalb der eigenen Struktur und Konzepte merklich gefährlicher.

Womöglich auch ein Fingerzeig auf das, was man offensiv künftig noch mehr beachten sollte. Die Kombination aus Rodgers' Fähigkeiten außerhalb der Struktur der Offense auf der einen sowie dem Wunsch nach klarer Struktur und Timing in Coach Mike McCarthys West Coast Offense auf der anderen Seite war schon immer eine kuriose Mischung. Vielleicht hat die Partie gegen die Bears allen Beteiligten gezeigt, dass dieser Ansatz zum jetzigen Zeitpunkt in Rodgers' Karriere erfolgsversprechender ist.

Obwohl Mack die Line und das Spiel zuvor dominierte, hatte Green Bay nämlich bevor Rodgers für einige Plays raus musste seinen Ansatz quasi nicht geändert. Das ist auch eine klare Kritik an McCarthy, möglicherweise wurden die Packers hier zu ihrem Glück gezwungen.

Und die Packers hatten auch mit Blick auf Chicago ein wenig Glück. Die Bears wurden zwischenzeitlich viel zu konservativ in ihrem Passspiel, warfen zu wenige Pässe mal über den First-Down-Marker und schienen teilweise schon gewillt, (zu) früh an der Uhr zu drehen. Auch das sorgte dafür, dass Chicago den Deckel auf dieses Spiel nicht bekam.

Ansonsten hat das Spiel eine gute Idee von dem vermittelt, wozu Green Bay in der Lage sein kann. Die Packers haben in der Secondary jetzt die Feuerkraft, um Eins-gegen-Eins-Matchups nicht nur anzunehmen, sondern sie zu forcieren - das öffnet Tür und Tor für die aggressiven Blitz- und Pressure-Pakete von Mike Pettine. Diese Möglichkeiten hatte Green Bay in den vergangenen Jahren nicht.

Sven: Matt Ryan hatte sicherlich nicht sein bestes Spiel gegen die Eagles. Die Red Zone Offense der Falcons ist erschreckend schlecht gewesen, definitiv Parallelen zum ersten Jahr. Wie könnte ein Turnaround geschafft werden in dem Bereich?

Tatsächlich - und das ist für mich bei den Falcons der frustrierendste Part - ist es glaube ich gar nicht so schwierig, in dem Bereich einige Dinge zu ändern. Zumindest in der Theorie, oder zumindest als Versuch. Was wir gegen die Eagles aber gesehen haben, waren im Prinzip mehr oder weniger exakt die gleichen Probleme, die es auch letztes Jahr gab.

Julio Jones wurde in der Red Zone entweder vom Feld genommen, oder aber isoliert bei Jump-Balls angespielt. Generell ließ Sarkisian weniger Routes innerhalb der Plays laufen, setzte wieder mehrfach auf Isolation-Routes und hatte regelmäßig keinerlei Route-Konzepte, um mal Verteidiger ineinander laufen zu lassen oder Receiver als Ablenkung zu nutzen.

Und als ob das nicht genug wäre: Runs aus offensichtlichen, engen Heavy-Sets (statt aus Spread-Formationen, wie Atlanta ja beim Gegner am Donnerstag wunderbar beobachten konnte), zu wenig Motion, zu wenig Play Action, zu wenige Stack- und Bunch-Formationen (also vor dem Snap eng beieinander postierte Receiver). Sarkisian könnte seiner Offense enorm helfen, würde er an einigen Schrauben ein bisschen drehen. Zwischen Januar und September hat er das aber offensichtlich nicht geschafft.

Breaqi: Die Bills offensiv potenziell schlecht wie kaum ein Team zuvor? Cleveland jetzt schon mit einer der besseren Defensiven der Liga?

25 Passing-Yards und kein einziges First Down in der ersten Hälfte, Peterman am Ende mit fünf Completions, sieben Sacks gegen die Bills-Offense und 2,5 (!) Yards pro Play - ja, es ging gegen eine gute, erfahrene Ravens-Defense, aber da hatte ich dann doch zumindest ein bisschen mehr erwartet. Buffalo wird wenigstens für Teile der Saison die wohl schlechteste Offense haben, und es wäre trotzdem der schlimmste Weg, jetzt vorschnell Josh Allen rein zu werfen. Die Protection wird dadurch ja nicht besser, die Defenses nicht langsamer oder weniger komplex.

Und die Browns? Die Turnover waren zu einem nicht unerheblichen Part Roethlisbergers Fehler, und auch ohne Bell hatten die Steelers über 150 Rushing- und 335 Passing-Yards. Aber: Die Browns haben zumindest angedeutet, welches Potential in dem Team schlummert. Myles Garrett hatte gegen Alejandro Villanueva teilweise einen schweren Stand, hatte aber auch die beiden Big Plays. Denzel Ward war sehr stark, nicht nur aufgrund der Picks.

Cleveland könnte mit der Mischung aus aggressivem Scheme, einem potentiellen Elite-Pass-Rusher in Garrett und der verbesserten Secondary vielen Teams Probleme bereiten. Die Browns sind gerade auf der Seite des Balls noch sehr jung und werden hier noch besser werden, da bin ich sicher (wenn auch womöglich eher mit neuem Coordinator). Aber aktuell würde ich sie eher in der Top-14 als in der Top-8 der Defenses einordnen, als grobe Orientierung.

Sportaddict: Wie bewertest du die Situation in Pittsburgh mit Le'Veon Bell?

Mit einem Wort: hässlich, und es wird nicht besser. Nachdem sich jetzt mehrere Mitspieler öffentlich negativ über ihn geäußert haben, provozierte er nach dem Spiel gegen die Browns mit einem Emoji via Twitter. Dabei scheint ihm entgangen zu sein, dass James Conner - auch mit dem Fumble - ein gutes Spiel hatte und zeigte, wie elementar das Run-Blocking eben auch in Pittsburgh ist.

Für mich hat sich Bells Situation in Pittsburgh mit dem Auftaktspiel nochmals verschlechtert. Er wird irgendwann zurück kommen, um die Saison auch angerechnet zu bekommen und anschließend Free Agent zu sein. Ich kann mir aber zunehmend vorstellen, dass er dem Team noch für eine Weile fernbleibt und die Situation innerhalb der Mannschaft auch nicht mehr so richtig repariert werden kann.

Seine Zukunft liegt nicht in Pittsburgh, allein: ein Trade wird durch die vertragliche Situation mit dem Franchise Tag sehr, sehr schwierig.

Winternam88: Ist der Pass-Rush der Patriots so viel besser, oder ist die O-Line der Texans einfach so viel schlechter?

Ich hatte nie so ganz verstanden, warum viele die Patriots im Vorfeld der Saison in ihren Rankings etwas zurückgestuft haben. Für mich ist das nach wie vor das beste Team der AFC, und ein Grund dafür ist die Tatsache, dass die Front deutlich verbessert ist. Nachdem das letztes Jahr noch die große Schwachstelle war, sind die Pats mit Clayborn und Shelton - die beide hervorragend in das Scheme passen - viel besser aufgestellt, mit Flowers und Wise haben sie schon zwei Edge-Rusher und in Derek Rivers kommt ein X-Faktor noch dazu.

All das ist korrekt, trotzdem gilt hier auch: Vorsicht vor der Week-1-Overreaction. Denn ja, für mich war der Texans-Auftritt eine erste Bestätigung der Offseason-Prognosen. Houston wird mit der eigenen Offensive Line die ganze Saison über Probleme haben, und das wird ein großes Handicap, wenn Watson mehr aus der Pocket passen soll. Es ist ein zentraler Grund dafür, dass ich die Texans knapp nicht in die Playoffs getippt habe.

Letztlich kassierte Watson am Sonntag drei Sacks, alle drei kamen beim 4-Men-Rush und ohne irgendwelche exotischen Pressure-Pakete.

Sebastian von Horn: Bester Spieler in Week 1? Sleepers und Matchups in Week 2? Spannendste beziehungsweise interessanteste Spiele in Week 2?

Bester Spieler, da wäre meine Auswahl:

  • Tyreek Hill, der ein absoluter Game-Changer und die vielleicht aktuell gefährlichste Waffe der ganzen NFL ist. Kein anderer ist so eine Big-Play-Maschine, kein anderer kann Spiele als Receiver und als Returner derart auf den Kopf stellen oder kippen lassen und ist dabei gleichzeitig auch noch die größte "Ablenkungs-Waffe" der Liga.
  • Ryan Fitzpatrick hatte natürlich massive Hilfe von seinen Playmakern und eine unerwartet saubere Pocket. Aber was er daraus gemacht hat, war aller Ehren wert.
  • Und natürlich Aaron Rodgers, der die Packers auf einem Bein in einem Spiel zurückführte, das eigentlich schon fast außer Reichweite schien.

Was Week 2 angeht: die interessantesten Spiele sind Jacksonville gegen New England, Green Bay gegen Minnesota, Pittsburgh gegen die Chiefs und Atlanta gegen Carolina. Die beiden AFC-Duelle könnten später im Playoff-Rennen mal noch eine Rolle spielen, und wir alle wollen die Pats-Offense gegen die Jaguars-Defense wieder sehen.

Die beiden NFC-Partien dagegen sind möglicherweise im weiteren Saisonverlauf absolut kritische Partien: zwischen Green Bay und Minnesota könnten die direkten Duelle über den Division-Sieg entscheiden, die Falcons müssen zeigen, dass sie nach der unnötigen Auftaktpleite in Philadelphia gegen eine unangenehme Panthers-Defense zurückschlagen können. Ein 0-2-Start in dieser NFC wäre ein ziemlich dickes Brett gleich zu Beginn der Saison.