NFL Third and Long Week 12: Seahawks als Playoff-Kandidat - aber warum?

Von Adrian Franke
28. November 201807:43
Die Seattle Seahawks sind auf Playoff-Kurs - auf dem Rücken einer vertikalen Offense.getty
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Mit dem Abschluss von Woche 12 biegt die Regular Season auf die Zielgerade ein, und das Playoff-Bild wird konkreter. Darin spielen die Seattle Seahawks eine zunehmend prominente Rolle, aber warum eigentlich? Außerdem: Die Bauernopfer bei den Jaguars fallen, tiefere Probleme sind aber offensichtlich. Um die Patriots muss man sich keine Sorgen machen; und welchen Einfluss hat eigentlich Cooper auf die Cowboys-Offense?

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Die Seahawks auf Playoff-Kurs - dank des Passing Games

Seattle ging mit dem öffentlich kommunizierten Ansatz in die Saison, wieder stärker auf das Run Game setzen zu wollen. Head Coach Pete Carroll will auf ein starkes Run Game in Kombination mit der Defense setzen, auch die schiere Anzahl der Runs sollte wieder hoch geschraubt werden. Diese Mission wurde eindrucksvoll erfüllt - Seattle steht bei 31,9 Runs pro Spiel, der Liga-Höchstwert.

Und die Seahawks hatten auch mehrere spektakuläre Auftritte mit ihrem Run Game. 273 Rushing-Yards gegen die Rams, 154 gegen die Chargers, 176 in Detroit, um nur einige zu nennen. Doch so dominant Seattle mit seinem Run Game vereinzelt auch aussah: wirklich gefährlich ist Seattle, wenn man in der Lage ist, Defenses tief zu attackieren. Und das können die Seahawks.

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In den kritischsten Momenten während des Spiels gegen die Panthers war genau das auch das Mittel, mit dem Seattle diese Partie gewann. Die drei längsten Passing-Plays der Seahawks am Sonntag kamen in der zweiten Hälfte bei Third oder Fourth Down und alle drei hatten direkte Scoring-Implikationen

Dabei stach natürlich das Big Play zu Tyler Lockett ganz am Ende heraus: Ein 43-Yard-Pass eine Minute vor dem Ende, der das Game-Winning-Field-Goal ermöglichte.

Mit dieser und ähnlichen Route-Kombinationen hatten die Seahawks in Carolina mehrfach Erfolg: Gegen die Panthers-Secondary, die sehr viel Cover-1 und Cover-3 - also mit je nur einem tiefen Safety - spielt, zogen sie den Safety durch eine tiefe Crossing-Route weg vom primären vertikalen Read; in diesem Fall Lockett.

Dazu kam ein Coverage-Switch bei den Panthers, der womöglich durch Locketts kurze Route oder durch einen Pre-Snap-Kommunikationsfehler bedingt war. Munnerlyn übernimmt den Outside-Receiver, stattdessen zieht Cornerback Corn Elder, vor dem Snap outside postiert - nach innen.

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Das bringt Munnerlyn gegen den schnellen Lockett direkt in einen Nachteil, Seattles Speedster dagegen bekommt nicht nur einen freien Release, sondern auch noch danach freie Bahn, um einfach geradeaus zu sprinten. Hier in der zweiten Grafik wird noch deutlicher, wie offen die Seite dann tatsächlich ist.

Generell ist das vertikale Passing Game Trumpf. Von allen Quarterbacks mit mindestens 20 Dropbacks wirft Wilson prozentual die fünftmeisten 20+ YDS Pässe (15,2 Prozent), ist auf Rang 10 bei Downfield-Accuracy (48,9 Prozent) und hat eine der besten TD-INT-Ratio bei solchen Pässen, gemeinsam mit Kirk Cousins (11:1). Übertroffen wird er hier nur von Aaron Rodgers.

Von allen Quarterbacks mit mindestens 200 Pässen werfen dieses Jahr nur Jameis Winston (Average Intended Air Yards: 10,9), Ryan Fitzpatrick (10,2) und Mitchell Trubisky (9,3) den Ball im Schnitt weiter, Wilson steht hier inzwischen vor Mahomes und Watson.

In den vergangenen beiden Wochen hatte er kombiniert 193 Passing-Yards bei Pässen über mindestens 20 Yards, Wilsons einzige Interception im vertikalen Passing Game kam in Week 1 gegen die Broncos.

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Wo Seattle früher in der Saison noch vor allem aus seinen Play-Action-Sets heraus ins vertikale Passing Game ging - und das ist auch immer noch eine wichtige Waffe, Wilson verzeichnet 2,9 Yards pro Play-Action-Pass mehr und steht via Play Action bei neun Touchdowns und nur einer Interception -, sah man gegen die Panthers erneut auch andere Hilfsmittel, konkret: zusätzliche Protection und das Isolieren des primären Reads. Auch beim hier dargestellten 35-Yard-Touchdown zu David Moore.

Und es fällt sofort auf: Seattle nutzt das gleiche Mittel wie später bei Locketts langem Catch. Wieder ist es eine tiefe Crossing-Route, die den einzigen Safety weg zieht. Die Panthers sind in Cover-1 mit dem einen freien Safety sowie einem Zone-Defender in der Underneath-Coverage.

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Die Seahawks schicken dann Post-Snap Lockett und Baldwin auf die gleiche Seite, indem Lockett in Richtung von Baldwins vertikaler Route läuft. Das zieht unweigerlich die Coverage mit sich, und letztlich befinden sich beide Zone-Verteidiger auf der falschen Seite. Gleichzeitig verschaffen die Seahawks Wilson in der Pocket durch zusätzliche Protection mehr Zeit, ein beliebtes Mittel unter Offensive Coordinator Brian Schottenheimer; sei es durch einen zusätzlichen Offensive Lineman, oder aber durch Running Backs und Tight Ends.

Die Panthers attackieren das mit einem Green-Dog-Blitz (Kuechly blitzt, nachdem er sieht, dass der Running Back in Protection bleibt) und einem Delayed-Blitz (lila markiert), kommen aber nicht rechtzeitig durch. Die Routes sind darauf ausgerichtet, Moore zu isolieren und ihm ein Eins-gegen-Eins-Duell zu schaffen und es ist nicht das erste Mal, dass Seattle genau so vorgeht.

Moore ist generell ein wichtigerer Bestandteil der Offense geworden: Über die ersten acht Wochen der Saison erhielt Moore in keinem Spiel mehr als vier Targets, seit Week 9 waren es 6, 3, 8 und am Sonntag in Carolina 5. Mit 18,8 Yards pro Reception ist er einer der Big-Play-Receiver dieser Saison, lediglich DeSean Jackson, Robby Anderson, Kenny Stills und John Brown werden im Schnitt tiefer anvisiert als Moore (16,6 Average Targeted Air Yards).

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Den gleichen Plan aufseiten der Seahawks konnte man auch beim dritten großen Big Play der zweiten Hälfte sehen, ein 54-Yard-Pass zu Moore bei 3rd&12. Erneut ist Moore isoliert, erneut gibt es zusätzliche Protection für Wilson und erneut nutzt Seattle es mit einer tiefen Crossing-Route aus, dass die Panthers viel in Cover-3 und Cover-1 spielen und somit sehr häufig einen einzigen tiefen Safety auf dem Feld haben.

Wilson hatte gegen Carolina 339 Yards, ein persönlicher Saison-Höchstwert. Moore und Lockett knackten die 100-Receiving-Yard-Marke und Seattle kam auf 30 Punkte - mit nur 75 Rushing-Yards bei desolaten 2,6 Yards pro Run.

Und die Panthers? Carolina war gewissermaßen das Gegenbeispiel, das Seattle ebenfalls in mehreren Spielen dieser Saison bereits selbst war. Die Panthers hatten 220 Rushing-Yards und brachten mehr Total Offense Yards gegen diese Seahawks-Defense aufs Board, als irgendein anderes Team bisher in dieser Saison.

Doch neben Red-Zone-Problemen hatte Carolina auch nicht genügend explosive Plays im Passing Game und nicht genügend vertikale Elemente: Cam Newton warf nur drei Pässe über 20 Yards, davon brachte er einen für 28 Yards an und warf eine Interception. Ganz ähnlich wie auch bereits vergangene Woche bei der überraschenden Niederlage gegen die Lions, als Newton in der gleichen Kategorie bei 1/4 für 34 Yards und einem Pick landete.

Beide Teams sind im Playoff-Rennen, beide Teams dürfen noch auf eine Wildcard hoffen. Die vergangenen Wochen haben allerdings klar gemacht, dass das vertikale Passing Game am Ende vielleicht den Unterschied ausmachen könnte - zugunsten der Seahawks.

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Week 12 - Beobachtungen zum Spieltag:

Die Ravens müssen bei Lamar Jackson bleiben

Lamar Jackson ist weit weg davon, als Passer einen konstanten (!) positiven Unterschied auszumachen. Und trotzdem wäre es die falsche Entscheidung, jetzt zu Joe Flacco zurückzugehen.

Ich hatte in der Kolumne letzte Woche Jacksons Einfluss auf die Offense und einige der Formationen genauer analysiert und da bereits auf eine Kernproblematik der Ravens in den letzten Wochen hingewiesen: Über Flaccos letzte fünf Spiele (Steelers, Panthers, Saints, Titans, Browns) lautet seine Bilanz bei Passversuchen über mindestens 20 Yards: 4/30, 94 YDS, 2 INT.

Baltimore hatte offensiv keine Big Plays mehr, und das ändert sich mit Jackson. Insbesondere im Run Game. Die Ravens hatten gegen Oakland erneut drei Runs über mindestens 15 Yards, in der Woche davor waren es gleich acht Runs über mindestens zehn Yards.

Gegen die Raiders am Sonntag verzeichnete Baltimore 242 Rushing-Yards, 267 Rushing-Yards waren es gegen die Bengals. Jackson war gegen Cincinnati noch selbst der primäre Runner, gegen die Raiders lief er weniger, doch die Bedrohung, die von ihm als Runner ausgeht, öffnet Wege für die Backs.

Coach John Harbaugh wollte sich selbstredend direkt nach dem Spiel in dieser Frage nicht festlegen; ich glaube, er hat kaum eine Wahl, wenn man sich Flaccos Auftritte vor der Verletzung anschaut. Wenn es ein Team gibt, dass in diesem Jahr mit Defense und Run Game halbwegs erfolgreich sein kann, dann sind es die Ravens.

Die Jaguars und das klassische Bauernopfer

In Jacksonville haben ganz offensichtlich die Zeiten der Bauernopfer angefangen. Die Saison der Jags ist eine riesige Enttäuschung, die Entlassung des Offensive Coordinators wird aber selbstverständlich nicht einen schnellen Schalter umlegen, und den Jaguars eine 180-Grad-Drehung verleihen. Auch wenn dessen Aussage nach der Entlassung - "wir haben die Saison gut begonnen, aber wir hatten einfach so viele Verletzungen. Ich wünschte, mir wäre etwas eingefallen" - durchaus tief blicken lässt.

Am Ende des Tages ist es zu wenig, zu spät, und das gilt auch für die Degradierung von Bortles zum Backup. Auch hier: Ineffizienter, inkonstanter und weniger explosiv kann das Passing Game nicht sein, und die Jaguars haben sich ja ganz offensichtlich dagegen entschieden, Bortles in einem ausgeprägten Zone-Read-Game zumindest als Runner regelmäßig einzusetzen - Pro Football Focus listet ihn bei 14 designten Runs für diese Saison, neben 36 Scrambles. Und als Passer hat er nicht ansatzweise Franchise-Quarterback-Kaliber.

Aber, und das ist der zentrale Faktor: all das sind keine Neuigkeiten. Die Probleme in Jacksonville liegen viel tiefer. Sie sind in der Art und Weise zu finden, wie man dieses Team fernab von allen Trends der Zeit zusammengestellt hat. Darin, wie eine Säule in der Planung für die 2018er Saison darin bestand, darauf zu hoffen, dass man die vereinzelten "guten Bortles"-Spiele schon zum richtigen Zeitpunkt bekommen würde.

Das ist die Realität, alle andere Ideen im August darüber, wie Bortles' Saison vielleicht verlaufen könnte, wären nichts als Hoffen auf eine Leistungsentwicklung, für die es keine Anzeichen gab, gewesen - und so kann man seine Saison nicht angehen.

Was steht unter dem Strich? Jacksonville hat in Zeiten, in denen man mit dem Passing Game gewinnt, darauf gebaut, seine gute Defense konservieren und mit einem Run Game, das schon vergangenes Jahr nicht wirklich effizient war, gewinnen und seinen Quarterback verstecken zu können. Das haben die Jags in vergangenen Wochen mehrfach eindrucksvoll versucht - mit desolaten Ergebnissen, weil Football so 2018 nicht funktioniert.

Und die Schuld dafür allein bei Bortles oder bei Offensive Coordinator Nathaniel Hackett zu suchen, wäre genauso unfair wie falsch; auch wenn beide selbstverständlich eine Mitschuld tragen. Diese strukturellen Probleme reichen tiefer, und Doug Marrone genau wie auch Tom Coughlin sollten sich einen langen Blick in den Spiegel gönnen.

Jets-Spiel: Keine Sorge um die Patriots

Wirklich schön war der Auftritt der Patriots gegen die Jets nicht, und über drei Viertel auch weniger souverän, als man es sich aus Pats-Sicht mit der Niederlage in Tennessee noch im Hinterkopf gewünscht hätte. Dennoch gilt: um dieses Patriots-Team muss man sich auch jetzt keine Sorgen machen.

Gegen die Jets waren zwei Probleme maßgeblich dafür verantwortlich, dass es lange ein enges Spiel war: New England hatte einen Saison-Höchstwert was akzeptierte Strafen gegen die Pats angeht - und New England bekam mehrfach in der Red Zone Probleme, hier dürfte New England schnellstmöglich ansetzen wollen.

Ansonsten aber waren es über 200 Rushing-Yards auf der einen und mehrere Big Plays im Passing Game auf der anderen Seite: 36 Yards zu Edelman, 34 Yards zu Gronkowski, 27 Yards zu Hogan, 23 Yards zu Gordon; die Patriots hatten Yards nach dem Catch und Contested Catches Downfield von Edelman beziehungsweise Gronk, Brady konnte seinen Arm unter Beweis stellen und New England bewegte den Ball offensiv sehr gut, während die eigene Defense einmal mehr den Run stark verteidigte.

Wie gesagt: um dieses Pats-Team muss man sich auch jetzt keine Sorgen machen.

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Die Cowboys-Offense, die Cardinals, 49ers, Play-Calling - eure Fragen

Daniel Stark: Wie kommt es, dass die lange Zeit so biedere Cowboys-Offense mittlerweile wieder sehr passabel aussieht, beziehungsweise welchen Einfluss hat Amari Cooper, der nach guten ersten Spielen nun sein Breakout-Game hatte? Hat einfach nur ein Nummer-1-Receiver gefehlt?

Als die Cowboys für Cooper getradet haben, war schematisch meine größte Sorge aus Cowboys-Sicht, dass Dallas einen dominanten X-Receiver braucht, der Press-Coverage schlagen und Safetys respektive Coverages diktieren kann. Das ist Cooper für mich nicht, und das ist er auch in Dallas (bisher) nicht.

Aber zwei Sachen sind auffällig: einmal sind die Cowboys deutlich offener in ihren Formationen. Von Week 1 bis 7, also vor dem Cooper-Trade, spielte Dallas nur 60 Prozent in 11-Personnel (61 Prozent Pässe, 39 Prozent Runs). Seither? 70 Prozent 11-Personnel (68 Prozent Pässe, 32 Prozent Runs).

Diese Spread-Formations geben Prescott häufiger klar definierte Reads, sie ziehen die Defense in die Breite und öffnen so auch mehr Räume für Ezekiel Elliott - und die Cowboys sind besser darin geworden, aus diesen Designs Yards nach dem Catch zu produzieren.

Und direkt anknüpfend daran der zweite Punkt: Cooper ist einer der gefährlichsten Slot-Receiver, seitdem er in Dallas ist. 5,64 Yards pro gelaufener Slot-Route sind ein absoluter Spitzenwert und ein Vielfaches höher als es für Cooper in Oakland der Fall war. Kleinere Sample Size als bei den Raiders - der Sprung von 0,43 Yards pro gelaufener Slot-Route zu 5,64 ist aber dennoch massiv.

Cooper ist vielleicht nicht der ideale Receiver, den diese Cowboys-Offense gebraucht hat, wenn wir von einer Labor-Wunschlösung sprechen. Aber er macht diese Offense merklich besser, da gibt es keinen Zweifel.

Kaliba: Du bist bekanntlich ein Fan von vielen Play Action Elementen. Gibt es bei PA Spielzügen auch Nachteile? Ansonsten könnte man ja bei jeden Passversuch ein Fake einbauen und so Unberechenbarer werden.

Wie bei allen Dingen im Football gilt: du darfst nicht berechenbar werden. Ein klarer Nachteil: der Quarterback muss, um den Handoff anzutäuschen, bei den allermeisten Play-Action-Designs seine Augen von der Defense nehmen, was den Post-Snap-Read erschwert.

Außerdem kehrt er sehr häufig der Defense komplett den Rücken zu; in der Folge brauchen Plays insgesamt deutlich länger, um sich zu entwickeln, was wiederum eine Einladung für den Pass-Rush bedeutet, wenn man vorhersehbar wird. Und natürlich würden Defenses früher oder später anfangen, ihre Run-Keys anders zu lesen, wenn sie wissen, dass in den allermeisten Fällen ein Pass nach Run-Fake kommt.

Gleichzeitig gibt die Saison aber natürlich dennoch Lektionen mit, und eine davon lautet ohne Zweifel: die Zeiten der statischen Offenses sind vorbei. Motion, Play Action, Run Pass Options, ausgeprägte Screen-Designs - all das gehört, je nach grundsätzlichem Ansatz in unterschiedlicher Gewichtung, in eine moderne NFL-Offense.

In Zeiten, in denen zahlreiche Defenses nicht aus ihrem statischen Ansatz raus kommen und Coverages spielen, die sie vor zehn Jahren schon gespielt haben, wäre eine Offense dumm, das nicht auszunutzen.

David Nicolas: Es gibt einige Teams mit sehr ausgeglichenen Bilanzen. Bengals und Eagles als Beispiele. Worum geht es für diese jetzt noch? Playoff-Chancen sind ja gering und der Draft-Pick nicht sonderlich hoch.

Die Situation ist letztlich bei diesen Teams in Grundzügen genau wie bei den Kellerkindern der jeweiligen Saison: in den allermeisten Fällen können weder Coaches noch Spieler (und nicht selten gilt das auch für GMs) es sich leisten, zu tanken. Nicht in der NFL, in der Karrieren ungemein kurz und Gelegenheiten gerade für Spieler nicht selten sehr rar gesät sind.

Was bedeuten die weiteren Saisonspiele also ansonsten für Teams im Niemandsland dieser Saison? Zunächst einmal gilt es natürlich, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen und so lange wie möglich im Playoff-Rennen zu bleiben - wer weiß schon, was in irgendeinem verrückten Szenario passieren kann?

Ansonsten ist mein erster Ansatz immer: ein besseres Bild über den Kader bekommen. Welche Spieler zeigen Potential mit Perspektive auf die nächste Saison? Welche Problemzonen tun sich noch auf? Von welchen Coaches sollte man sich noch trennen? Man kann ja durchaus perspektivisch denken, auch wenn man vielleicht nicht mehr viele Spiele gewinnt.

BestiaNegra1900 und Elmolinero: Warum lassen die Cardinals weiterhin Rosen spielen? Verletzungswahrscheinlichkeit ist ja immer gegeben und diese Saison ist ja für sie so gut wie gelaufen. Sollte man den zukünftigen Franchise-Quarterback nicht mehr schützen? Und für wie wahrscheinlich hältst du es, dass man sich sowohl von Steve Wilks als auch von Steve Keim trennt?

Man kann sicher argumentieren, dass man Rosen spät in einem Blowout gegen den Pass-Rush der Chargers ein paar Hits ersparen kann, und damit hätte ich auch kein Problem. Generell aber bin ich auch in einer solchen Situation eher dafür, den Rookie-Quarterback auf dem Feld lernen zu lassen. Die Lernkurve ist dabei wesentlich vielversprechender, für "echte" Defenses und reales Game-Speed gibt es keinen Ersatz.

Die spannende Frage natürlich: wird Wilks davon noch profitieren können? Ich hatte gegen die Chargers erstmals das Gefühl, dass die Spieler aufgegeben und nicht mehr für ihren Coach gespielt haben. Und das eine Woche nach einer Heim-Blamage gegen die Raiders, die in puncto In-Game-Coaching durchaus versucht haben, das Spiel nicht zu gewinnen.

Ich bin überhaupt kein Fan davon, Head Coaches nach einem Jahr zu entlassen. Das lässt die Franchise stagnieren, das legt mögliche Weiterentwicklungen mindestens für ein Jahr auf Eis und verschafft einen Rückstand auf die stabileren Organisationen der Liga. Und nicht selten legen Teams dann eine 180-Grad-Drehung von den Ideen und den Philosophien, auf die sie sich ein Jahr zuvor bewusst eingelassen haben, hin.

Bei den Cardinals muss man sich allerdings schon fragen, ob der mit Wilks im Januar eingeschlagene Weg nicht grundsätzlich der falsche war. Einmal was seine sportliche Philosophie angeht, und wenn man sieht, wie das Team auftritt und wie sich Wilks auf Pressekonferenzen gibt, womöglich auch was seinen Stil als Head Coach angeht.

Nkster: Kannst du dir vorstellen, dass Gregg Williams auch über diese Saison hinaus Head Coach der Browns bleibt? Klappt ja ganz gut mit ihm, auch wenn er menschlich vielleicht nicht der beste Coach ist...

Die Browns spielen seit dem Coach-Tausch besser, das stimmt - für mich kommt das aber primär von der eigenen Offense. Ich habe hier eher Freddie Kitchens, den Interims-Offensive-Coordinator, als größten Coach-Profiteur aus dieser Situation im Visier.

Kitchens hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, die Offense nicht nur an Mayfields Stärken, sondern auch an die Stärken seines Teams - unter anderem die Running Backs und Tight Ends im Passing Game - anzupassen und Game Plans und Play Designs darum aufzubauen.

Die Browns sind in ihren Formationen vielseitiger und schwerer vorhersehbar und aus all diesen Faktoren resultieren mehr Big Plays. Ein bemerkenswerter Turnaround innerhalb einer Saison, der 35:20-Triumph in Cincinnati war für die Browns seit 1999 (!) der erst fünfte Division-Auswärtssieg mit zweistelligem Vorsprung.

Falls die Gerüchte rund um Bruce Arians stimmen und er wirklich für die Browns zurück kommt - ich bleibe vorerst skeptisch, mit Blick auf Arians' Gesundheit - hat er ja schon verraten, dass er Kitchens behalten würde. Das wäre eine schlaue Entscheidung und ich sehe das als das wahrscheinlichere Szenario, als dass Williams Head Coach in Cleveland bleibt.

Max: Dass die Defense keine Spiele kontrollieren kann, ist schon länger bekannt. Aber welche potenziellen Playoff-Defenses haben das Personal beziehungsweise die Möglichkeiten, die nötigen Big Plays zu machen, um die Spiele zu entscheiden und möglicherweise im Februar in Atlanta zu sein?

Das Problem mit den defensiven Big Plays ist letztlich die Tatsache, dass es sehr schwer ist, sie zu planen oder gar darauf zu setzen. Zu viele Faktoren spielen da mit rein und zu unvorhersehbar sind sie letztlich.

Für mich ist der erste Ansatz aber, umso mehr in der Pass-lastingen NFL heute, der Pass-Rush. Ohne Blitzing Druck auf den Quarterback ausüben zu können und das dann dementsprechend mit einer Sieben-Men-Coverage - idealerweise mit mehreren Disguise-Coverages und angetäuschten Pressure- und Blitz-Paketen - kombinieren zu können gibt einem in meinen Augen die beste Chance, zumindest die Wahrscheinlichkeit auf Turnover etwas erhöhen zu können.

Und da kommt man dann doch wieder zu den drei Elite-Teams: die Chiefs, mit Justin Houston, Dee Ford und Chris Jones; die Rams mit Donald und Suh; die Saints mit Sheldon Rankins, Cam Jordan und X-Faktor Marcus Davenport - diese Teams können das erreichen. Die Chargers mit Bosa zurück muss man da auch dazu zählen und die Bears haben vielleicht den gefährlichsten Pass-Rush all dieser Teams. Die Patriots etwa agieren ganz anders und haben nur wenig Durchschlagskraft mit dem 4-Men-Rush.

Lukas Langier: So wie es aktuell aussieht, sichern sich die 49ers den 1. Pick. Für wen sollten sie sich entscheiden oder lieber einen Trade einfädeln, da sie ja keinen QB benötigen?

Sollten die Niners wirklich den ersten Pick im Draft erhalten, sollte es keine größere Diskussion geben: San Francisco sucht seit einer gefühlten Ewigkeit einen dominanten Edge-Rusher, der das zentrale Puzzleteil ist, das dieser Front fehlt und mit dem die ganze Front individuell und in ihrer Struktur deutlich besser funktionieren würde. Und der beste Spieler im Draft wird wohl mit Nick Bosa ein Edge-Rusher sein.