NFL Third and Long Week 15: Das All-Pro Team 2018

Von Adrian Franke
18. Dezember 201810:18
SPOX-NFL-Redakteur Adrian Franke hat sein All-Pro Team für die 2018er Saison zusammengestellt.getty
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Die Verkündung der Pro Bowl Kader steht bevor - SPOX zeigt, wer dabei in keinem Fall fehlen darf! NFL-Redakteur Adrian Franke hat sein Regular Season All-Pro Team zusammengestellt, offensiv wie defensiv. Außerdem: die neue Vikings-Offense, potenzielle Playoff-Überraschungen - und welche Coaches müssen gehen?

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NFL All-Pro Team 2018 - Offense:

In der Nacht zum Mittwoch wird das offizielle Pro-Bowl-Team verkündet - mit Fan-Stimmen, die ein Drittel des Gesamtergebnisses ausmachen, ist es schwer bestreitbar, dass Beliebtheit, Social Media und Fan-Zugehörigkeiten eine sehr große Rolle spielen.

SPOX-NFL-Redakteur Adrian Franke setzt im Vorfeld der Verkündungen die analytische Brille auf und hat sein All-Pro-Team für die 2018er Regular Season zusammengestellt!

Das Vorbild für den Auswahl-Prozess ist das AP-All-Pro-Voting. Offensiv gibt es also einen Running Back, zwei Wide Receiver, einen Tight End und eine Flex-Position; Defensiv gibt es zwei Edge-Rusher, zwei Interior-Linemen, drei Linebacker und einen zusätzlichen Defensive Back. Positionen, bei denen die Auswahl besonders eng war, haben eine "knapp dahinter"-Kategorie.

Quarterback: Patrick Mahomes, Kansas City Chiefs. Patrick Mahomes ist nicht nur der aktuell physisch talentierteste Quarterback in der NFL, wenn wir von Arm-Talent, Würfen aus unmöglicher Position, Bewegung und Passing außerhalb der Pocket und dergleichen sprechen. Er ist auch der Quarterback, der seiner Offense mehr über das Scheme hinausgehend gibt, als irgendein anderer Spieler in der NFL.

Platz 1 bei Football Outsiders' DVOA und DYAR, kein Quarterback ist so gefährlich außerhalb der Pocket und wenn er improvisieren muss, er ist der beste Deep Passer der Liga, produziert die meisten First Downs, hat zwölf Touchdowns und nur eine Interception gegen den Blitz. Er ist schon unheimlich weit was Pre- und Post-Snap-Reads angeht - und das alles in seinem ersten Jahr als Starter. Mahomes ist der beste Quarterback dieser Saison.

Knapp dahinter: Drew Brees, Saints; Philip Rivers, Chargers.

Running Back: Saquon Barkley, New York Giants. Unter schwierigen Umständen - hinter einer über mindestens die erste Saisonhälfte sehr schwachen Offensive Line sowie mit einem bestenfalls inkonstanten Passing Game um ihn herum - hat Barkley eine herausragende Rookie-Saison abgeliefert. Barkley ist einer der besten Contact-Runner der Liga, hat die drittmeisten Runs von zehn Yards oder mehr (hinter Elliott und Gurley), sucht nicht mehr krampfhaft immer das Big Play und ist auch der zentrale Spieler im Passing Game der Giants.

8,4 Yards nach dem Catch pro Reception bedeuten Rang 4 unter Running Backs, laut Pro Football Focus die meisten ausgewichenen Tackles im Passing Game (26) und über 81 Prozent seiner Targets gefangen: Barkley gehört in allen Passing-Game-Kategorien unter Running Backs zur absoluten Spitze und hat unter den im Vergleich schwierigsten Umständen aller hier in Frage kommenden Running Backs die eindrucksvollste Saison gespielt.

Knapp dahinter: Alvin Kamara, Saints; Ezekiel Elliott, Cowboys; Christian McCaffrey, Panthers.

Tight End: Travis Kelce, Kansas City Chiefs. Wenn man die drei Top-Tight-Ends dieser Saison auflistet, dann ist die Liste für mich ziemlich klar: Kelce, Zach Ertz - und San Franciscos George Kittle! Alle drei haben eines gemeinsam: sie sind der Motor ihrer jeweiligen Offense, der Spieler, der Drives konstant am Leben erhält, der in kritischen Downs oft der erste Read des Quarterbacks ist und gleichzeitig auch eine Waffe mit dem Ball in der Hand.

Kelce ist ein solider Blocker, vor allem aber ist er ein gefährlicher Route-Runner und immer wieder überraschend agil mit dem Ball in der Hand. Kelce hat sich mehr und mehr als eines der zentralen Matchup-Probleme in der NFL etabliert.

Knapp dahinter: Zach Ertz, Eagles; George Kittle, 49ers.

Wide Receiver: Michael Thomas, New Orleans Saints. Egal ob man nach Advanced Stats geht (Platz 1 nach Football Outsiders' DYAR, Platz 3 auf DVOA; Nummer-1-Receiver-Grade auf PFF; höchste Catch-Percentage laut Next Gen Stats) oder sich schlicht das Tape anschaut: Michael Thomas ist der beste Wide Receiver dieser Saison.

Das betrifft die Stats, das betrifft seine Bedeutung für die Saints-Offense als gefährlicher Receiver in der für die Saints so wichtigen Mid-Range und vor allem auch aus dem Slot heraus. Das betrifft seine teilweise absurd niedrige Drop-Rate und seine Dominanz als Nummer-1-Receiver, obwohl sich gegnerische Defenses häufig, angesichts der Inkonstanz im Receiving-Corps um ihn herum, auf Thomas als klares Nummer-1-Target einstellen konnten.

Wer in den Playoffs auch auf die Saints trifft: er wird Michael Thomas stoppen müssen, und das wird für die allermeisten Defenses die Nummer-1-Priorität sein.

Wide Reveiver: Tyreek Hill, Kansas City Chiefs. Es gibt aktuell keine individuell explosivere Big-Play-Waffe auf ansatzweise dem konstanten Level, das Tyreek Hill dieses Jahr auflegt. 18 Receptions über 20+ Yards, durchschnittlich 14,9 Air Yards bei seinen Targets (Rang 2 unter Receivern mit mindestens 90 Targets hinter Mike Evans).

Hill belegt auf Football Outsiders' DYAR- und DVOA-Rankings jeweils den zweiten Platz und seine Rolle ist eben mehr als "nur" ein Deep Target. Hill hat auch als Ablenkungs-Element eine riesige Bedeutung für die Chiefs-Offense; ob bei (Fake) Screens oder (Fake) Jet Sweeps - Hill hat nicht zufällig bereits 162 Yards nach dem Catch bei Pässen, die die Line of Scrimmage nicht überqueren.

Die Chiefs-Offense ist gut genug - inklusive der individuellen Improvisationsfähigkeiten von Patrick Mahomes -, dass sie Spiele gewinnen kann, wenn Hill abgemeldet ist. Vor allem über Travis Kelce. Doch Hill ist das X-Faktor-Element und so viel mehr, das Kansas City in den Playoffs brauchen wird.

Knapp dahinter: JuJu Smith-Schuster, Steelers; Adam Thielen, Vikings; DeAndre Hopkins, Texans.

Flex: Todd Gurley, RB, Los Angeles Rams. Über weite Teile der Saison hatte es kein Running Back leichter als Gurley. Eine absurd hohe Anzahl an Carries innerhalb der 5-Yard-Line führte zu den zahlreichen Touchdowns, kein Running Back hatte es häufiger mit einer leichten Box zu tun und kein Running Back lief in einem - aus Sicht des Run Games - besseren Scheme.

Aber Gurleys Saison ist mehr als nur ein tolles Outside-Zone-Scheme, eine sehr gute Line und offene Runs. Gurley wurde als Runner und als Receiver ein wichtiger Spieler in der Rams-Offense und ist auch über das Scheme hinaus extrem produktiv. Falls Jared Goffs Probleme mit Pressure anhalten, könnte das mit Blick auf die Playoffs noch um ein Vielfaches wichtiger werden.

Left Tackle: David Bakhtiari, Green Bay Packers. Der konstanteste und beste Offensive Tackle in der NFL dieses Jahr und ein zentraler Grund dafür, dass Green Bays Offensive Line in der Gesamtbetrachtung teilweise vielleicht etwas zu gut wegkommt. Während Tyron Smith und Trent Williams verletzungsbedingt einen für ihre Verhältnisse schwierigeren Stand hatten, konnte lediglich Armstead mit Bahktiari mithalten. Hätte der Left Tackle der Saints nicht schon fünf Spiele verletzt verpasst, bestünde eine sehr gute Chance, dass er hier stünde. Seine Leistungen jedenfalls waren exzellent.

Knapp dahinter: Terron Armstead, Saints.

Left Guard: Joel Bitonio, Cleveland Browns. Die Browns haben aktuell neben Pittsburgh das beste Guard-Duo der Liga! Bitonio hat dabei nochmal einen Schritt nach vorne gemacht und vor allem in Pass-Protection ist er einer der besten Guards überhaupt. Erst ein Sack geht auf sein Konto, einen QB-Hit hat er laut Pro Football Focus noch nicht zugelassen. Dazu ein solider Run-Blocker und ein sehr disziplinierter Spieler. Dass Clevelands Run Game mit Nick Chubb vor allem über die Mitte, bei Inside-Runs, so explosiv ist, ist kein Zufall und liegt maßgeblich an Bitonio und Kevin Zeitler.

Center: Jason Kelce, Philadelphia Eagles. Vor allem in der ersten Saisonhälfte musste man die Eagles-Line immer wieder kritisieren - Kelce konnte man dabei aber fast immer auslassen. Hat auch jetzt noch keinen Sack dieses Jahr zugelassen und ist mit seiner Agilität und Technik bei den vielseitigen Run-Konzepten der Eagles extrem wichtig. Kaum ein Center in der NFL nimmt im Run Game seines Teams eine vergleichbar große Rolle ein.

Right Guard: David DeCastro, Pittsburgh Steelers. Interior-Pass-Protection ist über die vergangenen Jahre immer wichtiger geworden - und wenige Spieler sind hierbei besser als Pittsburghs Right Guard. DeCastro, auch einer der besten Pull-Blocker der Liga im Run Game, hat in dieser Saison noch keinen Sack zugelassen und ist ein elementarer Bestandteil in einer der besten Offensive Lines der Liga.

Knapp dahinter: Marshal Yanda, Ravens; Kevin Zeitler, Browns; Zack Martin, Cowboys.

Right Tackle: Mitchell Schwartz, Kansas City Chiefs. Mit weitem Abstand der konstanteste Right Tackle in der Liga. Schwartz ist vor allem in Pass-Protection einer der besten Tackles überhaupt und hat für die extrem hohe Anzahl an Pass-Blocking-Snaps (614) verschwindend wenige QB-Pressures zugelassen (19). In einer Division mit jährlich zwei Duellen gegen Von Miller und Joey Bosa auf der rechten Seite der Offensive Line ist Schwartz der Spieler, der Kansas City viel Sicherheit und Stabilität verleiht. Ryan Ramczyk von den Saints kommt am ehesten noch in die Reichweite von Schwartz.

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NFL All-Pro Team 2018 - Defense:

Edge-Rusher: Dee Ford, Kansas City Chiefs. Die Zeit, in der Dee Ford noch unter dem Radar flog, sollte längst vorbei sein. Nicht J.J. Watt, Cam Jordan, Demarcus Lawrence oder Von Miller - es ist Dee Ford, der nach 14 Spielen die meisten Quarterback-Pressures aller Edge-Rusher (71) auf dem Konto hat. Nur Mack und Watt haben mehr Forced Fumbles, ganze vier (!) Tackles hat Ford in dieser Saison verpasst. Ja, in der Run-Defense fällt er gegenüber den anderen Elite-Edge-Verteidigern etwas ab - die allerdings gewichte ich hier auch deutlich schwächer.

Interior Defensive Lineman: Aaron Donald, Los Angeles Rams. Die Saison, die wir aktuell von Aaron Donald sehen, ist nichts anderes als historisch. 17 (!) Sacks in 14 Spielen aus der Interior-Position, insgesamt absurde 89 Quarterback-Pressures (zum Vergleich: Watt steht hier bei 66, Mack und Von Miller bei je 57).

Kurzum: Donald liefert Zahlen, die man generell kaum sieht, und von einem Interior Lineman noch viel weniger. Und selbst in der Run-Defense ist Donald nicht das Problem in L.A. Es gibt zwar mehrere wirklich eindrucksvolle individuelle defensive Leistungen dieses Jahr; Donald sollte die Auszeichnung zum Defensive Player des Jahres aber mit weitem Abstand gewinnen.

Interior Defensive Lineman: Chris Jones, Kansas City Chiefs. Der zweite Platz ist zwischen Jones und Fletcher Cox extrem eng, beide sind absolut vertretbar. Beide kreieren in ähnlicher Frequenz Druck auf den Quarterback, Jones ist mit 14 Sacks in diesem Bereich ein Monster. Beide haben mit Bennett und Graham in Philly sowie Ford und Houston bei den Chiefs gefährliche Rusher um sich herum. Und beide sind nach Donald die klare Nummer 2, was die Interior Line angeht.

Knapp dahinter: Fletcher Cox, Eagles; DeForest Buckner, 49ers.

Edge Rusher: J.J. Watt, Houston Texans. Was für eine unfassbare Comeback-Saison von Watt, der teilweise an seine eigene Dominanz aus vergangenen Jahren erinnert! Was "Disruptive-Qualitäten" - also inwieweit ein Spieler aus Sicht der Offense ein Play negativ beeinflusst - kommt auf die Saison betrachtet vermutlich niemand an Watt ran. Er ist wieder einer der drei, vier besten Pass-Rusher und dazu so dominant wie eh und je gegen den Run. J.J. Watt ist sowas von zurück.

Knapp dahinter: Danielle Hunter, Vikings; Cam Jordan, Saints; Demarcus Lawrence, Cowboys; Von Miller, Broncos.

Linebacker: Bobby Wagner, Seattle Seahawks. Die einfachste Wahl im All-Pro Team neben Aaron Donald und Michael Thomas. Wagner ist auch in diesem Jahr das Herz der Seahawks-Defense und hat einen immensen Anteil daran, dass der Umbruch von der Legion of Boom hin zur nächsten Generation so unerwartet reibungslos verläuft. Der beste Tackler der Liga, extrem stark in Coverage, explosiv, ein Fels gegen den Run und der klare Leader der Defense. Selbst ohne Kam Chancellor und dieses Jahr immer wieder auch ohne K.J. Wright neben sich ist Wagner einfach unheimlich dominant.

Linebacker: Darius Leonard, Indianapolis Colts. Hier könnte auch Luke Kuechly stehen, aber Leonard hat mir auf die ganze Saison betrachtet wirklich gut gefallen, ist definitiv einer der überraschendsten Stars des Jahres - und spielt eine gewichtige Rolle in einer gefährlichen, explosiven Colts-Front. Schon sehr weit in der Run-Defense und ein gefährlicher Blitzer; sieben Sacks sind der Top-Wert aller Off-Ball-Linebacker. Dazu die Tackling-Maschine der Liga in dieser Saison und wenn er sich jetzt noch in Coverage steigert, kann Leonard in den Elite-Linebacker-Kreis aufsteigen!

Linebacker: Khalil Mack, Chicago Bears. Das Äquivalent zu Chandler Jones im vergangenen Jahr. Ja, man könnte Mack auch in die Edge-Rusher-Kategorie packen; als Outside Linebacker bietet der dritte Linebacker-Spot die Möglichkeit, Macks herausragende Saison zu würdigen. Auch wenn es aufkosten von Kuechlys Platz kommt.

Mack hat nicht weniger gemacht als eine sehr gute Bears-Defense zu einer Elite-Defense zu transformieren. 57 QB-Pressures bei nur 442 Pass-Rush-Snaps (rund 100 weniger als Ford und Watt), dazu sehr gut gegen den Run und sogar mit 61 Coverage-Snaps, bei denen er sich gut geschlagen hat. Unter den Elite-Edge-Rushern hat sich nur Ford (89 Mal) häufiger in Coverage zurückfallen lassen.

So herausragend die Bears-Defense auch auf allen Leveln besetzt ist - Mack ist und bleibt der individuelle sowie schematische Schlüssel zu dieser Defensive.

Knapp dahinter: Luke Kuechly, Panthers; Leighton Vander Esch, Cowboys.

Cornerback: Patrick Peterson, Arizona Cardinals. In einer über alle Maße enttäuschenden Saison in Arizona, die mit dem Nummer-1-Pick im kommenden Draft und einem weiteren Umbruch enden könnte, war Peterson die große Ausnahme. 0,67 Yards pro Coverage-Snap (Rang 3/mindestens 311 Coverage-Snaps), 17,9 Snaps pro Reception (Rang 4), 10,2 Snaps pro Target (Rang 4).

Auch wenn die Ergebnisse es nur selten vermuten lassen, Peterson war ein Elite-Cornerback, und das obwohl er sich von der Man-lastigen Cardinals-Defense auf Steve Wilks' Zone-Schemes umstellen musste. Offenses ignorierten seine Seite in manchen Spielen komplett, was es Arizona immer wieder erlaubte, die Coverage in die andere Richtung zu verschieben. In einer Saison, in der es keinen wirklichen Shutdown-Corner gab, gehört Peterson zur Elite auf der Position ganz nach vorne.

Strong Safety: Jamal Adams, New York Jets.

In einer in weiten Teilen wenig erfreulichen Jets-Saison ist Adams die regelmäßige Ausnahme: New Yorks Strong Safety ist die gefährlichste defensive Allzweckwaffe in der NFL, mit 20 QB-Pressures, herausragenden Werten in Coverage (Receiving-Quote von unter 50 Prozent, sechs Pass-Breakups, nur 84 Yards nach dem Catch erlaubt) und bereits 39 Defensive Stops - Adams ist der beste Strong Safety dieser Saison und der einzige Spieler in der Jets-Defense, auf den ein offensiver Game Plan konkrete Antworten liefern muss.

Knapp dahinter: Derwin James, Chargers.

Free Safety: Eddie Jackson, Chicago Bears. Viel wird bei der Bears-Defense - und das auch zu Recht - über die herausragende Front und vor allem den Pass-Rush gesprochen, und das ist auch das Herz dieser Defense. Doch funktioniert diese Defense auch deshalb so exzellent, weil Chicago über die, neben der Ravens-Secondary, aktuell beste Secondary der Liga verfügt.

Jackson ist der Star dieser Unit und ohne Earl Thomas sowie angesichts des Durchhängers der Vikings-Defense fiel diese Wahl ziemlich leicht. Jackson ist nichts anderes als herausragend in Coverage, er taucht auf Tape immer wieder rund um den Ball auf und zeigt das richtige Maß an Aggressivität in der Run-Defense.

Jacksons Gespür für den Ball, seine Fähigkeit, Plays richtig zu diagnostizieren und in der Konsequenz seine Turnover-Qualitäten könnten in den Playoffs eine ganz zentrale Rolle spielen. Sollte sich seine während der Interception im Packers-Spiel zugezogene Knöchelverletzung als schwerwiegender entpuppen, wäre das für Chicago mit Blick auf die Postseason eine riesige Schwächung.

Cornerback: Byron Jones, Dallas Cowboys. Die Entwicklung der Cowboys-Defense hat mehrere Gesichter. Von der Defensive Line um Demarcus Lawrence, über das explosive Linebacker-Duo bestehend aus Leighton Vander Esch und Jaylon Smith - bis hin zu der sensationellen Entwicklung von Byron Jones. Der extrem athletische Jones, der letztes Jahr noch Safety spielte, hat sich in der Zone-Defense der Cowboys zu einem der besten Cornerbacks der Liga entwickelt.

Kein Cornerback (mindestens 311 Coverage-Snaps) lässt weniger Yards pro Coverage-Snap zu, nur Richard Sherman - der hier ebenfalls stehen könnte - hat mehr Cover-Snaps pro zugelassener Reception. Außerdem solide in Run-Defense und hat in nur einem einzigen Spiel in dieser Saison mehr als 45 Receiving-Yards zugelassen. Drei Mal stand bei seinen Gegenspielern am Ende eine 0.

Knapp dahinter: Casey Hayward, Chargers; Tre'Davious White, Bills; Richard Sherman, 49ers.

Defensive Back: Derwin James, S, Los Angeles Chargers. James ist genau das, was man sich anhand seines College-Tapes erhofft hatte - und gelegentlich schon in seiner Rookie-Saison mehr. Wahnsinnig vielseitig und dadurch stark in Coverage, als Run-Defender und als Pass-Rusher: James hat 154 D-Line-Snaps, 316 Off-Ball-Linebacker-Snaps, 147 als Slot-Corner, 209 als Free-Safety und 17 als Outside-Corner. Absurd.

Der Rookie hat 16 QB-Pressures (zweitbester Wert aller Safetys), lässt von allen Safetys (mindestens 50 Prozent der Snaps) die zweitwenigsten Yards pro Reception zu (7,4) und gibt einer schematisch häufiger mal zu starren Chargers-Defense einen X-Faktor in der Box, den sie dringend braucht. Es ist schwer vorstellbar, dass James über die nächsten Jahre nicht einer der spektakulärsten und schematisch wichtigsten Verteidiger in der NFL wird.

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Coach-Entlassungen, Playoff-Überraschungen, QB-Markt - eure Fragen

Higgens64: Wir nähern uns ja dem "schwarzen Montag": welche Coaches wird es erwischen, und welche überraschenden Entlassungen könnte es geben?

Mein Tipp für die Head-Coach-Entlassungen bis zum beziehungsweise am Black Monday, ohne aktuelle Interims-Coaches:

Marvin Lewis, Bengals. All die Jahre ohne Playoff-Sieg - dieses Jahr fordern sie ihren Preis. Ja, Marvin Lewis hat die Bengals von einem der über Jahre schlechtesten Teams der Liga zu einem jährlichen Playoff-Anwärter geformt; doch dort stoppte schon seit Jahren die Entwicklung und jetzt endet hier auch Lewis' Reise in Cincy. Die Bengals brauchen endlich einen Neustart und nach einer weiteren enttäuschenden, wenn auch von Verletzungen geprägten, Saison sieht Mike Brown das endlich auch ein.

Todd Bowles, Jets. Stichwort stagnierende Teams - die Jets unter Bowles sind schon seit einer Weile auf dem falschen Weg. New York braucht einen modernen, offensiven Trainerstab, der die wichtigste Aufgabe der Franchise angehen kann: die Entwicklung von Sam Darnold. Dafür ist der aktuelle Trainerstab nicht besetzt und Bowles hat als Head Coach keine Argumente mehr auf seiner Seite.

Steve Wilks, Cardinals. Der One-and-Done-Coach dieses Jahr. Man könnte ähnliche Argumente wie bei Bowles anbringen, was die Entwicklung des jungen Franchise-Quarterbacks angeht. Oder an Wilks' Äußerungen zu Saisonbeginn erinnern, wonach Run-Defense und Run Game zentrale Prioritäten einnehmen - beides sind auch nach 14 Spielen Großbaustellen. Das In-Game-Coaching ist mehr als fragwürdig, Wilks hat nicht nur keinerlei Argumente für sich sammeln können; wie dieses Team in den diversen Blowout-Niederlagen auftrat und wie ideenlos dieser Trainerstab offensiv ist, lässt einen Neustart in der Wüste vermuten.

Doug Marrone, Jaguars. Die Jaguars haben auf eine bemerkenswert wenig zeitgemäße und wenig wahrscheinliche Strategie gesetzt: Elite-Defense konservieren und auf einzelne gute Spiele des eigenen Quarterbacks hoffen. Das ist schiefgegangen und zwar auf derart krachende Art und Weise - insbesondere gemessen an den Ansprüchen, die das Team selbst hatte -, dass das nicht ohne Konsequenzen bleiben wird. Und ich würde es absolut nicht ausschließen, dass Tom Coughlin den Head-Coach-Posten übernimmt.

Vance Joseph, Broncos. Vor zwei Wochen schien es noch, als hätte Joseph seinen Job gerettet. Und jetzt? Unerwartete Niederlagen in San Francisco sowie zuhause gegen Cleveland, und schon sind die Broncos raus aus dem Playoff-Rennen. Zwar hat die Defense Fortschritte gemacht, aber reicht das? Ich könnte mir inzwischen wieder vorstellen, dass Joseph den Preis für die anhaltenden Quarterback-Probleme zahlen muss.

Überraschungskandidat: Ron Rivera, Panthers. Neuer Team-Besitzer in Carolina und dann eine enttäuschende Saison nach vielversprechendem Start. Rivera sollte, umso mehr durch die offensichtliche Verletzung von Cam Newton, noch etwas Spielraum haben, die Situation mit einem neuen Owner, der womöglich "seinen" Coach installieren will, könnte diesen Spielraum aber schnell verschwinden lassen. Aus rein sportlichen Gründen würde ich Rivera noch nicht feuern.

Maurice: Was ist dir bei den Vikings mit dem neuen Offensive Coordinator aufgefallen?

Dass das jetzt Zimmers Offense ist. Dass der Start in die Partie eindrucksvoll war. Und dass ich nicht sicher bin, wie erfolgsversprechend das alles für den Rest der Saison wirklich ist.

Der Reihe nach: 40 Runs und 220 Rushing-Yards, Letzteres war über 130 Yards mehr als der eigene Durchschnittswert pro Spiel. Das ist die Offense, die Zimmer sehen will; wenige Fehler, Ballkontrolle, und das kombiniert mit der starken Defense. Minnesota war unter DeFilippo klar auf das Passing Game fokussiert, allein mit einer First-Down-Pass-Quote von über 60 Prozent. Gegen Miami? Bei den ersten zehn First-and-Ten-Situationen gab es acht Runs.

Das große Aber? Auf der einen Seite hat Miami eine der anfälligeren Run-Defenses der Liga, was den Erfolg hier nicht zwangsläufig übertragbar macht. Auf der anderen Seite war ein klarer Bruch im Spiel der Vikings zu erkennen, als es nach dem furiosen ersten Viertel in den "regulären" Fluss des Spiels ging und - mutmaßlich - die geskripteten Plays vorbei waren. Das sollte man hier nicht vergessen, über mindestens zwei Viertel war es dann die Defense, die mit neun Sacks verhindert hat, dass das Spiel vielleicht doch kippt.

Minnesota hat immer noch eine der schwächsten Interior Offensive Lines und was am Sonntag gegen Miami klappte, wird so gegen die Playoff-Elite in der Postseason nicht funktionieren. Bereits die kommenden beiden Spiele gegen Detroit und Chicago sollten in puncto Run-Effizienz mehr Kontext liefern.

Ich denke jedenfalls nicht, dass die Vikings plötzlich auf Knopfdruck ihre Offense gerettet haben; die zentrale Schwachstelle mit der Offensive Line bleibt ja bestehen. Und gegen Teams, die den Run besser verteidigen, könnte diese Fokussierung auf das Run Game dann auch eher schlicht zu einer ineffizienteren Offense führen.

Was schematisch auffällig war: Minnesota hatte ganz offensichtlich einen Fokus darauf gelegt, mehr nach außen zu laufen, und so die Line in Bewegung und Dalvin Cook möglichst in den freien Raum zu bringen. Minnesota hatte in den vergangenen sechs Wochen Spiele, in denen etwa über die linke äußere Seite (der Raum links vom Left Tackle) überhaupt kein einziger Run gespielt wurde. Gegen die Dolphins waren es hier insgesamt zwölf Runs.

Allerdings auch hier ein Aber: Diese Tendenz hatte Minnesota auch schon in den beiden Spielen davor gezeigt. Dass jetzt also als "Post-DeFilippo"-Änderung zu verkaufen, wäre nicht korrekt. In der schieren Quantität war es natürlich eine eindrucksvolle Umstellung; ich habe aber doch deutliche Zweifel daran, dass die von Dauer sein wird.

Sebastian_Frost: Welches Team wird deiner Meinung nach für die größte Überraschung in der Playoffs sorgen, ausgehend von den Match Ups nach dieser Woche?

Trotz der Niederlage in San Francisco und allen Fehlern in diesem Spiel - ganz besonders beginnend mit den Strafen - bleibe ich hier bei den Seahawks. Vieles deutet aktuell auf ein Auswärtsspiel in Dallas in der Wildcard-Runde hin, wo ich Seattle vorne sehen würde. Und dann? Mit etwas Glück vielleicht ein Trip zu den Rams statt nach New Orleans zu den Saints?

Die Seahawks sind ein spannendes Playoff-Team außerhalb der Schwergewichte, weil sie offensiv eine klare Identität und einen Quarterback haben, der jederzeit zu Big Plays und spielentscheidenden Aktionen auch außerhalb der Struktur der Plays in der Lage ist. Ganz zu schweigen davon, dass die Säulen dieses Teams - Wilson, Baldwin, Wagner, Wright, Carroll - eine unheimlich große Playoff-Erfahrung mitbringen, und das darf man in diesen Spielen, so schwer greifbar es auch ist, nicht unterschätzen.

Baltimore und Dallas sind für mich auf höchstem (Playoff-)Level zu schwach im Passing Game, bei den Vikings ist die Offensive Line ein zu großes Problem und Pittsburgh ist eine absolute Wundertüte - in beide Richtungen. Falls die Colts - mein Super-Bowl-Geheimtipp vor einigen Wochen, es noch in die Playoffs schaffen - würde ich in puncto Playoff-Überraschung neben Seattle eher auf Indianapolis setzen.

James Bradawick und Sebastian: Wie sieht der QB-Markt dieses Jahr in etwa aus? Gibt ja einige Teams, die suchen werden; Jacksonville, Washington, und so weiter. Sind Trades für Flacco, Foles und Brissett drin? Meinst du, es gibt noch ein Team, in das Flacco passt?

Der Quarterback-Markt wurde über die letzten Wochen noch interessanter - weil es bei den Giants immer mehr so aussieht, als würde man Manning zumindest nächstes Jahr noch halten, und sei es nur als Mentor oder Übergangslösung; und weil aus Jacksonville, Baltimore und Philadelphia zunehmend klarer zu vernehmen ist, dass Bortles, Flacco und Foles abzugeben sind.

Für mich haben all diese Quarterbacks aber auch gemeinsam, dass sie bestenfalls Übergangslösungen sind. Foles ist, gar nicht unähnlich wie Bortles und der ebenfalls verfügbare Ryan Fitzpatrick, ein Quarterback mit extremen Leistungsschwankungen; ein erneut guter Saison-Endspurt würde ihn für Teams aber mutmaßlich wieder interessanter machen, doch sprechen wir bei keinem der drei Kandidaten von einem langfristigen Starter.

Das gilt auch für Flacco, den ich mir aber durchaus bei einem Team wie Jacksonville vorstellen könnte, insbesondere falls Couglin als Head Coach übernimmt. Tyrod Taylor hat sich mit einer sehr enttäuschenden Saison in Cleveland keine allzu guten Karten vor seiner eigenen Free Agency gegeben. Taylor ist von den hier genannten vermutlich noch der vielversprechendste Kandidat, sofern man den 29-Jährigen in eine Offense packt, die zu ihm passt.

Für Brissett müsste jemand den Colts schon ein hohes Angebot machen, immerhin hat der noch ein Jahr auf seinem Rookie-Vertrag. Interessant als Trade-Kandidat wäre er allemal, vermutlich sogar die interessanteste QB-Trade-Option. Der spannendste Name insgesamt ist und bleibt aber Teddy Bridgewater.

New Orleans steht Stand heute bei einem Cap Space von gerade einmal 15 Millionen Dollar für die kommende Saison, und wenn Brees weitermacht, dürfte es für Bridgewater weder finanziell noch sportlich lukrativ sein, bei den Saints zu verlängern. Den Franchise Tag würden die Saints ihm in dem Szenario kaum geben, und als Unrestricted Free Agent wäre er der dickste Fisch insgesamt auf dem Free-Agent-Markt.