Die Cowboys-Defense legte zumindest in der Red Zone einen guten Start hin und ließ hier gleich zwei Mal in der ersten Hälfte lediglich Field Goals zu - so dass Dallas, obwohl die Rams das Spiel ansonsten dominierten, infolge eines erfolgreich ausgespielten Fourth Downs nach einem 29-Yard-Touchdown durch Amari Cooper sogar führten. Doch das Run Game der Rams war zu dominant.
Sowohl C.J. Anderson (23 ATT, 123 YDS, 2 TD) als auch Todd Gurley (16 ATT, 115 YDS, TD), der nach Verletzungspause sein Comeback gab, profitierten von glänzendem Blocking und hatten mehrmals komplett offene Runs vor sich.
So reichten einige effiziente Play-Action-Pässe von Jared Goff (15/28, 186 YDS), um das Run Game zu ergänzen; die Cowboys-Front, die gegen Seattle hier noch so gute Arbeit geleistet hatte, war überfordert und brach schließlich doch ein: ein TD-Drive getragen von Anderson sowie ein 35-Yard-TD-Run von Gurley ebneten den Weg zur Rams-Halbzeitführung.
Rams vs. Cowboys: L.A. dominiert im Run Game
Die zweite Halbzeit verlief zunächst im gleichen Trott. Dallas musste schnell punten, während die Rams erneut mit ihrem Run Game dominierten und per Field Goal nochmals erhöhten. Doch ein herausragender Pass von Prescott (20/32, 266 YDS, TD) auf Gallup ebnete den Weg für den zweiten Touchdown der Gäste, und plötzlich war es nur noch ein 8-Punkte-Spiel.
L.A. indes präsentierte sich in seinen In-Game-Entscheidungen merkwürdig konservativ, spielte mehrfach kurze Fourth Downs selbst in der Cowboys-Hälfte nicht aus. Dallas war da anders unterwegs, die Cowboys wollten es bei 4th&1 abermals wissen - dieses Mal allerdings stoppte die Rams-Defense Elliott. Es folge ein sehr guter Rams-Drive über sieben Minuten, an dessen Ende McVay es schließlich doch wissen wollte und Anderson drückte den Ball bei Fourth Down aus einem Yard in die Endzone.
Es sollte die Vorentscheidung sein. Dallas ließ sich beim folgenden Drive viel zu viel Zeit, eine Pass-Interference-Strafe gegen Talib in der Endzone verhalf Dallas schließlich zum Touchdown. Doch der Drive hatte die Cowboys zu viel Zeit gekostet und die Rams konnten im Gegenzug die Uhr mit ihrem Run Game runter laufen lassen. Die Rams stehen im Championship Game!
Rams vs. Cowboys - die wichtigsten Statistiken:
Los Angeles Rams - Dallas Cowboys 30:22 (3:7, 17:0, 3:8, 7:7) BOXSCORE
- Die Rams hatten in Anderson und Gurley zwei 100-Yard-Rusher - letztmals hatte es das in den Playoffs 2013 gegeben, als Colin Kaepernick (181) und Frank Gore (119) für San Francisco die Packers überrannten. In der eigenen Franchise-Geschichte gab es noch nie zwei 100-Yard-Rusher in einem Playoff-Spiel, die Rams sind zudem seit 2015 das erst zweite Team mit über 200 Rushing-Yards in einem Spiel gegen Dallas (Eagles 2017).
- Die erste Hälfte war pure Dominanz des Run Games der Rams. L.A. ging mit 20 First Downs in die Halbzeitpause und hatte mehr First Downs über den Run (10) als Dallas insgesamt (8). Die Rams dominierten in Yards (291 vs. 119) und Ballbesitzzeit (20:12 vs. 9:48) - und das, obwohl L.A. nur einen Drive mehr hatte.
- Die Cowboys haben seit nunmehr 26 Jahren kein Playoff-Auswärtsspiel mehr gewonnen - der letzte Postseason-Erfolg auf gegnerischem Platz kam im NFC Championship Game 1992 in San Francisco. Seither? 8 Niederlagen. Dallas ist seit 1996 nicht mehr über die Divisional-Runde hinausgekommen.
- C.J. Anderson wurde mit seinem Touchdown-Run früh im Spiel der erste Rams-Running-Back mit einem Playoff-Rushing-Touchdown seit Eric Dickersons 40-Yard-Run beim Divisional-Round-Sieg 1985 - über die Dallas Cowboys.
Der Star des Spiels: Die Offensive Line der Rams
Kein Pass-Rush ohne Blitzing, das schwächste Spiel des dynamischen Linebacker-Trios vielleicht in der gesamten Saison - die Cowboys-Front hatte allerhand Probleme, nirgends war das deutlicher als in der Run-Defense. Und das war ein ganz großer Verdienst der Rams-O-Line: In der gesamten Saison hatten nur vier Spieler über 70 Rushing-Yards gegen die Cowboys, L.A. hatte gleich zwei 100-Yard-Runner. 170 Rushing-Yards schon zur Pause, darunter einige komplett offene Runs und individuelle Dominanz in der Interior Line. Die Rams sind stark, wenn ihre Offensive Line stark ist, und gegen die Cowboys war sie dominant - genau wie die Defensive Line, die im Prinzip im gleichen Atemzug genannt werden kann.
Der Flop des Spiels: Jared Goff (Quarterback Rams)
Erneut überhastet gegen Pressure, einige unfassbar ungenaue Pässe selbst aus sauberer Pocket, einfache Yards nicht genutzt und gerade früh im Spiel ein Hauptgrund dafür, dass aus den ersten Red-Zone-Trips der Rams keine Touchdowns wurden: neben der Defensive Front der Cowboys war Goff die größte individuelle Enttäuschung in diesem Spiel. Die Rams-Defense spielte stark, das Run Game war dominant - diese Partie hätte deutlich früher entschieden sein können, und der Boxscore täuscht über Goffs Fehler vor allem in der ersten Hälfte hinweg. Die Rams werden im Championship Game wieder mehr von ihrem Quarterback und dem Passing Game brauche.n
Analyse Rams vs. Cowboys: Die Taktiktafel
- Die Rams-Designs funktionierten gegen die starke Cowboys-Front glänzend. L.A. spielte aus vielen engen Formationen, arbeitete viel mit Motion und Fake Jet Sweeps, um Inside Runs zu öffnen.
- Konstant konnte man außerdem Pull-Blocks beobachten sowie aufbauend auf den Run-Designs die Play-Action-Pässe, etwa zum Motion-Spieler, der den Jet Sweep angetäuscht hatte. Insbesondere bei Play Action waren dann immer wieder Receiver im Passing Game offen.
- Die Cowboys hatten defensiv am ehesten noch früh in der Partie Erfolg, als sie Goff unter Druck setzen konnten. Dabei setzte Dallas auch früh vereinzelt auf Blitz-Pakete. Und offensiv? Dallas versuchte, das Run Game ins Rollen zu bringen, hatte damit aber nur überschaubaren Erfolg: die Rams verteidigten viel mit der Bear-Front und ließen Inside nur wenig zu.
- Die Big Plays kamen stattdessen über das Passing Game, Prescott zeigte dabei einmal mehr, dass er sich aus Empty Formations am wohlsten fühlt und hatte mehrere sehenswerte Pässe aus dem Run heraus. Hier fiel, gerade in der zweiten Hälfte, umgekehrt allerdings auch auf, dass die Rams in ihren Coverages mehrfach sehr passiv zu Werke gingen, und den Cowboys-Receivern viel Platz gaben.
- Unnötig gezogene Timeouts, eine zweifelhafte Challenge und eine Tendenz, bei Fourth Down zu konservativ zu sein - bis auf die Situation ganz am Ende, als er unerwartet forsch vorging: was das In-Game-Coaching angeht, wird es spannend sein, die Entwicklung von McVay zu beobachten. Gegen Dallas bemerkte man hier nicht zum ersten Mal noch einige Schwächen.