Free Agency: Colts, Browns, 49ers und Co. - was machen die Cap-Könige?

Von Adrian Franke
27. Februar 201908:53
Einige Teams gehen mit signifikant mehr Cap Space in die diesjährige Free Agency - wie könnte der Fahrplan für diese Franchises aussehen?getty
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Eine Handvoll Teams ist in der Position, der diesjährigen Free Agency ihren Stempel aufzudrücken: Die Colts, Jets, Browns, Bills, 49ers und Texans führen die Liga in puncto Cap Space an, und sind in der Lage, ihre größten Baustellen aggressiv zu adressieren und dadurch den Markt zu bestimmen und zu verändern. Doch welche Baustellen sind das? Und welche Spieler kämen dafür potentiell in Frage?

Der Salary Cap steigt auch in diesem Jahr wieder dramatisch - rund 190 Millionen Dollar haben die Teams zur Verfügung, um ihre Gehälter für die kommende Saison zu bezahlen. Damit gab es seit der 2014er Saison einen Cap-Anstieg um etwa 40 Prozent, damals noch hatten Teams für ihre Gehälter maximal 133 Millionen Dollar zur Verfügung. Die kommende Spielzeit ist das sechste Jahr in Folge, in dem der Cap um mindestens zehn Millionen Dollar ansteigt.

Doch abhängig davon, wie viel die Teams an Rollover Cap aus der vergangenen Saison mitgenommen haben, wie viel Dead Cap sie schlucken müssen und wie teuer ihr Kader aktuell schon ist, ergeben sich drastisch unterschiedliche Zahlen was den Cap Space für die kommende Saison angeht.

So gibt es Teams, die aktuell nicht einmal die Cap-Vorgaben erfüllen müssten, die Eagles (-1,7 Mio. Dollar) und Jaguars (-4 Mio.) liegen derzeit knapp über dem Salary Cap - während am anderen Ende des Spektrums die Colts und Jets noch 100 Millionen Dollar in ihren Kader investieren dürfen.

Doch was könnte das für den Markt bedeuten? Wie könnten diese Teams die kommende Free Agency prägen, wie könnten sie sich verstärken und welche Positionen werden dementsprechend für andere Franchises mit weniger finanziellem Spielraum womöglich schwieriger zu adressieren?

Anm. d. Red.: Die Cap Space Zahlen der Teams stammen von Spotrac und beinhalten bereits die diesjährigen Draft-Picks der Teams, prognostiziert anhand der jeweiligen Draft-Slots.

Free Agency: Die Top Cap Space Teams

Indianapolis Colts

Top 51 Cap Space: 107 Mio. Dollar

Größte Needs: Edge, WR, DB

Die Colts sind nicht nur das "reichste", sondern das wohl auch spannendste Team - neben den Texans sind sie das einzige Playoff-Team auf dieser Liste. Indianapolis hat vor allem defensiv auf einen extrem jungen Kern gesetzt, mehrere junge Starter oder Rotationsspieler stammen aus dem 2017er (Malik Hooker, Anthony Walker) oder 2018er (Darius Leonard, Tyquan Lewis, Kemoko Turay) Draft und sind dementsprechend günstig.

Jabaal Sheard ist der teuerste Verteidiger in Indianapolis mit einem 2019er Cap Hit von acht Millionen Dollar. Kein anderer Defense-Spieler knackt hier überhaupt die fünf Millionen. Mit dem Franchise-Quarterback in Andrew Luck in Position sowie einer herausragenden Offensive Line, in der noch drei Spieler (Nelson, Kelly, Smith) zu Rookie-Deal-Konditionen spielen, auf der anderen Seite des Balls bringt das Indianapolis in eine glänzende Ausgangslage.

Die Colts haben ein extrem günstiges Team, das wenige eklatante Schwächen aufweist, weil die jungen, günstigen Spieler bereits auf einem sehr hohen Level spielen.

Eine logische Baustelle wäre der Pass-Rush. Indianapolis hat sich defensiv im Laufe der Saison weiterentwickelt und wurde variantenreicher, im Kern ist es aber immer noch eine Defense, die mit dem 4-Men-Rush und Zone Coverage dahinter gewinnen will.

Um so den nächsten Schritt zu machen, fehlt es noch an Pass-Rush-Feuerkraft und sollte einer der hochkarätigen Defensive Ends auf den Markt kommen, wäre Indianapolis eine logische Adresse. Das gilt umso mehr für Demarcus Lawrence, den Defensive Coordinator Matt Eberflus noch selbst aus Dallas kennt.

Ein zweiter Wide Receiver neben T.Y. Hilton, der konstant Aufmerksamkeit von der Defense fordert, wäre ebenfalls hilfreich. Die Outside-Receiver-Klasse ist nicht gerade prominent besetzt, John Brown könnte eine interessante Option sein. Auch der zweite Safety-Spot neben Malik Hooker ist noch offen, Adrian Amos könnte hier ein sehr guter Scheme-Fit sein.

Mögliche Free Agent Fits:

  • Demarcus Lawrence, DE, Cowboys
  • Dante Fowler, DE, Rams
  • John Brown, WR, Ravens
  • Donte Moncrief, WR, Jaguars
  • Adrian Amos, S, Bears

New York Jets

Top 51 Cap Space: 102 Mio. Dollar

Größte Needs: CB, DE, WR

Die positiven Tendenzen, die Sam Darnold in der zweiten Saisonhälfte gezeigt hat, sollen jetzt auch baldmöglichst in sportliche Ergebnisse umgewandelt werden. Dafür gilt es, das Fenster, in dem Darnold unter dem günstigen Rookie-Vertrag spielt, bestmöglichst auszunutzen - und die Jets haben ihren Salary Cap dafür sehr gut vorbereitet.

Die Jets haben mehrere Wide Receiver mit auslaufenden Vertragen und werden auch in die Offensive Line investieren müssen; es gilt jetzt, Sam Darnold in seiner Entwicklung bestmöglich zu unterstützen, indem er Zeit in der Pocket und Waffen um sich herum erhält. Auch Le'Veon Bell wird immer wieder mit den Jets in Verbindung gebracht.

Gleichzeitig muss Gang Green aber auch dringend in die Defense investieren, und das in nahezu jeden Mannschaftsteil. Die Jets suchen schon seit einer gefühlten Ewigkeit nach einem Edge-Rusher, mit dem Wechsel zur 4-3-Base-Defense unter Gregg Williams rücken Defensive Ends also in den Fokus.

In der Secondary sind Claiborne und Buster Skrine Free Agents, während Trumaine Johnson eine weitestgehend ziemlich enttäuschende Saison hatte - New York muss also auch in der Secondary nachrüsten. Die finanziellen Mittel dafür - genau wie zumindest den hohen Erst- und Drittrunden-Pick - haben die Jets. Jetzt ist es an der Zeit, hier auch aktiv zu werden.

Mögliche Free Agent Fits:

  • Kareem Jackson, CB, Texans
  • Demarcus Lawrence, DE, Cowboys
  • Brandon Graham, DE, Eagles
  • Dante Fowler, DE, Rams
  • Matt Paradis, C, Broncos

Cleveland Browns

Top 51 Cap Space: 78 Mio. Dollar

Größte Needs: WR

Die Zeiten, in denen der Browns-Kader mehr aus Lücken als aus Antworten bestand, sind definitiv vorbei und Cleveland ist schon mindestens einen Schritt weiter als die Jets.

Genau wie New York kommen auch die Browns in das wirtschaftlich so vielversprechende Fenster, in dem man seinem Starting-Quarterback vergleichsweise wenig bezahlen muss und so das Team um ihn herum aufbauen kann. Doch zeigte Baker Mayfield schon deutlich mehr als Sam Darnold, und der Kader ist definitiv in besserem Zustand als der der Jets.

Könnten die Browns defensiv noch investieren? Keine Frage, mehr Explosivität auf dem Linebacker-Level, mehr Tiefe in der Defensive Line und mehr Qualität im Cornerback-Corps wäre zum Teil schön, zum Teil sind es Baustellen, die angegangen werden müssen.

Dafür werden knapp 80 Millionen Dollar an Cap Space fraglos reichen, und auch die zwei größten Offensiv-Baustellen sollte Cleveland adressieren können.

Cleveland hat inzwischen einen guten Slot-Receiver in Jarvis Landry, einen Speedster in Antonio Callaway, Matchup-Waffen in Duke Johnson und David Njoku - doch den Browns fehlt noch immer ein dominanter X-Outside-Receiver. Die Vertragsverlängerung mit Greg Robinson schließt zumindest vorerst die potentielle Left-Tackle-Baustelle.

Mögliche Free Agent Fits:

  • Donte Moncrief, WR, Jaguars
  • Tyrell Williams, WR, Chargers

Anm. d. Red.: Die Cap Space Zahlen der Teams stammen von Spotrac und beinhalten bereits die diesjährigen Draft-Picks der Teams, prognostiziert anhand der jeweiligen Draft-Slots.

Buffalo Bills

Top 51 Cap Space: 78 Mio. Dollar

Größte Needs: O-Line, WR

Genau wie die Cardinals haben auch die Bills ihre erste Verpflichtung schon getätigt, und sich vor dem Start der Free Agency bereits einer Baustelle gewidmet: Center Spencer Long unterschrieb für drei Jahre und 12,6 Millionen Dollar. Right Guard und Right Tackle stehen damit aber weiterhin auf der To-Do-Liste für eine Offensive Line, die nach den hochkarätigen Abgängen im Vorjahr weiterhin generalüberholt werden muss.

Das gilt auch für das Receiving-Corps. Robert Foster und Zay Jones sind aktuell die Starting-Wideouts der Bills, Buffalo hat eines der schlechtesten Wide-Receiver-Corps der Liga. Man mag von Josh Allen halten, was man will, doch die Voraussetzungen könnten entschieden besser sein.

Buffalo sollte versuchen, mit seinem Cap Space die Line weiter zu stabilisieren, Ja'Wuan James von Division-Rivale Miami etwa könnte die Right-Tackle-Problemzone adressieren. Sollten sich Saffold und die Rams nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen, wäre der zuletzt so starke Guard eine glänzende Verstärkung für das Zone Blocking Scheme der Bills.

Bei der Auswahl möglicher Receiver-Fits ist noch eine grundlegendere Frage zu stellen: Welche Art Offense wollen die Bills mit Josh Allen eigentlich sein? Wie sollen die Passing Designs künftig konkret aussehen? Und welchen Receiver-Typ bevorzugt Buffalo dafür?

Mögliche Free Agent Fits:

  • Donte Moncrief, WR, Jaguars
  • Golden Tate, WR, Eagles
  • Rodger Saffold, OG, Rams
  • George Fant, OT, Seahawks (RFA)
  • Ja'Wuan James, RT, Dolphins
  • Trent Brown, OT, Patriots

San Francisco 49ers

Top 51 Cap Space: 76 Mio. Dollar

Größte Needs: Edge, DB, LB

Nach der massiv enttäuschenden vergangenen Saison könnten die Niners in Position sein, um 2019 tatsächlich anzugreifen - mit der Hilfe ihres reichlich vorhandenen Cap Spaces und den hohen Draft Picks. Der Frontloaded Contract von Jimmy Garoppolo resultierte in einem Cap Hit über 37 Millionen Dollar für einen verletzten Quarterback in einer verlorenen Saison - Garoppolo belastet den Salary Cap in diesem Jahr mit nur 19,6 Millionen Dollar.

Generell haben die Niners lediglich zwei Spieler - Left Tackle Joe Staley (10,9 Mio.) ist der andere, die einen Cap Hit von über zehn Millionen Dollar haben. Gerade in der Defense sind mit Solomon Thomas, DeForest Buckner, Arik Armstead, Fred Warner, Adrian Colbert und Ahkello Witherspoon eine Vielzahl an (potentiellen) Startern noch mit dem Rookie-Vertrag gebunden.

Auch nächstes Jahr gibt es kaum kritische angehende Free Agents - von Staley mal abgesehen, der vor dem Start der kommenden Saison allerdings auch 35 Jahre alt wird. Anders gesagt: San Francisco sollte jetzt sein Titelfenster mit aller Macht aufstoßen; und dafür gilt es, mehrere Baustellen mit dem großen Cap Space zu adressieren.

Mit der Entlassung von Reuben Foster wurde Linebacker endgültig ein größerer Need - trotz der guten Rookie-Saison von Fred Warner. Edge-Rusher ist dagegen schon seit einer Weile eine massive Problemzone, hier könnte ein Spieler wie Trey Flowers der Defense eine ganz neue Ausrichtung geben.

Und auch in der Secondary besteht Bedarf. Wie entwickelt sich Witherspoon nach seiner massiv enttäuschenden Saison? Zumindest der Free-Safety-Spot sollte ebenfalls adressiert werden, Earl Thomas würde perfekt in die an die Cover-3-Defense der Seahawks angelehnte 49ers-Defense unter Defensive Coordinator und Ex-Seahawks-Assistent Robert Saleh passen und könnte mit Richard Sherman wiedervereint werden.

Offensiv ist das Wide-Receiver-Corps zu nennen. Pierre Garcon ist weg, Dante Pettis bei allen vielversprechenden Anlagen noch ein unbeschriebenes Blatt - es ist kein Zufall, dass San Francisco so konstant mit Antonio Brown in Verbindung gebracht wird.

Mögliche Free Agent Fits:

  • Earl Thomas, FS, Seahawks
  • Frank Clark, DE, Seahawks
  • Trey Flowers, DE, Patriots
  • C.J. Mosley, ILB, Ravens

Houston Texans

Top 51 Cap Space: 74 Mio. Dollar

Größte Needs: O-Line, WR

Die Texans, als das einzige Playoff-Teams neben den Colts in dieser Liste, fallen etwas aus der Reihe, und das aus zweierlei Gründen. Zunächst einmal könnte einiges an Geld noch für einen neuen Vertrag von Jadeveon Clowney drauf gehen, auch Tyrann Mathieu würde wohl nicht billig werden, sollte er verlängern. Nächstes Jahr folgt dann Whitney Mercilus.

Der andere Grund ist der restliche Kader der Texans. Houston hat ebenfalls seinen Quarterback noch für mehrere Jahre günstig unter Vertrag, der Kader aber hat weniger Löcher, als man mit Blick auf den Cap Space vermuten könnte; die größte Baustelle ist dafür allerdings von eklatanter Natur.

Die Offensive Line war in der vergangenen Saison ein riesiges Problem. Platz 32 nach Football Outsiders' Adjusted Sack Rate Metrik, Deshaun Watson stand bei 44,7 Prozent seiner Dropbacks unter Druck - so ist langfristiger Erfolg nicht möglich, was Watson und DeAndre Hopkins trotz dieser Umstände in der vergangenen Saison gezeigt haben, war schon über alle Maßen eindrucksvoll.

Center Nick Martin sowie Right Guard Zach Fulton waren dabei vergleichsweise die Lichtblicke, Right Tackle Seantrel Henderson hat gerade einen neuen Vertrag unterschrieben. Die linke Seite der Line allerdings muss adressiert werden. Trent Brown, Ty Nsekhe - Houston muss hierauf seinen Fokus in der angehenden Free Agency richten. Steelers-Guard Ramon Foster, der gut in das Hybrid-Blocking-Scheme bestehend aus Outside Zone und Power passen sollte, wäre ebenfalls ein massives Upgrade.

Eine zweite Möglichkeit, um in die Offense zu investieren, liegt im Receiving-Corps. Das Experiment mit Demaryius Thomas klappte letztlich nicht, der Ansatz aber war richtig: Es wäre sinnvoll, noch in einen physischen Possession-Receiver zu investieren, der ein Komplementär-Spieler zu Hopkins und Will Fuller sein kann. Pierre Garcon könnte diese Rolle einnehmen, eine Preisklasse darüber könnten die Texans sich an Golden Tate versuchen.

Mögliche Free Agent Fits:

  • Ty Nsekhe, OT, Redskins
  • Ramon Foster, OG, Steelers [Texans: Hybrid Outside Zone/Power Scheme]
  • Trent Brown, OT, Patriots
  • Pierre Garcon, WR, 49ers
  • Golden Tate, WR, Eagles