Die erste große Welle der Free Agency ist vorüber. Die Jaguars haben einen neuen Quarterback, zwei Elite-Receiver wechseln die Teams, und die Spitzenteams machen das, was Spitzenteams in der Free Agency so machen. Doch was bedeutet das für das Gesamtbild der Liga? SPOX-Redakteur Adrian Franke gibt seine Einschätzung mit dem Power Ranking der 32 Teams zwischen Free Agency und Draft ab.
NFL Power Ranking nach der Free Agency
32. Miami Dolphins
Die Dolphins wollen 2019 nicht möglichst viele Spiele gewinnen, das hat inzwischen hoffentlich jeder bemerkt. Für Miami geht es um zwei Dinge: einen drastischen Rebuild einleiten, indem man Draft-Picks sammelt - und die jungen Spieler im eigenen Team testen, um zu sehen, wer langfristig eine Option sein sollte. So sieht der Kader auch zunehmend aus, während etablierte Größen wie Cameron Wake, Ja'Wuan James, Frank Gore und inzwischen auch Ryan Tannehill weg sind. Um es sportlich zu betrachten: Die Offensive Line, das Receiving-Corps und der Pass-Rush werden Baustellen sein, umso mehr, da Robert Quinn ebenfalls noch via Trade gehen könnte. Miamis Fokus sind nicht Siege auf dem Feld in der kommenden Saison, und der Kader spiegelt das immer mehr wieder.
31. Washington Redskins
Case Keenum oder Colt McCoy wäre Stand heute der Starting-Quarterback, mit einem Receiving-Trio bestehend aus Paul Richardson, Brian Quick und Josh Doctson - in einer Liga, in der das Passing Game dominiert, sind das denkbar schlechte Voraussetzungen. In Jamison Crowder haben die Redskins einen sehr guten Slot-Receiver verloren, mit Preston Smith ihren Nummer-2-Pass-Rusher und mit Ty Nsekhe einen der besten Swing-Tackles der Liga, in einer Line, die zuletzt durchaus mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Washington ist ein heißer Kandidat für einen Trade im Draft - oder für Josh Rosen, sollte Arizona Rosen tatsächlich abgeben. Vorerst aber regiert das Prinzip Hoffnung in einer Saison, die durch den teuren Vertrag von Alex Smith, der mutmaßlich aber nicht spielen können wird, schnell zu einer verlorenen Saison werden kann.
30. New York Giants
Wo sich die Dolphins ohne Zweifel im Rebuild befinden, scheint über diese Frage bei den Giants Unklarheit zu herrschen. Landon Collins und Odell Beckham abzugeben könnte darauf hindeuten - Eli Manning zu behalten und Golden Tate für vier Jahre zu verpflichten eher nicht. Wo also stehen die Giants? New York hat auch ohne Beckham noch ein gutes Waffenarsenal mit Tate, Sterling Shepard, Evan Engram und Saquon Barkley. Die Offensive Line ist durch den Trade für Kevin Zeitler nochmals deutlich verbessert und wird zunehmend von einer Schwäche zu einer Stärke, Right Takle mal außen vor. Bleibt die Frage, in wie weit Manning all das noch zusammenführen kann, und die Eindrücke aus der vergangenen Saison lassen da nicht allzu viel hoffen. Doch werden die G-Men reichlich punkten müssen, denn die Defense besteht ohne Collins, Olivier Vernon, Damon Harrison und Eli Apple aus sehr vielen Fragezeichen. Pass-Rush, Linebacker, Cornerback - wie New York gegnerische Offenses stoppen will, bleibt abzuwarten.
29. Cincinnati Bengals
Gewohnt ruhige Free Agency in Cincinnati, Punktabzug gibt es aber für einige der unerwartet teuren Verträge für eigene Free Agents. Ansonsten ist das Bild in Cincinnati weitestgehend unverändert: Man hat klare Säulen auf beiden Seiten des Balls, A.J. Green sowie Geno Atkins vorneweg, doch auch Joe Mixon und Tyler Boyd stoßen nach starken Vorsaisons zunehmend in die Säulen-Kategorie vor, in der sich auch etwa William Jackson befindet. Aber die Bengals haben eben in der Summe auch eine leicht unterdurchschnittliche Offensive Line und einen Quarterback in Andy Dalton, der eine saubere Pocket unbedingt braucht. Cincinnati hat vereinzelt individuelles Talent, da besteht kein Zweifel. Aber noch zu wenige Bausteine um diese Spieler herum.
28. Arizona Cardinals
Gute Free Agency bei den Cardinals, die mehrere Baustellen adressierten - ohne sich finanziell langfristig zu hohe Lasten ans Bein zu binden. Robert Alford als zweiter Cornerback, Terrell Suggs für die Edge-Rush-Rotation gegenüber von Chandler Jones, Jordan Hicks, um die Linebacker-Lücke zu schließen, J.R. Sweezy und Marcus Gilbert, um der Offensive Line eine höhere Base-Line zu geben und Kevin White als "Neuanfang"-Projekt. White sollte sich zurück in der Air Raid Offense deutlich wohler fühlen. Arizona ist mit der Frage, wie die Offense von Kliff Kingsbury in der NFL funktionieren kann, ohnehin eines der spannenderen Teams - durch die Gerüchte über Kyler Murray und einen potentiellen Trade von Josh Rosen werden den Cardinals die Schlagzeilen bis zum Draft wohl sicher sein. Rein sportlich betrachtet sieht das Team aktuell definitiv besser aus als zum Ende der Vorsaison, mit einem guten Kern in der Defense und Talent auf den offensiven Skill-Positions. Die zentralen Baustellen sind die Defensive Line sowie noch immer Outside Receiver und Offensive Line.
27. Denver Broncos
So richtig kann ich die Free Agency der Broncos noch nicht greifen. Matt Paradis - mutmaßlich aufgrund seiner Knöchelverletzung - gehen zu lassen reißt ein riesiges Loch in die Offensive Line, mit Shaquil Barrett geht ein sehr guter, junger Pass-Rusher, der in Denver schlicht keine Chance auf einen Startplatz hatte. Neuzugang Bryce Callahan ist ein sehr guter Slot-Cornerback, Ja'Wuan James zumindest ein Upgrade auf Right Tackle. Dennoch kommt die Offensive Line noch immer mit riesigen Fragezeichen daher, und das lässt sich auch über das Wide Receiver Corps außerhalb von Courtland Sutton sagen - inklusive Emmanuel Sanders, der sich erst im Dezember die Achillessehne gerissen hat. Joe Flacco ist ein leichtes Upgrade gegenüber Case Keenum, den Trade sehe ich dennoch weiter kritisch; was das Passing Game angeht sind die Broncos in einem Umbruch, inklusive Rookie-Coordinator Rich Scangarello. 2019 sieht in dieser Hinsicht wie ein Übergangsjahr aus - war das kleine Upgrade von Keenum zu Flacco da nötig? Das Herz der Broncos ist noch immer der Pass-Rush mit Von Miller und Bradley Chubb, ohne Barrett und Shane Ray fehlt aber auch hier Tiefe.
26. Buffalo Bills
Mitch Morse und Spencer Long sind deutliche Upgrades in der Interior Offensive Line. Cole Beasley ist einer der verlässlichsten Slot-Receiver der vergangenen Jahre. John Brown war in der vergangenen Saison zumindest mit Flacco wieder ein gefährlicher Deep-Threat-Receiver, Ty Nsekhe ist ein Swing-Tackle mit Potential für mehr und Tyler Kroft ist ein solider Tight End. Andre Roberts war letztes Jahr einer der besten Returner der Liga und Frank Gore ist auch als 36-Jähriger ein überraschend guter Back, der vor allem in Pass-Protection extrem weiterhilft. Kurzum: Buffalo hatte bereits eine Top-8-Defense und hat jetzt intelligent die Offense verstärkt. Die Bills hatten unter dem Strich bislang eine sehr gute Offseason, die große Frage wird jetzt lauten: Was sehen wir von Josh Allen in seiner zweiten NFL-Saison?
25. New York Jets
Der Award für die "most splashy" Free Agency gehört wohl den Jets. C.J. Mosley mit einem Monster-Vertrag gelockt, Kelechi Osemele via Trade von den Raiders in den Big Apple geholt, dazu Le'Veon Bell und Jamison Crowder - und nur haarscharf an einer Verpflichtung von Anthony Barr vorbeigeschrammt. Warum also die Jets trotzdem nur auf Rang 25? Sie haben am teuersten in zwei Positionen investiert, die in der heutigen NFL nicht mehr die Bedeutung haben wie noch vor einigen Jahren: Off-Ball-Linebacker (Mosley) und Running Back (Bell). Beide machen die Jets natürlich besser, aber wie sehr? Und wie sehr fällt es auf der anderen Seite ins Gewicht, dass man keinen der Top-Center bekommen hat, dass der Edge-Rush noch immer ohne Antworten dasteht und dass die Secondary Claiborne und Skrine verloren hat? All diese Positionen sind für das Passing Game wichtig, die Jets haben vor dem Draft also einige klare Hausaufgaben. Über allem steht aber selbstredend noch die Entwicklung von Sam Darnold, und da war der Saison-Schlussspurt ausgesprochen ermutigend. Außerdem muss der neue Trainerstab, in dem es doch einiges an Konfliktpotential gibt, funktionieren.
24. Oakland Raiders
Hat Gruden jetzt mit einer aggressiven Free Agency den Umbruch nach vorne katapultiert? Oder hat er zu früh die Geduld verloren? Über die Antwort auf diese Frage kann man streiten, unstrittig ist aber, dass sich die Raiders enorm verbessert haben. Antonio Brown und Tyrell Williams geben einem im Vorjahr oft hoffnungslosen Wide Receiver Corps ein Top-Duo, beide ergänzen sich zudem glänzend. Trent Brown ist - auch wenn er in New England von idealen Umständen profitierte - zweifellos ein Upgrade. J.J. Nelson gibt den Raiders zudem eine günstige Speed-Option, kurzum: Die Offense sollte deutlich besser aussehen, insbesondere im Passing Game. Hier kann jetzt Jon Gruden zeigen, was er schematisch mit deutlich besserem Spielermaterial anstellen kann und auch Derek Carr hat keine Ausreden. Die Defense dagegen bleibt eine Großbaustelle. Edge-Rusher, Cornerbacks, Linebacker - man kann nahezu überall den Rotstift ansetzen. Die Verpflichtung von Lamarcus Joyner, ein guter, vielseitiger Safety, wirkt da fast ein wenig wie ein Tropfen auf den heißen Stein.
23. Jacksonville Jaguars
Die Jaguars haben in puncto Garantien die teuerste Verpflichtung der diesjährigen Free Agency insgesamt auf der wichtigsten Position getätigt - und immer noch bin ich mir mitnichten sicher, was ich mit diesem Team anfangen soll. Ja, Foles ist ein Upgrade gegenüber Bortles. Aber wie groß ist dieses Upgrade, wenn wir von zehn Spielen sprechen? 16? Zwei Jahren? 4? Ich glaube, dass die Jaguars hier angesichts des eigenen Investments eine Enttäuschung erwartet, auch wenn es spannend sein wird zu sehen, in wie weit Ex-Eagles-QB-Coach John DeFilippo für Foles eine Offense designen kann, die der von Doug Pederson in Philadelphia möglichst nahe kommt. Ansonsten hatte der Kader aber auch einen Aderlass zu verzeichnen: Malik Jackson ist noch immer ein sehr guter Spieler, genau wie Tashaun Gipson. Beide sind genauso weg wie Donte Moncrief, der zumindest eine gute Nummer-2-Option Outside sein kann. Sind die Jaguars also signifikant besser als in der vergangenen Saison? In der Summe tendiere ich hier nach der ersten Welle der Free Agency zu einem Nein. Das Resultat könnte erneut eine sehr talentierte Defense mit einer inkonstanten Offense sein.
22. Tampa Bay Buccaneers
Die Buccaneers hatten nicht sonderlich viel Geld und haben einige günstige Deals eingefädelt, die zwar für die Compensatory Formel Gift sind, sich sportlich aber lohnen könnten: Safety/Linebacker-Hybrid Deone Bucannon wird mit Defensive Coordinator Todd Bowles wiedervereint, beide hatten bereits in Arizona zusammengearbeitet. Das gilt auch für Kevin Minter, der einen neuen Einjahresvertrag erhielt. Shaquil Barrett war in Denver konstant ein sehr guter Rotations-Pass-Rusher, jetzt kann er in Tampa zeigen, dass er auch als Starter liefern kann. Generell sieht der Pass-Rush mit Barrett, Gerald McCoy und Jason Pierre-Paul nicht schlecht aus, die Secondary aber muss ein Fokus im Draft sein, um das Blitz-lastige Scheme von Bowles umsetzen zu können. Ansonsten ist die Offensive Line sehr teuer, aber sie sollte insgesamt auch wieder im Liga-Mittelfeld zu finden sein - eine wichtige Grundvoraussetzung für die vertikale Offense von Bruce Arians. Auch ohne DeSean Jackson haben die Bucs mit Mike Evans, Chris Godwin, O.J. Howard und Cameron Brate ein hervorragendes Receiving Corps; für Jameis Winston geht es 2019 um alles.
21. Baltimore Ravens
Earl Thomas ist eine super Verpflichtung und wird die Ravens-Defense gegen den Pass ohne jede Frage besser machen - über Jahre warfen Teams gegen die Seahawks kaum tief über die Mitte, und Thomas ist noch immer der beste Free Safety der Liga sowie ohne Zweifel ein deutliches Upgrade gegenüber Eric Weddle. Aber was ist sonst passiert? Die Ravens haben mit Terrell Suggs, Za'Darius Smith und C.J. Mosley drei ihrer besten Front-Seven-Spieler verloren, sportlich wie auch was das Gesamtgefüge der Defense angeht. Suggs und Mosley waren hier klare Leader, Mosley zudem ein wichtiger Faktor für die Kommunikation und Abstimmung der Defense, die ja sehr gerne unmittelbar vor und nach dem Snap noch diverse Dinge umstellt. Und offensiv? Das Wide Receiver Corps ist ohne Michael Crabtree und John Brown eine Baustelle, letztlich aber alles unter dem übergeordneten Thema: Kann sich Lamar Jackson als Passer steigern und hier vor allem konstanter werden?
20. Carolina Panthers
Mir gefällt, dass die Panthers offensichtlich die Offensive Line priorisiert haben: Die beiden teuersten Deals, welche die Panthers dieses Jahr rausgegeben haben, gingen an Ex-Broncos-Center Matt Paradis, sowie an Right Tackle Daryl Williams, der einen neuen Einjahresvertrag erhielt. Auch angesichts der Tatsache, dass Cam Newton von einer Schulter-OP zurückkehrt, kann sich das nur lohnen. Bruce Irvin als günstige Option für den Pass-Rush neben Short, Addison und Poe ist eine gute Verpflichtung. Massive Fragezeichen habe ich im Receiving-Corps, und das nicht nur durch den Abgang von Devin Funchess. Ist Newton endlich wieder bei 100 Prozent, werden die Panthers aber schnell wieder ein überaus unangenehmer Gegner.
19. San Francisco 49ers
Der Trade für Dee Ford war in jeder Hinsicht ein guter Deal für die Niners. Der Preis ist in Ordnung, der Vertrag bietet nach dem ersten Jahr konstant Ausstiegsmöglichkeiten aus Team-Sicht - und mit Ford hat San Francisco endlich den Edge-Rush adressiert, eine Position, die in San Francisco seit Jahren die große Problemzone der Defense ist. Kwon Alexander ist ein durchschnittlicher Linebacker der sehr viel Geld erhalten hat, zumindest aber auch ein großes Upgrade bei einer offensichtlichen Problemzone darstellt. Offensiv hofft ganz San Francisco, dass Jimmy Garoppolo fit bleibt; dann haben die 49ers mit einer akzeptablen Offensive Line, einem der besten jungen Receiving-Tight-Ends der Liga in George Kittle, einem tiefen Backfield, welches Shanahan als Mismatch-Waffen nutzen kann, sowie Marquise Goodwin, Dante Pettis und dem jüngst verpflichteten Jordan Matthews im Wide Receiver Corps sehr viele Bausteine, um erfolgreich zu sein. Jetzt muss San Francisco das eben auch auf dem Platz zeigen.
18. Detroit Lions
Obwohl die Lions mit Trey Flowers einen der Top-Free-Agents verpflichtet und dann nochmals stattliche Summen für Slot-Cornerback Justin Coleman sowie Tight End Jesse James in die Hand genommen haben, gibt es nicht allzu viel Beachtung für die bisherige Offseason in Detroit. Dabei bauen die Lions gerade ein Team auf, das zumindest mal ein sehr unangenehmer Gegner werden kann: Ein Team, das offensiv wie defensiv an der Line of Scrimmage viel Qualität mitbringt und Playmaker im Receiving Corps (Marvin Jones, Kenny Golladay, Danny Amendola) sowie in der Secondary (Coleman, Darius Slay) hat, genau wie einen Top-12-Quarterback in Matt Stafford. Wie viel wird das im September auf dem Platz wert sein? Was kann Matt Patricia daraus formen?
17. Tennessee Titans
Mir gefällt, was die Titans gemacht haben. Gezielte Verstärkungen für Positionen, die dringend adressiert werden mussten, ohne sich dabei mit großen Garantien über mehr als zwei Jahre an Spieler zu binden. Cam Wake ist noch immer ein Top-Pass-Rusher und ersetzt Brian Orakpo, gemeinsam mit Harold Landry könnte das in der kommenden Saison ein sehr spannendes Edge-Duo werden. Adam Humphries gibt den Titans einen der besten Slot-Receiver der vergangenen Jahre und Rodger Saffold ist das dringend benötigte, massive Upgrade für die Interior Offensive Line. Jetzt liegt es an Marcus Mariota, die Fäden in der Offense auch zusammenzuführen und in seinem Option-Jahr zu zeigen, dass er die langfristige Antwort sein kann. Was Tennessee noch immer fehlt ist (vertikale) Explosivität im Receiving Corps. Das dürfte ein Fokus im Draft sein, womöglich auch ein neuer Inside Linebacker.
16. Pittsburgh Steelers
Mit den Abschieden von Le'Veon Bell und Antonio Brown kehrt in Pittsburgh wieder etwas Ruhe ein - unbestreitbar aber haben die Steelers in der bisherigen Offseason aber auch hohe Qualität verloren. Dazu zählt auch O-Line-Coach Mike Munchak, der zu den Broncos und damit näher zu seiner Familie geht. All diese Abgänge werden die Steelers merken, und das nicht nur aufgrund des enormen Dead Cap Hits, den der Brown-Trade hinterlässt. Donte Moncrief und Steven Nelson sind gute Verpflichtungen aus der zweiten Reihe, mehr aber auch nicht und Mark Barron mag dem Linebacker-Corps mehr Explosivität verleihen - eine langfristige Antwort ist aber auch er nicht. Die Steelers sind noch immer ein gutes Team, dafür sind die Offensive Line und die Defensive Line zu gut besetzt, dafür ist Ben Roethlisberger zu gut, genau wie die individuelle Qualität von JuJu Smith-Schuster oder Joe Haden. Doch die nächste Saison wird ein sehr schweres Stück Arbeit in Pittsburgh.
15. Minnesota Vikings
Dass sich die Vikings von Mike Remmers und Tom Compton getrennt haben, ist soweit nachvollziehbar. Comptons Vertrag lief aus und seine Leistungen haben einen neuen Deal nicht gerade gefordert, während Remmers seinem Vertrag nicht mehr gerecht wurde. Beide waren in der Top-12 was zugelassene Guard-Pressures anging. Doch zwei Fragen bleiben: Reicht die Verpflichtung von Josh Kline, um zumindest einen Guard-Spot wirklich zu verbessern? Und was ist mit den anderen Positionen? Pat Elflein war einer der anfälligsten Center in Pass-Protection, auch Left Tackle Riley Reiff gehörte vor allem in Protection zu den schwächsten Offensive Tackles letztes Jahr; und der zweite Guard-Spot ist ja ebenfalls offen. Unter dem Strich sieht die Offensive Line der Vikings, die bereits letztes Jahr der zentrale Grund für das Verpassen der Playoffs war, schlechter aus; angesichts der deutlichen Schwierigkeiten von Kirk Cousins gegen Pressure ein enormes Problem. Es droht eine Saison wie letztes Jahr, in der letztlich auch eine sehr gute Defense und das vielleicht beste Wide-Receiver-Duo der Liga nicht reicht.
14. Green Bay Packers
Packers-Fans können in diesem Jahr jedenfalls dem eigenen Team keine Inaktivität in der Free Agency vorwerfen, wie auch immer die Saison in Wisconsin letztlich verläuft. Green Bay hofft, eine seiner größten Baustellen - und das schon seit Jahren - mit sehr viel Geld repariert zu haben: Za'Darius Smith und Preston Smith sollen den Edge-Rush wiederbeleben. Beide waren zuvor in Baltimore beziehungsweise Washington Nummer-2-Edge-Rusher, können sie gemeinsam einen konstanten Pass-Rush aufs Feld bringen? Ein deutliches Upgrade ist auch zweifellos Adrian Amos, der von Division-Rivale Chicago kam. Billy Turner dürfte auf Right Guard Byron Bell beerben, was zumindest ein leichtes Upgrade darstellen sollte. Dass man Cobb für die geringe Summe, die er jetzt in Dallas erhält, nicht gehalten hat, verwundert ein wenig; die Packers setzen im Wide Receiver Corps offensichtlich auf viel Jugend hinter Davante Adams.
13. Houston Texans
Von Tyrann Mathieu zu Tashaun Gipson ist es ein Downgrade, von Kareem Jackson zu Bradley Roby ebenfalls - und die erhofften Upgrades in der Offensive Line sucht man vergebens. Natürlich steht der Draft noch bevor, und die Texans haben neben ihren regulären Picks in den ersten drei Runden noch einen zusätzlichen Zweitrunden-Pick; doch kann Houston damit wirklich die Line adäquat auch kurzfristig verstärken? Man kann nicht oft genug betonen, dass die vergangene Saison so kaum wiederholbar sein dürfte; zu sehr haben Deshaun Watson und DeAndre Hopkins die Offense über Wochen im Alleingang getragen. Letzterer erhält durch die Rückkehr von Will Fuller und im Idealfall durch einen Leistungssprung von Keke Coutee mehr Unterstützung. Doch Watson darf nicht wieder bei 45 Prozent seiner Dropbacks unter Druck stehen, eine erfolgreiche Offense unter diesen Bedingungen ist konstant quasi nicht möglich. Bisher sieht man nicht, inwieweit sich das ändern könnte.
12. Dallas Cowboys
Sehr ruhige Free Agency in Big D, was mit Blick auf die Gesamtstruktur des Kaders allerdings nicht wirklich überraschend ist. Mit unter anderem Amari Cooper, Dak Prescott, Byron Jones, Jaylon Smith, La'el Collins, Ezekiel Elliott und Tyrone Crawford haben die Cowboys über die nächsten beiden Jahre sehr viele prominente eigene Free Agents, und zuerst einmal will ohnehin DeMarcus Lawrence bezahlt werden. Den Fokus auf die guten Spieler im eigenen Team zu richten macht also durchaus Sinn. Das bedeutet auch, dass man nicht alle eigenen Spieler halten kann - wie etwa Cole Beasley. Randall Cobb ist aber ein guter und deutlich günstigerer Ersatz, zudem erhalten die Cowboys Center Travis Frederick, der die komplette Vorsaison aufgrund einer Nervenerkrankung verpasst hatte, zurück; Frederick soll die gesamte Saisonvorbereitung mitmachen können. Das ist ein riesiger Boost; Dallas darf auch 2019 wieder Richtung Playoffs schauen.
11. Atlanta Falcons
Eine Offseason, gar nicht so unähnlich wie die der gerade beschriebenen Cowboys. Auch die Falcons haben einen Defense-Star - Grady Jarrett - den sie zunächst via Franchise Tag gebunden haben und der einen langfristigen Vertrag erhalten soll. Auch bei den Falcons stehen über die nächsten beiden Jahre potentiell einige teure Vertragsverlängerungen an, neben Jarrett allen voran Deion Jones, De'Vondre Campbell, Julio Jones, Alex Mack, Keanu Neal und Mohamed Sanu. Die Verpflichtung von James Carpenter schließt dennoch die vielleicht größte Baustelle in der Interior Offensive Line, der Edge-Rush dagegen bleibt ein Fragezeichen. Darüber hinaus brauchen die Falcons mehr Tiefe für kritische Positionen, das hat die vergangene Saison mehr überdeutlich gemacht. Blickt man auf die Starter, dann hat Atlanta noch immer einen Playoff-Kader.
10. Seattle Seahawks
Dass die Seahawks Justin Coleman nicht halten konnten, tut weh, immerhin aber bleiben K.J. Wright und D.J. Fluker. J.R. Sweezy durch Mike Iupati zu ersetzen ist in puncto Pass-Protection ein leichtes Downgrade, was aber schon zur noch immer alles übergreifenden Frage führt: Welche Art Offense wollen die Seahawks nächstes Jahr sein? Und daran anschließend: Was haben sie aus der vergangenen Saison gelernt? Russell Wilson hatte eine phänomenale Saison, genau wie Wide Receiver Tyler Lockett. Mit einem - nach weiteren Operationen - im Idealfall wieder fitten Doug Baldwin und einer soliden Offensive Line ist die Basis für eine explosive Offense eigentlich da - setzt Seattle dennoch wieder bevorzugt auf den Run? Defensiv wird viel davon abhängen, ob sich die Outside Cornerbacks nach einer durchwachsenen Saison steigern können. Gelingt das nicht, ist zumindest der Platz gegenüber von Shaquill Griffin eine Baustelle.
9. Chicago Bears
Ein neuer Defensive Coordinator - Vic Fangio ist neuer Head Coach der Broncos, Chuck Pagano übernimmt - sowie die unvermeidbar bevorstehende statistische defensive Regression setzen Chicagos Offense unter Druck; konkret: Mitch Trubisky muss einen deutlichen Schritt nach vorne machen. Trubisky war letztes Jahr ein durchschnittlicher Quarterback mit einigen positiven Ausreißern und Tendenzen sowie noch immer zu vielen Read- und Accuracy-Wacklern. Wird die Defense allerdings anfälliger, muss insbesondere als Passer noch mehr von ihm kommen. Letztlich wird davon sehr viel in Chicago abhängen. Die Bears haben ansonsten den Head Coach, die offensiven Waffen, eine gute Offensive Line und defensiv jede Menge Talent.
8. Cleveland Browns
Es ist offiziell ein neuer Rekord - so hoch hatte ich die Browns noch niemals in einem Power Ranking. Und natürlich gehört eine Anmerkung untrennbar dazu: Auf dem Papier sieht es gut aus. Auf dem Papier, ja, aber da kann man schon ins Schwärmen kommen. Cleveland hatte zwei größere Baustellen vor dem Beginn der Free Agency, der zweite Defensive-Tackle-Spot sowie ein Outside-Receiver. Sheldon Richardson war schon eine absolute Premiumlösung für Ersteres - Odell Beckham als Antwort auf die zweite Problemzone geht darüber noch weit hinaus. Diese Art Talent wird in der NFL nur sehr, sehr selten wirklich verfügbar und Cleveland hat Beckham auch noch für einen beachtlich günstigen Preis bekommen. Cleveland hat jetzt potentiell eine der besten Defensive Lines der Liga, mit einem jungen Nummer-1-Cornerback in Denzel Ward dahinter, einen unglaublich vielversprechenden Quarterback sowie ein Waffenarsenal mit Beckham, Jarvis Landry, Rashard Higgins, David Njoku und dem Running-Back-Trio, das sich vor niemandem verstecken muss. Wo geht die Reise 2019 hin? Es wird in jedem Fall eine faszinierende Saison.
7. Indianapolis Colts
Wer von den Colts eine große Shoppingtour erwartet hatte, sieht sich jetzt ziemlich enttäuscht - was die langfristige Qualität angeht, muss das aber nichts Schlimmes sein. Cornerback Pierre Desir wurde gehalten, das war das größte und wichtigste Investment, und man darf nicht vergessen, wie dieses Team zusammengestellt wurde. Indianapolis hat offensiv (Ryan Kelly, Quenton Nelson, Braden Smith, Marlon Mack) sowie defensiv (Tyquan Lewis, Darius Leonard, Anthony Walker, Malik Hooker) diverse Starter, die 2016 oder später gedraftet wurden. Dieses Team ist jung und ein klarer Fokus liegt auf der Line of Scrimmage, und offensichtlich war Indianapolis nicht gewillt, hier die sehr hohen Preise auszurufen. Kann Devin Funchess mit Luck ein besserer Receiver werden? Vielleicht, hier muss Indy dennoch im Draft ran. Die Basis und die Ausrichtung dieses Teams sind aber glänzend.
6. Los Angeles Chargers
Die Offensive Line ist noch immer ein riesiges Problem, Dan Feeney und Sam Tavi waren beide in Pass-Protection echte Schwachstellen letztes Jahr und insbesondere die Protection wurde im Saison-Schlussspurt eine leidige Konstante bei den Chargers; noch hat sich hier nichts verbessert. Besser geworden ist allerdings die Situation in der defensiven Front Seven, wo L.A. mit Denzel Perryman verlängert und Thomas Davis verpflichtet hat. Vielleicht sorgt das endlich für Stabilität im Linebacker Corps. Auch Defensive Tackle Brandon Mebane und Safety/Linebacker-Hybrid Adrian Phillips bleiben, hier ist Kontinuität also großgeschrieben. Der Aufstieg von Mike Williams lässt den Abschied von Tyrell Williams derweil etwas weniger schmerzhaft erscheinen.
5. Los Angeles Rams
Zwei Jahre lang konnten die Rams im Prinzip mit der gleichen Offensive Line antreten - das wird sich 2019 ändern. Center John Sullivan, bei dem die Rams die Vertragsoption für die kommende Saison nicht zogen, sowie Guard Rodger Saffold, der als Free Agent in Tennessee unterschrieb, sind weg, und während bei Sullivan eine gewisse absteigende Tendenz erkennbar war, ist Saffold ein seit Jahren sehr guter All-Around-Guard. Für kaum ein Team ist die Offensive Line zentraler für den Erfolg, es bleibt abzuwarten, wie McVay und vor allem Goff hier mit einem Downgrade klarkommen. Lamarcus Joyner durch Eric Weddle zu ersetzen ist kurzfristig ein sehr guter Move, genau wie der neue Einjahresvertrag für Dante Fowler. Clay Matthews als zweite Edge-Rush-Option ist zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere bestenfalls solide, der - mutmaßliche - Abschied von Ndamukong Suh aber fällt schwerer ins Gewicht. Ein Fragezeichen ist die Gesundheit von Todd Gurleys Knie.
4. Kansas City Chiefs
Kareem Hunt ist bekanntermaßen schon länger weg, es folgten in der Free Agency unter anderem Center Mitch Morse und Cornerback Steven Nelson - sowie etwas überraschend auch das komplette Pass-Rush-Duo, nachdem die Chiefs erst Justin Houston entließen und dann Dee Ford nach San Francisco tradeten. Fragwürdige Moves in einer Phase, in der Kansas City All-In gehen müsste; ein Pass-Rusher ist auch nach der Verpflichtung von Alex Okafor im Draft ein riesiges Thema. Der Abgang von Morse tut ebenfalls weh; ja, er ist verletzungsanfällig, doch in den 13 Spielen, die er letztes Jahr absolvierte, war er ein Top-Center. Tyrann Mathieu statt Eric Berry ist angesichts der anhaltenden Verletzungen von Berry ein deutliches Upgrade, Carlos Hyde kam als Ersatz für Hunt und Bashaud Breeland war nicht nur günstig - der Ex-Packers-Corner dürfte direkt starten. Ein weiterer Outside-Corner, ein 3-Down-Linebacker und mindestens ein Pass-Rusher müssen aber noch her - und die Bewertung der Chiefs könnte sich selbst wenn das eintritt noch verschlechtern, sollte Tyreek Hill eine längere Sperre drohen. Mahomes und Andy Reid garantieren aber eine hohe Base-Line.
3. New Orleans Saints
Der überraschende Rücktritt von Center Max Unger ist ein echter Tiefschlag für ein Team, das 2019 nochmals All-In geht und dafür unter anderem abermals den Vertrag von Drew Brees umstrukturiert hat. Damit klafft in der Interior Line eine Lücke, die der prompt verpflichtete Nick Easton schließen soll - Easton hat seit zwei Jahren nicht mehr Center gespielt. Ansonsten ist das Team weitestgehend unverändert. Latavius Murray ersetzt für etwas weniger Geld Mark Ingram, Malcom Brown gibt den Saints eine echte Präsenz gegen den Run und eine Versicherung, sollte Sheldon Rankins nach seiner Verletzung länger brauchen. Mehr Power im Wide Receiver Corps - die jüngste Verpflichtung von Jared Cook ist hier bereits ein massives Upgrade - und mögliche Verstärkungen in der Secondary sollten im Draft ein Thema sein, die Saints sind aber nochmals für einen (finalen?) Titel-Run aufgestellt.
2. Philadelphia Eagles
Eine meiner Top Free Agencys insgesamt, weil die Eagles eigene Leute gehalten, einige Compensatory Picks eingesammelt und Lücken adressiert haben, ohne sich die Compensatory-Formel zu versauen. Der in Jacksonville entlassene Malik Jackson ersetzt Timmy Jernigan und ist ein deutliches Upgrade, der via Trade zurückgeholte DeSean Jackson gib den Eagles das dringend benötigte Speed-Element in der Offense. Mit Brandon Graham wurde der wichtigste eigene Free Agent gehalten, in der Offensive Line macht Jason Peters genauso weiter wie Jason Kelce und dass Philly am Ende auch noch Ronald Darby halten konnte, war das sprichwörtliche I-Tüpfelchen. Einziges Manko: Michael Bennett, den man nicht bezahlen wollte, via Trade abzugeben, bringt einen zusätzlichen Pick, ist aber auch eine signifikante Schwächung. Dennoch ist die Edge-Rush-Gruppe noch immer tief, und mit Jackson und Fletcher Cox in der Mitte wird ihr die Arbeit ohnehin erleichtert.
1. New England Patriots
Sind die Patriots über die letzten zehn Tage schlechter geworden? Sicherlich. Trey Flowers ist eine tolle, junge D-Line-Allzweckwaffe, die perfekt in das Pats-Scheme passt. Trent Brown auf Left Tackle hatte eine sehr gute Saison, Malcom Brown war einer der besten Run-Stopper der letzten Jahre und Cordarrelle Patterson bringt als Returner und in seiner Hybrid-Rolle in der Patriots-Offense ein interessantes Element mit. Wahr ist aber auch: Michael Bennett ersetzt Flowers, Isaiah Wynn Trent Brown und Mike Pennel Malcom Brown. Jason McCourty wurde gehalten, Devin McCourty macht weiter und Gronk wohl auch. Wide Receiver ist noch ein Fragezeichen, aber bei keinem Team mache ich mir auf der Position grundsätzlich weniger Sorgen. Ich habe hier nicht allzu lange überlegt - ehrlicherweise gibt es für mich kein Team, das die Pats überholen könnte, denn die direkten Verfolge wurden tendenziell alle eher ein wenig schwächer, während New England die wichtigen Abgänge schon aufgefangen hat.