Zahlreiche Spieler gehen in ein für ihre Zukunft entscheidendes Jahr. Der nächste Schritt in der Entwicklung muss gemacht werden oder das Comeback nach einer Verletzung muss gelingen, andernfalls droht der Verlust des Starter-Platzes und womöglich auch einer Menge Geld. Wir stellen die größten Namen in dieser Liste vor und beleuchten ihre Situation.
Derek Carr, QB, Oakland Raiders
Neuer Head Coach (seit dem letzten Jahr), neuer Standort (ab dem kommenden Jahr): Die Raiders befinden sich im totalen Umbruch. Logisch, dass in dieser Entwicklung auch der eigene Quarterback kritisch hinterfragt wird. Erst recht, wenn dieser zuletzt zwei eher durchwachsene Saisons spielte. 2016 führte Carr sein Team mit 28 Touchdown-Pässen bei nur sechs Interceptions zur ersten Playoff-Teilnahme und ersten Saison mit einer positiven Bilanz seit 2002.
Seitdem stellt sich allerdings die Frage: Kann Carr tatsächlich mehr als ein Game Manager sein, der zwar in einem starken Team funktionieren, aber eine schwächere Offense nicht zum Laufen bringen kann?
Auch im vergangenen Jahr zeigte Carr eine Saison mit wenigen gravierenden Fehlern, hinter einer deutlich schwächeren Line und mit weniger Waffen an seiner Seite zählte die Offense der Raiders spätestens ab der Saisonmitte jedoch zu den schwächeren der Liga. Die Unzufriedenheit bei Head Coach Jon Gruden war offensichtlich.
Carr wird im kommenden Jahr mit Antonio Brown und Tyrell Williams als neuen Pass-Optionen sowie einer verbesserten Offensive Line vor sich einige gute Argumente für sich sammeln müssen, um die Organisation wieder vollends von sich zu überzeugen. In einem Jahr könnte er mit nur fünf Millionen Dollar Dead Cap entlassen werden - und die Raiders mit einem neuen, jungen (und günstigeren) Gesicht der Franchise nach Las Vegas ziehen.
Jameis Winston, QB, Tampa Bay Buccaneers
Nach vier Saisons in der NFL gibt es keine Zweifel darüber, dass Winston seinem Status als erster Pick des Drafts 2015 bislang nicht gerecht werden konnte. Mit dem einstigen Hoffnungsträger under Center gab es für die Bucs in vier Jahren nur 21 Siege und keine Playoff-Teilnahme. 2018 verpasste Winston zudem die ersten drei Saisonspiele gesperrt und verlor seinen Starterplatz zeitweise an Ryan Fitzpatrick.
Somit ist klar: Die kommende Saison wird Winstons letzte Chance im Dress der Buccaneers sein. Diese muss er nutzen - oder eine Rolle als Backup rückt deutlich näher. Winstons Vorteil: Die Voraussetzungen für dieses Entscheidungsjahr könnten deutlich schlechter sein. Er geht als klarer Starter in die Saison, Blaine Gabbert ist keine Konkurrenz. Darüber hinaus gilt Tampas neuer Head Coach Bruce Arian als Quarterback-Flüsterer und Winston-Fan.
In Arizona verhalf Arians Carson Palmer im Alter von 35 Jahren zu dessen bester Saison. Außerdem könnte das Waffen-Arsenal mit Mike Evans, Chris Godwin und OJ Howard viel besser nicht aufgestellt sein. In anderen Worten: Schafft es Winston in diesem Jahr nicht, sein Potenzial konstant abzurufen, schafft er es wohl nie. Sein Vertrag läuft im kommenden Jahr aus, lässt Tampa in ziehen, dürfte er dann nicht mehr allzu viele Interessenten mit offenem Starterjob haben.
Marcus Mariota, QB, Tennessee Titans
Mariota und Winston bleiben weiter miteinander vernetzt. 2014 zählten sie zu den beiden besten College-Spielern des Landes, 2015 wurden sie an erster und zweiter Stelle im Draft ausgewählt, in den Jahren darauf konnten sie ihr Potenzial allerdings zu selten abrufen und stehen 2019 nun vor ihrer wohl letzten Chance, als Starter bei ihrem ersten NFL-Team zu überzeugen.
Nach einem guten Jahr 2016 stehen zwei mitunter desaströse Saisons hinter Mariota. Der 25-Jährige warf in den letzten beiden Jahren für gerade mal rund 200 Yards pro Spiel, seine Adjusted Net Yards per Pass Attempt lagen in diesem Zeitraum unter 5,8 - definitiv ein mieser Wert. Mariota hatte dabei ebenso mit zu vielen Wechseln von Coaches und Philosophien wie auch mit eigenen Verletzungsproblemen zu kämpfen, zudem fehlte ihm in den vier Jahren praktisch komplett ein Nummer-eins-Receiver.
Und dennoch bleiben seine Leistungen enttäuschend. Mit einer aufstrebenden Defense und Verstärkungen in der Offense - Adam Humphries, Rodger Saffold und A.J. Brown vorneweg - will Tennessee 2019 zurück in die Playoffs. Sollte ihr Quarterback dieses Ziel zunichte machen, dürfte das seine Zeit im Titans-Dress beenden. Auch er spielt im letzten Jahr seines Rookie-Vertrags, genau wie Winston.
Andy Dalton, QB, Cincinnati Bengals
Daltons Situations ist eigentlich klar. Man weiß, was man mit ihm bekommt. Seit die Red Rifle 2011 in die Liga kam und in Cincinnati als Starter übernahm, ist Dalton ein solider Quarterback, der in keinem Jahr zu den schlechtesten Signal Callern der Liga zählt, allerdings - mit Ausnahme der 2015er Saison - auch niemals besser als der Liga-Durchschnitt ist. Der 31-Jährige kann 2019 und 2020 jeweils ohne Dead Cap entlassen werden, sodass so mancher Beobachter bereits damit rechnete, die Bengals könnten in diesem Jahr Daltons Nachfolger draften.
Das ist bekanntlich nicht passiert, Dwayne Haskins spielt zukünftig in Washington, Drew Lock in Denver. Und doch wird das Fragezeichen hinter Daltons Zukunft nicht kleiner. Selbst wenn die Bengals Dalton nicht vorzeitig entlassen sollten, wäre er bei Vertragsende 33 Jahre alt. Eine Verlängerung scheint daher ausgeschlossen.
In der kommenden Saison wird er nun zeigen müssen, dass er die Offense rund um A.J. Green, Tyler Boyd und Joe Mixon zu Siegen führen kann. Sollten die Playoffs auch unter dem neuen Head Coach Zac Taylor deutlich verpasst werden, dürfte man in Cincy die Reißleine ziehen und mit einem jungen Quarterback an Taylors Seite in die Zukunft gehen.
Leonard Fournette, RB, Jacksonville Jaguars
Patrick Mahomes. Deshaun Watson. Jamal Adams. Marshon Lattimore. TJ Watt. JuJu Smith-Schuster. Alvin Kamara. All diese Spieler hätten die Jaguars 2017 auswählen können, als sie sich an vierter Position für Leonard Fournette entschieden. In zwei Jahren kommt der 24-Jährige auf 3,9 bzw. 3,3 Yards pro Carry und konnte bislang kaum unter Beweis stellen, dass er die Offense der Jaguars tatsächlich besser macht, wenn er auf dem Platz steht.
Darüber hinaus machte Fournette zudem gerade mal 21 von 32 möglichen Regular-Season-Spielen. Verletzungsprobleme sowie Disziplinlosigkeiten stoppten den ehemaligen LSU-Back in den vergangenen beiden Jahren. In der kommenden Saison wird Fournette nun zeigen müssen, dass er einen echten Mehrwert für Jacksonville darstellt.
Mit Alfred Blue, Thomas Rawls und Benny Cunningham hat Jacksonville keinen echten Konkurrenten im Kader. Bleibt Fournette jedoch erneut hinter den Erwartungen zurück und/oder leistet sich abseits des Platzes Fehltritte, droht ihm in der Zukunft eine deutlich kleinere Rolle in der Offense. Und womöglich auch die Entlassung.
Sammy Watkins, WR, Kansas City Chiefs
Es war eine der größten Überraschungen der Free Agency 2018: Die Kansas City Chiefs statteten Sammy Watkins mit einem Dreijahresvertrag über 48 Millionen Dollar aus und machten ihn damit zu einem der bestbezahlte Wide Receiver der Liga. Den Sammy Watkins, der nur einmal in seiner Karriere die 1000-Yard-Schallmauer durchbrechen konnte. Den Sammy Watkins, der in den zwei Vorsaisons (auch aufgrund von Verletzungssorgen) keine 600 Yards erreichen konnte.
Und: Das Leid setzte sich auch in Kansas City fort. Watkins hatte ab der Saisonmitte erneut mit Verletzungen zu kämpfen und beendete die Regular Season letztlich mit 519 Receiving Yards und 3 Receiving Touchdowns. Deutlich zu wenig für einen Spieler seiner Preisklasse. Ohne Tyreek Hill, dem nach wie vor eine Sperre droht, sollte Watkins 2019 eine größere Rolle in der Offense von Andy Reid zukommen.
Diese Chance wird der Wideout nutzen müssen. Im kommenden Jahr könnte KC Watkins mit einem Dead Cap von 7 Millionen Dollar entlassen und so 14 Millionen Dollar sparen. Bleibt der 25-Jährige in der kommenden Saison ein Nummer-zwei-Receiver, wäre das nicht auszuschließen.
Allen Robinson, WR, Chicago Bears
Während Watkins' 48-Millionen-Vertrag doch sehr überraschte, galt Allen Robinson mit seinem Dreijahresvertrag über 42 Millionen Dollar für die Chicago Bears gemeinhin als Schnäppchen. Immerhin hatte Robinson als Sophomore mit 1.400 Receiving Yards und 14 Touchdowns (mit Blake Bortles als seinem Quarterback!) bereits eine absolute Monster-Saison aufs NFL-Parkett gelegt.
In der Offense von Matt Nagy zeigte der 25-Jährige im vergangenen Jahr zwar Ansätze seiner Klasse, hatte aber wie Watkins mit kleineren Verletzungen zu kämpfen und war vor allem in der Redzone ein deutlich kleinerer Faktor als man es sich mit seiner Verpflichtung wohl ursprünglich erhofft hatte.
2020 könnte Robinson mit einem Dead Cap von zwei Millionen Dollar entlassen werden, die Bears würden mit diesem Move 13 Millionen Dollar an Cap Space einsparen. Der ehemalige Zweitrundenpick wird somit zeigen müssen, dass er die Rolle als X-Receiver in Chicagos Offense ausfüllen kann. Eine schwächere Saison als die zurückliegende würde Robinsons Zukunft in Chicago wohl deutlich ungewisser machen.
Jordan Reed, TE, Washington Redskins
Über die Qualitäten eines fitten Jordan Reed gibt es innerhalb der NFL wohl keine zwei Meinungen. Ein besonders guter Blocker wird der 28-Jährige zwar nicht mehr werden, als Receiver überzeugt er allerdings konstant mit guten Händen, fähigem Route-Running, einem großen Catch-Radius sowie Qualitäten nach dem Catch.
Das Problem: Diesen Spieler bekommt man einfach viel zu selten zu Gesicht. In sechs Jahren konnte Reed nicht ein mal alle 16 Saisonspiele absolvieren, seit seiner Fabelsaison 2015 mit 87 Catches für 952 Yards und 11 Touchdowns verpasste er 17 Regular-Season-Spiele.
Und so stellt sich die Frage, wie lange die Redskins noch bereit sein werden, ihren Tight End mit fast zehn Millionen Dollar jährlich zu entlohnen. Reeds 558 Receiving Yards in 13 Spielen in der letzten Saison sind solide, für einen Receiving-Tight-End aber auch nicht mehr als das. Nach der kommenden Spielzeit könnte Washington ihn mit 1,8 Millionen Dollar Dead Cap entlassen und 8,5 Millionen Dollar an Gehalt einsparen. Bleibt Reed also auch 2019 nicht fit und somit einmal mehr hinter den Erwartungen zurück, dürfte das eine echte Option werden.
Dante Fowler Jr., DE, Los Angeles Rams
Die nächste letzte Chance für Dante Fowler. Seit der ehemalige Nummer-drei-Pick in seiner Rookie-Saison enttäuschte, galt der 24-Jährige in jeder Offseason als ein Breakout-Kandidat für die kommende Saison. Auch die Rams glaubten offenbar an Fowlers Potenzial, immerhin tradeten sie einen Drittrundenpick für eine halbe Saison seiner Dienste nach Jacksonville. Anschließend unterzeichnete der Pass-Rusher einen Einjahresvertrag über 12 Millionen Dollar in LA.
Das Problem: Bislang konnte Fowler die Leistungen seiner College-Tage noch nie konstant abrufen. In jeder Saison tauchte er über einen längeren Zeitraum nahezu komplett ab. Dass er einen Starter-Job in der NFL verdient hat, konnte er bislang noch nicht unter Beweis stellen. Die nächste Chance bei den Rams könnte nun seine letzte sein, ehe er sich mit einem deutlich kleineren Vertrag zufrieden geben muss.
Vernon Hargreaves, CB, Tampa Bay Buccaneers
Womöglich steht Vernon Hargreaves 2020 noch bei seinem Team unter Vertrag, die Bucs zogen die Option in seinem Rookie-Vertrag. Aber: Dieser Platz scheint keineswegs garantiert. Nachdem der Cornerback im Draft 2016 an elfter Stelle ausgewählt wurde, hat Hargreaves weitestgehend enttäuscht.
Der 24-Jährige kämpfte mehrfach mit Verletzungsproblemen und verpasste 20 der letzten 21 Spiele der Bucs. Als er auf dem Platz stand, schlug sich Hargreaves im Slot zwar solide, offenbarte allerdings auch immer wieder große Probleme als Tackler. Mit Sean Bunting und Jamel Dean wählte Tampa in diesem Jahr zwei potenzielle Konkurrenten für Hargreaves im Draft aus.
Sollte er hinter die Youngster zurückfallen, dürfte er den Bucs 2020 wohl kaum noch knapp 10 Millionen Dollar wert sein.