Starter-Serie: Rams, Cardinals, 49ers, Seahawks - die NFC West

Von Adrian Franke
14. Juni 201912:32
SPOX blickt auf die potenziellen Starter aller 32 Teams - heute: Die NFC West!getty
Werbung

Mit dem Draft und (dem größten Teil) der Free Agency im Rückspiegel wird das Bild auf die 32 Teams klarer: Wie könnten die offensiven und defensiven Startformationen aussehen? Und wo sind dort potenzielle Stärken und Schwächen? SPOX blickt in der Offseason-Starter-Serie auf alle acht Divisions, zum Abschluss gibt's die NFC West.

Starter-Serie: Arizona Cardinals

Die vergangene Saison war nichts anderes als ein Desaster: Der neue Head Coach Steve Wilks funktionierte überhaupt nicht wie erhofft und wurde nach nur einem Jahr wieder gefeuert. Rookie-Quarterback Josh Rosen wurde in eine furchtbare Situation geworfen und auch ihn gaben die Cardinals nach einem Jahr auf.

Arizona beendete die Saison mit drei Siegen und den Nummer-1-Pick - und wer sich die Cardinals-Spiele angeschaut hat, kann problemlos argumentieren, dass selbst drei Siege noch mehr waren, als das sportliche Produkt auf dem Feld vermuten lassen würde. Die Cardinals waren schlecht, viel schlechter noch, als sie es mit ihrem Spielermaterial sein sollten.

Dieser Umstand führte in der Wüste zu einer 180-Grad-Drehung. Weg vom erfahrenen, defensiv geprägten, langjährigen NFL-Position-Coach in Wilks, hin zu einem jungen, modernen, NFL-unerfahrenen Offensiv-Coach in Kliff Kingsbury. Arizona will sich mit Kingsbury und Kyler Murray an die Spitze des Offense-Trends in der NFL setzen - das kann krachend scheitern, es kann aber auch ein Trendsetter werden.

So oder so: Die Offense der Arizona Cardinals ist eine der spannendsten Storylines vor dem Beginn der kommenden Saison, und im Vergleich zu den vergangenen Jahren unter Arians und auch unter Wilks werden Rookies früh spielen und früh eine Entwicklung zeigen müssen.

Arizona Cardinals Starter Projection Offense:

PositionSpielerPositionSpieler
Quarterback:Kyler MurrayLeft Tackle:D.J. Humphries
Running Back:David JohnsonLeft Guard:Justin Pugh
Wide Receiver:Larry FitzgeraldCenter:A.Q. Shipley
Wide Receiver:Christian KirkRight Guard:J.R. Sweezy
Wide Receiver:Andy IsabellaRight Tackle:Marcus Gilbert
Tight End:Charles Clay

Arizona Cardinals Starter Projection Defense:

PositionSpielerPositionSpieler
Edge:Chandler JonesCornerback:Patrick Peterson*/Tramaine Brock
Defensive Tackle:Corey PetersCornerback:Robert Alford
Defensive Tackle:Darius PhilonSlot-Cornerback:Byron Murphy
Edge:Terrell SuggsSafety:Budda Baker
Linebacker:Haason ReddickSafety:D.J. Swearinger
Linebacker:Jordan Hicks

*Patrick Peterson wird die ersten sechs Spiele gesperrt verpassen.

Cardinals-Kader: Stärken, Schwächen und Beobachtungen

  • O-Line, O-Line, O-Line - bei wohl keinem Team war die Problemzone letztes Jahr so deutlich wie bei den Cardinals. Arizona verlor bereits vor Saisonstart Center A.Q. Shipley, es folgten an verschiedenen Punkten alle Starter und teilweise noch deren Backups. Arizona hatte zum Saisonende fünf Offensive Tackles sowie vier Guards mit je über 240 Snaps.
  • Über die letzten Wochen sah die Offensive Line so aus: Korey Cunningham - Colby Gossett - Mason Cole - Oday Aboushi - Joe Barksdale. Cole und Shipley liefern sich im Training ein Duell um den Startplatz, keiner der anderen wird in Week 1 starten. Vorausgesetzt, und das bleibt ein Thema, Arizonas Line hat weniger Verletzungspech.
  • Die aktuelle Starting-Line inklusive dem aus Pittsburgh verpflichteten Marcus Gilbert ist kein Kandidat für eine Top-10, aber sie ist solide - und weit von dem Debakel der vergangenen Saison entfernt. Wenn verletzungsanfällige Kandidaten wie Humphries und Pugh fit bleiben, was zugegeben alles andere als eine Garantie ist. Verletzen sich die gleichen Kandidaten wieder, sprechen wir bei der Offensive Line schnell einmal mehr von einem Cardinals-Problem.
  • Ich habe Shipley aufgrund seiner Erfahrung, insbesondere mit einem Rookie-Quarterback ist das immens wertvoll, und aufgrund seiner Qualitäten in Pass-Protection vor Cole. Kingsburys Offense wird die Line im Vergleich zu dem was Mike McCoy letztes Jahr spielen wollte aber immerhin entlasten.
  • Bei Arizonas Wide Receivern kann man hinter Fitzgerald und Kirk, der über den Frühling mehr als deutlich heraus stach und ein Kandidat für ein Breakout-Jahr ist, genauso gut ein Los werfen. Isabella kann im Slot und Outside spielen und bringt immensen Speed mit, nach ersten Trainingseindrücken scheint er so etwas wie ein leichter Favorit hinter Fitz und Kirk zu sein.
  • Hakeem Butler ist ein klassischer X-Receiver, der aber auch im Slot gewinnen kann. Kevin White kommt ebenfalls für eine der Outside-Rollen in Frage, zusätzlich gibt es noch KeeSean Johnson und Chad Williams. Johnson hat im Frühling einen sehr guten Eindruck hinterlassen, White kennt zumindest eine Version der Air Raid Offense noch aus dem College, genau wie Kirk. Es ist eine unheimlich junge Offense, die wachsen muss und entsprechend auch Tiefs haben wird. Das Potenzial ist aber immens.
  • Die Cardinals haben eines der jüngsten und tiefsten Wide Receiver Corps in der NFL - und wenn die Offense von Kliff Kingsbury tatsächlich in puncto Formationen und Personnel-Nutzung eine neue Dimension in die NFL bringt, wird Arizona dieses tiefe Receiver Corps auch brauchen. Spannend wird es sein, zu sehen, wie die Receiver sich aufstellen. Kingsbury deutete mehrfach an, dass Fitzgerald wieder einige Snaps außen sehen könnte, Kirk spielte letztes Jahr auch zum Teil außen. Beide werden wohl flexibel eingesetzt, genau wie Isabella und ein Stück weit auch Butler.
  • Passend zu dem, was Kingsbury planen könnte, ist auch die Tight-End-Position interessant. Kingsbury könnte überdurchschnittlich häufig Formationen ohne einen Tight End und mit vier Wide Receivern spielen; mit Ricky Seals-Jones hat er zudem einen Tight End, der vereinfacht gesagt mehr ein großer Receiver ist.
  • Alles, was man aktuell aus Arizona hört, legt allerdings nahe, dass Neuzugang Charles Clay der Favorit auf den Startplatz ist. Er, Seals-Jones und der ebenfalls neu verpflichtete Maxx Williams dürften alle je Snaps sehen. Aber auch Mr. Irrelevant Caleb Wilson mit seinen Fähigkeiten als Receiver hat eine echte Chance, den Kader zu schaffen.
  • Die Defense kehrt unter Vance Joseph zu einer 3-4-Base zurück, mit Chandler Jones und Terrell Suggs als Edge-Rush-Duo. In der Base-Front werden Darius Philon, Corey Peters und Rodney Gunter die Defensive Line bilden; soll ein Linebacker im Sub-Package raus, wäre das Haason Reddick. Jordan Hicks ist als 3-Down-Backer eingeplant und soll der Chef in der Front sein; Reddick und Brooks Reed werden beide Linebacker- und Edge-Snaps sehen. Rookie Zach Allen ist eine erste Alternative für mehrere Spots an der Defensive Line.
  • Dahinter macht spätestens die Sperre gegen Patrick Peterson klar, dass Rookie Byron Murphy sofort spielen wird - er könnte im Slot auch starten, wenn Peterson zurück ist. Der Ex-Falcon Robert Alford ist außen ohnehin gesetzt, in Petersons Abwesenheit sollte Tramaine Brock nach der jüngsten Entlassung von David Amerson der Favorit auf den dritten Startplatz sein. 3-Safety-Pakete, um die Secondary abzuschließen, sind mit Rückkehrer D.J. Swearinger, Budda Baker und Rookie Deionte Thompson absolut vorstellbar.

Starter-Serie: Los Angeles Rams

Die vergangene Saison war spektakulär. 32,9 Punkte pro Spiel in der Regular Season, eine Offense, die insbesondere über die ersten beiden Saisondrittel förmlich explodierte - und die in ihrem Stil etwas Revolutionäres hatte.

Sean McVay agierte nahezu exklusiv aus 11-Personnel und variierte seine Formationen so wenig wie kein anderes Team. Doch was vorhersehbar hätte sein können, war für Defenses für lange Zeit wahnsinnig schwer zu identifizieren. Die Play-Designs der Rams ähnelten sich extrem, und so fanden Defenses häufig erst zu spät heraus, ob es sich um einen Run, einen Pass, oder um einen Play-Action-Pass handelte.

Die Rams hatten eines der exzessivsten und gefährlichsten Play-Action-Games der vergangenen Saison, fast 36 Prozent der Dropbacks von Jared Goff waren Play-Action-Spielzüge, 15 seiner 32 Touchdowns und nur zwei seiner zwölf Interceptions warf er via Play Action.

Gleichzeitig öffneten McVays Designs im wahrsten Sinne des Wortes Tür und Tor für Todd Gurley, der unter Starting-Running-Backs mit Abstand die wenigsten Runs gegen acht oder mehr Verteidiger in der Box hatte; kurzum: L.A. fand eine herausragende Mischung aus effizienten Play-Designs und einer sehr guten Offensive Line, die die Umsetzung dieser Designs ermöglichte.

Bekanntermaßen trug das die Rams aber nicht durch die gesamte Saison, gegen Detroit, Chicago und Philadelphia sah man erste Risse, und die Patriots im Super Bowl zeigten der Offense dann auch schematisch die Grenzen auf - was die spannende Frage aufwirft: An welchen Schrauben wird McVay für 2019 drehen?

Los Angeles Rams Starter Projection Offense:

PositionSpielerPositionSpieler
Quarterback:Jared GoffLeft Tackle:Andrew Whitworth
Running Back:Todd GurleyLeft Guard:Joseph Noteboom
Wide Receiver:Brandin CooksCenter:Brian Allen
Wide Receiver:Robert WoodsRight Guard:Austin Blythe
Slot-Receiver:Cooper KuppRight Tackle:Rob Havenstein
Tight End:Tyler Higbee

Los Angeles Rams Starter Projection Defense:

PositionSpielerPositionSpieler
Defensive End:Aaron DonaldCornerback:Marcus Peters
Defensive Tackle:Greg GainesCornerback:Aqib Talib
Defensive End:Michael BrockersSlot-Cornerback:Nickell Robey-Coleman
Edge:Dante Fowler Safety:John Johnson
Linebacker:Cory Littleton Safety:Eric Weddle
Edge/Linebacker:Clay Matthews

Rams-Kader: Stärken, Schwächen und Beobachtungen

  • Was direkt auffällt, sind die Veränderungen in der Offensive Line. Hier waren die Rams über zwei Jahre unheimlich stabil und hatten auch konstant eine Top-5-Line, zur kommenden Saison gibt es zwei neue Starter: Center John Sullivan ist weg und wird durch Brian Allen vertreten, während auf Left Guard Joseph Noteboom den Platz von Rodger Saffold einnimmt. Noteboom und Allen kommen aus der 2018er Draft-Klasse und wurden mit dieser perspektivischen Umstellung im Kopf gedraftet - genau wie Left Tackle Bobby Evans dieses Jahr.
  • Der Verlust von Saffold wiegt dabei deutlich schwerer, Allen könnte tendenziell eher ein Upgrade gegenüber Sullivan sein, der letztes Jahr doch mehrfach erhebliche Probleme hatte.
  • Das zweite prominente personelle Thema rund um die Rams-Offense findet sich im Backfield. Nachdem die Rams vehement dementierten, dass die Knieprobleme von Todd Gurley ihren Star-Running-Back in der kommenden Saison noch belasten würden, investierten sie zwei Drittrunden-Picks, um für Darrell Henderson hoch zu traden. Ein Investment, das man wohl nicht machen würde, wenn der eigene Running Back - seines Zeichens der teuerste Back der NFL - bei 100 Prozent wäre.
  • Das lässt einerseits darauf schließen, dass Gurley, wie zuletzt auch berichtet, mehr Pausen bekommen soll; etwas, das man zuletzt auch mit C.J. Anderson bereits beobachten konnte. Andererseits könnte es auch ein Fingerzeig darauf sein, dass McVay womöglich gelegentlich beide Backs zusammen auf das Feld bringen und so Matchups kreieren will. Die Rams haben 2018 keinen Snap aus 21-Personnel gespielt.
  • Eine der spannendsten Fragen im Zusammenhang mit möglichen Play-Design- und Formation-Veränderungen betrifft das Run Game. Die Rams hatten letztes Jahr laut Football Outsiders die beste Run-Blocking-Line, und McVay schaffte es konstant, gegen eine leichte Box laufen zu lassen. Sollten neue Play-Designs das Run Game weniger unterstützen und individuelle Veränderungen in der Line womöglich Zeit brauchen - kann L.A. dann dieses dominante Rushing-Team bleiben?
  • Denkbar ist auch, dass die Rams noch mehr mit 2-TE-Sets experimentieren, im letzten Saisondrittel war das häufiger zu beobachten. Mit der Rückkehr von Cooper Kupp, ein unheimlich gefährlicher Slot-Receiver, hat L.A. wieder sein starkes Wide-Receiver-Trio zusammen. Sollte aber mehr personelle Vielfalt Einzug erhalten, könnten auch Gerald Everett und Tyler Higbee häufiger gemeinsam auf dem Feld stehen. Higbee war letztes Jahr zumeist der Starter und ist der bessere Blocker, Everett war der aktivere Receiver.
  • Defensiv fehlt Ndamukong Suh neben dem besten Verteidiger der Liga, Aaron Donald. Dafür wurde Dante Fowler gehalten - aber sind die Edge-Rush- und somit die Pass-Rush-Fragen damit beantwortet? Fowler hatte nach seinem Wechsel von Jacksonville nach L.A. während der vergangenen Saison einige gute Spiele, genau wie einige Durchhänger; er ist und bleibt ein inkonstanter Spieler. Ändert sich das mit einem Prove-It-Deal?
  • Clay Matthews soll wohl variabel eingesetzt werden, Inside und Outside; Samson Ebukam ist eine weitere Option für den Edge-Rush. Ebukam war neben Donald (113) und Suh (57) der einzige Rams-Spieler mit mehr als 30 Quarterback-Pressures für L.A. Fowler hatte nach seinem Wechsel zu den Rams mehr Pass-Rush-Snaps aber weniger Pressures. Als Off-Ball-Linebacker ist Cory Littleton gesetzt, der letztes Jahr vor allem in Coverage glänzte. Micah Kiser könnte Inside in der Base-Front neben Littleton spielen, wenn Matthews und Fowler außen spielen.
  • In der Secondary gibt es eine Veränderung: Eric Weddle ersetzt Lamarcus Joyner, was schematisch nur geringe Veränderungen bedeuten sollte. In der Defensive Line deutet Stand Mitte Juni viel darauf hin, dass Greg Gaines den Nose-Tackle-Spot übernimmt. Tanzel Smart oder Sebastian Joseph-Day dürften hier die Alternative sein - und kämpfen womöglich direkt um einen Kaderplatz.

Starter-Serie: San Francisco 49ers

Heute vor einem Jahr hätten die Erwartungen in San Francisco kaum größer sein können. Mit Jimmy Garoppolo als Starter hatten die 49ers alle fünf Spiele zum Abschluss der 2017er Saison gewonnen, die ganze Bay Area konnte es nicht erwarten, Garoppolo und Kyle Shanahan gemeinsam zu erleben und damit hoffentlich eine neue Niners-Ära einzuleiten.

Das mag nach wie vor noch passieren; letztes Jahr war es noch nicht so weit. Garoppolo und die Niners hatten einen holprigen Start in die Saison, und bereits im dritten Spiel gegen Kansas City verletzte sich der Hoffnungsträger. Kreuzbandriss, Saisonaus.

Und so plätscherte die Saison dann dahin. Mit dem Chiefs-Spiel einberechnet verlor San Francisco neun der nächsten zehn Spiele, die Highlights beschränkten sich auf individuelle Aspekte: Die großartige Entwicklung von DeForest Buckner, einzelne Lichtblicke von Backup-Quarterback Nick Mullens, und natürlich Tight End George Kittle.

2019 soll das Jahr werden, das viele 2018 erhofft hatten und blickt man in den US-Medien umher, baut sich der Hype um San Francisco bereits wieder auf. Doch wozu ist dieser Kader wirklich in der Lage?

San Francisco 49ers Starter Projection Offense:

PositionSpielerPositionSpieler
Quarterback:Jimmy GaroppoloLeft Tackle:Joe Staley
Running Back:Tevin ColemanLeft Guard:Laken Tomlinson
Wide Receiver:Dante PettisCenter:Weston Richburg
Wide Receiver:Deebo Samuel
Right Guard:Mike Person
Fullback:Kyle JuszczykRight Tackle:Mike McGlinchey
Tight End:George Kittle

San Francisco 49ers Starter Projection Defense:

PositionSpielerPositionSpieler
Defensive End:Nick BosaCornerback:Richard Sherman
Defensive Tackle:Arik ArmsteadCornerback:Ahkello Witherspoon
Defensive Tackle:DeForest BucknerSlot-Cornerback:K'Waun Williams
Defensive End:Dee FordSafety:Jaquiski Tartt
Linebacker:Fred WarnerSafety:Jimmie Ward
Linebacker:Kwon Alexander

49ers-Kader: Stärken, Schwächen und Beobachtungen

  • Die Niners haben eines der tiefsten Backfields in der NFL: Jerick McKinnon wurde letztes Jahr für viel Geld geholt, der in der diesjährigen Free Agency verpflichtete Tevin Coleman aber kennt Shanahans Offense bestens - deshalb habe ich ihn als Starter eingetragen.
  • Aber auch Matt Breida wird eine Rolle spielen, letztes Jahr wurde er als Receiver eindrucksvoll tief eingesetzt (aDOT: 3,6 Yards, einer der höchsten Werte aller Running Backs). Breida hatte als Runner gute Werte nach Kontakt; San Franciscos Backfield ist so voll besetzt, dass hier ein Trade nicht auszuschließen ist.
  • Das gilt umso mehr, da die 49ers zusätzlich den Fullback intensiver einsetzen als irgendein anderes Team. San Francisco hatte mit Abstand die niedrigste 11-Personnel-Quote aller Teams (39 Prozent - Liga-Schnitt: 65 Prozent) und die höchste 21-Personnel-Quote (41 Prozent - Liga-Schnitt: 8 Prozent). Shanahan nutzt diese Formationen, um Defenses in das Base-Personnel zu bekommen und dann über das Passspiel anzugreifen.
  • Kyle Juszczyk wird variabel als Matchup-Waffe eingesetzt und ist deshalb hier auch als Starter gelistet, aufkosten des Wide-Receiver-Platzes von Marquise Goodwin oder Dante Pettis. Angesichts der Niners-Tendenzen sind drei Wide Receiver tatsächlich nicht die Basis der Offense.
  • Die oben aufgeführten Wide Receiver sind allerdings alles andere als in Stein gemeißelt, und man kann sich vorstellen, dass hier einerseits noch einiges an Bewegung herrscht und andererseits auch in der Saison viel rotiert wird. Von Pettis erwarten die Niners einen großen Sprung, Deebo Samuel galt im Draft als einer der Wunschspieler von Shanahan und sollte sehr gut in die Offense passen.
  • Goodwin als Speedster wird eine Rolle haben, Trent Taylor wird Snaps im Slot sehen, Jordan Matthews kann außen und im Slot aushelfen - und dann gibt es noch Jalen Hurd, den San Francisco überraschend in der dritten Runde draftete. Alles, was man bisher hört, deutet darauf hin, dass Shanahan Hurd, der im College erst Running Back und dann Wide Receiver gespielt hat, als eine flexible Matchup-Waffe einsetzen will.
  • San Francisco mag (noch?) keinen klaren Nummer-1-Receiver haben, aber mit Kittle, einer soliden-bis-guten Offensive Line, sehr guten Play-Designs, einem der besten Play-Caller der NFL und einem tiefen Backfield gibt es für Garoppolo keine Ausreden. 2019 ist das Jahr, in dem diese Offense einen gewaltigen Schritt nach vorne machen sollte.
  • Defensiv geht der Blick ganz klar zuerst auf die Defensive Line. Über Jahre hatte San Francisco ein massives Edge-Rusher-Defizit - das haben sie in dieser Offseason geschlossen. Mit Nummer-2-Overall-Pick Nick Bosa auf der einen und dem via Trade aus Kansas City verpflichteten Dee Ford auf der anderen Seite haben die 49ers plötzlich ein vielversprechendes Edge-Duo, und müssen hier nicht mehr Solomon Thomas auf einer Position einsetzen, auf der er offensichtlich nicht zuhause ist.
  • Bosa und Ford werden endlich auch Druck von DeForest Buckner nehmen, der letztes Jahr nicht selten so etwas wie der Alleinunterhalter in der Defensive Line war. Arik Armstead hat sich stabilisiert und sollte den Platz neben ihm haben, D.J. Jones oder auch Solomon Thomas - der innen besser aufgehoben wäre - sind hier weitere Optionen. Auf Linebacker erhält Fred Warner nach seiner starken Rookie-Saison Kwon Alexander als neuen Nebenmann nach dem Abschied von Reuben Foster; rein sportlich betrachtet ein klares Downgrade.
  • Das zentrale Sorgenkind der Defense und womöglich der Niners insgesamt ist aber die eigene Secondary. Sherman ist der Fixpunkt, doch Witherspoon kommt aus einer massiv enttäuschenden Saison, K'Waun Williams im Slot ist nicht mehr als eine durchschnittliche Lösung und das lässt sich auch über die Safety-Gruppe - neben Ward und Tartt gäbe es noch Adrian Colbert, D.J. Reed und Antone Exum - sagen. Der Pass-Rush wird fraglos besser sein; doch reicht das, um die Defizite in der Secondary, in der San Francisco in der Offseason auffallend inaktiv war, auszugleichen?

Starter-Serie: Seattle Seahawks

Solange die Seahawks Russell Wilson haben, sind sie nicht im Rebuild - Wilson gibt Seattle eine so hohe Base-Line, dass ein Umbruch um ihn herum passieren kann, und das Team dennoch mindestens konkurrenzfähig ist.

In gewisser Weise passierte und passiert noch immer genau das in Seattle aktuell.

Die Tage der Legion of Boom sind mit dem Abgang von Earl Thomas und dem nun auch offiziellen Abschied von Kam Chancellor endgültig vorbei, offensiv ist Doug Baldwin weg, nachdem er bereits letztes Jahr verletzungsbedingt limitiert war. Außerdem wurde mit Frank Clark der beste Edge-Verteidiger des Teams via Trade an die Chiefs abgegeben.

Obwohl Earl Thomas den Großteil der vergangenen Saison verpasste, obwohl die Outside-Cornerbacks eine schlechte Saison hatten, obwohl Baldwin limitiert war - Seattle stand dennoch in den Playoffs; und ein Sieg in der ersten Runde war möglich, hätte Seattle offensiv einige Dinge anders gemacht.

Somit steht also die Frage im Raum: Wie wird die Offense schematisch aussehen? Und kann Seattle auch nach den genannten prominenten Abgängen weiterhin ein Playoff-Team bleiben?

Seattle Seahawks Starter Projection Offense:

PositionSpielerPositionSpieler
Quarterback:Russell WilsonLeft Tackle:Duane Brown
Running Back:Chris Carson Left Guard:Mike Iupati
Wide Receiver:Tyler Lockett Center:Justin Britt
Wide Receiver:D.K. Metcalf Right Guard:D.J. Fluker
Wide Receiver:Gary Jennings Right Tackle:Germain Ifedi
Tight End:Nick Vannett

Seattle Seahawks Starter Projection Defense:

PositionSpielerPositionSpieler
Defensive End:L.J. CollierCornerback:Shaquill Griffin
Defensive Tackle:Jarran ReedCornerback:Tre Flowers
Defensive Tackle:Poona FordSlot-Cornerback:Akeem King
Defensive End:Ziggy AnsahSafety:Brad McDougald
Linebacker:Bobby WagnerSafety:Tedric Thompson
Linebacker:K.J. Wright

Seahawks-Kader: Stärken, Schwächen und Beobachtungen

  • Die anderen drei Teams könnten diesen Sachverhalt über die nächsten Jahre ändern, doch für den Moment haben die Seahawks definitiv den besten Quarterback der Division. Russell Wilson war letztes Jahr mehrfach der Grund dafür, dass der Run-lastige Ansatz funktionierte: Er war neben Patrick Mahomes der beste Deep-Passer der Liga, und die Connection im vertikalen Passspiel mit Speedster Tyler Lockett war ligaweit einzigartig.
  • Dabei gelang es Seattle, Wilson eine zumindest durchschnittliche Offensive Line an die Seite zu stellen, wenngleich es in Pass-Protection nach wie vor einige schwache Spiele gab. Hier wurde J.R. Sweezy durch Mike Iupati ersetzt, was unter dem Strich vermutlich ein leichtes Downgrade im Pass-Blocking und ein leichtes Upgrade im Run-Blocking ist.
  • Und das ist auch direkt das Stichwort: Die Seahawks - das einzige Team, das letztes Jahr bei über 60 Prozent seiner First Downs lief (64 Prozent; kein anderes Team mehr als 59 Prozent) und die zweithöchste Run-Quote bei Second Down hatte (53 Prozent, nur Buffalo lag noch leicht darüber) - wollen auch 2019 über den Run Spiele gewinnen. Das stellte Offensive Coordinator Brian Schottenheimer jüngst nochmals überdeutlich klar.
  • 534 Runs verzeichnete Seattle in der vergangenen Regular Season, nur Baltimore (547) lag noch davor; maßgeblich gepusht durch Lamar Jackson. Kein anderes Team hatte mehr als 480 Runs. Die Line war gut im Run-Blocking, Chris Carson war einer der besten Contact-Runner der vergangenen Saison - doch hat man Wilson den neuen, großen Vertrag gegeben, um ihn in über der Hälfte der Snaps den Ball an einen Running Back übergeben zu lassen?
  • Schottenheimers Aussagen, seine Offense-Philosophie und auch die Offense-Philosophie von Head Coach Pete Carroll lassen darauf schließen, dass das Run Game weiter der Fokus der Offense sein wird. Umso interessanter ist, dass man die Wide Receiver getrost als das Highlight der Draft-Klasse bezeichnen kann.
  • D.K. Metcalf könnte in der vertikalen Passing-Offense der Seahawks seine Stärken schnell eindrucksvoll ausspielen, während Gary Jennings das vertikale Element aus dem Slot mitbringt, das auch Doug Baldwin so auszeichnete. Das trifft auch auf Ex-Hawaii-Receiver John Ursua zu - womöglich der spannendste Siebtrunden-Pick im diesjährigen Draft. Lockett ist gesetzt, daneben hat Seattle mit Jaron Brown und David Moore gute Rotationsspieler. Die Rookies aber werden der spannende Part.
  • Die Offense hat in jedem Fall eine klare Identität, sie hat durch Wilson allein eine hohe Base-Line und sie hat ohne Frage auch individuelles Talent. Die Defense auf der anderen Seite? Hier stellen sich entschieden mehr Fragen, als man das von den Seahawks in den letzten sechs Jahren kannte.
  • Bobby Wagner und K.J. Wright sind und bleiben das Herz der Defense, Jarran Reed und auch Poona Ford sind so etwas wie die Stufe danach. Aber sonst? Der Edge-Rush ist ohne Clark und dafür mit Rookie L.J. Collier und dem vorerst noch verletzten Ziggy Ansah ein Fragezeichen, auf die Secondary trifft das ohnehin zu.
  • Die Outside-Corner Shaquill Griffin und Tre Flowers kommen aus einer enttäuschenden beziehungsweise durchschnittlichen Saison, McDougald und Thompson sind ein solides Safety-Duo - nicht mehr, und damit weit von dem entfernt, was Seattle über die vergangenen Jahre hatte.
  • Slot-Corner ist zudem ein massives Fragezeichen. Justin Coleman ist nach einer sehr guten Saison weg, und ehrlicherweise ist es Stand heute ein Ratespiel, wer hier im September startet. King ist eine denkbare Option, auch Kalan Reed wäre keine Überraschung. Vielleicht zieht Seattle auch einen Safety - Delano Hill etwa, oder vielleicht auch die Rookies Marquise Blair und Ugochukwu Amadi - gelegentlich in den Slot.