Preseason Hype Trains: Dak Prescott, DeShone Kizer und der griechische Gott

Marcus Blumberg
05. August 201910:18
Josh Allen ist laut eines Artikels gebaut wie ein griechischer Gott.getty
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Die NFL Preseason steht vor der Tür und die Hype Trains in den Medien laufen langsam warm. In diesem Jahr schaut alles auf Kyler Murray und die Arizona Cardinals. Doch wie war es in der Vergangenheit? Wer erlebte früher den größten Hype? Und was wurde daraus?

Im Jahr 2019 blickt alles nach Arizona. Die Arizona Cardinals gehen nach einer miserablen Saison 2018 in ein richtungsweisendes Jahr. Grund zur Hoffnung geben der neue Head Coach Kliff Kingsbury, der ein revolutionäres Offensivsystem mitbringt, sowie Rookie-Quarterback Kyler Murray, der das Ganze aufs Feld bringen soll. Die Erwartungen sind groß, und das schon vor dem ersten Kick-Off.

Murray und Kingsbury sind aber bei weitem nicht die ersten Protagonisten, die schon in oder vor der Preseason für großen Hype in der NFL gesorgt haben. SPOX blickt zurück und erinnert an große Hype-Stories vergangener Saisonvorbereitungen.

Jake Delhomme 2010

Die Cleveland Browns hatten, ehe sie Baker Mayfield im Jahr 2018 fanden, nie ein wirklich gutes Händchen, was ihre Quarterbacks anging. 2010 etwa sollte es Veteran Jake Delhomme machen. Er hatte eine katastrophale Saison 2009 hinter sich, doch in seiner Vita standen auch zwei NFC Championship Games und ein Super-Bowl-Auftritt mit den Carolina Panthers.

Grund zum Optimismus gab zudem seine Preseason, die verheißungsvoll begann. Direkt in seinem ersten Drive für die Browns führte er sein Team zu einem Touchdown gegen die Packers. Er wirkte stark und hielt die Form durch die Preseason hinweg, entsprechend groß war die Freude der Fans, die hoffnungsvoll in die Saison gingen.

Was dann passierte, war jedoch Schema F für Cleveland: Direkt zum Saisonstart (14:17-Pleite gegen Tampa Bay) verletzte sich Delhomme am Knöchel und fiel bis Woche 5 aus. Besser wurde es danach auch nicht, denn letztlich kam Delhomme auf ganze zwei Touchdowns und sieben Interceptions. Die Browns-Saison endete 5-11 und Head Coach Eric Mangini wurde entlassen.

Detroit Lions 2008

Die Detroit Lions als Ganzes sind der ultimative Reminder, dass man auf alles, was in der Preseason passiert, nicht allzu viel geben sollte. Vor allem muss man das Ergebnis komplett ignorieren!

Die Lions nämlich marschierten 2008 förmlich durch die Preseason und legten eine perfekte Serie hin - vier Siege, keine Niederlage. Ungeschlagen ging Detroit in die anstehende Spielzeit und dürfte seinerzeit vor Selbstvertrauen gestrotzt haben ...

Was folgte, war dann jedoch eher suboptimal. Diese Truppe ging nämlich in die Geschichte sein: Als erstes und neben den 2017er Browns einziges Team überhaupt in der nun 100-jährigen Geschichte der NFL legte Detroit eine 0-16-Saison hin. Auch die Tampa Bay Buccaneers von 1976 blieben in ihrer Premierensaison sieglos, damals gab es aber nur 14 Spiele.

Immerhin "gewannen" die Lions damit den ersten Pick im folgenden Draft und zogen damit Matthew Stafford, den wohl besten Quarterback ihrer Geschichte.

EJ Manuel 2013

Manuel war der einzige Quarterback, der im Draft 2013 in Runde 1 gezogen wurde. Damals sahen dies viele als Reach, doch sein erster Preseason-Auftritt überzeugte Fans und Medien.

Manuel spielte gegen die Indianapolis Colts die komplette erste Hälfte und wirkte äußerst kompetent. Er führte das Team sogar zu einem Touchdown spät im zweiten Viertel.

Im zweiten Preseason-Spiel präsentierte er sich ebenfalls stark und kam auf einen weiteren Touchdown. Jedoch verletzte er sich gegen die Minnesota Vikings am Knie und verpasste damit den Rest der Preseason. Was er jedoch bis dahin gezeigt hatte, war genug, um den Starter-Job gegen Kevin Kolb zu gewinnen.

In den ersten fünf Spielen der Regular Season führte er sein Team zu zwei Siegen, verletzte sich dann jedoch erneut am Knie. Ein Jahr später war seine Starter-Zeit dann nach vier durchwachsenen Spielen vorbei. Seither war nur noch als Backup unterwegs; am 13. Mai verkündete er sein Karriereende.

Josh Allen 2018

The Ringer schrieb noch vor der Preseason über den Erstrunden-Pick der Buffalo Bills aus dem Jahr 2018: "Er wurde von den griechischen Göttern designed und in der Schmiede des Hephaestus geformt, um Quarterback zu spielen."

Das sind auch für Leute, die im Geschichts- oder Griechisch-Unterricht geschlafen haben, ziemlich große Vorschusslorbeeren für einen Rookie-Quarterback. Allerdings räumte das Portal auch ein: "Er hat Probleme damit, Footballs zu Spielern seines Teams zu werfen."

Dennoch präsentierte sich Allen in der Preseason stark. In den ersten drei Spielen legte er zwei Touchdowns auf und wies auch eine ziemlich hohe Passgenauigkeit auf, den Starter-Job hatte er somit früh in der Tasche.

In der Saison allerdings machte der frühere Wyoming-Star einen deutlichen Schritt zurück. Während sein Laufspiel, gerade wenn er improvisierte, eine Waffe war, wies sein Arm gewisse Defizite auf. Die Kraft war da, die Präzision aber nicht. Immerhin gewann er fünf seiner elf Starts, doch brachte er nur knapp mehr als die Hälfte seiner Pässe an und hatte mehr Picks (12) als Touchdowns (10)

Blake Bortles 2015

Nach einer überschaubaren Rookie-Saison, in der Blake Bortles für die Jacksonville Jaguars 55 Sacks kassierte und damit 345 Yards verlor, kam er in die 2015er Preseason mit neuem Mut. Er hatte seine Wurfbewegung verbessert und damit mehr Touch beim Pass. Und athletisch stark war er ohnehin schon immer.

Zudem zeigte er früh besseren Rhythmus in seinem Spiel, was einige Medienvertreter und sogar Funktionäre von anderen Teams beeindruckte. Zudem hatten die Jaguars ihren Coaching Staff umgekrempelt, was Bortles ebenfalls hätte helfen sollen.

Das Ergebnis? Überraschend gut! Bortles legte seine statistisch beste Saison in der NFL hin (4428 Yards, 35 Touchdowns, 18 Interceptions). Zum Mannschaftserfolg führte es nicht, Jacksonville beendete das Jahr 5-11.

Derek Carr 2015

Ebenfalls 2015 waren die Vorschusslorbeeren groß bei Derek Carr. Er hatte als Rookie positive Ansätze gezeigt und sollte nun in seiner zweiten Saison den nächsten Schritt machen. Die Preseason verlief gut für ihn und somit war man sich einig, dass die anstehende Spielzeit eine gute werden würde für die Raiders und ihren QB.

Oberflächlich betrachtet war dem auch so, Carr toppte im Grunde alle seine Statistiken des Vorjahres - vor allem warf er zum bis heute einzigen Mal mehr als 30 Touchdowns (32). Allerdings war sein Spiel insgesamt immer noch schwach (41,2 Total QBR), was sich dadurch bemerkbar machte, dass die Raiders eine 7-9-Saison hinlegten.

Ein Jahr später allerdings führte Carr das Team dann allerdings in die Playoffs, verletzte sich jedoch eine Woche vor Ende der Regular Season und verpasste somit selbst die Postseason.

Dak Prescott 2016

Der Draft 2016 war für die Dallas Cowboys richtungsweisend. Nicht nur zogen sie in Runde 1 an Position 4 - was auch aus heutiger Sicht noch viel zu früh war - Running Back Ezekiel Elliott, sie schnappten sich in Runde 4 auch noch Mississippi-State-Quarterback Dak Prescott. Als vermeintlicher Trostpreis - Cowboys-Besitzer Jerry Jones wollte im gleichen Draft dem Vernehmen nach eigentlich erst Paxton Lynch, dann Connor Cook - und als vermeintlicher Backup.

Doch da sich Stammkraft Tony Romo schon früh in der Preseason schwer am Rücken verletzte, nachdem er mit der Backup-Offensive-Line auf dem Platz stand, war schnell klar, dass der Rookie zu Saisonbeginn ran musste. Der Druck war groß, schließlich war Romo eine Institution in Dallas; doch Dak etablierte sich in einer ohnehin stark besetzten Mannschaft.

Er beendete die Preseason mit völlig unerwarteten Auftritten und einer beachtlichen Ruhe und Sicherheit, die ihm berechtigten Hype einbrachten - denn Prescott legte eine beeindruckende Rookie-Saison hin, in der er kaum Fehler machte (4 Interceptions). Sowohl mit den Beinen als auch dem Arm überzeugte er (78,8 Total QBR). Unterm strich kamen die Cowboys mit einer 13-3-Bilanz in die Playoffs.

Saquon Barkley 2018

Der Hype begann für Saquon Barkley schon vor dem Draft und steigerte sich umso mehr, als ihn die New York Giants mit dem zweiten Pick insgesamt zogen - anstatt den Franchise-Quarterback der Zukunft zu wählen. Anschließend zeigte Barkley schon früh auf dem Feld, was in ihm steckt.

Schon vor Saisonstart war nach überzeugender Preseason, in der er nichts tat, um die Euphorie ob seiner Person abzuschwächen, eigentlich klar, dass Saquon der Offensive Rookie of the Year werden würde.

Und Barkley lieferte. Sei es im Laufspiel oder im Passspiel, Barkley war die - neben Odell Beckham Jr. - beste Offensivwaffe der Giants und sicherte sich den Rookie-Titel ohne Mühe.

DeShone Kizer 2017

Nochmal die Browns: Im Jahr 2017 war Hue Jackson nach einer desolaten 1-15-Saison zum Einstand in seinem zweiten Jahr als Head Coach der Browns und galt als großer Quarterback-Flüsterer. Die QB-Situation in Cleveland sah so aus, dass neben Rookie Kizer - ein Zweitrunden-Pick - noch Cody Kessler und Brock Osweiler in der Verlosung waren.

Doch schon über die Minicamps hinweg machte Kizer auf sich aufmerksam und wurde schließlich zum Starter im ersten Preseason-Spiel ernannt. Seine Vorzüge: seine athletischen Fähigkeiten und die Tatsache, dass weder Kessler (zu schmal), noch Osweiler (nach seiner Zeit in Houston scheinbar am Ende) das Zeug zum Starter hatten.

Letztlich überzeugte Kizer auch in der Preseason mit einigen spektakulären Auftritten und wurde zum Starter. Aber Jackson und die Browns starteten dann eine beeindruckende Sabotage-Mission und schwächten den jungen Quarterback systematisch.

Nach teils schwachen Auftritten wurde er so etwa zugunsten Kesslers auf die Bank gesetzt, nur um eine Woche später wieder zu starten. Den einzigen Saisonsieg der Browns 2017 erlebte er letztlich nur als Zuschauer. Seit 2018 ist er Backup bei den Green Bay Packers.

Malcolm Butler 2014

Zum Start der Preseason kannten ihn nur Insider, am Ende der Saison 2014 hingegen die ganze (Football-)Welt. Cornerback Malcolm Butler wurde im Draft nicht berücksichtigt und kam als Undrafted Rookie zu den New England Patriots, die sich in der Offseason massiv auf der Cornerback-Position verstärkt hatten.

Große Chancen dürfte er also nicht gehabt haben, den Sprung in den Kader zu schaffen. Genau genommen ist Butler sogar eher ein Beispiel für das Gegenteil von Hype - Anti-Hype, wenn man so will.

Doch im Training Camp und auch in der Preseason machte er Plays, zeigte gute Physis und Reaktionsschnelligkeit. Er kämpfte sich in den Vordergrund und schaffte es letztlich doch in den Kader, weil Neuzugang Brandon Browner für die ersten vier Spiele der Saison gesperrt war.

Butler nutzte die Zeit und spielte sich fest, blieb für die komplette Saison im Kader.

Seine große Stunde schlug freilich erst im Super Bowl, wo er letztlich Sekunden vor dem Ende an der Goal Line rein kam und die schier unglaubliche Interception gegen die Seattle Seahawks und Russell Wilson fing, die den Super Bowl entschied.