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Jakob Johnson von den New England Patriots im Interview: "Bei uns wird täglich diskutiert, was bei Dortmund und Bayern passiert"

Von SPOX
Jakob Johnson schaffte es in den Kader der New England Patriots.
© getty

Über das International Pathway Program der NFL schaffte es Jakob Johnson erst in den Practice Squad und anschließend sogar in den 53-Mann-Kader der New England Patriots. Am Sonntag feierte der 24-Jährige im Spiel gegen die New York Jets sein Debüt in einem Regular-Season-Spiel der NFL.

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Im Interview spricht Johnson über seine Anfänge bei den Patriots, ein besonderes Lob von Head Coach Bill Belichick, den Umgang mit Tom Brady und mit welchen Spielern und Ex-Spielern er in Kontakt steht. Außerdem verrät Johnson, über welche deutschen Fußballvereine bei den Patriots diskutiert wird, was er an Deutschland vermisst und wieso er sich bislang nur einen neuen Topf und eine neue Pfanne gegönnt hat.

Herr Johnson, Sie wurden am Samstag in den aktiven Roster berufen und haben am Sonntag ihr NFL-Debüt feiern dürfen. Haben Sie das alles schon richtig begriffen?

Jakob Johnson: Ich muss ehrlich sagen: Das Begreifen kommt irgendwann später. Jetzt bin ich erst Mal voll in der Vorbereitung auf das nächste Spiel, da hat man gar keine Zeit, um groß darüber nachzudenken.

Wie haben Sie es überhaupt vom "91. Spieler im Kader", wie Bill Belichick es selbst formulierte, bis in den Practice Squad und dann den 53-Mann-Kader geschafft? Hat Ihnen diesbezüglich jemand Feedback gegeben?

Johnson: Nicht wirklich. Der Positions-Coach, in meinem Fall also Nick Caley, der Tight End- und Fullback-Coach, sagt dir natürlich, wenn du einen guten oder auch nicht so guten Job machst, aber alle Personalentscheidungen fallen ja eine Etage höher, das liegt gar nicht in der Hand von uns Spielern. Deshalb habe ich mir da nie wirklich Gedanken drüber gemacht und einfach nur das kontrolliert, was ich kontrollieren kann. Alles Weitere liegt außerhalb meiner Entscheidungskraft.

Belichick lobte erst kürzlich ihre Arbeitseinstellung ausdrücklich. Wie nehmen Sie das wahr, wenn er so positiv über Sie spricht? Das ist ja schon etwas Besonderes.

Johnson: Ich habe die ganzen Aussagen erst einen Tag später von Freunden zugeschickt bekommen. Es ist natürlich schön, so ein Kompliment zu bekommen, aber das bringt auch viel Verantwortung mit sich und die Aufgabe, sich weiter zu verbessern.

Wie haben Sie von den Entscheidungen des Teams erfahren?

Johnson: Als ich gecuttet wurde, hat das Team mich informiert, dass ich, falls ich nicht von einem anderen Team über die Waiver-Liste verpflichtet werden würde, in den Practice Squad aufgenommen werden soll. Aber dass es dann auch wirklich so kommt, weißt du natürlich auch erst, wenn du dann wirklich den Practice-Squad-Vertrag unterschreibst.

Und von wem haben Sie erstmals erfahren, dass Sie spielen werden? Was waren da ihre ersten Gedanken?

Johnson: Mein Coach hat mir bereits am Tag vorher gesagt, dass es sein könnte, dass ich morgen aktiviert werde und so kam es dann auch. Ich hatte also ein wenig Vorbereitungszeit. Aber: Wenn du im Practice Squad bist, dann bereitest du dich sowieso jede Woche so vor, als ob du wirklich spielen würdest. Von daher war es keine zu große Umstellung.

Und wie emotional war es, erstmals in einem Regular-Season-Spiel spielen zu dürfen? Wie hat es ihre Familie erlebt?

Johnson: Meine Familie hat das Spiel mit einem kleinen Familientreffen verbunden, da haben Cousins, Cousinen, Tanten und Onkel das Spiel alle zusammen angeschaut. Aber für mich persönlich? Etwas Nervosität und Emotionen sind natürlich immer dabei, aber gleichzeitig bist du so fokussiert darauf, einen guten Job zu machen, dass für die großen Emotionen keine Zeit bleibt.

Wie sehen Sie jetzt ihre Rolle bei den Patriots? Was sind ihre kurz- und langfristigen Ziele?

Johnson: Mein Job ist derselbe wie der jedes anderen Rookies und Spielers hier: Zur Arbeit kommen und einfach meinen Job machen. Ich habe nur kurzfristige Ziele. Morgen klingelt der Wecker wieder, dann will ich wieder angreifen, jeden Tag besser werden und dem Team helfen, Spiele zu gewinnen.

Wie sieht ihr Tagesablauf aktuell aus?

Johnson: Mein Tag beginnt so gegen 5 Uhr, dann fahre ich zur Arbeit. Heute war unser Training so gegen 15 Uhr fertig, anschließend hatten wir einige Meetings. Danach geht es darum, seinem Körper Erholung und Entspannung zu gönnen und dann vielleicht noch etwas Film zu schauen. Gegen 18.30 Uhr bin ich in etwa zuhause, dann schaue ich da noch etwas Film und gehe um 21 Uhr schlafen - und am nächsten Tag dann wieder dasselbe.

Wenn Sie um kurz nach 5 Uhr da sind und Belichick von Ihnen sagt, dass sie immer einer der Ersten sind, die auftauchen - ab wann ist er denn da?

Johnson: Ich glaube, manche von den Coaches gehen gar nicht erst. (lacht)

Auch Matthew Slater hat in den vergangenen Tagen ihre Arbeitseinstellung besonders gelobt. Ist er einer der Spieler, von denen Sie besonders versuchen, sich etwas abzuschauen?

Johnson: Für mich sind das natürlich in erster Linie die Tight-End- und Fullback-Veteranen. James Develin war von Tag eins an ein Riesen-Vorbild für mich, aber hier in unserem Locker Room gibt es so viele Spieler, die große Vorbilder sind, da kann man sich eigentlich einfach irgendeinen aussuchen. Slater gehört da natürlich auch dazu.

Und wie geht ein Spieler wie Tom Brady mit Spielern wie Ihnen, die noch nicht den Status eines Star-Spielers haben, um?

Johnson: Ich denke, da macht er keinen großen Unterschied. Er ist der Quarterback, der Leader der Offense. Er sorgt dafür, dass alle ihr Bestes geben und wirft dann den Ball zu demjenigen, der frei ist.

Wie haben Sie denn die Geschichte rund um Antonio Brown wahrgenommen?

Johnson: Ich glaube, dazu haben die Coaches bereits alles gesagt.

Mussten Sie bei einer Art Rookie-Ritual mitmachen, im Training Camp oder nach ihrem ersten Spiel?

Johnson: Nein, nicht wirklich. Im Training Camp gab es immer wieder Momente, in denen wir als Rookies quasi als Unterhalter für das Team da sein mussten. Aber das ist kein bestimmtes Ritual, sondern kann über die vier Wochen hinweg alles Mögliche sein: Das Wasser auffüllen, ein bisschen für Unterhaltung sorgen, singen, und so weiter.

Hatten Sie bereits Kontakt zu Sebastian Vollmer?

Johnson: Ja, ich hatte zuletzt die Möglichkeit, einen ganzen Tag mit Sebastian Vollmer zu verbringen, als ich in Deutschland war, da haben wir sehr viel geredet und natürlich auch Nummern ausgetauscht. Sebastian und Markus (Kuhn, Anm. d. Red.) waren auch für ein Preseason-Spiel da, da haben wir uns auch kurz unterhalten und sind anschließend in Kontakt geblieben.

Haben Sie auch Kontakt zu den anderen Deutschen in der NFL, zum Beispiel zu Christopher Ezeala, der ja auch die gleiche Position spielt wie Sie?

Johnson: Ich kenne Chris jetzt schon seit 2013, als wir beide in der deutschen Jugend-Nationalmannschaft gespielt haben. Ihn kenne ich also natürlich noch gut und wir bleiben über Instagram und Facetime in Kontakt. Insgesamt haben aber alle Jungs aus dem International Pathway Program Kontakt miteinander. Alle gratulieren den anderen Spielern, wenn sie etwas Tolles schaffen. Auch die "Älteren" wie Moritz Böhringer waren mal da. Und auch andere Jungs, die gar nicht an dem Programm teilgenommen haben, schreiben, zum Beispiel Mark (Nzechoa, Anm. d. Red.) von den 49ers hat sich über Twitter bei mir gemeldet und mir gratuliert. Man kennt sich, man bleibt in Kontakt, aber so viel Zeit, um total ausführlich miteinander zu reden, hat man gar nicht.

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