Woche 2 in der NFL bringt erste Weichenstellungen mit sich: Die Steelers verlieren ihr zweites Saisonspiel gegen die Seahawks - und Quarterback Ben Roethlisberger. Die Rams setzen ein Ausrufezeichen gegen die Saints, die Drew Brees verloren. Lamar Jackson und die Ravens-Offense marschieren weiter, die Packers schlagen Minnesota und für die Dolphins gibt es die nächste Klatsche. Inklusive Antonio-Brown-Touchdown. Außerdem: Ein unglaubiches Finish in Denver.
NFL Week 2 Recaps:
Green Bay Packers (2-0) - Minnesota Vikings (1-1)
Ergebnis: 21:16 (14:0, 7:10, 0:6, 0:0) BOXSCORE
- Es war ein unheimlich ermutigender Auftakt in die Partie für die Packers-Offense, die gegen Chicago noch einen ganzen Sandkasten im Getriebe hatte. Green Bays Offense sah deutlich mehr nach dem aus, was man von Matt LaFleur erwartet hatte, und kreierte Mismatches mit Screens und Play Action, sodass Aaron Rodgers (22/34, 209 YDS, 2 TD) und Co. das Spiel mit mehreren explosiven Plays eröffneten und schnell deutlich führten.
- Minnesotas Offense auf der anderen Seite hatte die Probleme, die man befürchten musste: Die Offensive Line hatte große Probleme, sodass das Run Game längst nicht so dominant war wie gegen die Falcons und Cousins regelmäßig unter Druck stand. Zwar kam Dalvin Cook auf seinen Big-Play-Run (75 Yard Touchdown), doch dem Run Game fehlte die nachhaltige Dominanz.
- Und trotzdem gelang es Green Bay nicht, das Spiel zu entscheiden, obwohl Cousins (14/32, 230 YDS, TD, 2 INT) gegen den 3-Men-Rush der Packers mit einer Interception mögliche späte Punkte kurz vor der Halbzeitpause verhinderte. Doch auch Green Bays Offense ging schon ab Mitte der ersten, spätestens ab der zweiten Hälfte komplett unter und war überhaupt kein Faktor mehr. Das merkte man irgendwann auch der Defense an, die immer schneller zurück aufs Feld musste.
- So blieb Minnesota im Spiel und hatte die Chance auf den späten Sieg - Cousins' Pass bei First-and-Goal aber landete zur Interception bei Kevin King. Minnesota hatte noch eine weitere Chance, doch Cousins warf zwei Incompletions - darunter eine Beinahe-Interception - und konnte kein Comeback dirigieren.
Miami Dolphins (0-2) - New England Patriots (2-0)
Ergebnis: 0:43 (0:7, 0:6, 0:10, 0:20) BOXSCORE
- Die Patriots hatten in den vergangenen Jahren große Probleme mit den Dolphins in Miami - trotzdem erwartete hier jeder im Vorfeld nach dem Dolphins-Debakel gegen die Ravens und New Englands Machtdemonstration gegen Pittsburgh den nächsten Kantersieg; umso mehr, nachdem klar war, dass Antonio Brown sein Debüt für die Patriots geben würde. Der Kantersieg und das nächste Dolphins-Debakel - Miami ist das erste Team aller Zeiten, das seine ersten beide Saison-Heimspiele mit mindestens 40 Punkten Unterschied verloren hat - kamen auch, wenn auch mit mehr defensiver Hilfe auf dem Scoreboard als vielleicht gedacht.
- Für Brown (8 Targets, 4 REC, 56 YDS, TD) braucht es dann auch einen eigenen Punkt, denn dessen Debüt war nicht nur für sich selbst betrachtet erwähnenswert. Brown startete zwar nicht - Edelman und Josh Gordon bildeten das Starting-WR-Duo -, kam aber schnell aufs Feld; mit drei Targets und drei Catches war er direkt der Mittelpunkt des ersten Drives. Mehr noch: Kurz vor der Halbzeit pause erzielte er bei einem 20-Yard-Backshoulder-Pass von Brady seinen ersten Pats-Touchdown. Erwähnenswert: Der Touchdown kam aus einem 4-Receiver-Set, mit Brown (Slot) und Gordon gemeinsam auf der linken Seite - und Brown gegen Miamis Nummer-4-Corner. Brady suchte Brown mehrfach in der Red Zone und der Endzone.
- Gordon, Brown, Edelman, Brady (20/28, 264 YDS, 2 TD) - warum blieb die so gemeinhin antizipierte Offense-Explosion an einem sehr heißen Nachmittag in South Florida dann über weite Strecken aus? Die Dolphins wirkten früh in der Partie erneut auf beiden Seiten der Line of Scrimmage überfordert, wie schon gegen Baltimore. Das wurde im Laufe der Partie aber weniger gravierend, und Miami war in Coverage auch konstant deutlich enger an den Receivern als gegen Baltimore.
- Das alleine reicht aber nicht, genau wie 38 Offense-Yards bei 28 Plays über die ersten drei Viertel, um mit einem Team wie den Patriots mitzuhalten, wenn die Offense derart desaströs auftritt. Eine desolate Interception von Ryan Fitzpatrick (11/21, 89 YDS, 3 INT) eröffnete die zweite Hälfte, in der Gordon dann besser eingebunden wurde, und ein Pick Six von Fitzpatrick, gefolgt von einem weiteren Pick Six, nachdem Ballard den Ball fallengelassen hatte, schlossen den Bogen. Josh Rosen kam erst anschließend rein.
Pittsburgh Steelers (0-2) - Seattle Seahawks (2-0)
Ergebnis: 26:28 (0:0, 10:7, 3:14, 13:7) BOXSCORE
- Der erste 0-2-Start für die Steelers seit 2013 ist perfekt, und die Auswirkungen dieses Spiels könnten noch länger spürbar sein: Noch in der ersten Halbzeit musste Quarterback Ben Roethlisberger mit einer Ellbogenverletzung raus und kam nicht mehr zurück - fällt Big Ben länger aus, dürfte es schwer werden, aus diesem 0-2-Loch raus zu kommen.
- Auf dem Feld setzten die Steelers Russell Wilson früh häufig unter Druck und erwischten ihn mehrfach, darunter mit einigen harten Sacks. Vier Sacks insgesamt steckte Wilson (29/35, 300 YDS, 3 TD) ein. Und dennoch kamen die Seahawks in der zweiten Hälfte zurück - auch weil Seattles Offense ein merklich anderes Gesicht präsentierte.
- Mehr kurze Pässe, mehr First-Down-Passing - und so wachte die Passing-Offense auf. Wilson dirigierte drei Touchdown-Drives nacheinander, darunter ein 28-Yard-Touchdown zu Rookie D.K. Metcalf.
- Doch ein später Fumble von Chris Carson hielt das Spiel offen - auch, weil Roethlisbergers Backup Mason Rudolph eine passable Partie spielte. Zwar endete sein erster Drive nach der Halbzeitpause direkt mit einer Interception, die allerdings ging ohne Frage auf Receiver Donte Moncrief. Anschließend fand Rudolph (12/19, 112 YDS, 2 TD, INT) einen Rhythmus, Pittsburgh hatte drei Scoring-Drives in der zweiten Hälfte - Seattle aber konnte am Ende mit zwölf Plays die Uhr ausquetschen.
New York Giants (0-2) - Buffalo Bills (2-0)
Ergebnis: 14:28 (7:7, 0:14, 0:0, 7:7) BOXSCORE
- Nach zwei Spieltagen ist es noch empfohlen, mit Schlüssen vorsichtig zu bleiben. Bei den Giants aber deutet sich mehr und mehr an: Dieses Team ist ein heißer Kandidat für einen Top-3-Pick im Draft nächstes Jahr. Das deutete sich in einem schwachen Auftritt in Dallas beim Auftakt schon an, und gegen die Bills setzte sich der Eindruck fort. New York startete mit einem guten "Barkley-Drive" (5 Plays, 4 Barkley-Runs), abgeschlossen durch einen Touchdown-Run von Barkley (18 ATT, 107 YDS, TD).
- Viel mehr Positives kam aber nicht von der Giants-Offense, die ohne Nummer-1-Receiver Sterling Shepard auskommen musste: Die sieben nächsten Drives? 5 Punts, ein Field-Goal-Fehlschuss, eine Interception.
- Eli Manning (26/45, 250 YDS, TD, 2 INT) warf eine Interception Sekunden vor der Halbzeitpause, als die Giants die Chance auf weitere Punkte hatten, er hatte Glück, dass sein Fumble nicht bei den Bills landete und wirkte als Passer in puncto Armstärke einmal mehr massiv limitiert. So muss man einmal mehr die Frage aufwerfen: Worauf warten die Giants, um den Quarterback-Tausch zu vollziehen und Daniel Jones starten zu lassen?
- Buffalo auf der anderen Seite, nach dem Comeback-Sieg gegen die Jets in der Vorwoche, fand offensiv dieses Mal gegen eine extrem anfällige Giants-Secondary deutlich eher einen Rhythmus. Josh Allen (19/30, 253 YDS, TD; 7 ATT, 21 YDS, TD) mit einem QB-Sweep hinter mehreren Blockern, Rookie Devin Singletary mit seinem ersten TD-Run und der TD zu McKenzie war ein kurzer Flip-Pass, der mehr Run als Pass war. In Kombination mit einer erneut dominanten Bills-Defense war das das Rezept für den zweiten Sieg.
Houston Texans (1-1) - Jacksonville Jaguars (0-2)
Ergebnis: 13:12 (3:0, 3:3, 0:0, 7:9) BOXSCORE
- Dieses Spiel sah auf dem Papier im Vorfeld wie ein willkommener Home-Opener für die Texans aus. Jacksonville trat ohne seinen Starting-Quarterback (Foles), seinen Left Tackle (Cam Robinson), Nummer-2-Receiver (Marqise Lee), Swing-Tackle (Cedric Ogbuehi), Nummer-1-Pass-Rusher (Yannick Ngakoue) und Nummer-2-Cornerback (A.J. Bouye) an. Ein heftiges Lazarett für Woche 2; und dennoch entwickelte sich ein auf beiden Seiten fehlerbehaftetes, enges Spiel.
- Houston hatte, wie schon bei der Auftakt-Niederlage in New Orleans, Probleme in der Offensive Line und auch Deshaun Watson (16/29, 159 YDS; 4 ATT, 5 YDS, TD) konnte dieses Mal nicht so spektakulär wie gegen die Saints die Kohlen aus dem Feuer holen. Vielmehr hatte auch er Glück bei einer Beinahe-Interception - potenziell einem Pick Six - als Jalen Ramsey den Ball fallen ließ. Es brauchte einen Strip-Sack von Whitney Mercilus kurz vor der Jaguars-Endzone früh im Schlussviertel, um den ersten Touchdown über die Goal Line zu drücken.
- Bei den Jaguars kochten, wie schon in Woche 1, die Emotionen hoch; Ramsey und Head Coach Doug Marrone lieferten sich an der Seitenlinie eine sehr hitzige Diskussion. Doch so gut die eigene Defense sowie ein schlechter Auftritt der Texans-Offense die Jaguars in diesem Spiel hielten - Jacksonvilles Offense brauchte zu lange, um aufzuwachen.
- Aber: Weil die Defense das Spiel eng hielt, wurde es nochmal richtig spannend: Gardner Minshew (23/33, 213 YDS, TD; 6 ATT, 56 YDS) dirigierte in den letzten dreieinhalb Minuten einen 14-Play-Drive zum Touchdown - doch statt mit dem PAT auszugleichen, gingen die Jags auf den Sieg! Der Run von Leonard Fournette verfehlte die Goal Line laut Replay der Refs nur um Zentimeter - und so zitterten sich die Texans über die Ziellinie. In Jacksonville könnten sie mit Minshew einen sehr interessanten Quarterback gefunden haben.
Baltimore Ravens (2-0) - Arizona Cardinals (0-1-1)
Ergebnis: 23:17 (7:3, 10:3, 0:3, 6:8) BOXSCORE
- Sieht so die Quarterback-Zukunft in der NFL aus? Lamar Jackson vs. Kyler Murray war in jedem Fall ein höchst unterhaltsames Matchup: Die Ravens-Offense war längst nicht so dominant wie gegen die Dolphins in der Vorwoche - dennoch hatte man stets den Eindruck, dass Baltimore Big Plays regelmäßig kreieren konnte, wenn man sie brauchte. Die Ravens hatten mehrere sehr eindrucksvolle Drives, die dann auch jeweils in der Endzone endeten, und in denen Lamar Jackson (24/37, 272 YDS, 2 TD; 16 ATT, 120 YDS) seine Qualitäten als Passer und Runner zeigte.
- Doch im Gegensatz zu der Vorwoche, als Arizonas Offense drei Viertel und einen deutlichen Rückstand gegen die Lions brauchte, ehe sie aufwachte, war sie dieses Mal schneller zur Stelle. Kyler Murray (25/40, 349 YDS; 3 ATT, 4 YDS) lieferte in seinem ersten NFL-Auswärtsspiel gegen eine der komplexesten Defenses der Liga eine herausragende Partie: Mehrere Pässe in engste Fenster und gegen Pressure, Ruhe in der Pocket, dazu erneut einige exzellente Play-Designs - der Trend in Arizonas Offense ist absolut positiv, und wenn man nach zwei Wochen ein erstes Zwischenfazit zieht, dann könnte Murray noch sehr lange sehr viel Spaß machen.
- Doch so vielversprechend Arizonas Passing Game war, so vielversprechend die Entwicklung von Murray aussieht und so gut das erste Zwischenfazit für Kingsburys Play-Designs ausfällt - über seine In-Game-Decisions muss man sprechen. Arizona hätte dieses Spiel gewinnen können, hätte Kingsbury in der Red Zone mutiger agiert. Stattdessen entschied er sich im Rückstand für drei Field Goals innerhalb der gegnerischen 10-Yard-Line, eine solche Entscheidung hatte er auch schon in der Vorwoche gegen Detroit getroffen.
- Davon abgesehen bleiben in der Cardinals-Coverage Probleme gegen Tight Ends, und Jackson war als Runner brandgefährlich. Dennoch brauchte es am Ende einen herausragenden Pass von Jackson auf Marquise Brown, um Arizona nicht noch eine letzte Chance zu geben. Beide Teams scheinen aber auf einem sehr guten Weg zu sein. Murray ist der erste Quarterback seit Cam Newton, der seine NFL-Karriere mit zwei aufeinanderfolgenden 300-Passing-Yard-Spielen eröffnet.
Washington Redskins (0-2) - Dallas Cowboys (2-0)
Ergebnis: 21:31 (0:0, 7:14, 7:7, 7:10) BOXSCORE
- In gewisser Weise eine Parallele zum Redskins-Eagles-Spiel in der Vorwoche. Auch in diesem Division-Duell startete Washington besser als erwartet, auch dieses Mal hatte der vermeintlich klare Favorit deutlich größere Startschwierigkeiten als erwartet. Dak Prescott (26/30, 269 YDS, 3 TD, INT), der entschieden mehr unter Druck stand als gegen die Giants, startete mit einer frühen Interception, nachdem sein Receiver den Ball nicht festhalten konnte und die Redskins gingen durch einen Touchdown-Run von Adrian Peterson in Führung.
- Für Peterson, der in der Vorwoche nicht im Kader stand und jetzt für den verletzten Derrius Guice zurückkehrte, war es der 107. TD-Run, damit zieht er in der All-Time-Liste an Jim Brown vorbei. Peterson hat jetzt die fünftmeisten Rushing-Touchdowns aller Zeiten.
- Doch dann wachten die Cowboys auf. Zwei Touchdown-Drives noch vor der Halbzeitpause drehten das Spiel, darunter ein 51-Yard-Touchdown-Pass von Prescott auf Speedster Devin Smith. Auch Jason Witten schaffte es erneut in die Endzone, die Cowboys bestätigten ihre schwer lesbare, effiziente Passing-Offense aus Week 1, als Kellen Moore für Begeisterung gesorgt hatte.
- Washington, mit einem weiteren soliden Auftritt von Case Keenum (26/37, 221 YDS, 2 TD), hielt das Spiel zwar halbwegs eng, doch gegen die Cowboys-Offense hatte Washington nicht genügend Antworten. Immer, wenn Washington den Rückstand verkürzte, war Dallas sofort wieder zur Stelle und antwortete. Lange Drives auf beiden Seiten prägten die zweite Hälfte, eng wurde es aber nicht mehr.
Tennessee Titans (1-1) - Indianapolis Colts (1-1)
Ergebnis: 17:19 (0:7, 7:6, 10:0, 0:6) BOXSCORE
- Der "Fluch" gegen die Colts sollte endlich enden - doch nachdem es den Titans in elf Versuchen kein einziges Mal gelungen war, Andrew Luck zu schlagen, gelang dieses Kunststück auch nicht gegen Lucks Nachfolger. Jacoby Brissett (17/28, 146 YDS, 3 TD, INT) hatte mit einem 4-Yard-Touchdown-Pass zu T.Y. Hilton viereinhalb Minuten vor dem Ende das letzte Wort.
- Sicherheit, kurze Pässe und gute Route-Kombinationen prägten die Colts-Offense abermals; Brissett, dem bei einem Pump Fake auch ein Fumble unterlief, fand etwa Rookie Parris Campbell zum komplett offenen Touchdown in der Endzone. Tennessee auf der anderen Seite punktete, wie schon gegen Cleveland, mit Trick Plays: Mariota warf einen Touchdown-Pass zu Offensive Lineman David Quessenberry.
- Weitestgehend fehlte Tennessees Offense aber die Explosivität. Mariota (19/28, 154 YDS, TD) profitierte dieses Mal nicht von langen Screen-Pässen, im Run Game blieb die Explosivität ebenfalls aus, während die Colts-Front Mariota regelmäßig unter Druck setzen konnte.
- Vielleicht die größte Nachricht aus diesem Spiel: Für einen ganz großen Spieler könnte es der letzte Auftritt gewesen sein. Colts-Kicker Adam Vinatieri verfehlte zwei PATs, wie schon in der Vorwoche. Gegenüber einem Reporter kündigte er anschließend an: "Ihr werdet morgen von mir hören." Einiges deutet darauf hin, dass der 46-Jährige die Pads an den Nagel hängt.
Detroit Lions (1-0-1) - Los Angeles Chargers (1-1)
Ergebnis: 13:10 (6:7, 0:3, 0:0, 7:0) BOXSCORE
- Manche Teams scheinen bisweilen absurde Niederlagen anzuziehen - die Chargers gehören nicht nur in diese Kategorie, sie müssten sie anführen. Dieses Spiel hätte L.A. niemals verlieren dürfen, und es gab mehr als genügend Gelegenheiten, um das zu verhindern.
- In der zweiten Hälfte hatten die Chargers vier Drives: Ein Fumble von Austin Ekeler an der Lions-Goal-Line, zwei Field-Goal-Fehlschüsse - und eine Interception in Double Coverage von Philip Rivers (21/36, 293 YDS, INT) eine Minute vor dem Ende, als L.A. bereits in potenzieller Field-Goal-Reichweite war, um zumindest Overtime zu erzwingen.
- Anders gesagt: Zu viele Fehler. In einer defensiv geprägten Partie hatten die Chargers so nur einen wirklich kompletten Drive, in dem Ekeler eine zentrale rolle als Receiver hatte, und den Drive aus einem Yard abschloss. Obwohl Keenan Allen Darius Slay konstant riesige Probleme bereitete, obwohl Rivers hinter einer auf dem Papier wackligen Offensive Line weniger Druck hatte als befürchtet.
- Doch so blieb Detroit trotz eigener Fehler, auch von Matt Stafford (22/30, 245 YDS, 2 TD, 2 INT), zunächst im Spiel - und nach einem 31-Yard-Touchdown-Pass auf Kenny Golladay hatte Detroit die Partie gedreht. Die Chargers müssen so weiter auf ihren ersten 2-0-Start seit 2012 warten, und müssen die Fehler dafür bei sich selbst suchen.
Cincinnati Bengals (0-2) - San Francisco 49ers (2-0)
Ergebnis: 17:41 (7:14, 3:10, 0:10, 7:7) BOXSCORE
- Die 49ers starten die Saison mit zwei Auswärtssiegen - die aber hätten unterschiedlicher kaum ausfallen können. Nach einem bisweilen absurden, von diversen Fehlern auf beiden Seiten geprägten Spiel in Tampa Bay dominierte San Francisco die Bengals fast nach Belieben. Und nicht nur das: San Franciscos Offense sah deutlich mehr nach dem aus, was man in puncto Play-Designs von Kyle Shanahan gewohnt ist.
- Das bedeutete: Offene Touchdown-Pässe für Jimmy Garoppolo (17/25, 297 YDS, 3 TD, INT), Play Action, gute Screen-Pässe - und ein brandgefährliches Run Game: die Niners liefen 42 Mal für 259 Yards und zwei Touchdowns; ein Schnitt von 6,2 Yards (!) pro Run. San Francisco zog mit einem kurzen Touchdown zu Deebo Samuel, erneut bei einem tollen Play-Design, weiter davon. Die Offense hatte nach drei Vierteln 513 (!) Yards produziert.
- Allerdings mussten die Niners auch eine Hiobsbotschaft verkraften: Left Tackle Joe Staley wurde verletzt vom Platz gefahren. Kurz nach dem Spiel war bereits die Diagnose da - Staley hat sich das Wadenbein gebrochen, soll aber nicht auf die IR-Liste gehen.
- Die Bengals auf der anderen Seite konnten, wie bereits in Seattle, den Ball überhaupt nicht laufen; im Gegensatz zum Seahawks-Spiel klappte aber auch das Kurzpass-Spiel deutlich weniger konstant als in der Vorwoche. Ein später, langer Touchdown von John Ross war Ergebniskosmetik, Andy Dalton (26/42, 311 YDS, 2 TD, INT) und die Offense hatten entschieden weniger Rhythmus als in Seattle. Abgesehen von Ross' langem Touchdown mit dem letzten Drive war die Offense in der zweiten Hälfte komplett abgemeldet.
Oakland Raiders (1-1) - Kansas City Chiefs (2-0)
Ergebnis: 10:28 (10:0, 0:28, 0:0, 0:0) BOXSCORE
- Die Oakland Raiders erwischten einen guten Start und gingen schnell mit 10:0 in Führung. Nach einem Field Goal von Daniel Carlson fand Quarterback Derek Carr (23/38, 198 YDS, TD, 2 INT) Neuzugang Tyrell Williams für einen 4-Yard-Touchdown in der Endzone.
- Defensiv schafften die Raiders schier Unglaubliches: Sie hielten Patrick Mahomes ohne Punkte im ersten Viertel. Das war Mahomes in einem Start zuvor noch nie passiert - die Chiefs erzielten in den letzten 20 ersten Vierteln in Serie jeweils Punkte.
- Doch Mahomes (30/44, 443 YDS, 4 TD) erholte sich im zweiten Viertel. Und wie! Mahomes warf für 4 Touchdowns und 278 Yards im Viertel! Das waren die zweitmeisten Passing Yards in einem Viertel in den letzten 40 Jahren. Nur Drew Brees warf 2008 für 294 Yards in einem vierten Viertel.
- Laut NFL Next Gen Stats kamen alle vier Chiefs-Touhdowns im zweiten Viertel nach Deep Balls (Pässe mit 20 oder mehr Air Yards). Seit 2016 hat nur Jared Goff (Week 4 2018) ebenso viele Deep-Ball-Touchdowns geworfen.
- Wie sehr vermissen die Chiefs Wide Receiver Tyreek Hill? Nicht sehr. Nachdem in der Vorwoche Sammy Watkins groß aufspielte, war gegen die Raiders Demarcus Robinson an der Reihe! Dieser fing 6 Pässe (6 Targets) für 172 Yards und 2 Touchdowns.
Los Angeles Rams (2-0) - New Orleans Saints (1-1)
Ergebnis: 27:9 (3:0, 3:3, 14:3, 7:3) BOXSCORE
Die L.A. Rams haben ein Ausrufezeichen im Rematch des NFC Championship Games vom Januar gesetzt. Allerdings wurde ihr klarer Erfolg dadurch begünstigt, dass Saints-Quarterback Drew Brees schon früh verletzt ausgewechselt wurde. Bei einem Passversuch im ersten Viertel schlug er, nachdem er den Ball loswurde, mit der Hand auf die ausgestreckte Pranke von Defensiv-Monster Aaron Donald und verletzte sich dabei offenbar den Daumen. Brees konnte danach den Ball nicht mehr greifen und blieb fortan an der Seitenlinie. Eine genaue Diagnose steht noch aus. Backup Teddy Bridgewater übernahm.
Das Spiel begann als Abwehrschlacht mit wenig offensiver Durchschlagskraft. Diese legte dagegen vor allem die Rams-Defense an den Tag. Rams-Safety Eric Weddle etwa teilte einen beeindruckenden Hit gegen Tight End Jared Cook hin, dem dadurch der Ball nach Pass von Drew Brees aus den Armen glitt und in die Luft flog. Anschließend schnappte sich John Johnson die Interception im ersten Viertel.
Überschattet wurde die Begegnung durch eine weitere krasse Fehlentscheidung der Schiedsrichter zu Ungunsten der Saints. Kurz vor der Pause verlor Goff nämlich in der Red Zone einen Fumble, Defensive End Cameron Jordan nahm den Ball auf und rannte über knapp 80 Yards bis in die gegnerische Endzone. Doch die Schiedsrichter pfiffen frühzeitig ab und entschieden auf unvollständigen Pass. Eine klare Fehlentscheidung, wie der Videobeweis bestätigte. Durch den frühen Pfiff gab es keinen Touchdown, die Saints bekamen aber den Ball.
In der zweiten Hälfte wurde dann schnell klar, dass der Verlust von Brees zu viel war für die Gäste, die zusehends von der aggressiven Defense der Rams übermannt wurden. Bridgewater kassierte zwei Sacks und führte sein Team lediglich zu zwei Field Goals.
Die Rams-Offense dagegen war kaum zu halten und kontrollierte das Tempo, was die Saints-Defense letztlich müde machte. Jared Goffs Touchdown-Pass auf Brandin Cooks sorgte für die 13:6-Führung nach der Pause, anschließend erzielte Todd Gurley seinen ersten TD der Saison und später legte noch Goff selbst einen Sneak hin, nachdem er zuvor Cooper Kupp für einen 66-Yard-Catch-and-Run bis an die 1 gefunden hatte.
Denver Broncos (0-2) - Chicago Bears (1-1)
Ergebnis: 14:16 (3:0, 0:6, 0:7, 11:3) BOXSCORE
- Was für ein unglaubliches Finish in der Mile High City! Die Broncos standen am Rande der Niederlage, ehe sie Quarterback Joe Flacco (35/50, 292 YDS, TD, INT) ins Spiel zurückbrachte. Der Veteran fand Emmanuel Sanders mit 31 Sekunden auf der Uhr in der Endzone zum Touchdown. Spielstand 12:13 aus Sicht Denvers.
- Es folgte eine verrückte Sequenz: Broncos-Head-Coach Vic Fangio entschied, anstatt den PAT zu treten, auf zwei Punkte zu gehen. Doch Flacco und Co. verschliefen den Snap - Delay of Game! Dadurch ging es zu weit nach hinten für einen Two-Point-Try. Also: Doch der Extrapunkt! Den jedoch setzte Kicker Brandon McManus vorbei! Es zählte aber nicht, denn Buster Skrine (Bears) war beim Snap offside. Also versuchten die Broncos erneut eine Two-Point Conversion. Dieses Mal mit Erfolg - Flacco auf Sanders. 14:13 Denver.
- Die Bears jedoch, die innerhalb der Folgezeit noch für zwölf Mann im Huddle bestraft wurden, schafften es dann doch noch nach Deep Ball von Mitchell Trubisky auf Allen Robinson über 25 Yards in Field-Goal-Reichweite. Und mit einer Sekunde auf der Uhr nahmen die Gäste noch ihre finale Timeout. Eddy Pineiro trat an und versenkte das Leder aus 53 Yards zum Sieg!
- Besorgniserregend aus Sicht der Broncos - abgesehen vom 0-2-Start in die Saison: Wie schon in Woche 1 gegen Oakland war der Pass Rush des Teams erneut kein Faktor. Lediglich Bradley Chubb gelangen 2 QB-Hits, auf den ersten Sack der Saison wartet Fangios Defense aber immer noch.