NFL Coin Toss Week 8: Fitzmagic am Montagabend?

Von Adrian Franke
28. Oktober 201914:57
Im Coin Toss blickt SPOX gemeinsam mit einem User auf das anstehende Monday Night Game.getty
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Woche 8 endet in Pittsburgh, wo die Dolphins einen weiteren Versuch unternehmen, ihr erstes Saisonspiel zu gewinnen und die Steelers mit Rückkehrer Mason Rudolph um ihre kleine Playoff-Chance kämpfen. SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt mit mySPOX-User und Dolphins-Fan DanMarinoseinSohn auf die Partie. Zu sehen gibt es das Spiel in der Nacht zum Dienstag (ab 1.15 Uhr) live auf DAZN - mit dem Monday-Night-Kommentatoren-Duo Sebastian Vollmer und Markus Kuhn.

Preview Week 8: Pittsburgh Steelers (2-4) - Miami Dolphins (0-6) (Di., 1.15 Uhr live auf DAZN)

mySPOX-User DanMarinoseinSohn: Über die Chancen der Dolphins, ein Spiel in der Saison 2019 zu gewinnen, zu schreiben, stellt in etwa eine Herausforderung dar, wie den Brexit-Prozess zu erklären. Es ist komplex und unmöglich zugleich. Zudem erhält das Spiel eine besondere Würze, da man mit einem Sieg heute den Erstrunden-Pick der Steelers, der durch den Trade von Minkah Fitzpatrick zu den Dolphins gewandert ist, verschlechtern würde.

Dennoch werden die Dolphins ins Heinz Field einlaufen, um ein Spiel zu bestreiten und zu gewinnen. Der jüngst erfolgte Umschwung von Josh Rosen zu Ryan Fitzpatrick machte dies erst wieder deutlich, denn momentan versetzt Fitzpatrick die Dolphins eher in die Lage Spiele zu gewinnen.

Die Passing Offense ist mit Fitzpatrick auf einem anderen Niveau als mit Rosen, bei dem immer wieder auffiel, dass er zögerlich in seinen Reads und dadurch oft den entscheidenden Augenblick zu spät in seinen Würfen ist.

Mit Fitzpatrick attackiert man auch deutlich vertikaler. Laut Next Gen Stats führt Fitzpatrick die Liga mit im Schnitt 11,1 Intended Air Yards die Liga an. Dies führt dazu, dass er den Ball im Schnitt 1,5 Yards hinter den neuen First-Down-Marker wirft. Zum Vergleich: Rosen wirft den Ball im Schnitt 1,4 Yards vor die Sticks.

Walton und Williams: Zeit für die Youngster

Besser eingebunden in dieser Saison ist Tight End Mike Gesicki, der in der Vorwoche gegen die Bills ein sehr gutes Spiel zeigte, bei dem aber auch zwei Big Plays durch Flags negiert worden sind und somit nicht in den Stats auftauchen.

Im Run Game hat vorerst Mark Walton die Nase vorn und um Kenyan Drake gibt es vor der Trade Deadline ernsthafte Gerüchte, dass er im Laufe der Woche noch das Team wechseln wird. Tatsächlich ist er nicht einmal mit dem Team nach Pittsburgh geflogen und scheint vor einem Trade nach Arizona zu stehen. Walton sah gegen die Bills ziemlich gut aus mit 4,7 Yards pro Versuch und dürfte vorerst auch der Nummer 1 Back der Dolphins sein.

UDFA Preston Williams hat sich neben DeVante Parker, der in den letzten drei Spielen je einen TD-Catch aufzuweisen hat, zum Target-Magneten (43 beziehungsweise 36 Targets) gemausert. Beide können gegnerische Secondaries sowohl vertikal als auch mit gutem Catch-Radius zusetzen. Dies wird gegen eine verbesserte Secondary der Steelers auch notwendig sein.

Dolphins-Defense? Schwierig!

Auf der defensiven Seite des Balles gestaltet es sich als noch schwieriger, Argumente zu finden. Reshad Jones fehlt erneut, Xavien Howard ist fraglich und hat mit diesem Status schon die letzten beiden Spiele verpasst. Zudem mangelt es an der Line vor allem am Pass-Rush. Hier zeigte sich Defensive Coordinator Patrick Graham aber erfreulich experimentierfreudig und zeigte schon gegen die Bills diverse Blitz-Konzepte, um den gegnerischen QB unter Druck zu bekommen. Gut möglich, dass hierin eine Chance besteht, Mason Rudolph zu Fehlern zu zwingen.

Und zumindest diese wird es brauchen, um das Spiel eng zu gestalten, denn im Gegensatz zu den Steelers besticht Miamis Defense nicht gerade durch Turnover; in sechs Spielen gelangen eine Interception und ein eroberter Fumble. Zudem gelingt es nicht, den Gegner vom Feld zu bringen, vor allem bei Third Down: Knapp 47 Prozent der gegnerischen Third Downs bringen neue vier Versuche, ligaweit ist dies Platz 28 - und dabei profitiert man von den positiven Ausreißern gegen die Redskins und Bills.

In Kombination mit einer auf Teamlevel desolaten Pass Defense (Platz 32 nach DVOA) und einer ebensolchen Run Defense (Platz 32 nach DVOA) ist hier nicht gerade Optimismus angesagt.

Gegen die Steelers müssen schon ein paar Dinge in die richtige Richtung laufen. Das Team sieht seit der Bye Week eingespielter aus. Ein Erfolg wäre es, wenn man im vierten Viertel noch im Spiel sein sollte und sogar die Chance auf einen Sieg hat. Aber dafür braucht es ein sehr gutes Spiel der Defensive Line und, was vielleicht noch wichtiger sein wird, ein herausragendes Spiel der Offensive Line.

Das Schöne am Football ist ja, auch hier geht es immer mit 0:0 los und in einem Spiel kann alles passieren.

Adrian Franke (SPOX): Ein sehr guter Punkt, um anzuknüpfen, wenn man bedenkt, wie nah die Dolphins letzte Woche einem Sieg gekommen sind.

Vor Miamis Spiel gegen Buffalo bin ich davon ausgegangen, dass die Bills die Partie deutlich gewinnen - angefangen mit dem Argument, dass die Bills die Line of Scrimmage auf beiden Seiten des Balls dominieren sollten. Das war phasenweise auch der Fall, doch Inkonstanz im Passspiel sowie ein sehr gutes Spiel von Ryan Fitzpatrick gegen Pressure relativierte den Matchup-Vorteil überraschend stark.

Und trotzdem gehe ich aus Steelers-Sicht in die gleiche Richtung. Pittsburgh hat aktuell vielleicht die beste Defensive Front in der NFL, mindestens eine Top-3-Front. Das sollte, auch wenn der Ausfall von Stephon Tuitt mit Blick auf die weitere Saison weh tut, für die schlechteste Offensive Line der Liga ein ernsthaftes Problem werden.

Kann Fitzpatrick ein weiteres starkes Spiel gegen Pressure abliefern? Absolut, dazu ist er immer in der Lage. Genau wie aber umgekehrt zu einem Spiel mit drei Interceptions und einem Fumble, weil er permanent unter Druck steht. Das könnte auch in diesem Spiel die Gratwanderung sein, die dieses Mal aber in die negative Fitzmagic umschlägt.

Pittsburgh hat uns zuletzt mehrfach schon gezeigt, wie diese Defensive Line ein Spiel an sich reißen und dominieren kann, und ich erwarte, dass wir das am Montagabend ebenfalls sehen. Gleichzeitig können die Steelers mit Joe Haden und Steven Nelson - Letzterer spielt eine überraschend solide Saison - auch gelegentlich in Man Coverage gehen, was sie teilweise dieses Jahr häufiger machen, um Miami vor weitere Probleme zu stellen.

Steelers-Offense: Wohin geht die Reise?

Wenn man dann auf die weiteren Aussichten für Pittsburgh auch über diese Partie hinaus und für die restliche Saison schaut, muss die erste Frage lauten: Was trauen wir Mason Rudolph zu - und vor allem: Was trauen die Steelers Mason Rudolph zu? Bisher war sehr, sehr viel konservatives Play-Calling zu beobachten, Rudolph warf den Ball schnell und vertikale Elemente suchte man in dieser Offense weitestgehend vergeblich.

Das änderte sich zuletzt ansatzweise - ehe Rudolph sich dann gegen die Ravens verletzte. Jetzt ist Rudolph zurück und ich bin sehr gespannt darauf, wie die Steelers in puncto Play-Calling daran anknüpfen. Wenn man gewillt ist, das Play-Calling zu erweitern und mutiger zu werden, ist das Spiel gegen die Dolphins und deren angeschlagene Secondary eine sehr gute Möglichkeit, um einige Dinge zu testen.

Was ich allerdings für realistischer halte: Ich vermute, dass die Offensive Line der Steelers - die definitiv auf einem sehr guten, aber nicht auf ihrem Vorjahres-Level spielt - diese Dolphins-Front durch die Gegend schieben wird, und zwar das ganze Spiel über. Diese Tendenzen sieht man bei Miami immer wieder, und ich prognostiziere, dass das ein Duell wird, in dem das so richtig einschlägt - und die Steelers an die 200-Rushing-Yard-Marke klopfen.