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Baltimore Ravens vs. Tennessee Titans 12:28 - Monser-Upset! Titans schocken die Ravens in Baltimore

Die Titans haben für den ersten großen Schock der diesjährigen Playoffs gesorgt!
© getty

Die größte Überraschung der diesjährigen Playoffs ist perfekt: Die Tennessee Titans schlagen die deutlich favorisierten Ravens in Baltimore, die Fabelsaison für Lamar Jackson und Co. endet mit einem unerwarteten Tiefschlag. Auch die Ravens konnten Derrick Henry nicht stoppen - doch vor allem Baltimores Offense war eine herbe Enttäuschung.

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Die Titans hätten sich einen besseren Start in ihren kühnsten Träumen kaum ausmalen können: Nach einem schnellen Punt kamen Lamar Jackson und die Offense aufs Feld - und als Andrews kurz darauf einen Pass nicht kontrollieren konnte, schnappte Byard mit der Interception zu. Wenig später fand Tannehill (7/14, 88 YDS, 2 TD; 5 ATT, 14 YDS, TD) Jonnu Smith in der Endzone, der absolut spektakulär direkt an der Auslinie gerade so den ersten Touchdown-Catch der Partie verzeichnete.

Und es kam noch besser: Die Ravens scheiterten im Gegenzug an einem kurzen Fourth Down und unmittelbar mit dem nächsten Play feuerte Tannehill den tiefen Play-Action-Pass ab - ein 45-Yard-Touchdown auf Raymond, der eine fantastische Route gelaufen war. Bei den Ravens häuften sich die individuellen Fehler, insbesondere Drops, aber auch einige Ungenauigkeiten im Passspiel und Fehler im Run Game von Jackson (31/59, 365 YDS, TD, 2 INT; 20 ATT; 143 YDS) selbst prägten das Bild.

Dennoch fand Baltimore schrittweise besser in die Partie. Die Offense fand ein wenig einen Rhythmus, wenngleich hier gerade Drops weiter ein Thema blieben. Doch auch die Ravens-Defense wurde jetzt sattelfester und fand eine bessere Mischung in ihrer Aggressivität, sodass Tennessee nicht weiter davonziehen konnte.

Und dann wurde das Problem gegen diese Ravens deutlich: Baltimore ist offensiv zu explosiv, als dass man selbst offensiv nachlassen dürfte. Der letzte Drive vor der Halbzeitpause war geprägt von absolut spektakulären Jackson-Pässen bei kritischen Downs, darunter ein unglaublicher einhändiger Catch von Marquise Brown. Und so stand nach einem weiteren Field Goal nur noch eine 8-Punkte-Führung für Tennessee.

Ravens-Fehler bleiben - Titans schocken Baltimore

So war scheinbar alles bereitet, damit Baltimore in der zweiten Hälfte das Spiel doch in die erwarteten Bahnen leiten könnte. Jackson hatte prompt beim ersten Drive einen 30-Yard-Scramble und die Ravens marschierten - doch wieder spielten sie 4th&1 aus, und wieder klappte es nicht! Und vor allem schlug Tennessee sofort zurück, dieses Mal in Form eines 66-Yard-Runs von Derrick Henry, gefolgt von einem Trick Play, bei dem Henry einen Touchdown-Pass auf Corey Davis warf.

Damit ging Baltimores erstaunliche Implosion weiter. Direkt anschließend fumbelte Jackson in der Pocket beim Versuch, einen Pass spät im Down anzubringen und Tennessee bestrafte den Turnover mit einem Tannehill-Touchdown-Run bei einem Option Play wenig später. Bei Baltimore blieben schlicht Drops, Unkonzentriertheiten und simple Fehler ein Thema, während Tennessee jeden Fehler brutal bestrafte.

Und die Fehler kamen weiterhin. Jackson, jetzt schon deutlich im Rückstand, hatte seinen nächsten Turnover mit einem deutlichen Fehlwurf, als er bei einer Out-Route die Augen nie von seinem Receiver nahm und Kenny Vaccaro zuschnappte. Das war bereits Game Over.

Jackson zeigte noch einige spektakuläre Plays inklusive einem Touchdown-Drive, doch die Titans verteidigten ihre Führung, ohne, dass es nochmals eng wurde. Tennessee steht im AFC Championship Game und reist nach Houston oder Kansas City.

No. 1 Baltimore Ravens - No. 6 Tennessee Titans

Ergebnis: 12:28 (0:7, 6:7, 0:14, 6:0) BOXSCORE

Ravens vs. Titans - die wichtigsten Statistiken

  • Mit dieser Halbzeit-Wette hätte man im Vorfeld vermutlich viel Geld verdienen können: Nach zwei Vierteln hatte Jackson mehr Passing-Yards (155 Net Yards) als beide Teams kombiniert Rushing-Yards (129).
  • Baltimore bekam im Run Game abgesehen von Jackson nichts auf die Reihe. Mark Ingram (6 ATT, 22 YDS) und Gus Edwards (3 ATT, 20 YDS) waren mehr Beiwerk. Derrick Henry auf der anderen Seite (30 ATT, 195 YDS) kratzte abermals an der 200er-Marke.

  • Tannehill hat jetzt zwei Playoff-Spiele in Folge gewonnen, in denen er jeweils mehr als zehn Pässe geworfen und dabei unter 100 Yards geblieben ist. Der letzte Quarterback dem dieses Kunststück gelang? Terry Bradshaw im 1974er AFC Championship Game sowie dem Super Bowl.
  • Das 4th&1 zu Beginn des 2. Viertels, bei dem Tennessee die Ravens stoppte, war das erste Mal, dass Baltimore in dieser Saison ein 4th&1 nicht in ein neues First Down erzielte - und ein zweiter fehlgeschlagener Versuch folgte im dritten Viertel. In der Regular Season hatte Baltimore in diesen Situationen acht von acht erfolgreich ausgespielt.
  • Ryan Tannehill hatte bei Tennessees ersten drei Drives nur ein Passing-Yard weniger (71) als im gesamten Spiel gegen die Patriots in der Vorwoche (72).
  • Mit einem offiziell gelisteten Gewicht von 247 Pfund ist Derrick Henry der schwerste Spieler, der in der Postseason einen Touchdown-Pass warf, seit Daunte Culpepper 2005. Er ist auch der erste Running Back mit einem Playoff-Touchdown-Pass seit Allen Rice 1987.

Der Star des Spiels: Derrick Henry (RB, Titans)

Derrick Henry hat sich mit den vergangenen Wochen jede Menge Geld für seine anstehenden Vertragsverhandlungen verdient. Er ist der erste Spieler aller Zeiten mit über 180 Rushing-Yards in drei aufeinanderfolgenden Spielen, kein Spieler hatte in seinen ersten vier Playoff-Spielen mehr Rushing-Yards als Henry. Er war die offensive Säule in New England - und jetzt auch in Baltimore: Sein 66-Yard-Run auf der einen Seite, doch es waren erneut viele 5-, 6-, 7-Yard-Runs, um die Offense konstant das Feld runter zu bewegen. Seine Physis in Kombination mit seiner Agilität sind wirklich selten, und, dass Tennessees Line Baltimores Defense so dominierte, war eindrucksvoll. Henry konnte dann auf dem Second Level zusätzliche Yards kreieren. Den Trick-Play-TD-Pass gab es als Bonbon obendrauf.

Der Flop des Spiels: Baltimores offensive Waffen

Keine Frage: Jackson leistete sich einige gravierende Fehler, die direkt zur Niederlage beitrugen; insbesondere im Laufe der zweiten Hälfte wurde deutlich, dass er zu viel wollte. Der Flop des Spiels aber war er nicht, und das nicht nur, weil er über 300 Passing- und über 140 Rushing-Yards auflegte - Jacksons Waffen waren ein riesiges Problem. Baltimore hatte eine absurde Anzahl an Drops, ohne die das Spiel gänzlich anders hätte verlaufen können. Regelmäßig gab es keinerlei Separation, auch wenn Jackson die Plays ausdehnte, und die Running Backs konnten absolut nichts selbst kreieren. Baltimore muss in der Offseason in sein Wide Receiver Corps investieren.

Analyse: Ravens vs. Titans - die Taktiktafel

  • Baltimore zeigte von Beginn seine defensive Aggressivität. Gleich das zweite Play der Partie war ein Play-Action-Pass für Tannehill - den er gerade so weg brachte gegen den Blitz von Earl Thomas, der überhaupt nicht auf den Run-Fake reagiert hatte. Das war generell auffällig: Baltimore las die Play-Action-Fakes der Titans glänzend und spielte primär den Pass, nicht den Run. Insbesondere die Second-Level-Verteidiger und ganz spezifisch die Safeties, spielten hier extrem aggressiv.
  • Tennessee indes hatte defensiv einen klar erkennbaren Plan. Die Titans waren teilweise ebenfalls extrem aggressiv, mischten ihre Play-Calls aber sehr gut durch. Bereits früh im Spiel hatte Tennessee mit Delayed Rushern, spezifisch zugeteilten Verteidigern, abwartenden Edge-Verteidigern und anderen kleinen Mitteln agiert, um Jackson möglichst viele Aufgaben in seinen Reads zu geben. Und das funktionierte, Jackson entschied sich mehrfach falsch in diesen Momenten.
  • Die Titans hatten auch offensiv einen exzellenten Plan, ebenfalls mit einer guten Mischung, mehr oder weniger von Anfang an. Tennessee kombinierte seine Runs mit Early-Down-Play-Action, Play-Action-Screens, Misdirection und dergleichen. Auch wenn die Titans insgesamt einmal mehr extrem Run-lastig waren. Defensive Turnover und zwei kritische Fourth-Down-Stops ebneten zusätzlich den Weg.
  • Tennessees Secondary war exzellent. Jackson hatte häufig genügend Zeit in der Pocket und verschaffte sich zusätzlich noch weitere Sekunden. Doch nicht selten hielt die Titans-Secondary vier, fünf, sechs Sekunden in enger Coverage.
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