Den Super Bowl gibt es in der Nacht vom 2. auf den 3. Februar live auf DAZN - mit Markus Kuhn und Sebastian Vollmer im deutschen Live-Kommentar, alternativ auch im US-Originalkommentar.
Die Defense der Kansas City Chiefs rückte über die Saison hinweg scheinbar zunehmend in den Hintergrund. Zu groß war der Fokus auf die schier übermächtige Offensive, die nach einigen Startschwierigkeiten schließlich doch wieder mehr und mehr an die schier nicht zu stoppende Vorjahres-Version erinnerte.
Aus dem Fokus geriet die Defense aber auch deshalb, weil sie sich sukzessive steigerte und damit immer weniger zum Hindernis für den Teamerfolg wurde.
Über die komplette Saison betrachtet lag die Chiefs-Defense mit -3,4 Prozent DVOA auf Platz 14 der Liga. Im Vorjahr hingegen belegte diese Unit - mit deutlich anderem Personal - noch Platz 26 in der NFL (6,9 Prozent DVOA). Unterm Strich ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Einer der Gründe für diesen Leistungsanstieg nach durchaus erneut holprigem Start, ist das neue Personal. Der neue Defensive Coordinator Steve Spagnuolo stellte die Defense komplett auf sein auf 4-3 basiertes Scheme um und konnte dies vor allem dank zweier Schlüssel-Neuzugänge tun: An der Front kam Edge-Rusher Frank Clark via Trade aus Seattle. Und in der Free Agency wurde Safety Tyrann Mathieu an Land gezogen.
Kansas City Chiefs: "Landlord" Tyrann Mathieu
Mathieu, einst unter dem Spitznamen "Honey Badger" bekannt geworden, zündete in dieser Saison wenn man so will die nächste Stufe seiner Karriere. Er stieg zum "Landlord", also gewissermaßen zum Gutsherrn, auf.
In der Praxis bedeutet das, dass Mathieu das volle Spektrum seines Könnens aufblitzen lässt und damit die Defense auf ein anderes Level hievt. Er ist im Prinzip überall auf seinem "Gut" - alles hinter der Defensive Line - anzutreffen und dort dann für diverse Aufgaben zu gebrauchen.
Mathieu hat die Athletik, die Robustheit und den Speed - neben seines ohnehin sehr weit ausgeprägten Instinkts für Ball, Gegner und Situation -, um essenziell das ganze Feld zu beackern.
Auf dem Papier brachte ihm dies seine wohl beste Saison seit 2015 - sein bestes Jahr in der NFL in Diensten der Arizona Cardinals - ein. Mathieu kam auf vier Interceptions und zwölf verteidigte Pässe. Hinzu kamen ein paar gut getimte Blitzes, wobei er die Häufigkeit derer aber im Vergleich zu früher zurückgeschraubt hat. Mathieu wurde hauptsächlich in Coverage und im Raum eingesetzt.
Durch seine Umtriebigkeit in der Secondary wiederum wird Mathieu im Hinblick auf Super Bowl LIV gegen die San Francisco 49ers vielleicht zum wichtigsten Mann - defensiv betrachtet. Naheliegend ist dabei vor allem seine Coverage-Qualität, mit der er gegen George Kittle zum entscheidenden Faktor werden könnte.
Setzen die Chiefs Mathieu auf George Kittle an?
Kittle ist freilich der beste Offensivspieler der 49ers und Mathieu erster Anwärter auf eine direkte Verteidigung des Tight Ends. Häufig nämlich haben die Chiefs gegen eine Offense wie diese entweder Mathieu oder dessen Nebenmann, "Dirty" Dan Sorenson, auf den Tight End abgestellt. Kam dagegen der Lauf, dann ist Mathieu der Mann, der in die Box geht, während Sorensen hinten bleibt.
Zudem kommt natürlich auch Mathieus Geschwindigkeit ins Spiel, nämlich dann, wenn die 49ers, wofür ihre Offense wohl wie keine zweite steht, auf die Läufe nach außen setzt. Mathieu ist trotz seiner geringen Größe (1,75 m) und Masse (86 kg) ein harter Hitter und durchaus brauchbar gegen den Lauf (75 Tackles).
Zudem darf man auch nicht ausschließen, dass Spagnuolo auf ein Überraschungsmoment setzt und Mathieu blitzen lässt, auch gegen den Lauf. Zuletzt wirklich effektiv und aktiv war er in dieser Hinsicht allerdings seit 2015 (11 Tackles for Loss) nicht mehr.
"Wir haben viele Burschen mit ähnlichem Körperbau in der Secondary, also können wir sie umher bewegen. Damit können wir dem Gegner verschiedene Looks zeigen", beschrieb Mathieu die Vorzüge seiner Unit und unterstrich: "Das Wichtigste ist aber, dass wir alle zu jeder Zeit geschlossen bereit sind."
Chiefs: Mathieu verkörpert "Championship Swagger"
Ein weiterer wichtiger Aspekt mit Mathieu kommt auf emotionaler Ebene. General Manager Brett Veach verpflichtete den Ex-Texans-Spieler auch wegen dessen Führungsqualitäten. "Wir haben Frank Clark und Tyrann Mathieu als wichtige Transferziele identifiziert", sagte Veach kürzlich gegenüber Reportern. "Diese Jungs haben zusammen mit Leuten wie Damien Wilson und Bashaud Breeland gezeigt, dass wir aggressiv waren und an die Leute geglaubt haben, die wir haben wollten."
Als sich Mathieu 2015 spät in der Saison verletzte und die Playoffs verpasste, war das auch eine große Storyline in Arizona: Mathieu als emotionaler Energiespender, an dem die Teamkollegen sich hochziehen können, fehlte merklich in der Postseason. Das ist jetzt anders.
Mathieu nannte Veach dabei gar "den Spieler, den wir unbedingt haben mussten". Eben weil er so wunderbar in den variablen Ansatz der Defense passte. Und weil er vorangehen würde. "Tyranns Energie ist so stark, dass sie die ganze Kabine ansteckt", umschrieb es Safety-Kollege Armani Watts: "Das ist Championship-Swagger."
Zudem gilt Mathieu mittlerweile als Vorbild auch für jüngere Kollegen. Er legt sehr viel wert auf Vorbereitung in der Woche vor einem Spiel. So lässt sich dann auch seine Handgeste - Zeigefinger Richtung eigener Kopf - erklären. "Too smart", also zu schlau sei er, wenn er ein Play macht, auf das er sich im Vorfeld gezielt vorbereitet hat. Und diese Geste ist nicht selten zu bestaunen dieser Tage.
Allerdings ist da auch viel Show bei, für die Mathieu mit seiner extrovertierten Art eben auch steht. Laut The Athletic - das Portal hat dies offenbar ausgewertet - ist kein anderer Chiefs-Spieler so aktiv auf Social Media und speziell Twitter wie Mathieu.
Doch auch der betont, dass es sich dabei eben auch nur um eine Freizeitbeschäftigung handele, "denn ultimativ ist es meine einzige Aufgabe, den Job zu erledigen".
Mit der gerade für Linebacker und Safeties aufgrund der schweren Lesbarkeit extrem herausfordernden 49ers-Offense wartet auf Mathieu vielleicht die größte Prüfung auf der größten Bühne.
Tyrann Mathieu in der Saison 2019
Statistik | Wert 2019 | Wert 2015 |
Interceptions | 4 | 5 |
Passes Defended | 12 | 17 |
Tackles | 75 | 89 |
Tackles for Loss | 3 | 11 |
Sacks | 2 | 1 |