Super Bowl LIV: Madden Curse? What Curse?
Es ist vollbracht! Nach mehr als 20 Jahren Existenz wurde der Madden-Fluch endlich gebrochen: Patrick Mahomes gewann als erster Cover-Athlet des Football-Spiels von "EA Sports" den Super Bowl. Die Geschichte des Fluchs: In den ersten elf Jahren, nachdem John Madden auf dem Cover des Spiels abgelöst wurde, mussten alle Spieler, die dessen Cover schmückten, in der darauffolgenden Saison stets schwere Verletzungen oder andere Rückschläge hinnehmen.
In den vergangenen Jahren trat der Fluch zwar nur noch abgeschwächt auf, unter anderem gewann Tom Brady als Cover-Athlet den MVP-Titel und zog in den Super Bowl ein, doch ein Super-Bowl-Sieg gelang keinem der Spieler auf dem Cover. Bis zum Jahr 2020. Bis Patrick Mahomes die Vince Lombardi Trophäe in die Luft streckte. Wer auch immer also in diesem Jahr auf dem Titelbild des Spiels zu sehen sein wird, er wird ganz sorgenlos in die Saison gehen können.
Patrick Mahomes erfüllt sich seinen Traum
"I'm going to Disney World", rief Mahomes den Fans im Hard Rock Stadium nach dem Super-Bowl-Erfolg seiner Chiefs zu. So wolle er den Super Bowl in den nächsten Tagen oder Wochen feiern.
Kurz darauf tauchte ein alter Tweet des heutigen Superstars in zahlreichen Timelines des sozialen Netzwerks auf: Im Jahr 2013 hatte Mahomes geschrieben, es fühle sich sicher großartig an, der Quarterback zu sein, der nach dem Gewinn des Super Bowls "Ich gehe nach Disney World" sagen kann. Dieses Gefühl hatte er nun also selbst erlebt.
Andy Reid bekommt endlich seinen Titel
Während Mahomes nur wenige Jahre auf seinen ersten Titel in der NFL warten musste, gingen in der Nacht auf Montag auch zwei deutlich längere Durststrecken zu Ende: Zum einen feierten die Chiefs ihren ersten Super-Bowl-Sieg seit 50 Jahren, zum anderen holte Andy Reid nach 20 Jahren endlich seinen ersten Ring.
Der allseits beliebte Coach galt bereits als einer der besten Trainer der Liga, durch seinen Titel dürfte er seinem Einzug in die Hall of Fame ein gehöriges Stück näher gerückt sein. "Wir haben den Ring für Big Red geholt", erklärte Tight End Travis Kelce nach dem Spiel. Reid selbst wollte sich derweil auf eine besondere Art und Weise belohnen: "Ich werde heute einen Double Cheeseburger essen", freute er sich. "Mit extra Käse!"
Kansas City Chiefs kramen ganz tief in der Trickkiste
Um zum ersten Super-Bowl-Sieg der Chiefs zu gelangen, mag man 50 Jahre zurückgehen müssen (Saison 1969). Doch: Der Ursprung des Trickplays, das die Chiefs zu Beginn des Spiels bei einem Fourth-and-One in der Red Zone der 49ers ausspielten, liegt noch weiter zurück!
"Dieser Spielzug stammt, wenn ich mich nicht vertue, aus dem Rose Bowl 1949" gab Offensive Coordinator Eric Bieniemy nach der Begegnung zu. "Wahrscheinlich sollte ich das nicht verraten. Es war ein Spielzug, an dem wir schon länger gearbeitet und überlegt haben, wann wir ihn einsetzen können. Es hat Spaß gemacht, zuzusehen." Den letzten Satz kann man so sicherlich unterschreiben.
Kansas City Chiefs stellen neue Rekorde auf
Die so herausragende Offense der Chiefs kam im Super Bowl lange nicht ins Rollen, die geradezu historischen Zahlen aus den ersten beiden Playoff-Spielen konnten gegen Bosa, Sherman und Co. nicht wiederholt werden. Und doch füllte Kansas City ein neues Kapitel im Buch der Super-Bowl-Rekorde: Die 21 Punkte des Teams im vierten Viertel sind eine neue Bestmarke, nie zuvor erzielte ein Team im letzten Spielabschnitt des Super Bowls mehr Punkte.
Außerdem: Mit seinem dritten Comeback-Sieg nach einem Rückstand von mindestens zehn Punkten in einer einzigen Postseason hat Mahomes einen weiteren Rekord aufstellen können. Drei Mal gelang dies zuvor noch keinem Quarterback in der Geschichte der NFL Playoffs.
Kyle Shanahan gibt erneut einen nahezu sicheren Super-Bowl-Sieg aus der Hand
Geschichte geschrieben wurde auch auf der Gegenseite - allerdings in weniger erfreulicher Manier. Die 49ers ließen nicht nur die meisten Punkte im vierten Viertel eines Super Bowls zu, Head Coach Kyle Shanahan ist ab sofort auch Teil der beiden Teams, die im Super Bowl die wahrscheinlichsten Siege aller Zeiten noch aus der Hand gaben.
In Super Bowl LI verlor Shanahan als Offensive Coordinator der Atlanta Falcons nach einer 28:3-Führung und einer Siegwahrscheinlichkeit von 99,7 Prozent (!) noch gegen die New England Patriots. In der Nacht auf Montag unterlag er nun als Head Coach trotz einer Siegwahrscheinlichkeit von 96,1 Prozent (dies war unmittelbar vor dem 44-Yard-Pass von Mahomes auf Tyreek Hill bei einem Third-and-15 der Fall) den Chiefs.
Tom Brady: Rätsel um Tweet ist gelöst
Würde er bei den Patriots bleiben? Würde er sich einem anderen Team anschließen? Würde er womöglich sogar seine Karriere beenden? Um den Tweet von Tom Brady einen Tag vor dem Super Bowl rankten sich zahlreiche Fragen. Während des großen Spiels stellte sich nun heraus: Das von Brady getwitterte Bild war nicht mehr als ein Vorgeschmack auf einen Werbespot des Streamingdienstes "Hulu" gewesen.
"Sie sagen, dass alle guten Dinge zu einem Ende kommen müssen, daher sage ich zu meinen Teamkollegen, meiner Familie und meinen Fans: Ihr verdient es, dies von mir zu hören", erklärte Brady in dem Clip, der mit dramatischer Musik unterlegt war. "Es ist Zeit, sich vom Fernsehen, wie ihr es kanntet, zu verabschieden. Aber ich? Ich werde nirgendwo hin gehen." Wer möchte, kann jedoch weiter spekulieren: "Ich werde nirgendwo hin gehen", sollte dies etwa ein Hinweis von Brady auf seine weitere Zukunft gewesen sein? Wir bleiben gespannt.