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NFL: Ravens, Steelers, Patriots und Co.: Das Defense-Ranking vor Saisonstart

Matt Judon ist einer der gefährlichen Pass Rusher der Ravens.
© imago images / Kenneth K. Lam
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3. Pittsburgh Steelers

Platz 3 nach DVOA, Platz 3 nach zugelassenen EPA/Play - und wenn man den Fokus eher auf die Entwicklung setzt, also den Saisonstart schwächer gewichtet, wäre Pittsburgh noch weiter oben.

Trotzdem ist ein gewisses Maß an Vorsicht angebracht: Pittsburgh setzte gegnerische Quarterbacks letztes Jahr bei 30,5 Prozent der Dropbacks unter Druck und kreierte Turnover bei 19 Prozent der gegnerischen Drives. Beides enorm hohe Werte, beides jeweils Liga-Spitze - und insbesondere bei den Turnovern muss man eine gewisse Regression erwarten.

Gleichzeitig ist auch zutreffend: Pittsburgh hat nach wie vor eine enorme individuelle Qualität. Zwei Elite-Spieler in T.J. Watt und Cam Heyward, Stephon Tuitt kehrt zurück und nimmt seinen Platz nach dem Abschied von Javon Hargrave wieder ein. Bud Dupree muss zeigen, dass er seine Vorsaison bestätigen kann, er sollte aber dafür neben den drei Kollegen auch genügend Gelegenheiten bekommen.

Den Schritt von einer sehr guten zur Elite-Defense schaffte Pittsburgh letztes Jahr aber aufgrund der Secondary, die nämlich überaus positiv überraschte. Der Trade für Minkah Fitzpatrick erwies sich als Volltreffer, Steven Nelson gegenüber von Joe Haden war vielleicht die größte Positiv-Überraschung in Pittsburgh letztes Jahr. Hilton im Slot ist solide, einzig Terrell Edmunds auf dem zweiten Safety-Spot ist ein echtes Fragezeichen. Und kann Devin Bush den nächsten Schritt machen? Das würde Pittsburghs Defense noch gefährlicher machen.

2. Los Angeles Chargers

Selbst wenn man die Verletzung von Derwin James berücksichtigt, hatten die Chargers vielleicht die am deutlichsten enttäuschende Defense der vergangenen Saison. Trotz eines guten Cornerback-Duos und eines der besten Pass-Rush-Duos der Liga dümpelte L.A. im unteren Liga-Mittelfeld herum und war etwa auf Augenhöhe mit den Falcons oder Browns. Doch während die Quarterback-Situation und die Offensive Line weiter Fragezeichen aufwerfen, blasen die Chargers zum defensiven Großangriff.

Die Verpflichtung von Chris Harris gibt L.A. eines der besten Cornerback-Trios der Liga: Harris und Casey Hayward außen werden ergänzt durch Desmond King im Slot, gleichzeitig aber können sowohl Hayward, als auch insbesondere Harris ebenfalls innen spielen. Rückt Harris permanent in den Slot, würde King vermutlich Safety spielen. Mit James zurück nach seiner Verletzung und Rayshawn Jenkins sowie Vorjahres-Zweitrunden-Pick Nasir Adderley - der letztes Jahr ebenfalls kaum gespielt hat - an dessen Seite haben die Chargers in der Summe potenziell die beste, auf dem Papier aber mindestens eine Top-5-Secondary.

Und die Front? Die Verpflichtung von Nose Tackle Linval Joseph soll dabei helfen, die Löcher gegen den Run zu stopfen, die letztes Jahr zu häufig da waren. Erstrunden-Pick Kenneth Murray wird in dieser Disziplin definitiv helfen. Bosa und Ingram, sofern der nicht aufgrund seiner Vertragssituation länger aussitzt, sind noch immer ein Elite-Pass-Rush-Duo und womöglich gibt es einen Sprung im zweiten Jahr von Jerry Tillery dazwischen. Einzig die Coverage-Qualitäten bei den Linebackern sorgen noch für ernsthafte Bauchschmerzen.

1. Baltimore Ravens

Würde man in der Theorie eine Defense für die moderne NFL planen - das Konstrukt in Baltimore wäre eine starke Schablone. Die Ravens haben ihre Defense komplett über die Secondary aufgebaut und sind innerhalb der Secondary bereits überaus flexibel. Teilweise tauchen Cornerbacks auf Safety-Positionen auf, dann wiederum ist Earl Thomas als Blitzer an der Line.

Vor allem aber gibt die hohe Qualität und Tiefe in der Secondary, welche es Baltimore erlaubt, fast nach Belieben Man Coverage zu spielen, den Ravens enorme Freiheiten darin, wie sie ihren Pass-Rush kreieren. Konkret: Die Ravens blitzten im Vorjahr bei 54,9 Prozent der gegnerischen Dropbacks. Nur Tampa Bay war 2019 ansonsten bei über 40 Prozent. Zwölf Spieler hatten für Baltimore zweistellige QB-Pressure-Zahlen - der Druck auf gegnerische Quarterbacks kam von überall.

Brandon Carr ist der einzige nennenswerte Offseason-Verlust, dafür kehrt Slot-Corner Tavon Young nach seiner Verletzung zurück. Vor allem aber haben die Ravens die Offseason genutzt, um die Front komplett zu überholen.

Baltimores Strategie fußt zwar maßgeblich darauf, seine Secondary-Spieler sowie die Linebacker möglichst flexibel überall einsetzen und aus jeder Richtung Druck auf den Quarterback ausüben zu können - doch was den Ravens letztes Jahr fehlte, war eine starke Defensive Line, die Räume kreieren, Double-Teams schlucken und auch gegen den Run halten kann. Das sieht jetzt deutlich anders aus.

Die Verpflichtungen von Derek Wolfe und vor allem Calais Campbell, ergänzt durch Drittrunden-Rookie Justin Madubuike, geben Baltimore eine deutlich verbesserte Defensive Line. Die Ravens sollten so individuell merklich gefährlicher an der Line of Scimmage sein, was ultimativ auch die Blitz-Pakete noch gefährlicher macht. Eine andere Problemzone letztes Jahr waren die Linebacker, wo insbesondere Patrick Queen schnell eine tragende Rolle einnehmen sollte.

Die Ravens könnten 2020 eine besondere Defense aufs Feld bringen.